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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 19.05.2018, 22:20   #1
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ein schönes Gedicht!

An Chavalie und Erich...

solche Stellen können den Erstleser verwirren und aus dem Takt bringen.
Nur sind sie saloonfähig und mit öffterem Lesen zu vermeiden. Und tuen solche Ungleichgewichte einem Gedicht manchmal wirklich gut, wenn ein Auftakt etwas undefinierter eintritt. Das befreit vom jambischem "Leiern". Auch in solchen Zweistrophern!
So ganz auf sie zu verzichten ist auch nicht die Lösung, vor allem nicht, wenn der Wortfluss einmal gegeben ist.

Pinni.
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Das Leben ist eines der schwierigsten.
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Alt 20.05.2018, 07:26   #2
Chavali
ADäquat
 
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Zitat:
PS: Liebe Chavi, ich habe kein Problem gehabt mit den von dir monierten Zeilen, da man die Auftaktworte hier auch unbetont anlesen kann. So was nenne ich einen undifferenzierten Auftakt - es geht so oder so. Meist folgt der Leser automatisch dem vorgegebenen Takt, auch wenn so ein Zeileneinstieg dann bisweilen etwas unnatürlich klingen mag.
Ich selbst versuche in meinen Werken - aus Erfahrung mit mancherlei Einwänden klug geworden - solche mehrfach auslegbaren Auftakte zu vermeiden. Nicht immer einfach ...
Lieber Erich,

diese Taktik habe ich mir ja auch angewöhnt - bin damit (auch bei meinen eigenen Texten,
die aber auch schon diesbezüglich gerügt worden sind )
immer gut gefahren.

Was hier der Grund war für meinen Einwand:
Bei Laies Werken kam das ansonsten nicht vor

Danke für Extra-Begründung und liebe Grüße Ch.
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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 20.05.2018, 09:39   #3
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hi Chavali,

vielen Dank für Lob und Beschäftigung mit den Löwenzähnen. Ich habe hier wirklich Stellen - wie du sie auch angeführt hast - die betont oder unbetont sein könnten. Aber ich glaube, dass ich das sogar wirklich oft so mache Also mein Schreib- und Lesegefühl hat mir bei diesem Gedicht zumindest keine Steinchen an den Kopf geworfen, um mich darauf aufmerksam zu machen. Vielleicht hat mein Gefühl aber hier auch versagt


Hi eKy,

die Idee kam nicht von mir, sondern vielmehr vom Moment. Der Zug hatte Verspätung und ich schaut so herum und dann fiel mir der Löwenzahn auf, der so fein und farbig gar nicht in die graue Umgebung passen wollte. Ich muss dazu sagen, dass ich hier nicht den Gewöhnlichen Löwenzahn (oder Müschek, wie wir in Bayern sagen) bedichte, sondern den Leontodon, der höher wächst und insgesamt schlanker ist.
In Hinsicht auf die Wiesen gebe ich dir Recht! Wobei der Löwenzahn nur als Bild dafür steht, was der Mensch ruiniert, und er eigentlich nichts dafür kann.

Vielen Dank auch für deine Ausführungen zu den Auftakten!


Hi juli,

es war wirklich mehr ein Widerspruch im Anblick. Der Löwenzahn wirkte wie dahingeworfen und gar nicht ins Bild gehörig.

Auf das Wort "maitagleise" bin ich beinahe etwas stolz

Ich danke dir für deinen Kommentar!


Hi Pinni,

ich denke auch, dass man es hier nicht so eng sehen sollte. Ab und an macht der Versuch alles zu vermeiden, was irgendwie nicht vollkommen sauber ist, doch viel mehr kaputt, als er gut macht.

Vielen Dank für deinen Beitrag


Beste Grüße an euch alle,
Laie
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Alt 20.05.2018, 09:57   #4
Erich Kykal
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Hi Pinni!

Das "Leiern", wie du sagst, kann man durch richtige Wortwahl und Satzkonstruktion, durch Auswahl von Betonungen und Klangfarben vermeiden - was der gute Dichter ohnehin automatisch so macht, sagt er sich doch seine Zeilen beim Schreiben schon innerlich vor.
Man muss also keine indifferenten Auftaktkonstrukte setzen, oder diese solcherart rechtfertigen. Allerdings gebe ich gerne zu, dass sie sich eben nicht immer vermeiden lassen, will man mit seinem Text etwas Bestimmtes aussagen oder erreichen, weil zuweilen die Sprache eben nicht mehr hergibt.

Übrigens: "Saloonfähig" ist in den USA so ziemlich alles, außer auf den Tisch zu kacken ... - Was du wohl meintest, ist "salonfähig".

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 20.05.2018, 10:03   #5
Laie
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Zitat:
Übrigens: "Saloonfähig" ist in den USA so ziemlich alles, außer auf den Tisch zu kacken ...
Verdammt! Dann habe ich mich im letzten Urlaub wohl blamiert...
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Alt 20.05.2018, 13:03   #6
Terrapin
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Ich finde ein gebrochener Auftakt, der in einem jambischen gedicht steht, mit ziemlich potenter Betonung kann dem Werk an der geeigneten Stelle einen Ruck geben, um das Gesagte mit dem Ausdruck zu unterstreichen.
Wenn beispielsweise erst eine liebliche Landschaft beschrieben wird, in der sich dann ein Donner oder etwas anderes plötzliches los reißt.
Das sehe ich als geschicktes Stilmittel.
Man muss nur wissen wo und wie anzuwenden.
Immer rein metrisch gearbeitet macht nicht den großen Dichter.
Und wer sowas freiweg immer moniert, offenbart freizügig seine Ahnungslosigkeit. Rilke und viele andere auch hängen sich nich immer an die gemeißelten Schemen. Da wird auch gerne mal frei durchgezogen, wie es Text und Inhalt eben gerade fordern oder benötigen.
Schwierig ist nur zu wissen, wann passt es und wann eine andere Lösung idealr ist.
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Alt 20.05.2018, 15:05   #7
Chavali
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Zitat:
Zitat von Terrapin Beitrag anzeigen
Ich finde ein gebrochener Auftakt, der in einem jambischen gedicht steht, mit ziemlich potenter Betonung
kann dem Werk an der geeigneten Stelle einen Ruck geben, um das Gesagte mit dem Ausdruck zu unterstreichen.
Wenn beispielsweise erst eine liebliche Landschaft beschrieben wird, in der sich dann ein Donner oder etwas anderes plötzliches los reißt.
Das sehe ich als geschicktes Stilmittel.
Man muss nur wissen wo und wie anzuwenden.
Immer rein metrisch gearbeitet macht nicht den großen Dichter.
Und wer sowas freiweg immer moniert, offenbart freizügig seine Ahnungslosigkeit.
Rilke und viele andere auch hängen sich nich immer an die gemeißelten Schemen.
Da wird auch gerne mal frei durchgezogen, wie es Text und Inhalt eben gerade fordern oder benötigen.
Schwierig ist nur zu wissen, wann passt es und wann eine andere Lösung idealr ist.
(Fettdruck von mir)

Das ist alles ganz schön kluggeschis...., lieber terrapin

WER bitte weiß, wann es passt??
WER bitte beurteilt, ob moniert werden sollte?
WER maßt sich an, zu wissen, was zu einem guten Gedicht gehört?

Erichs Texte sind stets metrisch einwandfrei - willst du damit sagen, dass er kein großer Dicher ist...?
Einer der besten unserer Zeit.

Ich finde, ehrlich gesagt, deine Ausführungen ganz schön kühn.

LG Ch.

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Alt 20.05.2018, 16:15   #8
Thomas
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Ihr Lieben,

an dem, was Terrapin sagt ist etwas dran, aber wie er es sagt zeigt, dass er noch nicht gut genug darüber nachgedacht hat. Ich werde jetzt nichts erklären, da ich nicht als oberlehrerhaft gelten will. Er wird es mit der Zeit schon selbst herausfinden. Nur so viel: Mit "Leiern" hat das nichts zu tun, man kann jeden Text "leiern", selbst Prosa, und den metrisch strengsten Text lesen, ohne zu leiern.

Im konkreten Fall finde ich die (von Chavali angemahnte) zweite Zeile auch nicht besonders gut gelungen, da ich keinen poetischen Grund für die rhythmische Verschiebung erkennen kann. Laies Argument, dass er es "oft so macht" taugt nicht als inhaltliche Erklärung.

Ich selbst bin für Erichs Korrekturen und Kommentare dankbar, obwohl ich oft andere Meinung bin. So kann ich mich selbst hinterfragen und ab und zu sogar etwas lernen.

Liebe Grüße
Thomas
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (20.05.2018 um 20:55 Uhr)
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Alt 20.05.2018, 16:53   #9
Erich Kykal
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Ich erinnere mich an eine Zeit vor gut 10-8 Jahren, als ich erste Forenluft schnupperte und mir damals heiße Dispute mit arrivierten Forendichtern lieferte. Damals war ICH Terrapins Ansicht, mit teils eben denselben Argumenten.

Im Laufe der Zeit hat sich meine Meinung interessanterweise fast umgekehrt. Heute stören mich Rilke's metrische Ungleichgewichte zum Teil, zumindest dort, wo sie leicht erkennbar sind. Zum Glück war er ein solches Sprachgenie, dass man seine "Taktlosigkeiten" fast nie als solche wahrnimmt.

Ich fühle mich keinesfalls gekränkt durch opponierende Ansichten, vor allem, wenn ich sie selbst einmal geteilt habe. Auch den Umkehrschluß, nach dem laut getroffener Aussage metrisch korrekte Dichter nicht groß wären, kann ich nicht nachvollziehen - so hat Terrapin es gewiss nicht gemeint.

Ich gönne jedem seine metrischen Ungleichgewichte, wenn er sie haben möchte. Ich zähle sie in meinen Kommis aber für den Fall auf, dass sie ungewollt und unbemerkt waren. Dass ich - zur Zeit - metrisch Korrektes präferiere, mache ich aber ebenfalls deutlich.

Ob ich ein "großer" Dichter bin, möge bitte die Nachwelt entscheiden. Ich merke jedenfalls nichts davon: Keine Verlage stehen bei mir Schlange, keine Lyrik-Groupies vor meiner Türe, die ein Kind von mir wollen, ja nicht mal Fanpost ...
Ehrlich - ich halte mein Schaffen im Vergleich der wirklich "großen" Namen für bestenfalls durchschnittlich. Außer natürlich, wenn sie "modern" schreiben, reimlos und atavistisch - dann sind sie natürlich nur schwachsinnige Möchtegernwichtige!

LG, eKy
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Alt 20.05.2018, 18:50   #10
Laie
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Hallöle Thomas,

mein Argument ist kein Argument und sollte auch keines sein, allein aus dem Grund, dass es meine subjektive Empfindung ist Für mich war die Betonung "wie sie blablabla" von Anfang an irgendwie natürlich. Deshalb passt es eben für mich so. Ich kann es tatsächlich ohne ein Haken lesen und das, ohne dass ich beim Lesen nachdenken müsste. Objektiv mag es sehr wohl falsch sein. Ich bin in keinster Weise ein Experte. Ich bin nur jemand, der versucht, metrisch sauber zu schreiben, und ich denke kaum über die Melodie von Wörtern nach. Auch deshalb, weil ich von der ganzen Theorie keinen Plan habe.

Allgemein glaube ich, dass die großen Dichter meistens ihrem natürlichen Sprachgefühl gefolgt sind. Zumindest kommt es mir bei meinen Lieblingsdichtern so vor.

Beste Grüße,
Laie
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