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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 21.06.2015, 20:44   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Stachel!

Ich hoffe, du vergibst mir, wenn ich sage, dass ich von diesem Werk weniger angetan bin.
Teilweise etwas pathetisch, teilweise dagegen zu flapsig-leger ("hat der nun davon", "gekillt", "rüber", "das ist klar") kommen da manche Wendungen und Begriffe daher - das ergibt kein einheitliches lyrisches Stilbild.
Auch kann ich den Inhalt nicht recht an einem Bild festmachen: Handelt es sich um eine öffentliche Hinrichtung in der Antike oder so - oder um eine solche in einem zeitnahen extrem-islamistischen Staat? (Wer sonst führt öffentliche Hinrichtungen in Stadien durch???)
Warum wird - offenbar zusätzlich zur Hinrichtung - auch noch Kastration verlangt?
Das eigentliche Verbrechen des Delinquenten bleibt im Dunkeln, was angesichts der Reaktion der Menge unbefriedigend ist - man wüsste gern Bescheid, um einschätzen zu können, wie gerechtfertigt das Wüten des Mobs sein mag, auch wenn es eine falsche Beschuldigung sein mag.

Da ich nicht an "höhere Gerechtigkeit" glaube, ist der Einsturz des Daches für mich ein Zufall, keine "gerechte Strafe" für die Johler und Gaffer, das ganze sensations- und blutgierige Gesindel. Hätte auch bei einem Fussballspiel passieren können. So bleibt das Geschehen für mich wenig überzeugend - nur der letzte Hinweis darauf, dass der Tod der Gaffer nun selbst Gaffer anzieht, ist originell!
Es beweist, dass die Dummheit und die Oberflächlichkeit des Menschen wesensimmanent und unausrottbar sind!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.06.2015 um 22:55 Uhr)
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Alt 23.06.2015, 10:12   #2
Stachel
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ich hoffe, du vergibst mir, wenn ich sage, dass ich von diesem Werk weniger angetan bin.
Hallo Erich,

es gibt nichts zu vergeben. Ich freue mich sehr über ausführliche Gedanken und Anmerkungen, und zwar auch ganz ausdrücklich über solche, die meine Meinung nicht teilen. Du "zwingst" mich dazu, mich zu erklären, was ich übrigens sehr gerne tue. Wenn ich das nicht kann, habe ich einen gravierenden Fehler gemacht und muss überarbeiten. Ob eine Erklärung ausreichend erscheint, muss ich dann wiederum an den Reaktionen ablesen und dann letztendlich mit mir selbst ausmachen.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Teilweise etwas pathetisch, teilweise dagegen zu flapsig-leger ("hat der nun davon", "gekillt", "rüber", "das ist klar") kommen da manche Wendungen und Begriffe daher - das ergibt kein einheitliches lyrisches Stilbild.
Du hast es nicht so gemeint und es wird dich vielleicht ein wenig verwundern, aber ich fasse das als Kompliment auf. In der Tat schreibe ich in etwa so, wie ich auch rede. Das dieser Stil an keinen der Großen erinnert finde ich alles andere als schlimm. Offenbar habe ich einen sehr eigenen Stil. Er kommt dir derzeit noch wie ein Gemisch vor, "nicht Fisch, nicht Fleisch", das ist aber eine Sache der Gewohnheit, bzw. Gewöhnung.
Je mehr du von mir liest, desto einheitlicher und eindeutiger wird dir der Stil (hoffentlich) vorkommen. Mir fällt übrigens ein "Mischmasch" nicht auf, aber ich kenne mich ja auch nicht anders.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Auch kann ich den Inhalt nicht recht an einem Bild festmachen: Handelt es sich um eine öffentliche Hinrichtung in der Antike oder so - oder um eine solche in einem zeitnahen extrem-islamistischen Staat? (Wer sonst führt öffentliche Hinrichtungen in Stadien durch???)
In der Antike kann die Szene nicht spielen, denn die haben keine Stahlseile für Überdachungen verwendet. Es handelt sich vielmehr um eine düstere Utopie, die ich hier im Rahmen einer sarkastischen Ballade schildere. Es spielte für mich beim Schreiben keine Rolle, wo das genau lokalisiert ist oder um welchen Glaubenskreis es sich handelt. Um das ganze thematisch einzuordnen: Vorlagen könnten die Filme "Running Man" oder, etwas entfernter aber dafür neuer "Die Tribute von Panem" sein.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Warum wird - offenbar zusätzlich zur Hinrichtung - auch noch Kastration verlangt?
Das eigentliche Verbrechen des Delinquenten bleibt im Dunkeln, was angesichts der Reaktion der Menge unbefriedigend ist - man wüsste gern Bescheid, um einschätzen zu können, wie gerechtfertigt das Wüten des Mobs sein mag, auch wenn es eine falsche Beschuldigung sein mag.
Das "Verbrechen" ist nicht von Belang, denn die Hinrichtung, oder hier besser: Todeshatz, ist in jedem Fall barbarisch. Ich werde mich hüten, dem Leser über ein besonders abscheuliches Verbrechen auch noch die Gelegenheit einer inneren Rechtfertigung für das Abschlachten zu liefern.
Wer das unbedingt möchte, kann über die Kastration etwas Ableiten, denn die wird üblicherweise heutzutage vor allem bei Sexualdelikten, insbesondere mit Kindern, gefordert. Für mich ist die Entmannung aber an dieser Stelle eine weitere Steigerung in der Missachtung der Menschenwürde.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Da ich nicht an "höhere Gerechtigkeit" glaube, ist der Einsturz des Daches für mich ein Zufall, keine "gerechte Strafe" für die Johler und Gaffer, das ganze sensations- und blutgierige Gesindel. Hätte auch bei einem Fussballspiel passieren können. So bleibt das Geschehen für mich wenig überzeugend -
Hier ist auch keine höhere Macht am Werke. Mit Zufall liegst du also richtig. Aber es sollte folgerichtig auf die "Spannung" auch eine "Entspannung" folgen. Diese Entspannung sollte auch alle drei Aspekte umfassen, musste also sehr absolut daher kommen.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Es beweist, dass die Dummheit und die Oberflächlichkeit des Menschen wesensimmanent und unausrottbar sind!
Obacht: Wer das Prinzip von "Brot und Spiele" mit Dummheit und Oberflächlichkeit gleichsetzt unterschätzt vielleicht wesentlich stärkerer Immanenzen und Mechanismen. Die weisere Frage wäre vielleicht: Wann würde ich zu so einem Spektakel gehen?
Was bin ich doch froh, dass ich die Hoffnung hege, so eine Utopie nicht erleben zu müssen. Die Frage könnte ich nämlich nicht so eindeutig beantworten.

Freundliche Grüße vom Stachel
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Alt 23.06.2015, 15:14   #3
Erich Kykal
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HI, Stachel!

Vielen Dank für die Aufschlüsselung deiner Motive und Gedanken.

Was du beschreibst, ist übrigens eben KEINE Utopie: In Ländern wie Afghanistan (unter den Taliban) oder zeitnah im IS wurden und werden Menschen in Stadien (Sport oder Shows - oder überhaupt ALLES, was Spass macht - gibt es dort nicht mehr, und irgendwie muss man die Dinger ja nutzen, oder?) öffentlich hingerichtet: Enthauptung per Messer, Durchschneiden der Kehle oder Steinigung (zB für untreue Eheweiber. Bei den Männern gilt das Fremdgehen in jenen Kulturkreisen übrigens eher als "Kavaliersdelikt" und wird kaum je - milde! - per Geldstrafe geahndet!).

Auch andere unheimlich pädagogische und menschenfreundliche Strafen werden dort ausgeführt: Dieben hackt man beispielsweise die Hand ab (können gern auch mal kleine Kinder sein!), Gotteslästerer (darunter fällt jede auch nur leiseste Kritik oder alles, was auch nur im entferntesten so ausgelegt werden kann) werden blutig ausgepeitscht - alles brav danach, wie es in der mittelalterlichen "Scharia" steht!

Und du glaubst tatsächlich, dass ich menschliche Dummheit und Oberflächlichkeit mit "Brot und Spielen" gleichsetze??? - Ich rede von der Dummheit derer, die das veranstalten oder tatsächlich okay finden!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (23.06.2015 um 15:19 Uhr)
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