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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 23.11.2012, 22:50   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 3.375
Standard Brautrose

Brautrose

Das Fest ist fast verrauscht,
die Lampen sind gelöscht,
noch preisen letzte Zecher
die Braut und ihre Schönheit.

Den Park und die Terrasse
durchstreift die Sommerluft
und meine Augen gehen
mit meinem Kopf spazieren.

Sie bleiben wie gefesselt
bei einem Anblick stehen:
Am Fuß der weißen Säule,
die eine Kerze trägt,

liegt eine rote Rose,
die aus dem schwarzen Haar
der Braut beim Brauttanz fiel
und dort zu Boden sank.

Da liegt sie nun verloren.
Es zeichnet ihre Blüte
der matte Schein der Kerze
als dunkles Schattenbild.

Und unerbittlich sehen,
ich kann mich nicht erwehren,
die Augen dieses Welken,
das ihre Pracht umgibt.

Die Blütenblätter alle
beginnen sich zu neigen,
noch in der Jugend Pracht,
zu neigen sich zum Tod.



P.S.: Das ist wieder ein Versuch, mich der Form des sogenannten Prosagedichts (der ich recht skeptische gegenüberstehe) zu nähern. Auch bin ich mir nicht sicher, ob ich es in der richtigen Rubrik untergebracht habe, aber die anderen schienen mir alle noch unpassender zu sein.

Geändert von Thomas (25.11.2012 um 21:30 Uhr)
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Alt 24.11.2012, 16:47   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.909
Standard

Hallo Thomas,

also für ein reines Prosagedicht halte ich diesen Text nicht, denn dafür ist er erstens zu strukturiert und zweitens besitzt er eine durchgängige Metrik.
Das einzige was fehlt, sind die Reime.

Die Rubrik ist schon passend, aber auch die Denkerklause wäre m. E. nicht unpassend gewesen, zielt der Text doch tiefer, als eine reine Liebesstory.
Die Brautrose steht hier ja stellvertretend für die Vergänglichkeit allen Daseins.

Ich bin noch ein wenig schwankend, denn einerseits sind die vermittelten Bilder sehr schön nachzuvollziehen, andererseits, und das ist meine eigentliche Kritik, verleiht der durchgehend dreihebige Jambus den kurzen Zeilen einen etwas "abgehackten" Rhythmus, es wirkt ein wenig aufzählend, wenn du verstehst, was ich damit meine.
Es fließt m. E. nicht so schön lyrisch, was weniger an den fehlenden Reimen liegt, als eben an den kurzen Versen mit den vielen männlichen Kadenzen.

Das ist aber nur mein subjektiver Eindruck und wahrscheinlich Geschmackssache, worüber sich nicht streiten lässt.

Alles in allem geht das Gedicht natürlich in Ordnung. Es ist sprachlich eloquent, auch die Idee gefällt mir gut und ist in den Bildern schön umgesetzt.

Ich denke, du hast eine ehrliche Meinung erwartet und bist jetzt nicht enttäuscht darüber.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 24.11.2012, 18:25   #3
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Lieber Thomas,

mir gefällt die Idee.
Ich hatte in Wikipedia nach diesem Begriff gesucht, aber ich fand nur schnöde Bilder
oder andere Erklärungen

Auch an der Umsetzung - so wie du sie gewählt hast - gibt es nichts auszusetzen.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man Gedichte und Texte verfassen kann,
die sich wie gereimt anhören, obwohl sie es nicht sind.
Dir ist so ein Kunststück gelungen!

Die Rubrik ist okay, obwohl der Text auch in die Denkerklause gepasst hätte (wie Faldi schon schrieb)

Schöne Bilder, interessante Abfolge des Geschehens.

Mich stört der kurze Rhythmus weniger, obwohl 4-hebig auch schön und passender gewesen wäre.
Kannst du nicht die Zeilen dahingehend verändern?
Mit Adjektiven oder Füllwörtern?


Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (25.11.2012 um 22:18 Uhr) Grund: Tippfehler
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Alt 25.11.2012, 21:52   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Falderwald, hallo Chavali,

Danke für die Zustimmung und die Kritik. Ich habe an dem Gedicht noch einige unwesentliche Änderungen vorgenommen, aber die Zeilenlänge möchte ich so lassen. Ich versuche damit die Stimmung des Gastes der Feier auszudrücken, der sich nach dem rauschenden Fest plötzlich ernüchtert umschaut. Vielleicht ist es diese Empfindung, die Falderwald etwas stört, dann wäre das eine Bestätigung meiner Absicht.

Die männlichen Kadenzen sehe ich so: Bei Jamben verbinden die männlichen Zeilenschlüsse die Folgezeile, denn man könnte die ohne Wechsel des Metrum weiterlesen, während weibliche Endungen durch die zusätzliche Senkung die Zeilen trennen. Es ist ein meiner Meinung nach ein dynamischer Effekt, der dem Enjambement ähnelt, wobei dort das Metrum fest ist, und die Verbindung durch die Semantik erfolgt, während hier das Metrum weiterfließt. Das ist aber alles nur meine Haus-und-Wiesen Lyriktheorie, welche ich eigentlich nicht mit gut begründen kann.

Euch beiden liebe Grüße
Thomas
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