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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 06.12.2015, 15:32   #1
Bodo Neumann
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Hallo nochmal,

@Falderwald
Zitat:
Z3: Dir werde ich es wohl nur kurz verleihen,
Z4: Doch ich muss mit ihm für immer leben -
XxXxXxXxXx

Meines Erachtens passt das nicht so gut in den Fließtext.

Vielleicht: Ich muss mit ihm jedoch für immer leben = xXxXxXxXxXx
Ich denke nicht, dass das die Lösung ist. Du bügelst zwar den fehlen Auftakt aus, doch damit ist es nicht getan. Meiner Meinung nach muss das "ich" in V4 zwingend betont werden, denn es erfolgt eine Gegenüberstellung mit dem "Dir" aus V3. Eigentlich müsste schon das "Dir" in V3 stärker als geschehen betont werden, aber vielleicht nicht unbedingt. Aber am betonten "ich" kommt man nicht vorbei. Deshalb vielleicht irgendetwas wie:
"Doch ich muss weiter mit ihm leben" xXxXxXxXx

Gruß Bodo
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Alt 06.12.2015, 16:36   #2
Falderwald
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Moin Bodo,

ich weiß, wie du das mit dem betonten "ich" meinst, aber das spielt hier kaum eine Rolle bei dieser Satzkonstruktion, weil hier das "ich" und das Verb direkt hintereinander kommen. Und meistens wird das Verb betont gelesen, da fällt alles andere gegen ab.

Ein ähnliches Problem mit dem betonten "ich, wie du es meinst, hatte Tucholsky in seinem Text "eine kleine Geburt":

"Sie wollt ihn lassen Bildung lernen,
ich aber war für Staatsanwalt."

Ich finde also, das geht so im Jambus durch. Vor allen Dingen, da in meiner Anregung das jedoch sehr stark betont wird.
Und außerdem hat dein Vorschlag nur vier Hebungen...


Liebe Grüße

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 06.12.2015, 17:21   #3
Bodo Neumann
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Moin Falderwald,
Zitat:
Und außerdem hat dein Vorschlag nur vier Hebungen...
du bist doch ein verdammter Korinthenkacker.
Mein Beispiel sollte der Verdeutlichung des mir vorschwebenden Rhythmus' dienen und erhebt nicht den Anspruch einer inhaltlichen Lösung. Käme Monsieur mit "doch ich muss noch ein Weilchen damit leben" besser klar?

Ich weiß auch, dass du die meisten deiner Verse mit einem berühmten Zitat rechtfertigen kannst (dafür meinen größten Respekt). So auch hier. Sei's drum, die von dir gewählten Tucholskyverse zeigen zumindest, dass ich meine Gedanken so ausgedrückt habe, dass du mich verstanden hast. Dennoch käme ich nicht auf die Idee, "ich aber wär für..." zu betonen.
Und Tucholsky selbst wahrscheinlich auch nicht, denn in den folgenden (von dir nicht zitierten Versen des selben sehr witzigen Gedichts) verbiegt er den Jambus so abstrus, wie es nur komische, satirische oder selbstironische Werke zulassen (Heinz Erhardt war auch ein Fan davon).
Da fragte Mutti ganz real:
„Was wird der Junge denn nun mal – ?“
Hebamme? General? Direktor?
Bootlegger? Hirt? Ein Schiffsbarbier?
Verlorner Mädchenheim-Inspektor?
Biographist? Gerichtsvollziehr?
Ein Freudenmännchen? Jubilar – ?
Uneinig war das Elternpaar.
Das funktioniert aber (meinem verdammten Bauchgefühl nach und ohne jeglichen Quellennachweis) nicht in ernsthafter Dichtung.

lg Bodo
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Alt 06.12.2015, 17:57   #4
Falderwald
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Moin Bodo,

das ist ein witziges Gedicht?

Also mir bleibt dabei das Lachen im Halse stecken, denn das ist absolut ernst gemeint, dabei aber perfekt und gekonnt als Satire verpackt.

Die von mir zitierten Zeilen sind der Kern des Textes, das ist es, was er damit aussagen wollte.
Das war die Kritik an der damaligen Rechtsprechung, die er für korrupt, voreingenommen, ideologisch verblendet und unfähig erachtete.

Sie wollte ihn lassen Bildung lernen, ich aber war für Staatsanwalt. Das sagt doch alles aus - ein direkter Schlag in Justitias Fresse.

Das war absolut ernsthafte Dichtung, ich glaube, du musst dich noch ein wenig mit dem "Tucho" beschäftigen. Ich habe alle seine Gedichte immer wieder gelesen und mache das auch heute noch.
Eine bessere Aufklärung über die damalige Zeit wirst du nicht finden (wenn du seine Gedichte chronologisch liest).

Ja, er hat sich den Jambus in seinen Zeilen gut zurecht gebogen.
Aber das funktionierte doch.

Und warum sollte es dann hier nicht funktionieren?

Aus einem Bauchgefühl heraus?


Liebe Grüße

Falderwald


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Alt 06.12.2015, 18:43   #5
Bodo Neumann
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Mensch Falderwald,

na klar ist es witzig. Mindestens im Sinne von "geistreich", aber darüber hinaus erregt es auch Schmunzeln bis hin zu breitem Grinsen - und zwar genau aus den von dir genannten Gründen und vor allem in dem von dir gebrachten Zitat. Ich finde das herrlich. Und ja, das verbogene Metrum funktioniert hier ganz hervorragend, denn es unterstützt die Satire.
Zitat:
Zitat von Bodo
verbiegt er den Jambus so abstrus, wie es nur komische, satirische oder selbstironische Werke zulassen
Das schrieb ich doch schon vor etwa einer Stunde.

Missverständlich ist zugegebenermaßen mein Ausdruck "ernsthafte Dichtung", weil Satire, da hast du vollkommen recht, natürlich auch ernsthaft ist.
Ich meine, in Nachteules Versen spricht ein LI direkt und ehrlich, über genau so gemeinte Gefühle (bzw. Nichtgefühle). Es handelt sich nicht (zumindest für mich nicht erkennbar) um Satire, noch wird an die Lachmuskeln des Lesers appelliert. Das meinte ich mit "ernsthaft". Ich bin aber gerne bereit, ein geeigneteres Adjektiv deiner Empfehlung dafür zu benutzen (ironiefrei!). Und genau vor diesem Hintergrund wirkt eine Verbiegung störend.

Ist diese Zurechtbiegung, wie im vorliegenden Fall, nun eher unaufdringlich, dann erzeugt sie, weil der Leser im Metrum bleibt, allenfalls ein wenig Leiergefahr (schon wieder so ein Laienausdruck, sorry).
Wäre sie dagegen so stark, wie beim Aufzählen der Berufe im Tucholskygedicht, dann würde das ganze Werk meiner Meinung nach unfreiwillig komisch und damit lächerlich.

Gruß Bodo
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Alt 06.12.2015, 19:08   #6
Agneta
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Liebe Nachteule,
es ist schon viel gesagt worden, aber ich möchte mich vornehmlich Lailanys Aussage anschließen.
Der poetische Fluss einer Ghasele ist hier nicht gegeben.
Nun ist das manchmal so, wenn man sich einer neuen Form widmet.
Hinzu kommt die metrisch unsaubere Zeile, die ja bereits
"Doch ich muss mit ihm für immer leben" - moniert wurde.

Ghaselen sind , so wie ich sie kenne, hochpoetisch und jeder Versuch ist es wert.. Es ist schön, dass das Genre hier versucht wird.
So bin auch ich animiert worden, es zu probieren.
Manchmal liegt einem ein Genre einfach auch nicht. Sestinen z.B sind nicht meins. Macht ja auch nichts.

LG von Agneta
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Alt 22.12.2015, 21:15   #7
Nachteule
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Hallo zusammen,

bei den Sommervögeln habe ich mich bereits für die lange Wartezeit entschuldigt, aber ich hatte im privaten Bereich und in meinem Heimatforum das eine oder andere zu tun, das Zeit fraß.

Dass mir das Gedicht nicht so gut gelungen ist, hatte ich schon im Gefühl, aber meine Freundin meinte, so schlecht sei es gar nicht. Frauen. xD

Der Einfachheit halber trenne ich die Kommentare an euch nicht auf, zumal es ja auch Überschneidungen gibt. Dabei zitiere ich dann meist nicht alle, um das nicht unübersichtlich erscheinen zu lassen.

Das kalte/nüchterne war eigentlich schon geplant. Dadurch, dass das lI die kühle ja nur vorspielt, sonst würde es am Ende nicht doch offen. (Daher auch keine Wehmut, etc.) Dass das dann aber auch noch zu nüchtern ist, muss ich zugeben, stimmt auch und war dagegen nicht geplant.

Zitat:
Handwerk: Viel zu viele Einsilber. Und dieses Stakkato mag wohl dazu beitragen, dass nirgendwo auch nur ein Anflug von Emotion aufkommt.
Das ist mir während des Schreibens auch aufgefallen, aber ich habe es nicht rausbekommen, da ich erst zwei Tage vor Abgabe dazu kam und irgendwie keine Verbesserung fand. Und ich hatte die klassische Betriebsblindheit des Verfassers, der beim Lesen weniger Probleme hat. Ich hatte mich selbst gewundert, verstehe deine/eure Kritik also komplett.

Zitat:
Zunächst denke ich, dass du diese eher gefühlsreduzierten Verse, von denen ich annnehme, dass du sie bewusst so gewählt hast, in der falschen Rubrik abgeladen hast.
Ein Liebesthema ist es m.E. schon, auch wenn es keine strahlende, romantische oder erfüllte Liebe. Zumal mir auch keine Rubrik ins Auge fallen würde, in die es passt. Auch die Denkerklause, die Chavali vorschlug, passt nicht, da das den Fokus von der Liebe, die das lI nicht erfüllen kann, wegnimmt und wirklich nachdenklich ist es in meinen Augen auch nicht.
Und hartherzig ist das lI ja auch nicht. Es wurde nur zu oft verletzt, um sich freiwillig noch einmal verletzen zu lassen.

Zitat:
Inhaltlich findet meiner Meinung nach eine Gegenüberstellung von "Liebesmotiven" statt, wenn ich das mal so formulieren darf.
Also ich wollte die erste Strophe nicht als "egoistisch" gewertet haben, sondern eher als Einstieg und Vorgabe des "Setings". Aber ist dann natürlich auch mein Fehler, wenn es nicht hinkommt.

Zitat:
Formal betrachtet, fällt mir auf, dass du in genau die Leierfalle getappt bist, die ich bei dieser Form befürchtet habe (und die Lailany so galant umschifft ist).
Ich glaube, das Leierhafte kommt eher durch die Einsilbigkeit, wie Lailany meint. Zumindest ist das meine Erfahrung.

Zitat:
Dass du ein gutes Gespür für Rhythmus hast, zeigt dein Hinweis auf mein "ausmerzen" im Vogonendings - danke dafür (ich denk drüber nach). Unverständlich ist mir dann aber, wie dir dann sowas wie in V4 durch die Lappen gehen konnte.
Doch ich muss mit ihm für immer leben -
xXxxXxXxXx
Ein Opfer der vielen Einsilber, die Lailany angemerkt hat?
Das ist mir irgendwie durchgerutscht. Ich stimme dir zu, dass das wahrscheinlich an den Einsilbern lag, die man so oder so lesen kann. In meinem Dokument war es noch richtig markiert, aber auch schon so geschrieben. Da muss ich irgendwann mal was geändert haben, ohne es dort auch in das Metrum übernommen zu haben. Asche auf mein Haupt. Ich werde mir mal eure Vorschläge anschauen und dann überlegen, was genau ich daraus mache. Die Betonung auf den Ich fand ich aber, wie du, auch wichtig.

Zitat:
Poetisch allerdings finde ich deinen Text weniger; er klingt wie eine Abfuhr oder Drohung - bis auf den letzten Zweizeiler -
Es muss ja nicht jedes Gedicht poetisch sein.
Abfuhr eher als Drohung. Oder wo siehst du eine Drohung?

Zitat:
der Protagonist scheint einige Enttäuschungen erlebt zu haben, die sein Herz erkalten ließen und nun dementsprechende Vorsicht walten lassen zu wollen, auch wenn er nicht gänzlich abgeneigt ist, wieder jemanden in sein Herz zu lassen.
Deutlich aber ist die Angst vor einer neuerlichen Pleite herauszulesen, falls er dies tut, denn er ist zögerlich und zweifelnd, worauf er eindeutig hinweist.
Allerdings sieht er auch eine Chance, wenn dieser jemand es wirklich ehrlich meint.
Das trifft inhaltlich ziemlich genau das, das ich ausdrücken wollte. Ganz verkehrt habe ich mich dann nicht ausgedrückt. XD

Zitat:
Z6: Du müsstest meinen Schaden nicht beheben,
Z7: Dein Herz wird nicht in tausend Teile brechen
Z8: Und brauchst es dann nicht leidend mühsam kleben.

Das geht so nicht, denn wir haben hier drei fast gleichwertige Sätze, die durch Komma und "und" voneinander getrennt werden.
Im dritten Satz aber fehlt das Subjekt, der kann sich nicht mehr auf das "Du" des ersten Satzes berufen, vor allem, weil sich das "kleben" ja nicht mehr auf den Schaden bezieht, sondern auf das "Herz" ("es") aus dem zweiten Satz.
Ich würde Z6 mit einem Punkt abschließen und Z7 + Z8 zu einer selbständigen Einheit ändern.
Zudem hört sich "brauchst" in diesem Zusammenhang ziemlich umgangssprachlich an und "leidend mühsam kleben" auch sehr konstruiert.
Also bräuchte ich d.E. noch ein du? Das ginge ja ganz einfach. Das "und" streichen und durch ein "du" ersetzen. Dann müsste ich aber auch an der Zeichensetzung drehen.
Leidend mühsam" hat mir auch nicht ganz gefallen, aber das lI leidet und das Kleben ist mühsam...

Zitat:
3. Die Doppelung von "So" am Anfang der neunten und elften Zeile finde ich auch nicht besonders glücklich.
Und wenn alle Zeilen schon auf Verben enden, dann sollte es die elfte auch, sonst ergibt das kein authentisches Bild.
Darüber und die anderen Vorschläge (bspw. unter 4.) werde ich mir auch noch Gedanken machen und später dann am Abend oder morgen mich an die Überarbeitung machen, da mir gerade die Zeit wegläuft.

Zitat:
4. Ich habe mich jetzt eine Weile ausgiebig mit dieser Form beschäftigt. Dabei habe ich viele Texte und Übersetzungen gefunden, die im Block verfasst wurden und eben nicht in zweizweiligen Strophen.
Für mich ist das eine Strophenform. Sorry. Manche Dinge bekommt man aus mir nicht raus.

Zitat:
Manchmal liegt einem ein Genre einfach auch nicht. Sestinen z.B sind nicht meins. Macht ja auch nichts.
Ich weiß bei mir noch nicht, ob es die Form oder die Zeit war. Das war aus Musegründen auf zwei Tage reduziert. Aber alles kann nicht jedem liegen, da hast du recht.
Auf den Rest bin ich glaube ich oben schon eingegangen, wenn ich nichts überlesen habe.

Vielen Dank euch allen für eure Kommentare und noch einmal eine kurze Bitte um Entschuldigung für die lange Wartezeit!

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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