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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo fee,
ich schleiche jetzt schon mehrmals um diese ballade - und komm doch irgendwie nicht ganz durch - dh. irgendwo unterwegs beim lesen geht mir die rapunzel verloren (oder der quendel?) dabei rutscht man mühelos in die geschichte hinein, die ersten beiden strophen sind perfekt, sie klingen tatsächlichwie ein lied, da hat thomas schon recht. ich kann leicht eine meodie dazu summen. dann aber beginne ich schon zu purzeln - und nun habe ich überlegt, woran das denn liegen könnte. und siehe da, bei genauerer betrachtung zeigt sich: in den ersten beiden strophen sind die endungen regelmäßig: weiblich-männlich-weiblich männlich. das erzeugt den liedcharakter. strophe 3 ( 4x weiblich geendet) fällt da schon raus - und die melodie in meinem kopf stolpert. strophe 4 und 6,7,8,10,16: w-m-w-m, passt, strophe 5 könnte man auf tal-mal kürzen, würde auch gehen. strophe 9,11,12,13,14,15,17,18,19: alles 4 mal weiblich geendet. du wechselst also, wenn man es als lied betrachtet, zwischen zwei formen, beginnst mit der einen,wechselst mittendrin und endest mit der anderen. dadurch stolpert mein musik-ohr. wenn man sich das ganze als bänkelgesang vorstellt (was es vom inhalt und der thematik her leicht sein könnte) dann müsste es regelmäßiger sein. auch enjambements (die sonst sehr schön sind) scheinen mir hier weniger günstig, denn die geschichte ist ja insgesamt lang - da wirds doch um einiges hörbarer, wenn jede strophe in sich abschließt. ein wenig über die steine gestolpert, insgesamt gerne gelesen, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
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#2 |
asphaltwaldwesen
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liebe larin,
als bänkel-gesang wars ja auch nicht konzipiert. auch nicht als lied im eigentlichen sinne. viel eher als erzählgedicht mit gewissen tempo-wechseln. wenn dich stört, dass das metrum nicht regelmäßig durchgezogen ist, tut mir das leid. ich gestehe, ich habe auch nicht den ehrgeiz oder lust, darauf noch weiter hinzufeilen. so, wie es da steht, hat es mir beim formulieren und drehen der worte spaß gemacht. dass eine so brauchbare sache dabei herauskommen würde, war bis zuletzt für mich nicht sicher. perfektion im metrum bzw. ein fertiges, perfektes produkt hatte ich dabei nicht im sinn. ich schrieb aus lust an der freud. so, wie es jetzt da steht, lese ich diese freude für mich darin. daher möchte ich es auch nicht mehr ändern - die freude sozusagen unangetastet lassen. egal, wie persönlich dieser grund auch sein mag, es nicht weiter zu polieren, obwohl es sicher möglich wäre. ich weiß, du verstehst das. liebe grüße fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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um "perfektion" gings mir ja auch gar nicht. insoferne kann es mich auch gar nicht "stören".
hab spaß! lg,larin
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#4 |
asphaltwaldwesen
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liebe larin,
ich hoffe, du nimmst mir meine (meiner momentanen verfassung geschuldete) etwas patzige und vor allem abwehrende reaktion nicht übel. ich hatte gar nicht dran gedacht, dass es dir bei deinen anmerkungen tatsächlich um konkrete richtlinien für eine vertonung ging... meine schuld. entschuldige bitte. (ich bin froh, dass wir das per PN klären konnten. danke.) ich hab also versucht, es so umzuschreiben, dass das betonungs-schema wie von dir vorgeschlagen w-m-w-m pro strophe nun durchgängig ist. dadurch sind jetzt zwei versionen entstanden. in der nicht-lied-version gefällt mir einiges, auf das ich jetzt klanglich verzichten musste durch die umstellungen. also hab ich mich entschieden, beide versionen zu "behalten". hier also die w-m-w-m-version für eine vertonung (die strophen-nummern lass ich gleich dabei. das erleichtert die diskussion, denke ich): 1 Rapunzel und Quendel, die beiden flocht er seiner Liebsten ins Haar mit seidenem Bändel. Sie leiden mocht er gar so gern schon vier Jahr. 2 Als Unterpfand warn sie gegeben, bis er käm zurück aus der Wand. Zu tauschen für Blümchen sein Leben, das er dort bewahrt mit Verstand. 3 Noch jedesmal wirkte die Gabe - kehrt unversehrt er zu ihr heim. Entronnen dem felsigen Grabe, bezwang er den Berg ganz allein. 4 Der Lenzmond war kaum noch vergangen, zog's dieses Jahr ihn schon hinaus. Die nördliche Wand wollt begangen, gespürt werden Windes Gebraus. 5 Welch herrlicher Duft dort vom Gipfel! Schon hielt's ihn nicht länger im Tal. Zog's hoch ihn hinauf über Wipfel. Die Liebste, sie fleht tausend Mal. 6 Dass er doch dem Berg fern möcht bleiben. Noch blühten die Blümelein nicht und sie wollt und könnt es nicht leiden. Zu schwer wög noch Eises Gewicht. 7 Ein kleinster Fehltritt nur bräche das Schneebrett vom dürftigen Halt. Beschwor sie ihn, dass er verspräche, zu zwingen den Drang mit Gewalt. 8 Zu warten, bis er ihr könnt flechten Rapunzel und Quendel ins Haar, dass diese an liebschwörten Nächten die letzte nun ihnen nicht war. 9 Der Jüngling, er hört's wie ein Rauschen, nicht rührt ihn, berührt ihn ein Wort, galt längst Wiesmahdeisen sein Lauschen - dem Geräusch ihrer Tritte, weit fort. 10 Von Rapunzel und Quendel, versprach er, zu brocken ihr dicht einen Strauß, wär er erst zurück. Und so brach er zur Wand auf, nach Gipfelluft aus. 11 Es trieb ihn, als säß ihm im Nacken des Irrsinns unbändiger Drang. Schon ragt hoch empor Nordwands Backen aus grauem, geröllschwerem Hang. 12 Die Knöchel zerschunden, zerrieben, von schneidendem Eiswind gequält, hat's hoch ihn und höher getrieben, hat tollkühn sein Ziel er erwählt, 13 den Backen aufs Mal zu besteigen - kaum Umweg scheint's ihm auf dem Pfad zum Gipfel - doch er will zu eigen sich machen den Felsdorn am Grat. 14 Als erster will droben er stehen, sein Zeichen dem Stein eingraviert. Da sieht er Rapunzel leis wehen, das noch seine Liebste nicht ziert! 15 Schon streckt er sich lang, es zu greifen. Zwei Handbreit entfernt steht's ein Stück zu weit. Und den Zorn fühlt er reifen, Vernunft weicht dem Trugbild vom Glück. 16 "Rapunzel - 's ist mein!" Er wird kühner: "einmal nur riskiert zählt's wie keins!" So steigt er und greift ungestümer. Schon wähnt er das Pflänzelein seins. 17 Da bröckelt's und kracht's unter Sohlen! Er rutscht, ruckt, die Hand greift - vorbei! Und als ihm fährt ein, was befohlen einst Lieb und Vernunft, tönt sein Schrei. 18 Er selbst hört den Hall und im Fallen, da schilt er sich noch für den Stolz. Zu spät - denn schon bersten im Prallen auf Grund ihm die Knochen wie Holz. 19 "Rapunzel..." - sein letzter Gedanke "...und Quendel flecht nie mehr ich ein". So ward ihm das Blümlein zur Pranke, zur Teufelskralle im Stein. liebe grüße und - nochmals - nix für ungut. deine fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (12.03.2012 um 19:20 Uhr) |
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#5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe fee,
"schuld" in dem sinne gibts hier nicht (denn schuld kann nur haben, wer eine bewusste, dem andern schaden wollende absicht hegte. und so weit kenn ich uns schon, dass ich sagen kann: das findet nicht statt! ![]() aber missverständnisse kanns geben. so explizit hatte ich meine vertonungs -idee ja nicht zum ausdruck gebracht. und da niemand von uns hellsehen gelernt haben muss, kanns auch schon mal an einander vorbei gehen. grins. (wir sind aber sowieso die "braven", denn wir schlagen uns beim aneinander-vorbeireden wenigstens nicht die köpfe ein! ![]() ich bin heut schon etwas groggy - morgen nehm ich mir dann mal deine neufassung her (überflogen hab ich sie schon), denn es reizt mich wirklich sie zu trällern! klar geht bei so einer umformung einiges verloren - das ist mir bei manchen meiner texte, die vertont wurden, auch so gegangen. dafür kommt dann halt wieder was anderes dazu. (wenn aus einem buch ein film wird, wird die story meist auch nicht 1:1 umgesetzt. jedes genre folgt da halt seinen eigenen regeln). ich find aber , einen versuch ist es wert - denn ich spüre, da steckt noch mehr drin. ich finde diese geschichte wirklich wunderschön - vor allem so sequenzen wie "liebschwörte nächte" - das ist wie ein sprachlicher gruß aus fernen, fernen tagen. sehr, sehr romantisch. ![]() und dramatisch. großes kino in cinemascope a la geierwally! da komm ich doch glatt ins träumen..... ![]() liebe grüße, larin
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#6 | |
asphaltwaldwesen
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![]() Zitat:
wie schön, zu lesen, dass es so bei dir ankommt, liebe larin! das "drama am berg" ist ein genre, das mich schon immer fasziniert hat. erst gestern war im TV eine preisgekrönte film-doku auf den spuren der vermutlich ersten bezwinger des everst - george mallory und sandy irvine. darin wurde auf mallorys spuren versucht nachzuvollziehen, ob es damals überhaupt mit der ausrüstung der zeit möglich war, die letzte etappe zum gipfel zu schaffen. auch briefwechsel zwischen mallory und seiner frau und den kindern daheim in england wurden zitiert. ein sehr berührender film. wie eigentlich alle diese filme bzw. berichte, die sich um bergsteiger und deren beziehungen zu bestimmten schicksalsbergen drehen. wo viel leidenschaft ist, ist immer auch romantik, behaupte ich. und meist auch tragik. ein sehr lebendiger mix. auch heute noch. danke fürs noch so späte reinlesen heute. liebe grüße fee
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#7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe fee,
larins kommentar war auch für mich sehr lehrreich, und du hast ihn gut umgesetzt. Ich habe mir gerade - weil nichts passenderes da war - die Ballade auf die Melodie von 'Es waren zwei Königskinder' selbst vorgesungen gesungen. Von der Stimmung passt die Melodie natürlich nicht, aber es funktioniert. Vielleicht erfindet ja jemand eine passende. Liebe Grüße Thomas |
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#8 |
asphaltwaldwesen
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danke für die rückmeldung, lieber thomas!
![]() ja. ich hab auch was gelernt. inzwischen mag ich die "lied-lied-version" schon richtig gerne. ich habs auch schon gesummt. aber so recht stimmiges bring ich nicht zustande. wird auch immer zu ähnlich wie schon bekanntes. ![]() liebe grüße, fee
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