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Alt 15.01.2016, 21:47   #1
Bodo Neumann
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Beiträge: 351
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Hallo badico,

vielen Dank für dein Feedback, wenn ich auch bei so viel Euphorie immer ein bisschen erschrecke. Den letzten Reim mag ich übrigens auch am liebsten, aber dazu später mehr.
Ich denke, man muss als Kommentator auch nicht zwangsweise Verbesserungstipps geben. Zunächst interessiert es Autoren ja, wie die Texte subjektiv wirken. Und aus deinem Kommentar heraus lese ich, dass man den Text verstehen kann (bei derlei Sachen bin ich oft unsicher, wie sie wirken).Alles andere ist dann Bonus.

Hallo Claudi,

bei der Nietzsche-Anspielung habe ich eine Weile überlegt, ob ich sie nicht doch wieder rauswerfe, weil ich Nietzsche eben auch viel zu wenig kenne. Und damit kann man schnell auf Glatteis geraten. (Wer mag, kann mich von dieser Seite her also ganz leicht aushebeln)

Die Verbindung war für mich das Prophetische, was Zarathustra irgendwie anhängt. Ich hoffte, mit der Anspielung auf den Nietzsche-Titel Sandra Schuster mit dem pseudoweisen Anstrich einer selbst ernannten Prophetin zu versehen. Ob das funktioniert müssen andere beurteilen. Unabhängig davon glaube ich, dass die Aussage des Textes aber auch ohne diese, vielleicht überflüssige Spitzfindigkeit transportiert wird.

Hi Wolo,

irgendwie dachte ich gerade von dir, dass du mir den Nietzsche wohl um die Ohren hauen würdest... jetzt habe ich unnötigerweise gezittert, wie blöde...

Schön, dass ich (auch formal) deinen Geschmack zumindest teilweise getroffen habe. Schade, dass du mir eine Anspielung auf die SS (wo wäre denn der Zusammenhang zum Thema?) zugetraut hast. Aber egal, wichtiger ist, dass meine Idee von den beiden letzten Versen (die mir nach Fertigstellung so richtig gut gefallen haben!) nicht rübergekommen ist.

Es gibt natürlich nichts Peinlicheres für einen Autor als die Notwendigkeit, seinen Text erklären zu müssen, aber ich tu's jetzt trotzdem - vielleicht hast du ja eine Lösung:
Mit "bleibt unser Leben billig" wollte ich mit der Doppeldeutigkeit von "billig" spielen. Sandra meint in ihrer Ansprache "billig" natürlich im Sinne von "ein Leben, dass sich auch der 'ehrliche, einfache Mann' leisten kann". Der Leser darf hier aber gern "billig" in negativer Konnotation aufnehmen: Was ist denn (günstiges) Leben wert, wenn (alles nur Beispiele) wir auf der Straße Mundschutz tragen müssen (Peking, Mexico-City), wenn Getreide für Menschen zu teuer wird, weil es für die Massentierhaltung benötigt wird, usw... ? Einen Dreck vielleicht - billig... Und vor dem Hintergrund dieser Doppeldeutigkeit sehe ich den Aufruf: "...ruft: das will ich!"
Konnte ich deutlich werden?

Hallo Charis,

wow, nach deiner umfangreichen, aber sehr verständlichen Darlegung deines Anspruchs an gute Satire, habe ich kaum noch damit gerechnet, ohne Blessuren hier rauszukommen. "Keine Kotze und keine Polemik"- damit kann ich sehr gut leben. Danke!
Und das hier:
Zitat:
Ihr werdet eben nicht daran sterben, aber sterben werdet ihr jedenfalls. Was ihr bis dahin tut, sollte daher etwas weitsichtiger sein.
fasst zusammen, was ich in vielen Worten auf den Weg gebracht habe.

Zur letzten Strophe habe ich bei Wolo ein paar Erklärungen hinterlassen. Ergeben die Sinn für dich?

lg an alle
Bodo

Geändert von Bodo Neumann (15.01.2016 um 22:19 Uhr)
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2016, 09:39   #2
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Lieber Bodo,

Zitat:
Zur letzten Strophe habe ich bei Wolo ein paar Erklärungen hinterlassen. Ergeben die Sinn für dich?
Verstanden hatte ich es schon, das "billig" in seiner Doppeldeutigkeit gefällt mir sogar sehr sehr gut.

Bei mir sperrt sich eigentlich der letzte Vers. Warum weiß ich selbst nicht so genau. Aber bitte, das sind nur Korinthen, der Text ist einfach gut, wie er ist!
Er könnte aber als Kontrast irgendwie mehr Gewicht (was kaum möglich ist) oder auch viel weniger Gewicht haben im Verhältnis zu den anderen sehr starken Strophenabschlüssen - "ihr werdet sterben".

"Sandra Schuster" würde ich umtaufen, vielleicht "Susi Müller" nennen; die Nietsche-Kenner würden auch so Bescheid wissen, es klingt so richtig "nett und harmlos", und nicht so bedeutungsschwanger (nietzschebelastet) und kantig wie "Sandra Schuster".

Statt Poetin, würde mir als "selbsterwählte Profession" - Mahnerin - gefallen; ist das zu plakativ? "Poetin" ist mir fast zu "nischenhaft", wer nimmt Poeten schon ernst?

Also noch eine Idee für einen letzten Vers mit viel weniger Gewicht, also schön kindisch: Sagt mir (brav) nach: Das will ich!

Also sprach Sandra Schuster,
Poetin, und ergänzt:
„Erst wenn man diesen Heuchlern
den Einflussraum begrenzt,
bleibt unser Leben billig.
Steht auf und ruft: ‚Das will ich!‘“

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (17.01.2016 um 11:52 Uhr)
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.01.2016, 09:06   #3
Erich Kykal
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Hi, Bodo!

Die letzte Strophe hätte ich mir erspart, denn zum einen weicht sie vom sonstigen Hebungsschema (3-3-3-3-4-4) ab, indem alle Zeilen nur 3 Heber haben, zum anderen wird es da plötzlich "persönlich", was der satirischen Schärfe der Vorstrophen leider viel von ihrer Wirkung nimmt.


Was mir so gefällt, ist die Zweischneidigkeit der Formulierungen. Man weiß bis zuletzt nicht, ob hier ein Befürworter oder ein Gegner schreibt, der eine satirisch überhöhend, der andere als ernster Mahner.

Ich persönlich bevorzuge die augenzwinkernde Version.

Gerne gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2016, 20:28   #4
Bodo Neumann
Gesperrt
 
Registriert seit: 14.12.2014
Beiträge: 351
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Hallo charis, Erich

sorry, ich habe mich eine Weile vor dem Text gedrückt. Heute hatte ich wieder Lust (und auch etwas Zeit) dazu, mir eure Anregungen durch den Kopf gehen zu lassen.

"Susi Müller" ist mir dann doch zu "nett und harmlos", denn ich sehe die Protagonistin eher "einfältig, aber giftig" (ganz grob zusammengefasst). Deshalb möchte ich lieber bei der etwas "härteren" Sandra bleiben. Ich glaube, einer "Susi" könnte man diese Haltung nicht wirklich übel nehmen.

"Mahnerin" ist schon plakativ, aber denkbar. Leider passt es nicht ins Metrum (Erich würde durchdrehen!). Ich habe mich für "Expertin" entschieden - was meinst du? Das kommt doch deiner Idee von einer "selbstgewählten Passion" nahe...

Deine Idee für die letzte Strophe habe ich für eine Veränderung genutzt, mit der ich wahrscheinlich/hoffentlich auch Erichs Wunsch nach mehr metrischer Ästhetik entgegenkommen konnte. Ich gebe aber zu, dass sie mir nun selbst auch noch besser gefällt.

Verzichten, lieber Erich, würde ich auf die letzte Strophe auf gar keinen Fall. Ohne sie, bin ich mir sicher, wäre das Ding nicht rund. Auch fehlte vermutlich dem unbefangenen Leser ein Hinweis, wie ernst oder wie satirisch der Text gemeint ist, findest du nicht?

Vielen Dank für euer konstruktives Feedback

lg Bodo
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