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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 19.04.2016, 18:16   #1
Chavali
ADäquat
 
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Standard Der Fliederstrauch


Wie viele Jahre steht schon dieser Fliederstrauch,
in jenem Garten an der Bahn, der ganz verwildert ist,
mit einem Häuschen ohne Fensterscheiben.
Und dort am Bretterzaun, da stehen noch drei Eiben.

Das Gras ist narbig und ein Paradies für Bienen,
denn ungesät und nestergleich erblühen wilde Blumen.
Ein alter Brunnen hat schon lang kein Wasser mehr,
die Tröge und die Regenfässer sind längst leer.

Der Flieder blüht, denn es ist junge Maienzeit,
die Bank darunter sah dereinst ein Liebespaar.
Die erste Schwalbe setzt sich auf das morsche Holz,
der Strauch steht festen Fußes da und stolz.

Ich liebe dieses Stückchen Erde und den Duft von Flieder:
Der Frühling singt nur hier die schönsten Lieder.



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (24.05.2016 um 18:57 Uhr) Grund: Zeile 2 von S2 :-)
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Alt 19.04.2016, 18:33   #2
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Eine Naturbeschreibung wieder mal - wie schön! Sechshebige Zeilen mit unbetontem Auftakt. Stellenweise könnte die Sprachmelodie weicher sein.

Die Peanuts:

Wieviele Jahre steht schon dieser Fliederstrauch,
in jenem Garten an der Bahn, der ganz verwildert ist,
mit einem Häuschen ohne Fensterscheiben. Um einen Heber zu kurz. Vorschlag: "kleinen" einfügen vor "Häuschen".
Und dort am Bretterzaun, da stehen noch drei Eiben.

Das Gras ist narbig und ein Paradies für Bienen,
denn ungesät und nestergleich blühen wilde Blumen. Unbedingt "blühn" (verkürzt) schreiben, sonst Hebungsprall "-gleich blüh-"!
Ein alter Brunnen hat schon lang kein Wasser mehr,
die Tröge und die Regenfässer sind längst leer. Klingt unmelodisch. Altern.: "die Tröge und die Tonnen stehen lange leer."

Der Flieder blüht, denn es ist junge Maienzeit,
die Bank darunter sah einst ein Liebespaar. Hebungsprall "sah einst"! Vorschlag: "... sah so manches Liebespaar."
Die erste Schwalbe setzt sich auf das morsche Holz,
der Strauch steht festen Fußes da und stolz. Um einen Heber zu kurz. Vorschlag: Füge "alte" ein vor "Strauch".

Ich liebe dieses Stückchen Erde und den Duft von Flieder: Hier sieben Heber. Zu lang.
Der Frühling singt nur hier die schönsten Lieder. Hier fünf Heber. Zu kurz.
Vorschlag:
"Ich liebe diesen Flecken und den Duft von Flieder:
Der Frühling singt mir hier allein (oder: mir einzig hier) die schönsten Lieder."


Mir ist bewusst, dass das metrische Ungleichgewicht der beiden letzten Zeilen gewollt sein kann, und es klingt ja auch nicht übel. Es ist nur so, dass ich ein sehr taktbewusster Mensch bin (zumindest bei Gedichten!), daher meine Alternative.

Sehr gerne gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (27.05.2016 um 11:50 Uhr)
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Alt 19.04.2016, 19:49   #3
ginTon
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Hi chavilein...

Hehe, extra zu Shakespeares Todestag Das wird den Meister aber freuen, falls
er uns von oben irgendwo zuschaut. Ich habe es nur jetzt schnell überflogen,
und dachte ich schreibe gleich eins zwei Zeilen dazu. Zurückkommen kann man
ja immer noch mal wieder

Beim ersten Lesen war ich wirklich beeidruckt. Es hat mir gefallen und vor allem die
Endreime mit den zwei Waisen und dem Paarreim zum Ende jeder Strophe fand ich
gelungen. Dieser scheint fast zu verhallen, da sich der erzählerische
Charakter des Ganzen, doch stark hervorhebt. Ich habe mir das Metrum nicht
näher angeschaut, falls der erzählende Charakter des Gedichtes jedoch Stilmittel
ist, würde ich es nicht durch ein stringentes Versmaß eintauschen, außer, wenn
das Stilmittel dadurch erhalten bleibt.

vllt in der zweiten Strophe >> Regenfässer stehen leer

hat mir gefallen, gerne mit beschäftigt ...liebe Grüße ginnie
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nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 19.04.2016, 20:20   #4
charis
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Liebe Chavali,

Sehr schön! Das hast das unglaublich gefühlvoll eingefangen!

Lieben Gruß
charis
p.s. "Wie viele Jahre.." vielleicht?
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2016, 08:39   #5
juli
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Liebe Chavali,

Oh, ist das schön! Ich habe das Bild genau vor meinen Augen. Dazu die langen Zeilen, ich mag die ja eh. So kann der Mai sein. Es ist nicht kitschig, es ist Fliederfarben.

Das ist ein schönes Gedicht!

Sehr gerne gelesen und gestaunt.

Liebe Grüße sy

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Alt 21.04.2016, 17:42   #6
Chavali
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Servus, Erich,

ich freue mich, dass dir meine Garten-Flieder-Frühlings-Hommage so gut gefällt!
Deine Vorschläge zur Glättung des Metrums sind wie immer interessant und absolut überdenkenswert und richtig.
Vielleicht arbeite ich etwas davon ein. Im Moment habe ich aber kein Problem mit der Gestaltung der Verse,
da für mich der erzählerische Moment im Vordergrund steht.
Zitat:
Unbedingt "blühn" (verkürzt) schreiben, sonst Hebungsprall "-gleich blüh-"!
wenn ich das ändere, habe ich mit blühen wilde Blumen das gleiche Problem - dann läge der Hebungsprall bei blühn wilde
Zitat:
Hebungsprall "sah einst"! Vorschlag: "... sah so manches Liebespaar."
Diese Zeile hatte ich schon vor deinem Kommi geändert in sah dereinst ein Liebespaar.
Zitat:
Mir ist bewusst, dass das metrische Ungleichgewicht der beiden letzten Zeilen gewollt sein kann, und es klingt ja auch nicht übel.
Ok Dann lass ich es erstmal so.
Danke dir!


Hi ginnie,
Zitat:
Hehe, extra zu Shakespeares Todestag Das wird den Meister aber freuen, falls
er uns von oben irgendwo zuschaut.
Wie darf ich das verstehen? Weißt du was, was ich nicht weiß?
Zitat:
vllt in der zweiten Strophe >> Regenfässer stehen leer
hmmm.... wär eine Idee, aber erstmal nicht...
Zitat:
Beim ersten Lesen war ich wirklich beeidruckt. Es hat mir gefallen und vor allem die
Endreime mit den zwei Waisen und dem Paarreim zum Ende jeder Strophe fand ich
gelungen. Dieser scheint fast zu verhallen, da sich der erzählerische
Charakter des Ganzen, doch stark hervorhebt. Ich habe mir das Metrum nicht
näher angeschaut, falls der erzählende Charakter des Gedichtes jedoch Stilmittel
ist, würde ich es nicht durch ein stringentes Versmaß eintauschen, außer, wenn
das Stilmittel dadurch erhalten bleibt.
Das ist sehr gut erkannt - und war meine Absicht.
Danke dir!


Liebe charis,
Zitat:
Sehr schön! Das hast das unglaublich gefühlvoll eingefangen!
Danke, das ist ein schönes Lob!
Zitat:
p.s. "Wie viele Jahre.." vielleicht?
...ja


Liebe sy,
Zitat:
Oh, ist das schön! Ich habe das Bild genau vor meinen Augen.
Deshalb ist der Fliederzweig auch für dich
Zitat:
Das ist ein schönes Gedicht!
Danke für dein Lob, freut mich sehr!







Euch allen liebe Frühlingsgrüße!
Chavali
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Alt 26.04.2016, 14:27   #7
Panzerknacker
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Hallo chavali

solch einen Ort müsste man wissen, dann bräuchte man nicht zum Muttertag
in Nachbars Garten zum klauen gehen.

Schöne Grüße
der Panzerknacker
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Ich bin ein Niemand.
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Also bin ich perfekt.
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Alt 26.04.2016, 18:09   #8
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

denn ungesät und nestergleich blühn wilde Blumen.

Sechs Heber in schönstem Regelmaß. Warum sollte das nicht gehen? Bei "blühn wilde" hast du das Problem eben NICHT - du musst es im Zusammenhang lesen: Da ist das "blühn" unbetont!

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2016, 14:10   #9
Chavali
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Hallo Knacki,
Zitat:
solch einen Ort müsste man wissen, dann bräuchte man nicht zum Muttertag
in Nachbars Garten zum klauen gehen.
ich hoffe, du hast zu Muttern´s Tag einen schönen Rosenstrauß gekauft


Servus, Erich,

der Flieder ist zwar noch nicht ganz verblüht - und so recht weiß ich nicht, ob es sich jetzt noch lohnt,
das kleine Fliedergedichtchen zu verändern, zu grübeln, ob diese oder jene Variante die bessere,
logischere, passendere und lyrischere wäre.

Natürlich orientieren sich alle deine Vorschläge an der Richtigkeit der deutschen Sprache
und das ist auch gut so.

Ich war jetzt 3 Wochen nicht im Forum - habe viel nachzuholen, zu lesen und zu kommentieren.
Vielleicht schaue ich später noch einmal nach diesem Text.
Einstweilen vielen lieben Dank für deine Überlegungen!

Liebe Sonntagsnachmittagsgrüße
Chavali


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Geändert von Chavali (22.05.2016 um 18:41 Uhr) Grund: tppfhlr
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Alt 22.05.2016, 17:57   #10
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Chavali,

ich liebe den Duft von Flieder und seine Farben.
Dein Werk überträgt Bilder und führt den Leser direkt in diese romantische, verwunschene "Oase".
Der Blick auf solche Anwesen hat sich für mich im Laufe der Jahre total verändert.
Was einst alt, "ungemacht" und verkrautet aussah, galt automatisch als "Nichthingucker". Es zählten die akribisch gepflegte "Reihenhausvorstadtgärtchen".
Heute schaue ich ganz anders hin und erlebe viel mehr Freude und Hingabe.
Das frühere Betrachten hatte viel mit anerzogenem Fleiß, mit "Was-sagen-die-nachbarn" zu tun. Ein im Rasen blühender Löwenzahn war ein ganz übles Zeichen.

Schön eingefangen und lyrisch verzaubert.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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