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Beschreibungen von Personen, Dingen, Zuständen, Stimmungen, Gefühlen, Situationen |
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#1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber eKy,
Meine Reise geht hier weiter, und ich bin gespannt, was mich da erwartet. Ich habe noch nicht geluschert. Also drauf los! ![]() ![]() Totenschädel (Adolphe Duvocelle, 1904) Das Bild, da hast du ja ein Totenschädel in dem noch die Augen drinne sind, gewählt. Ich weiß, du nimmst Bilder, die DIR etwas sagen, es geht nicht nach Schönheit. Es ist so als wenn er dem Schrecken der Welt nachstarrt, und es gar nicht fassen kann. Natürlich interpretiere ich das in ihn hinein, auch sehe ich das Ende des Lebens, die leere Hülle, der Geist ist verschwunden, und es bleiben nur noch Haare Augen und knochen übrig vom Leben. Das Sein ist für immer verflogen, vielleicht entwickelt sich etwas Neues aus der Asche des Lebens im Laufe von Millionen von Jahren. Dein Sonett, ist düster, eine starke Melancholie prägt die Worte und eine gute Portion Wut. Das Leben sperrt den Tod aus. Die Tür für ihn ist bei den Menschen solange verschlossen, bis er so grinst und starrt, mit seinem grausamen Übel, das er den Menschen zufügt. Eigentlich sind es die Menschen ja selber, die den Tod bei sich so wüten lassen. Sie bringen sich oft genug selbst den Tod durch Krieg und Mord. Aber auch der einfache Tod, der schleichend ins Menschenfleisch kriecht hat seine Schrecken, und läßt die Seele aufschreien, nach mehr Leben. Warum ich! Es ist ein Sonettt, das ich nicht vergessen werde, weil es leidenschaftlich klingt! Beides zusammen, wirkt auf den Sehenden, es macht betroffen, und man kann nicht umhin, man muß an das eigne Ende denken, und an die Tode, die Totenschädel, die sich die Menschen selbst um die Augen hauen. Ein starkes Werk! 55) Die Versuchung des heiligen Antonius (Otto Dix, 1940) Das Bild,verwirrt mich. Es ist auf den ersten Blick total widersprüchlich. Aber so ist die Welt! Es heißt ja auch: "Die Versuchung des heiligen Antonius", und beim zweiten Blick erkenne ich die Macht der Verführung in Form eines Teufels, der neben einem nackten Kind, das unschuldig wirkt, sitzt. Der Teufel sitzt dem heiligen Antonius im Nacken. Er ist sprichwörtlich, das Böse, per se. Über dem teufel ist noch eine gestalt im Himmel, es ist ein Engel, der zum Skelett geworden ist, seine Macht ist klein, man sieht nur die Flügel. Meines Erachtens hat der heilige Antonius große innere Zwiegespräche, die mit Moral, Kirche, Sex, und der Liebe zu tun haben. Er versucht seinen himmel zu bewahren, auch wenn die dunklen Mächte ihn niederdrücken. Dein Sonett, weist auf den Zwiespalt hin, den der Mönch lebt. Die Einseitigkeit, des Lebens, gepachtet mit der Macht der kirchlichen Wahrheit, gelingt es ihm nicht, auch das menschliche zu sehen. Die körperliche Zuneigung, die Liebe! Auch sind ihm die Alltäglichkeiten der normalen Menschen fern, da das Mönchleben einem gewissen Ritus folgt, aus dem es schwer ist auszubrechen. Das lese ich aus deinen zeilen. Auch ich habe wild interpretiert und meine Gedanken sprudeln nur so, manchmal kann es sein, das ich mich verliere.... Beides zusammen, macht nachdenklich. Es ist ein Blickwinkel auf die Kirche, die Moral und deren eigene Positionen, wie man mit Menschen umgeht, und wie man in der Kirche selber wirkt! Letzendlich verleugnet der Heilige viele seiner inneren Seiten, um der kirchlichen Wahrheit zu dienen. eKy, das hier sind zwei Sonette mit großer Ausstrahlung, deine Gedanken tragen weit, sie öffnen auch eigene Gedanken und lassen mich hinterfragen. Keine leichte Kost, aber wer dich kennt, will sowas Tiefschüfendes. Auch diese Gedichte habe ich mit einer Erwarungshaltung gelesen, und ich bin belohnt worden. ![]() ![]() ![]() Liebe Grüße sy |
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#2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Sy!
Der hl. Antonius wurde - so will es die Legende - spät im Leben vom Teufel besucht, der ihn in Gestalt eines schönen Mädchens zu betören versuchte. Der Heilige war aber nach einem Leben der Askese und Einkehr schon zu weit vom allzu Irdischen entfernt, um sich noch fangen zu lassen. Der Teufel mühte sich vergebens. Diese Szene wurde oft von Malern interpretiert - ein sehr beliebtes Sujet. Ich habe das Bild von Dix, das mich zudem an die Höllenwesen des Niederländers Hieronymus Bosch erinnert, anders gedeutet: Nicht der Teufel, sondern all die ein ganzes Leben weggesperrten Ängste, Lüste und Emotionen suchen den Kirchenmann heim, all das für den Glauben Verdrängte, das jahrzehntelang in ihm schwärte, unbewältigt, weil nicht anerkannt, nicht als Teil seiner selbst akzeptiert. Jeder Glaube ist ja im Grunde eine freiwillige Einschränkung der Lebensmöglichkeiten. Vieles davon moralisch vertretbar (das aber ginge auch ohne den erhobenen Zeigefinger eines Gottes), vieles aber eben auch bloß stumpfsinniges Ritual, selbstauferlegte Buße und Kasteiung, nur dazu da, den Zusammenhalt einer Gemeinschaft zu gewährleisten, die sich über diese Inhalte und Riten definiert. Besonders augenfällig im Islam, wo die Kontrolle bis weit ins Privatleben reicht: Fünfmal TÄGLICH muss sich der Gläubige mit allen anderen seinem Gott vor die Füße werfen und ihm sybolisch die Füße küssen, verbunden mit heruntergeleierter Arschkriecherei (Das ist bei den Christen auch so, bloß einmal wöchentlich zur Sonntagsmesse, und es wird auch "bloß" gekniet. Die Schleimerei ist die gleiche!), von wegen wie groß und allmächtig der Gott sei und wie bedeutungslos und winzig im Vergleich der Anrufende: Schöne Gehirnwäsche, um die Menschen klein und demütig zu halten, gehorsam und unterwürfig jenen gegenüber, die gern behaupten, im Namen der betreffenden Götter zu sprechen oder zumindest von ihnen gesegnet zu sein! Um Teil der Gemeinschaft zu sein, muss also vieles abgeleugnet und verdrängt werden, was nicht in den jeweiligen Wertekanon passt. Keine gute Voraussetzung für geistige Gesundheit ... Funktioniert seit Aberjahrtausenden, je bildungsferner das Volk, desto besser! ![]() ![]() Beim anderen Sonett habe ich den glotzenden Schädel als den des personifizierten Todes selbst betrachtet. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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