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Alt 09.09.2016, 16:46   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Sy!

Leider klärt die neue Str. auch nicht die Lage, da sie nur von dem einem Kind spricht.
Mal sehen, ob ich minimalinversiv helfen kann:


Ganz ungezwungen ist dein Lachen
weil du in stille Wasser zielst,
du machst sehr gern verrückte Sachen,
wenn du mit deinen Freunden spielst.

Die Ängste wachsen in den Nächten,
weil niemand dich am Morgen sieht.
Du bist gesund und frei vom Schlechten,
das seine Krankheit an sich zieht. Hier musst du noch angleichen.

Der Bruder, viel zu früh geboren,
verbannt in seine eigne Welt,
er spricht nicht und wirkt so verloren
alleine unterm Himmelszelt.

Und deiner Eltern große Sorgen
gehören ihm - und wer du bist,
vergessen sie auch diesen Morgen,
wenn du die Milch mit Cornflakes isst.


So wird - nur eine Zeile nach seiner anonymen Einführung mit "seine" - der Bruder genannt, die Verhältnisse geklärt. Der Leser kann nun sofort klar erkennen, worum es geht.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 09.09.2016, 19:33   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 3.375
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Liebe syranie,

ein sehr interessantes und gutest Gedicht, wie ich finde. Das Hinzufügen der ersten Strophe war gut und das von Erich lokalisierte Problem ließe sich meiner Meinung nach beheben, indem die beiden Schlusszeilen der 2. Strophe ersetzt werden, z.B. indem statt:
"Du bist gesund und frei vom Schlechten,
die seine Krankheit an sich zieht."
gesagt wird:
"Die Blicke nach dem Bruder flechten
ein Band, das deinen Tag durchzieht."

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2016, 20:41   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe Syranie,

Sehr schön etwas sehr Trauriges verdichtet.
Ich denke diese Kinder gibt es sehr, sehr oft. Zumindest kennen sie das Gefühl. Es gehört nicht immer ein tragischer Hintergrund dazu - wobei Dein Gedicht es speziell meint. Sehr gut gelungen und frei von Wertung geblieben.

Liebe Grüße
Dana

Ich habe mich 2010 auch damit beschäftigt. Der Titel: Schattenkind

Schattenkind, du musst es wagen
aus dem Kreis heraus zu treten,
hören, was die Freunde sagen,
ohne, dass du sie gebeten

hast um Rat. Sie übersehen,
überhören deine Klagen.
Deinen Weg sollst du nicht gehen,
denn sie wollen weiter tragen

deine Lasten, die vertrauten.
Neue Kreise, Leichtigkeiten,
sind nicht das, worauf sie bauten.
Du allein musst dafür streiten,

Neuem dich und Freunden stellen
und dich selbst ins Leben kleiden.
Schöpfe aus noch tiefern Quellen.
Schattenkind, du musst entscheiden.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2016, 13:37   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hallo Erich, hallo Thomas & Dana

Erich, ja, es stimmt was du sagst, deine Idee ist super, aber die Idee von Thomas finde ich noch besser, weil sie das Wort “schlechten“ eleminiert. Und auch die Wertung in eine Richtung des negativen. „schlechten“ führt zwar mehr zur Klarheit, um das Gedicht zu verstehen, aber das von Thomas gefundene:

"Die Blicke nach dem Bruder flechten
ein Band, das deinen Tag durchzieht."


finde ich gelungener. Der „Bruder“ ist auch in dem Satz drinne für die Verständlichkeit, und flechten ist nicht zu krass, zu negativ.

Dana, dein „Schattenkind“ nimmt sich dem Thema mit einem anderen Blickwinkel an. Hier drängen Freunde Das Kind in ein bestimmtes Schema. Mir gefällt in der letzten S. Der Zuspruch sich aus diesem Stigma zu befreien, und sein Leben in die Hand zu nehmen. Dein Gedicht und deine Gedanken gefallen mir.

Ich kenne viele „Schattenkinder“, die weil sie so groß geworden sind, unabhängig geworden sind, sie sind willensstark, autonom und kraftvoll in ihrem Erwachsenen leben geworden.

Meine Idee zum „ das Schattenkind“ kam, weil ich vor Weihnachten letzten Jahres auf einer Musikveranstaltung war. Dort wurde alles, Eintritt, was man gegessen hatten, den „Schattenkindern“ gespendet. Es gibt einen Verein dafür in Lübeck. Mir hat diese Idee besonders gut gefallen, weil sie nicht5 für das Außergewöhnliche ist. Die Kinder konnten in einen Verein gehen, Urlaub machen, Tage alleine mit Papa und Mama haben, weil das kranke Geschwisterkind anders versorgt wurde.

Danke Euch Dreien, das ihr bei mir vorbeigeschaut habt, besonders bedanke ich mich für eure Ideen ( Hirnschmalz) und Dana dein Gedicht.

Liebe Grüße sy

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Alt 12.09.2016, 23:36   #5
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
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Guten Abend,syranie,

ein Gedicht, das ich gerne gelesen habe, auch wenn es traurig ist. Du hast gut die Situation eines Schattenkindes beschrieben, dessen Sitaution hier wie oft durch ein behindertes oder krankes Geschwisterchen entsteht.
Eine psychische Belastung, das das Kind durch sein ganzes Leben mitnimmt.
Schön, dass du diesen Kindern ein Gedicht geschrieben hast.

Grüße von Koko
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Alt 13.09.2016, 16:26   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.012
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Liebe sy,

eigentlich ist das Schattenkind hier ja das gesunde, unbeachtete, das sich mit seiner Rolle als Zaungast
zufrieden geben muss, weil die Eltern sich um das kranke Kind, seinen Bruder, kümmern (müssen).

Einzig bei seinen Freunden genießt es die Aufmerksamkeit, die es braucht wie jeder Mensch.

Sehr berührend geschrieben.
Gern gelesen, auch oder gerade weil es ein sensibles Thema ist.

Lieben Gruß,
chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2016, 10:40   #7
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Liebe Koko,

Ja, ich wollte den gesunden Kindern ein Gedicht schreiben, weil sie im Alltag so oft untergehen. Ich weiß nicht, ob du diesen Faden ganz gelesen hast. Es gibt viele Möglichkeiten ein „ Schattenkind“ zu sein. Es muß nicht immer so etwas Schlimmes wie die Krankheit des hier beschriebenen Bruders sein. Manchmal reicht es schon kein Junge zu sein oder umgekehrt, ungewollt zu sein und und und... Und nicht jedes Schattenkind muß daraus folgend eine psychische Belastung haben, manche gehen durch den Makel ihren eigenen sehr persönlichen positiven Weg, Meine Gedichtsinhalte sind aus Fiktion und Lebenserfahrungen zusammengesetzt. Selten poste ich etwas sehr persönliches, ich muß immer genügend innerlichen Abstand haben.

Danke für deine Meinung.

Liebe Grüße sy

Liebe Chavali,

Schön das du wieder da bist!

Ja hier sind die gesunden Kinder gemeint. Und die Eltern, ob sie es wollen oder nicht müssen sich um das kranke Kind kümmern. Freunde sind fürs Lebens wichtig! Und um so mehr für dieses Schattenkind hier. Danke fürs Lesen und deinen Kommentar.

Liebe Grüße sy

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