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Alt 21.12.2015, 16:57   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

gerade, weil es ein Sonett ist (ich hätte es ohne die Diskussion vorab evtl. gar nicht erwähnt), erkenne ich eine lyrische Kunst darin: Zu mahnen, zum Nachdenken bringen - ohne jeden Gebrauch von "Schimpf und Schande" mit Hauklotz und unkontrollierter Wut.

Worin ich mich in meiner Denkweise durch dein Gedicht bestätigt sehe, ist die Tatsache, dass das gesamte Gehabe in Wirtschaft und Politik sich ausschließlich darum dreht, die "Dummen" zu "angeln" - womit wir bei "Petri Heil" wären.
Als wären alle Beschwörungen, Aufrufe nur Mittel zum Zweck. Man entdeckt eine "Marktlücke" die entweder zur Macht oder zum Kapital verhilft, meist beides.

Durch die unbeständige Nachrichtenflut, zu der alle Zugang haben, entstehen Ängste. Der Streit und die Uneinigkeit innerhalb der EU sind beängstigend. Bildet man sich eine Meinung, stellt man fest, dass man zu dieser nicht stehen kann weil...
Bildet man sich keine Meinung, ist man "doof".
Bildet man sich eine angepasste Meinung, kann man damit eine Weile bestehen, bis sich daraus etwas ergibt, was man gar nicht wollte.

Allein das Tempo der Nachrichtenflut.
Was gestern noch vorrangig gewesen ist, steht in keiner Zeile mehr da.

Doch ich ufere aus. Es geht um Dein Sonett, das lyrisch gut ausgearbeitet
den Kern anbohrt.
Wir alle sind keine Mächtigen, die urteilen und verurteilen können. Wir wählen und hoffen, ohne zu wissen, wer es "ehrlich" mit uns meint.

Dein Sonett gefällt mir und ich habe mich gern eingebracht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 21.12.2015, 19:10   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Vielen Dank für deine freundlichen Worte und den interessanten kleinen Exkurs zu Nachrichten-Overkill und Meinungsbildung.

Von wegen des Titels: ein dreifaches Wortspiel. Die Menschenfischerin Petry, also der Fischergruß "Petri Heil" abgewandelt zu "Petry Heil", zudem ist es eine Anspielung auf ihre rechte Gesinnung: "Sieg Heil" oder "Heil Petry".

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.12.2015 um 19:13 Uhr)
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Alt 25.12.2015, 20:43   #3
Bodo Neumann
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Guten Abend miteinander,

danke, dass ihr den Impuls, darüber zu diskutieren, ob die Sonettform allgemein für alle möglichen Themen (und speziell das hier vorliegende Werk für das gewählte Thema) geeignet ist, aufgenommen habt.
Da ich diesen Anstoß gegeben habe, will ich versuchen, die Sache mal (wenigstens für mich) zusammenzufassen, so wie ich euch verstanden habe:

Wolo meint, das Sonett ist aufgrund seiner Struktur per se geeignet, alle möglichen Themen zu bearbeiten, vorausgesetzt, der Dichter packt es richtig an. Darüber hinaus schreibe man im Forum ohnehin eher nur für sich oder allenfalls für einen berechenbaren, begrenzten Leserkreis, was eine inhaltliche Absicht überflüssig mache.
Zitat:
Zitat von Wolo
Aber nach Strophe zweio fällt das Ding einfach zusammen für meinen Geschmack. (Wird sogar auf eine Weise theatralisch, welche schmunzeln macht und eine Frage wie die Bodos provoziert: Wer liest das? Hilft das?)
Kann schon sein, dass ich diese Theatralik oft mit dem Wesen des Sonetts verwechsle, weil sie mir häufig in Sonetten begegnet. Ist es möglich, dass Autoren von Sonetten leichter Gefahr laufen, zu (aufgesetzt) pathetisch werden, weil ihr Anspruch an Qualität ein höherer ist? Wenn das so ist, könnte ich mich Wolos Theorie in diesem Punkt anschließen.
Charis sieht die Sonettform an sich eher skeptisch für das gewählte Thema:
Zitat:
Zitat von Charis
...was schief gehen kann, wenn man derartiges in eine bestimmte prätentiöse Form bringen will, ohne entsprechend deutlich zu werden. Diese "glatten jambischen Verse" - und das sind für mein Gefühl die fünfhebigen Jamben nun einmal, mit dem "Gewicht" auf dem (strengem) Reimschema - noch dazu wie hier mit weiblichen Kadenzen - bis aus das letzte Terzett, das aber auch keinen Unterschied mehr macht - lenken für mein Gefühl zu sehr von dem ab, was dieses Gedicht tranportieren will; der Inhalt muss sich dem sozusagen "beugen" oder auch "sich verbiegen" und "stirbt dadurch in Schönheit",
Allerdings lässt Charis die Möglichkeit offen, dass man bei entsprechender handwerklicher Nacharbeit vielleicht doch diese Form nutzen könnte.
Zitat:
Zumindest müsste die Conclusio hier schon richtig "reinhauen", ...
Ob das funktioniert, müsste man an einem entsprechend gelungenen Beispiel sehen, was man im Rahmen dieser Diskussion natürlich von niemandem erwarten kann. Das ist mir schon klar.
Erich erklärt, dass er ausschließlich für sich schreibe, was mit Wolos Annahme absolut konform geht.
Ich hatte vor, diese Möglichkeit in meinem ersten Post als vierte Variante zur Diskussion zu stellen. Aber sie erschien mir irgendwie zu narzisstisch, als dass ich sie Erich oder anderen unterstellen wollte.
Mir ist schon klar, dass uns allen ein bisschen Beweihräucherung gut tut - das Forum hat ja schon einen großen sozialen Aspekt. Aber das Tun ausschließlich darauf zu begrenzen, würde ich nicht. Dieser Gedanke erscheint mir dann doch zu eitel und vor allem irgendwie unnütz. Nicht falsch verstehen: ich glaube nicht, dass meine Gedichte irgendwie die Welt verändern könnten, aber ich habe schon den Anspruch, es zu versuchen. Ich glaube, dass ich deshalb auch eher im Humorbereich unterwegs bin, weil mir für die Umsetzung schwererer Themen die passenden Mittel fehlen.
Zitat:
Zitat von Erich
Ob dies nun also für jemand anderen die richtige Form für den Inhalt sein mag oder nicht, geht so ziemlich an mir vorbei!
Und dass es mir gleich ist, wie meine Verse auf andere wirken, sowas konnte ich mir bisher nicht vorstellen. Natürlich kann man nie alle erreichen. Mit manchen Stilmitteln nur noch wenige. Aber die sind es doch wert, oder?
Syranie ist der Meinung, wenn ich sie richtig verstehe, dass die Form absolut unterrangig sei, wenn nur der Inhalt "der Richtige" ist. Jedenfalls "stört das Sonett nicht".
Hieße das aber (zu Ende gedacht) nicht, dass es ausreiche, seine Gedanken zu einem Thema einfach nur "runterzuschreiben", ohne Verdichtung, ohne Stilmittel? Warum dann Lyrik? Nein, das erscheint mir zu einfach. Diesen Weg kann man häufig bei Anfängern beobachten. Sie beschäftigt ein Thema und dann pressen sie es in ein paar halbherzig zusammenflickte Verse, um dann mit Gleichgesinnten in einen Austausch darüber zu geraten, den sie in irgendeinem Plauderfaden, z. B. im Eiland-Treff, viel einfacher hätten haben können.
Dana meint, das Gedicht sei schon allein deshalb Kunst, weil es ein Sonett ist, und damit "ohne Gebrauch von Schimpf und Schande und unkontrollierter Wut" mahne und zum Nachdenken anrege.
Das finde ich sehr interessant, denn es führt mich zu meiner Eingangsfrage zurück: Wen möchte der Autor denn mahnen bzw. zum Nachdenken anregen? (Ja, ich weiß, Erich schreibt für sich. Angenommen Dana wäre die Autorin) Und erreicht er/sie diejenigen auf diesem Weg wirklich? Musstest z. B. du, Dana, mit Hilfe dieser Verse daran erinnert werden, den braunen Rattenfängern nicht gedankenlos hinterherzulaufen? Wer dann?


Unabhängig von dieser Diskussion stelle ich mir noch die Frage, warum du, Erich, die Zeitformen so verwendet hast, wie du es getan hast. Mir ist nicht ganz klar, wieso du bis hinein ins letzte Terzett im Präteritum reitest, als wäre die Situation vorbei und erledigt. Ist sie doch gar nicht. Und dann springst du plötzlich doch noch ins Präsens, weil du offensichtlich schlecht aus der Vergangenheitsform in die Zukunftsprophezeihung wechseln konntest. Und ja, das Entstehen dieser Prophezeihung ist aus dem Gedicht heraus nicht erkennbar. Ich glaube, dass daher die Kritik an der "schwachen Konklusio" herrührt.
Insgesamt danke ich euch allen für eure Beiträge zu meinen Fragen.

lg Bodo
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Alt 12.02.2016, 21:26   #4
Dana
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Lieber eKy und Bodo,

ich komme noch einmal.

@Bodo
Zitat:
Zitat von Bodo Neumann
Dana meint, das Gedicht sei schon allein deshalb Kunst, weil es ein Sonett ist, und damit "ohne Gebrauch von Schimpf und Schande und unkontrollierter Wut" mahne und zum Nachdenken anrege.

Das finde ich sehr interessant, denn es führt mich zu meiner Eingangsfrage zurück: Wen möchte der Autor denn mahnen bzw. zum Nachdenken anregen? (Ja, ich weiß, Erich schreibt für sich. Angenommen Dana wäre die Autorin) Und erreicht er/sie diejenigen auf diesem Weg wirklich? Musstest z. B. du, Dana, mit Hilfe dieser Verse daran erinnert werden, den braunen Rattenfängern nicht gedankenlos hinterherzulaufen? Wer dann?
Da stehen Autor und Sonett zum Lesen und Kommentieren.
Leser geben in einem Forum ihre Gedanken dazu ab.
eKy schreibt und schrieb für sich und meine Gedanken (mein Kommentar) gelten für mich. Wen ich "verdamme" und wem ich "erliege" haben mit der Kunst nichts zu tun. Hier unterhalten wir uns über Lyrik.
Der Autor hat mich zu eben diesem Kommentar geführt.
Es ging und geht einzig um dieses Sonett.

Lieber Bodo,
Du unterstellst, dass mich erst die Verse von eKy von etwas abgebracht haben, was ich bislang nicht erkannt habe? Agierst Du nicht sehr vermessen? Dafür habe ich zu viele Gedichte gelesen.
Geht es Dir darin noch um Lyrik?
Ich finde das sehr schade und völlig daneben. Gedichte sprechen an, berühren und mahnen. Jeden Leser auf ganz eigene Art.

Liebe Grüße
Dana
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Alt 12.02.2016, 22:36   #5
Bodo Neumann
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Hallo Dana,

hier hast du mich offensichtlich nicht richtig verstanden. Das können wir aber schnell ausräumen, denke ich.
Ich weiß, dass wir hier in den letzten Wochen häufig schnell in politische Diskussion gekommen sind - diese von mir in Erichs Faden angestoßene Diskussion ist aber nun wirklich rein lyrisch. In Beitrag #2 habe ich mMn ausführlich (eben damit gerade Erich mich nicht missversteht) erklärt, dass ich seine Verse als Grundlage gewählt habe, über den Zusammenhang von Inhalt und Form zu diskutieren; in diesem Fall speziell darüber, ob für den von ihm gewählten Inhalt die Sonettform eine geeignete (oder die geeignetste) ist. Ich fand, dass die folgende Diskussion nicht uninteressant und vor allem sehr sachlich war - trotz unterschiedlicher Sichtweisen (die ich alle respektiere und denen ich teilweise auch etwas abgewinnen konnte).
Weil ich die Diskussion nun einmal angestoßen hatte, wollte ich sie mit einer Zusammenfassung (wie ich sie verstanden hatte) auch abschließen, was ich am 25.12. getan habe. Diese Zusammenfassung sollte auch keine Wertung sein. Aber man darf sich natürlich dazu äußern, denn vielleicht habe ich ja was falsch verstanden.
Zitat:
Zitat von Dana
Du unterstellst, dass mich erst die Verse von eKy von etwas abgebracht haben, was ich bislang nicht erkannt habe?
Das nun gerade nicht! Ich unterstellte dir genau das Gegenteil:
Zitat:
Zitat von Bodo
Musstest z. B. du, Dana, mit Hilfe dieser Verse daran erinnert werden, den braunen Rattenfängern nicht gedankenlos hinterherzulaufen?
Die Frage ist doch rein rhetorisch. Natürlich brauchtest du Erichs Mahnung nicht! Das ist mir vollkommen klar. Deshalb habe ich ja die Frage gestellt, ob der Autor mit der hier gewählten Form die Leser erreicht, die er erreichen wollte. Wenn das keine lyrische Diskussion ist, was dann?

Konnte ich mich jetzt verständlicher machen?

Gruß Bodo
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Alt 13.02.2016, 08:49   #6
Dana
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Hallo Bodo,

Zitat:
Zitat von Bodo Neumann
hier hast du mich offensichtlich nicht richtig verstanden. Das können wir aber schnell ausräumen, denke ich.
Ich weiß, dass wir hier in den letzten Wochen häufig schnell in politische Diskussion gekommen sind - diese von mir in Erichs Faden angestoßene Diskussion ist aber nun wirklich rein lyrisch. In Beitrag #2 habe ich mMn ausführlich (eben damit gerade Erich mich nicht missversteht) erklärt, dass ich seine Verse als Grundlage gewählt habe, über den Zusammenhang von Inhalt und Form zu diskutieren; in diesem Fall speziell darüber, ob für den von ihm gewählten Inhalt die Sonettform eine geeignete (oder die geeignetste) ist. Ich fand, dass die folgende Diskussion nicht uninteressant und vor allem sehr sachlich war - trotz unterschiedlicher Sichtweisen (die ich alle respektiere und denen ich teilweise auch etwas abgewinnen konnte).
gut, dass wir geredet haben.
Es war ein Missverständnis und aufgrund derzeitiger "Anspannung" verständlich. Die Nerven liegen allgemein blank und es ist schade, dass man hier und anderswo (sicherlich nicht beabsichtigt) zu "Meinungswächtern mutiert".
Missverständnis ausgeräumt.

Liebe Grüße
Dana
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