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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 09.08.2016, 09:36   #1
Thomas
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Lieber Wodziwob,

dein Kommentar erfreut mich, weil mir die Gedanken, die du dir (um das "Paradox") machst zeigen, dass die Metapher des Gedichtleins funktioniert. Ich kann es dir jedoch nicht in einem Satz erklären. Du sagst in deinem Kommentar zwei Dinge, über die du vielleicht genauer nachdenken solltest, um es zu verstehen. "Am klügsten ist ein Erleuchteter zweifelsohne dann, wenn er seine Erfahrung für sich behält." Ist das wirklich so? Ist die Wahrhaftigkeit der erleuchteten Erkenntnis nicht erst durch ihre Wirksamkeit im Universum, zu welchem die Mitmenschen (aller Zeiten) gehören, erkennbar? Zweitens wäre es vielleicht gut, zu überdenken, ob dein Satz stimmt: "Erleuchtung ist nun mal Erleuchtung, also in jedem Falle die höchste Form der Selbsterkenntnis." Nicht weil er in seiner Grundaussage vielleicht falsch wäre, sondern das lockere "ist nun mal… in jedem Fall" zeigt, dass du die potenzielle Tragik der Sache (welche ja am Schluss des Gedichtleins anklingt) noch nicht siehst. Viel Erfolg auf deinem weiteren Weg.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2016, 10:33   #2
Wodziwob
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Hallo Thomas,

dieses "ist nun mal" ist meinem Slang geschuldet. Soll heißen "in der eigentlichen Bedeutung des Wortes Erleuchtung ist diese...".

Mit dem "für sich behalten" meine ich keine Isolation im Schneckenhäuschen, das wäre purer Egoismus, sondern die verantwortungsbewusste Wirkkraft von unaufdringlichem Wort und Tat anstelle eines "missionarisch" mit dem Wort hausieren Gehens. Beides kann jedoch gleichermaßen zu gesellschaftlicher Ablehnung oder zumindest Skepsis führen, deshalb der "Außenseiter".

Gegen Mitternacht lässt meine Unmissverständlichkeit von Formulierungen etwas nach, sollte natürlich sein.

Sicher, es gibt "Erleuchtungen", die den Menschen entwurzeln. Dann stellt sich freilich die Frage, ob man sie überhaupt so nennen kann. Zudem lässt der Eindruck einer erfahrenen Erleuchtung -wie jeder andere auch- nach und schützt nicht vor Irrung, Rechthaberei und dem sprichwörtlichen "Abgehoben sein" elitärer, weil "erwählter" Überheblichkeit. Ob ich das aber tragisch nennen will? Wohl eher selbstherrlich und scheinheilig. Da kann sich schon mal eine Schafherde von Gleichgesinnten zusammenfinden, die sich gegenseitig beweihräuchert und bestätigt, stimmt.

Hättest Du aber Erkenntnis genommen anstatt Erleuchtung, würde es sich auf dasselbe hinauslaufen. Es kommt eben immer drauf an, was die Menschen aus ihren "Charismen" machen. Mancher will sich wirklich nur aus der Masse der Gewöhnlichkeit hervorheben damit, das könnte man dann durchaus Missbrauch nennen, zudem ist es der zuverlässigste Weg ins Dasein eines geklonten Schafes. Ist auch mit besonderen Begabungen nicht anders.

Aber es ist ja niemand dazu gezwungen, das Schlechteste aus dem Besten zu machen, da spielt die Entscheidungsfreiheit die entscheidende Rolle, er bestraft sich ja quasi selbst mit seiner Egozentrik, dann geschieht ihm das Ergebnis ganz recht. Das hat schon eher tragikomische Züge.

Vielleicht ist es die Rubrik der "finsteren Nacht", die mich verwirrt. Derlei Irrlichter schweben doch wie Leuchtkäfer über dem Moor von Zeit und Leben, da bleibt einem doch nur ein befreites Lachen.

Naja, kann man sehen, wie man will.

Lieben Gruß
Wozi
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Alt 09.08.2016, 12:17   #3
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Ich denke, es geht hier nicht um die Auslegung von "Erleuchtung" als Zustand an sich, sondern um das, was verblendete oder komplexgeschädigte Menschen daraus machen ...

Ich glaube, Thomas meint hier einen Erleuchteten, der vor allem selbst von seiner Erleuchtetheit überzeugt ist.
Die sog. Erleuchtung wird zum Transportmittel für Hybris und Gefallsucht, oder sie wird dem eigenen Ich vorgeschoben, um die Einsicht ins eigene - unerträgliche - Mittelmaß zu verhindern.

Wer im Lichte glänzt (und sei es nur ein eingebildetes), der sieht die Schatten nicht ...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2016, 15:43   #4
Wodziwob
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Alles klar, eKy,

mir ist außerdem eingefallen, dass ihr hier kurz vor meiner Ankunft ein paar Verunsicherungen zu ertragen hattet mit einem Unbekannten Flug Objekt voller greller Neonscheinwerfer, das hatte ich ganz vergessen. Bin dem anderswo schon begegnet und hatte Mühe, nicht in den Graben zu fahren, weil ich nur noch Sternchen gesehen habe und tanzende Funken, das war schon ordentlich schräg und schrill. Wenn ich an diese Begegnung der dritten Art denke, kann ich das Gedicht nicht nur verstehen, sondern finde sein Unbehagen ausgesprochen milde ausgedrückt. Auch eine Supernova hat ihre Erleuchtung...

Grüße aus der Zwielicht-Zone
Wozi

Geändert von Wodziwob (09.08.2016 um 16:24 Uhr) Grund: x
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Alt 09.08.2016, 21:52   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Thomas,
das Werk ist großartig und für mich weniger finster, eher philosophisch.

Wir sind Menschen; individuell, unterschiedlich weise und trotz jeder Erkenntnis, Erleuchtung immer auf die zukünftige Wissenschaft angewiesen.
Bei jedem Durchbruch neuer, belegter Erkenntnisse verbleiben wir Schafe der bisherigen belegten Erkenntnis. Manchmal aber bekommt ein bekennendes Schaf doch recht, nur erlebt es das nicht mehr.

Selbst wenn ich hier von Wissenschaften spreche, beziehe ich die Erleuchteten mit ihrem Drang sich mitzuteilen, zu überzeugen mit ein. Sie erfahren es auch nimmer, wie und ob die Götter strafen. Nicht selten strafte auch geltende Wissenschaft. (Eigentlich müsste dieses Wissen genügen, es bleiben zu lassen.) Fast Satire.

Ein gutes, sehr gutes Gedicht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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