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Alt 14.12.2025, 12:55   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.988
Standard Schrecken gut, Ende gut

Schrecken gut, Ende gut


Die Psychospielchen ziehen sich wie ein schlechter Kater durch die Tage,
und ich merke, wie mir die Lust vergeht, überhaupt noch mitzuspielen.
Ich hab die Schnauze voll von diesem Zirkus, von diesem ewigen Hin und Her,
das einem die Knochen weichklopft, bis man nicht mehr weiß,
ob man noch steht oder schon fällt.
Ich kämpfe nicht mehr.
Nicht für sie, nicht für irgendeinen verfickten Applaus,
der sowieso nie kommt.

Also hab ich beschlossen, den Stecker zu ziehen.
Kein Drama, kein Pathos — einfach Schluss.
Wie man so was anfängt?
Keine Ahnung.
Vielleicht mit einem Drink,
vielleicht mit einem tiefen Atemzug,
vielleicht mit gar nichts,
weil manchmal das Nichts das Ehrlichste ist,
was man noch hat.

Und seltsam, wie leicht man plötzlich atmet,
wenn man aufhört, sich selbst zu belügen.
Als würde man zum ersten Mal seit Wochen
wieder die eigene Stimme hören.

Es wäre kindisch zu sagen:
„Als sie mich brauchten, war ich gut genug,
und jetzt werfen sie mich weg.“
Aber verdammt — genau so läuft es.
Menschen sind austauschbar wie billige Feuerzeuge,
und wenn die Narzissten dieser Welt lieber auf Fälschungen setzen,
sollen sie doch.
Die Rechnung kommt immer.
Je höher der Flug, desto härter der Aufprall,
und das Leben hat einen Humor,
der einem manchmal die Zähne zieht.

Ich verschwende keinen Gedanken mehr an sie.
Eine Erfahrung mehr, ein paar Narben extra — na und.
Man lernt nie aus,
und manche Lektionen riechen eben nach kaltem Rauch
und abgestandenem Bier,
und man schluckt sie runter,
weil man keine Wahl hat.

Sich für solche Leute aufzuopfern
ist wie Wasser in ein Loch zu kippen.
Du gehst dabei drauf,
und sie merken es nicht mal.
Das bisschen Leben, das mir bleibt,
hat Besseres verdient.
Vielleicht fällt mir morgen der Himmel auf den Kopf —
aber dann will ich wenigstens sagen können,
dass ich heute nicht mit Idioten meine Zeit vergeudet habe.

Also begrüße ich jeden neuen Tag,
als wäre er der letzte Drink in einer Bar,
die bald schließt,
und auch wenn ich weiß,
dass sie’s nie tun würden,
gefällt mir doch der Gedanke,
dass sie’s täten:

Ihr könnt mich mal…


Falderwald
. .. .



__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2025, 14:23   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.022
Standard

Hallo mein Freund
so ganz und gar kann ich
deine Gedanken nachvollziehen
denn die Welt sie spielt verrückt
oder - noch verrückter - sie IST verrückt
geworden
nichts ist mehr an seinem Platz
und wird es auch niemals wieder sein
die Friedenszeiten sind vorbei

Was bleibt zu tun?
ein Drink hilft - vielleicht - kurz
wegschauen eventuell auch
ist aber keine Dauerlösung
vor allem dann nicht
wenn man keinen ehrlichen Mitstreiter
an seiner Seite hat

und aussteigen so ganz und auf alles sheixxen?
man müsste es versuchen
wie lange das aushaltbar ist
ist aber vielleicht immer noch besser
als sich von Parasiten auffressen zu lassen


so geht Idealismus zu Ende und Ernüchterung tritt ein
schade, dass die Erkenntnis so spät kommt -
- vielleicht zu spät?


...
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2025, 13:13   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.988
Standard

Hi Chavi, danke für deine Worte

Manchmal reden die Leute von einer Welt, die verrückt geworden ist,
als wäre das der Kern des Problems.
Aber die Wahrheit ist viel banaler:
Es sind nicht die Zeiten, die einen zermürben,
sondern die Menschen, die glauben, sie könnten mit dir Schach spielen,
während du längst vom Brett aufgestanden bist.

Irgendwann hört man auf,
sich über Züge zu wundern,
die man nicht mehr beantworten muss.
Man lässt die Figuren liegen
und geht einfach weiter,
ohne Eile, ohne Groll.

Die Welt bleibt laut,
doch in einem selbst
wird es still.
Man nimmt die Dinge, wie sie kommen,
und lässt sie gehen,
wenn sie gehen wollen.

Gleichmut ist kein Rückzug.
Es ist nur die Entscheidung,
nicht mehr dort zu bleiben,
wo man sich selbst verliert.

Liebe Grüße

Faldi


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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