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Werkhalle Gedichte und Geschichten gemeinsam bearbeiten oder fertig stellen

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Alt 23.02.2015, 00:04   #1
Claudi
Senf-Ei
 
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Hallo Bodo,

Zitat:
viel Zeit habe ich derzeit nicht, aber irgendwie habe ich mich wohl für diesen Kurs angemeldet und muss da nun durch, hab ich recht?
Mit der Zeit gehts mir auch so. Müssen musst Du natürlich gar nichts, aber ich sehe ja, dass Du Dich reinhängst.


Zitat:
Mit der "Botschaft" im letzten Vers (und später auch mit "verunglimpft" in V3) habe ich versucht, deine Idee aufzugreifen, "schwerere" unbetonte Silben einzubauen. Mir gefällt diese Differenzierung, über die ich mir bisher nie Gedanken gemacht habe.
Sehr schön! Ich zeichne mal die Zäsuren ein, wie ich sie lesen würde:



Scharen reimender Dichter, || Asyl begehrender Weise. 3w
Ängstliche Bürger des Landes || entfachen wütende Feuer: 3w
›Reinheit der Dichtung – | vom Reim befleckt – || auf ewig verunglimpft! ‹“ 2w, 4m
Ruhig, doch bestimmt, | erklärte der König || den fragenden Menschen: 2m, 4w

„›Reinheit der Dichtung‹ skandiert || das satte Volk also lauthals? 3m
Fremde zu schmähen, | gereicht Peganern || recht bald schon zum Schaden - 2w, 4w
hat nicht Pega selbst || die Kulturen der Nachbarn bereichert? 3m
Reimende Dichter, | sie seien gegrüßt. || Verbreitet die Botschaft!“ 2w, 4m


Tendenziell würde ich schauen, dass die Zweiteilung der Verse (also nur eine Zäsur etwa in der Mitte) häufiger vorkommt als die Dreiteilung. Irgendwie scheinen natürlich gebaute Sätze immer schon nach der zweiten Hebung einen Sinnabschnitt zu haben. Da muss man immer ein bisschen gegenan arbeiten, damit sich das nicht zu sehr häuft. Sonst finde ich Deine Verse ganz gut gelungen.


Zitat:
Ich stelle nur gerade für mich fest, dass ich über der akribischen Arbeit an einzelnen Versen bzw. Strophen den inhaltlichen Gesamtzusammenhang etwas aus den Augen verliere. (ich habe das Gefühl, dass nicht jeder Satz im Zusammenhang mit Vorherigem oder Nachfolgendem schlüssig ist. Was solls - vordergründig geht es erst einmal um die Technik, oder?
Genau. Das denke ich auch.

LG Claudi


EDIT: Für die Zäsuren habe ich inzwischen bessere Kürzel im Netz gefunden, die ich gerne übernehme. Die Füße werden einfach numeriert und dann ein m (für männlich) bzw. ein w (für weiblich) angehängt. Ich ändere das oben. Männliche Zäsuren sind die direkt nach der Hebung, weibliche die nach der ersten Senkung.
__________________
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (26.08.2015 um 21:45 Uhr)
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Alt 25.08.2015, 05:56   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Claudi,

um noch mal auf deine Anmerkung im Faden "Das elegische Distichon - die Waffe deiner Wahl" bezüglich "meiner Zäsuren" zurückzukommen, möchte ich dich bitten, mir das doch noch einmal genau an den folgenden Beispielen zu erläutern:

Könntest du bei den Schiffen hier doch tränen- und leidlos
sitzen, dieweil dein Lebenslos so kurz dir bemessen.
Nun wird ein früher Tod dir werden und Jammer vor allem;
wahrlich, zu schlimmem Geschick hab ich dich in den Hallen geboren.

(aus: Homer - Ilias, Übersetzung Roland Hampe)

XxXxxXxXxXxxXx
XxxXxXxXxXxxXx
XxxXxXxXxxXxxXx
XxxXxxXxxXxxXxxXx

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen! es grünten und blühten...
Und es ließ der König darauf die Klügsten berufen...
Also wandelte Braun auf seinem Weg zum Gebirge...
Braun erreichte das Schloß und fand die gewöhnliche Pforte...

(aus: Reineke Fuchs - Goethe)

XxxXxxXxxXxxXxxXx
XxXxXxxXxXxxXx
XxXxxXxXxXxxXx
XxXxxXxXxxXxxXx

Soweit mir bekannt ist, können in der Deutschen Sprache Hexameter nur nachgebildet werden, da es in der akzentuierenden Metrik nur betonte und unbetonte Silben gibt, im Gegensatz zur quantitierendem Metrik mit Unterscheidung der Silbendauer.

Das Grundgerüst des "Deutschen Hexameters" bildet ein sechshebiger Daktylus, wobei der letzte Versfuß nicht vollständig ist:

Xxx Xxx Xxx Xxx Xxx Xx

Soweit ich weiß, können nun, müssen aber nicht zwingend, Zäsuren eingebaut werden, die nach der Kloppstockschen Variante meist aus Trochäen bestehen.

Es wäre für mich wichtig zu erfahren, wo die Zäsuren in meinen Hexametern teilweise noch nicht so ganz stimmen:

Sprach da ein Dichter nicht neulich schäbig über Sonette,
XxxXxxXxXxXxxXx

wollte Hexa- und Pentameter wieder elegisch vereinen,
XxxXxxXxxXxxXxxXx

Hunde wie er sind der Todesstreich der geflügelten Worte,
XxxXxxXxXxxXxxXx

Schwätze nicht, Bübchen, Sonette sind nicht für schlichte Gemüter.
XxxXxxXxXxxXxxXx

Holde Gesänge zum Schattentanz romantischer Kerzen:
XxxXxxXxXxXxxXx

Zaubersonette verführen feurig die weiblichen Herzen.
XxxXxxXxXxxXxxXx

weder die Lust noch die Liebesqualen poetischer Schmerzen.
XxxXxxXxXxxXxxXx

Pseudobeglücktes Geschwafel scheuen Poetengesindels
XxxXxxXxXxxXxxXx

Herzen erobert der Dichter im Sturm mit Feuer und Liebe,
XxxXxxXxxXxXxxXx

(Dass diese Hexameter noch ziemlich leiernd klingen und verbessert werden können, weiß ich auch, aber sie wurden ja nur für ein Spiel verfasst.)

Meine Fragen also:

Muss ein korrekter Hexameter in jedem Fall zwingend Zäsuren aufweisen?
Und wenn ja, wieviele müssen das sein, wo müssen diese stehen und welcher Art können diese sein?
Von wem wurden diese Regeln aufgestellt und wo kann ich das nachlesen (außer bei Ferdi)?

Eine Antwort darauf wäre sehr hilfreich.

Vielen Dank


Liebe Grüße

Falderwald


PS:

Zitat:
Zitat von Claudi
...kackenden Kerlen! Der Brechmittel bekam ich genug.
Ich weiß, das soll ein Pentameter sein, aber ich frage mich, wo hier der Spondeus liegt?
Doch wohl nicht im Ernst bei Brechmittel = XXx ?

Betonung "Brechmittel" = Xxx (Duden Aussprache/Betonung: --> klick mich)



__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 25.08.2015, 17:52   #3
Bodo Neumann
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Hallo Mädels,
soso, hier wollen wir also über alles reden?
Zitat:
Herr im Himmel, bewahr mich vor Reimlogorrhoe und Korinthen
kackenden Kerlen! Der Brechmittel bekam ich genug.
Zu "Reimlogorrhoe" möchte ich dich, Claudi, gern beglückwünschen. ABER mit zwei formellen Dingen hadere auch ich. Begründen kann ich beides nicht, es sind aber hartnäckige Bauchgefühle:

1. das Enjambement. Irgendwie habe ich mich an eine Zäsur am Ende des Hexameters gewöhnt. Ich dachte, dass sei so gewollt, weil ja auch das Versende XxxXx verbindlich ist, weil [Zitat Ferdi] "Der immer gleiche Schluss, X x x / X x, stellt dagegen sicher, dass die Verse dennoch als Abwandlungen immer des gleichen Grundverses erscheinen." Meiner Meinung nach geht dieser Effekt durch das Enjambement verloren. Seht ihr's anders?

2. Wie Falderwald sehe auch ich den Spondeus in Brechmittel problematisch. Nicht per se (in anderer Konstruktion sicher möglich), aber in Anbetracht der extrem starken Zäsur nach dem Ausrufezeichen. Was denkt ihr?

lg Bodo
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2015, 03:30   #4
Claudi
Senf-Ei
 
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Hallo, Ihr Beiden!

Ich antworte Euch mal scheibchenweise (weiß nicht, wie weit ich heute noch komme). Zuerst zum Brechmittel, für das Ihr Euch ja beide interessiert. Wäre Euch die Schreibweise Brech-Mittel lieber? Klar spreche ich das so, dass man die Zäsur hört. Im Schriftbild mag das befremdlich wirken. Nun ja, ich versuche halt bewusst, nicht alle Verse gleich zu bauen und Euch ein paar Anregungen mitzugeben. Jedenfalls bin ich mit meinem Brechmittel bei Eduard Mörike in guter Gesellschaft. In "Bilder aus Bebenhausen" ist z.B. dieser Pentameter zu finden:

Gleitet her- / über zum / Wald- || rande mit / Beben der / Schall,

Faldi, dass der Duden immer nur die Hauptbetonung in einem Wort anzeigt, hatte ich aber schon öfter erwähnt? "Brech-" ist normalerweise stärker betont als "mit-", da sind wir uns einig. "Mit-" liegt für mich aber, verglichen mit der schwachen Endsilbe "-tel", in der Betonungsintensität näher an einer Hebung als an einer Senkung. Als Daktylus würde ich das Wort "Brechmittel" auf keinen Fall verwenden. Aber da hatten die berühmten Hexametristen auch unterschiedliche Vorlieben. Das muss keiner so handhaben.


Zitat:
Zitat von Bodo
das Enjambement. Irgendwie habe ich mich an eine Zäsur am Ende des Hexameters gewöhnt. Ich dachte, dass sei so gewollt, weil ja auch das Versende XxxXx verbindlich ist, weil [Zitat Ferdi] "Der immer gleiche Schluss, X x x / X x, stellt dagegen sicher, dass die Verse dennoch als Abwandlungen immer des gleichen Grundverses erscheinen." Meiner Meinung nach geht dieser Effekt durch das Enjambement verloren. Seht ihr's anders?
Mit "der immer gleiche Schluss" ist das Versende gemeint, das nicht zwangsläufig mit dem Satzende identisch sein muss. Klopstock, wenn ich mich richtig erinnere (müsste ich nachschauen), hatte, glaube ich, mindestens in jedem sechsten Vers ein Enjambement gefordert, damit Vers- und Satzgrenzen gerade nicht immer zusammenlaufen.

Faldi, bei Dir fange ich mal hinten an. Vielleicht klärt sich dann der Rest von alleine.

Zitat:
Zitat von Faldi
Muss ein korrekter Hexameter in jedem Fall zwingend Zäsuren aufweisen?
Und wenn ja, wieviele müssen das sein, wo müssen diese stehen und welcher Art können diese sein?
Von wem wurden diese Regeln aufgestellt und wo kann ich das nachlesen (außer bei Ferdi)?
Ich nehme an, Du möchtest dazu einen Satz lesen wie diesen von Andreas Heusler, Deutsche Versgeschichte, dritter Band (de Gruyter 1929), Seite 256 – 260:

"Die kurze Regel für den deutschen Hexameter lautet so: Er braucht einen Schnitt im dritten oder im vierten Takte."

Ich habe das Buch nicht zu Hause, aber ich weiß, wer die wichtigsten Passagen daraus zitiert. Auch andere namhafte Metriker, die sich mit dem deutschen Hexameter beschäftigt haben, kommen auf der Seite zu Wort, speziell zur Zäsur (aber auch zu anderen Fragen) z.B. Jacob Minor. Was auch immer Du über den Vers wissen willst, falls Google überhaupt eine Antwort ausspuckt, wirst Du mit großer Wahrscheinlichkeit hier fündig. Solltest Du eine Quelle entdecken, die ergiebiger ist, lass es mich ruhig wissen.


Zitat:
Es wäre für mich wichtig zu erfahren, wo die Zäsuren in meinen Hexametern teilweise noch nicht so ganz stimmen
Ich schreibe die Kandidaten mal raus:

Sprach da ein Dichter nicht neulich schäbig || über Sonette,

Hier könnte man großzügig sein und die bukolische Diärese als Zäsur gelten lassen. Eigentlich wäre die Pause zum Luftholen aber früher, nämlich vor "schäbig", oder? Sag einfach mal, wie Du den Vers sprichst. Wenn Du z.B. statt "schäbig" "gehässig" nimmst, kriegst Du die Zäsur in den dritten Fuß statt zwischen den dritten und vierten Fuß.

Sprach da ein / Dichter nicht / neulich || ge- / hässig über So- / nette,

Diesen hier:

Pseudobeglücktes Geschwafel || scheuen Poetengesindels

kann ich kaum anders lesen als mit dem eingezeichneten Einschnitt, denn das Adjektiv "scheuen" gehört doch sinngemäß sehr nah zum "Poetengesindel". Da findest Du sicher selbst ein anderes Wort, das unbetont beginnt, vielleicht "bekloppten"?

So, hier mach ich für heute eine Zäsur, sonst komm ich gar nicht mehr aus dem Nachtrhythmus raus.

LG Claudi
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (26.08.2015 um 03:37 Uhr)
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Alt 26.08.2015, 11:37   #5
Claudi
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Weiter gehts. Faldi, b.B. kannst Du ja meine Beiträge zusammenführen. Für mich ist es so leichter, weil ich zu Deinem Beitrag runterscrollen und daraus zitieren kann, was im Ändern-Modus nicht möglich ist.

Zitat:
Zitat von Faldi
Soweit ich weiß, können nun, müssen aber nicht zwingend, Zäsuren eingebaut werden, die nach der Kloppstockschen Variante meist aus Trochäen bestehen.
Da bringst Du jetzt zwei verschiedene Dinge zusammen, die ich in meiner Kurzbeschreibung als zwei separate Punkte aufgeführt hatte:

Zitat:
1. In den ersten vier Versfüßen werden vereinzelte Daktylen durch Trochäen ersetzt. Ich sag mal, so ca. ein bis zwei pro Vers, aber immer schön abwechslungsreich, so dass nicht in jedem Vers der gleiche Fuß verkürzt wird.

Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xxx Xx

Für die ersten vier Versfüße kann jeweils entweder ein Daktylus oder ein Trochäus stehen. Der fünfte Fuß ist ein Daktylus, der sechste immer ein Trochäus.

2. Jeder Vers hat mindestens eine Hauptzäsur (Einschnitt, Sprechpause), nach der es unbetont weitergeht.

Was nicht unbedingt sein muss, ist das Ersetzen einzelner Daktylen durch Trochäen. Ein schönes Beispiel gibst Du selbst mit dem ersten Goethe-Vers:

Pfingsten, das / liebliche / Fest, || war ge- / kommen! es / grünten und / blühten


Der Vers ist vollständig daktylisch, aber dennoch deutlich in Sinnabschnitte gegliedert und hat die Hauptzäsur (also den oben von Heusler erwähnten obligatorischen Schnitt) im dritten Fuß. So eine Hauptzäsur wirst Du bei allen Hexametristen finden, wenn auch nicht immer so deutlich. Daneben können in einem Vers beliebig viele kleinere Schnitte (Nebenzäsuren) auftreten. Worauf es ankommt, ist nur diese eine Hauptzäsur, die den Hexameter in zwei ungleiche Hälften gliedert.

Für den Anfang (und unser Spiel) reicht es völlig aus, einen Einschnitt ungefähr in der Mitte des Verses anzubieten, nach dem es unbetont weitergeht. Einverstanden?

Ich zeichne bei Deinen anderen Beispielversen jetzt nur die Hauptzäsuren ein. Dann siehst Du vermutlich schon, was gemeint ist. Bei einigen Versen sind auch durchaus mehrere Lesarten möglich.

Und es ließ der König darauf || die Klügsten berufen...
Also wandelte Braun || auf seinem Weg zum Gebirge...
Braun erreichte das Schloß || und fand die gewöhnliche Pforte...

Könntest du bei den Schiffen hier || doch tränen- und leidlos
sitzen, dieweil dein Lebenslos || so kurz dir bemessen.
Nun wird ein früher Tod dir werden || und Jammer vor allem;
wahrlich, zu schlimmem Geschick || hab ich dich in den Hallen geboren.



So, ich hoffe, ich hab nichts vergessen. Sonst einfach nachfragen.

LG Claudi
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Geändert von Claudi (26.08.2015 um 12:13 Uhr)
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2015, 12:21   #6
Bodo Neumann
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Hallo Claudi,

wenn du solche Dinge, wie diesen Faden hier, zwischen 4.00 und 4.30 Uhr pflegst, mache ich mir schon Sorgen. So groß wird ja die Zeitverschiebung nicht sein, oder? Lass dich also nicht unter Druck setzen. 5.30 Uhr hätte es auch noch gereicht!

Die Sache mit den Enjambements nehme ich mir an. Bin ja eh ein Fan dieser Sprünge, warum also nicht...

Aber nochmal zum Brechmittel. Bei deiner Argumentation hast du meinen Einwand bezüglich deiner starken Zäsur im zweiten Takt übergangen. Alors - encore une fois:
Ich finde, die beiden Verse kann man nur bedingt miteinander vergleichen, weil der Möricke-Vers eben keine weitere "Haupt"-zäsur aufweist. Dadurch wird mMn der Leser im "Waldrand" eher zum Hebungsprall geführt als in deinem "Brechmittel".
kackenden Kerlen! || Der Brech|mittel bekam ich genug.
Gleitet herüber zum Wald||rande mit Beben der Schall,
Ich finde, dass in deinem Vers letztlich nur die ansonsten drei aufeinanderfolgenen unbetonten Silben (mit-tel be) auf den Hebungsprall hinweisen. Beim ersten Lesen ist das wahrscheinlich nicht einfach zu erkennen.

Ansonsten erstmal besten Dank.

lg Bodo
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2015, 12:46   #7
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Hallo Bodo,

bei deiner Argumentation übersiehst du, dass im Pentameter die Zäsur zwingend nach der dritten Hebung zu stehen hat, worauf der ebenfalls obligatorische Hebungsprall zu folgen hat. Beides ist sowohl im Distichon von Mörike (Wald||rande) als auch im Beispiel von Claudi (Brech||mittel) verwirklicht.

LG Fridolin
__________________
Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
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Alt 26.08.2015, 13:11   #8
Claudi
Senf-Ei
 
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Reden

Hi Bodo,

Zitat:
wenn du solche Dinge, wie diesen Faden hier, zwischen 4.00 und 4.30 Uhr pflegst, mache ich mir schon Sorgen.
äh, Du glaubst, dass ich sowas in einer halben Stunde schaffe? Dann würde ich mir an Deiner Stelle auch Sorgen machen.

kackenden Kerlen! Der Brech- || mittel bekam ich genug.

Wir sind ja hier im Pentameter. Da spricht man eigentlich nicht von Hauptzäsur, denn die Mittelzäsur, genauer gesagt: Diärese, ist ja festgelegt. Das Ausrufezeichen ist ein harter Einschnitt, ja. Jemand, der mit dem Pentameter nicht vertraut ist, hätte vermutlich Probleme, obwohl dazwischen ja noch der unbetonte Artikel steht. Aber Du als angehender Experte? Was wirst Du erst sagen, wenn ich mit geschleiften Spondeen ankomme?

Ne, beiß Dich mal nicht zu sehr daran fest. Das sollte keine Darbietung gehobener Verskunst sein. Es war nur ein spontaner Einfall, und ich will den Vers jetzt nicht großartig verteidigen. Als Anregung kannst Du ja Mörikes Vers im Gedächtnis behalten.

Die Bilder aus Bebenhausen gibt es übrigens im Projekt Gutenberg und bieten sich vielleicht zum Reinschauen an?


Hi Fridolin,

schön, Dich zu sehen und danke für den Beistand!


Nachtrag:

Hi Faldi,

inzwischen hat sich noch ein Patient eingefunden, der an der Zäsur schwächelt:

Weibliche ne, in Ehren, || wollen sich E-Mann zipieren,

Und nochmal Bodo:
Zitat:
Zitat von Bodo
Die Sache mit den Enjambements nehme ich mir an. Bin ja eh ein Fan dieser Sprünge, warum also nicht.
Wenn Du Lust hast, kannst Du ja mal einen Abschnitt bei Klopstock überprüfen. Ich habe inzwischen bei Emil Linckenheld nachgeguckt. Er schreibt in "Der Hexameter bei Klopstock und Voss", dass Klopstock

Zitat:
... den Vers nicht öfter als viermal nacheinander mit einer Sinnespause schliessen will

LG Claudi
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Geändert von Claudi (27.08.2015 um 03:00 Uhr)
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Alt 30.08.2015, 07:58   #9
Falderwald
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Hi Claudi,

legen wir einmal das folgende Zitat zugrunde:

Zitat:
Zitat von Andreas Heusler
"Die kurze Regel für den deutschen Hexameter lautet so: Er braucht einen Schnitt im dritten oder im vierten Takte."
Das beantwortet meine Frage nur teilweise. Auf der einen Seite geht daraus hervor, wo sich eine Zäsur befinden sollte, andererseits sagt dies aber nichts über die Menge der Zäsuren aus.
Oder bedeutet dies, dass es nur eine einzige Zäsur geben darf?

Wobei wir zur nächsten Frage kämen, wie eine Zäsur beschaffen sein muss, bzw. wie sie bewerkstelligt werden kann.

Soweit ich das aus den alten Texten ersehen kann, gibt es dazu verschiedene Möglichkeiten. Eine Zäsur kommt zustande, in dem vom "üblichen" Metrum abgewichen wird, oder durch ein eindeutiges Satzzeichen, welches eine Sprechpause an der entsprechenden Stelle erzwingt.
Habe ich das soweit richtig verstanden?

Bevor ich mich also hier weiter äußern kann, hätte ich also die Fragen bezüglich der Menge und der Art und Weise von Zäsuren erst einmal geklärt.

Dankefein


Liebe Grüße

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2015, 18:21   #10
Bodo Neumann
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Zitat:
eh du geiferst und speist, bring die cäsur auf die reih'!
Lieber Wolo,

dann mal raus mit den Tipps! Bin ja nicht zum Spaß hier... Nein, bitte, es interessiert mich wirklich, wo du fehlerhaft Zäsuren entdeckt hast.

Bei der Gelegenheit hätte ich gern auch gewusst, ob man den letzten Daktylus im Hexameter wirklich derart stark verkürzen darf wie du bei "Homers" (s. Markierung) und ob du "weswegen" tatsächlich auf der ersten Silbe betonst.
Zitat:
gegen den virus falscher cäsuren! beim barte Homers,
XxxXxXxxXxxXxxX
hochmut führt doch zu nichts, höchstens zum fall, drum halt ein!

trage dein los! berufe dich nicht auf Claudi und andre!
weiß denn einer den grund, weswegen deiner sie schont?
Merci d'avance

Bodo
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