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Die lieben Kleinen Kindergedichte

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Alt 03.11.2015, 18:10   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Kia ora, Lailany,

ich sehe den kleinen Ritter Andi vor meinem geistigen Auge auf dem Schaukelpferd reiten.
Meine Oma hatte damals auch ein großes Sieb aus Metall mit zwei "Ohrenhenkeln" dran, was ich mir als kleiner Bub das ein oder andere Mal auf den Kopf gesetzt habe. Ich war dann allerdings meist ein Roboter. Sehr zum Unwillen meiner Oma übrigens, die mir immer sagte, dass man mit Haushaltsgegenständen so nicht umgeht.
Trotzdem musste sie dabei immer grinsen, wenn sie den kleinen Faldi in einem solchen Outfit erblickte und wenn ich mir das jetzt so vorstelle, muss ich selbst schmunzeln.

Nette kleine Geschichte, auch zum weiter spinnen.
Der kleine Fürst könnte in einer Fortsetzung die Prinzessin Monika vor einem feuerspeienden Drachen retten.

Zwei kleine Anmerkungen seien mir gestattet, auch wenn das ein früher Text von dir war.
Wie heißt denn nun unser kleiner Protagonist? Andi oder Andy? Also eigentlich kein Problem.

Was mir aber umso mehr ins Auge fällt, ist folgende Zeile:

und stibitzt sich die Bürst´
xxXxxX

Das ist ein wunderschöner Anapäst, aber er passt hier nicht ins metrische Schema, denn egal wie die Össis das aussprechen, es gilt die Betonung des Dudens. Sonst musst du es auch in Mundart bringen. Aber mir pingeligem Piefke, kannst du das so nicht verkaufen.

Das ist aber nicht mein Hauptproblem, denn die Aussage selbst ist hier nicht haltbar.

Dort steht: und stibitzt sich die Bürst'

Wenn ich etwas stibitze, dann stibitze ich die Bürst'.
Nur wenn ich mir selbst etwas stibitze, dann stibitze ich mir die Bürst'.

Also so, wie es dort geschrieben steht, stibitzt sich Andi(y) selbst die Bürst'.
Warum sollte er sich also selbst die Bürste stibitzen und vor allem, warum muss er sich dann dafür vorher erst ins Gästeklo schleichen?
Der ist zwar noch klein, aber deshalb noch lange nicht doof...

Ganz einfacher Vorschlag, fast ohne an der wörtlichen Aussage etwas zu verändern. Das klingt im Zusammenhang so:

Alt:
Er schleicht sich in das Gästeklo
und stibitzt sich die Bürst´.
"Ein Ritterdegen ists zwar nicht,
ach was, ich bin ein Fürst.


Neu:
Er schleicht sich fort, im* Gästeklo
stibitzt er schnell die Bürst'.
"Ein Ritterdegen ists zwar nicht,
ach was, ich bin ein Fürst.


*oder dem

Der Vorschlag behebt den metrischen Mangel und stellt die Logik wieder her, und darüber hinaus enthebt er dich jeden mutwilligen Verdachtes, ein Össi zu sein.

Schönes Kindergedicht.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 08.11.2015, 07:54   #2
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Kia ora Faldi,
ich musste schmunzeln bei dem, was du über deine Oma sagst, denn wortgetreu dasselbe bekam ich auch von der meinen zu hören, wenn ich mich in den Küchenkastln zu schaffen machte.
Mein Sohn hat, als er noch sehr klein war, auch gerne die Töpfe und Pfannen
ausgeräumt, hauptsächlich, um damit Lärm zu machen. Bei mir durfte er das manchmal, wenn ich sehr beschäftigt war. Bei der Uroma jedoch war das ein absolutes NoGo! Da hat er sich dann klammheimlich über sämtliche Schubladen hergemacht, die er erreichen konnte... deren Inhalt verursachte weniger Lärm, dafür aber war dann die Sauerei viel größer! Und das Gezeter der Uroma erst! Herrjeh!
Heutzutage sind die Steppkes verkabelt und verinternetzt, da frag ich mich manchmal, wer die schönere Kindheit hatte.

Deinen Vorschlag hab ich (mir) schnell gestibitzt... für mich klingt das "mir", oder in der Zeile im Gedicht das "sich" richtig, also muss es wohl Dialekt sein.
Denn deine Einwände und Erklärung dazu leuchten mir sehr wohl ein. Und wegen der Betonung bin ich mir ganz sicher, die liegt bei oberösterreichischen Kiwis auf der 1. Silbe. Mit deinem Vorschlag ist das jetzt auch eingepiefkert und wir haben 2 Fliegen mit einer Klappe erwischt. Welch großartiges Beispiel für nachbarlich harmonische, demokratische Zusammenarbeit und die sprichwörtliche deutsche Effizienz!

Piefke.... HA, dieses geile Kosewort hatte ich schon total vergessen gehabt, ist schon Ewigkeiten her, seit ich das das letzte Mal gehört bzw benutzt hab.

Herzlichen Dank für deinen Besuch bei meinem alten Lappen und danke fein für die Richtigstellung.

LG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (08.11.2015 um 08:09 Uhr)
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Alt 08.11.2015, 09:11   #3
charis
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Das ist ja süß!!

Lieben Gruß
charis
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Alt 08.11.2015, 10:58   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Kia ora Lailany

Zitat:
Deinen Vorschlag hab ich (mir) schnell gestibitzt... für mich klingt das "mir", oder in der Zeile im Gedicht das "sich" richtig, also muss es wohl Dialekt sein.
Du kannst dir sicher sein, dass es Dialekt ist und nicht nur ein Österreichischer. Die "Bergischen" können das nämlich genau so gut.

Was bin ich hier in meiner neuen, nordischen Heimat ausgelacht worden, wenn ich z. B. sagte: "Kommt ihr mit? Ich geh "mir" jetzt ein Eis essen."

So etwas passiert mir immer wieder, obwohl ich es möglichst zu vermeiden suche.

Ganz in diesem Sinne gehe ich mir jetzt erst mal eine rauchen.


Liebe Grüße

Falderwald


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Alt 12.02.2016, 19:57   #5
Dana
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Liebe Lailany,

ich sehe als Mama den Ritter, seine und einst eigene Phantasien.
Ein wunderschönes Gedicht für die Kleinen. Sie fühlen sich verstanden und "ernst" genommen. Das schulden wir ihnen pausenlos.
Andi ist heut der Freund meiner Tochter. Möge er sie mit seinen Phantasien glücklich machen. Das schreibe ich nur, weil ich weiß, dass er und sie mein Anliegen als Mama verstehen.

Habe Dein Werk begeistert und liebend zeitgerecht und zeitversetzt gelesen.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 01.03.2016, 19:16   #6
Erich Kykal
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Hi, Lai!

Allerliebst!

Die letzte Strophe:

'Der Gartenschuppen ist mein Schloss,
und keinen lass ich ein..
nur Monika vom Nachbarhaus -
die darf Prinzessin sein.´

Die seltsamen Apostrophe sollen wohl Gedankenstriche sein. Leichter nachvollziehbar wäre auch hier direkte Rede.

In Z2 würde ich schreiben: "da lass ich keinen rein ...", das fände ich kindgerechter.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 07.03.2016, 02:32   #7
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Liebe Kommentatoren

charis
eins meiner ersten unsicheren, sowie ungelenken Schrittchen als Hobbydichterin.
Auch, wenn es etwas ist, es ist manchmal interessant, die Schöpfungen von dazumal auszugraben.

Faldi
geglaubt hatte ich es dir schon vorher, überrascht hat mich jetzt aber, dass du dich auch dazu "bekennst". Du bist doch gar kein Bergischer, oder doch?
Ha und ich geh mir dennoch keine anzünden, denn ich bin seit fast 6 Wochen Nichtraucher!!!! Boah, und es sieht tatsächlich danach aus, als ob ich es dieses Mal (nach Klappe die 67. oder so....) schaffen würde.
Die Anwandlungen werden immer seltener, auch kürzer und jetzt bin ich geradezu versessen darauf, es dem inneren Schweinehund zu zeigen, wer der Herr ist.

Dana
auch, wenn die jetztzeitigen Kleinen andere Spiele haben, es gibt so vieles, das nie wegmodernisiert werden kann und darf. Eins dieser Dinge ist, ihre Phantasie zu fördern und zu beschützen. Und das hängt auch nicht vom Alter ab.

Eky
vielen Dank für die Verbesserung, ich hab sie sofort eingesetzt.


@ an euch alle...
auch, wenn mein altes Dingens keinen Preis gewinnt, es ist dennoch eins meiner Windelkinder und drum hab ich mich wirklich über euren Besuch und die wohlwollenden Kommentare gefreut.
Vielen herzlichen Dank!

LG von Lai
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Alt 20.03.2016, 10:09   #8
Falderwald
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Kia ora Lailany

Zitat:
Du bist doch gar kein Bergischer, oder doch?
Aber 100 %ig bin ich das. Ich kann den "Bergischen" sprachlich niemals ganz verbergen.
Manchmal, wenn ich mich selbst reden höre, klingt das ziemlich umgangssprachlich: wat, dat, nich/nix, is, wohl usw...

Und? Immer noch Nichtraucher?

Ich leider nich und deshalb geh ich mir jetzt noch mal schnell eine rauchen.
Dat macht dir doch nix aus, wohl?
Aber wat sollte dich dat auch jucken, nich war?
Dat is ja mein innerer Schweinehund, der da ständig sabbernd bellt.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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