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#1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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lb eKy,
die obige kritik ist selbst "epigonal" gehalten, das ist korrekt. so besehen will ich dir nicht ernsthaft widersprechen. aber eigentlich zielt die kritik gegen etwas ganz anderes. sie zielt gegen die tatsache, daß in feuilletons und in buchhandlungen die moderne deutschsprachige lyrik faktisch keinerlei rolle mehr spielt - sieht man von sehr sehr wenigen löblichen ausnahmen einmal ab. danke für deine tiefgründigen eintrag! lg w.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (09.02.2015 um 08:53 Uhr) |
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#2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, walther!
Bei der allgemeinen sprachlichen Qualität (wohlgemerkt, es gibt Ausnahmen!) moderner Lyrik wundert mich das nicht! Es "klingt" eben meist nicht mehr schön, folgt oft genug keiner inneren Melodie. Künstlerische Sprachhabung allein ist vielen "Normalo"-Lesern zu wenig. Das kann ich gut nachvollziehen! Hinzu kommt die neue verbale Verrohung der Sprache durch moderne Medien, Türkensprech (das meine ich nicht rassistisch) oder andere grammatikfeindliche Idiome, Anglizismen sowie die davor stattgefundene allgemeine Prosaisierung der Hör- und Lesegewohnheiten durch die Unbilden zweier Weltkriege im letzten Jahrhundert. Da hatten die meisten Menschen andere Sorgen als Lyrik! Das soll kein Vorwurf sein, aber es ging eben viel verloren. Der entscheidende Hieb aber kam wohl von diversen "modernen" Dichtern selber: Im Bestreben, immer "neu" und "originell" sein zu müssen, haben sie sich in sprachliche Grenzregionen verstiegen, die für die meisten Konsumenten außerhalb ihrer "Blase" bestenfall albern und unverständlich wirkten. Man fragte sich nicht mehr: Was will der Künstler erreichen/aussagen? - sondern nur noch: Wen will der Typ eigentlich verarschen??? Heute ist es so weit gediehen mit den wenigen Übriggebliebenen, dass ein Hape Kerkeling ihnen stundenlang himmelschreienden Schwachsinn als "hohe Kunst" präsentieren konnte, ohne dass ein nennenswerter Teil des Publikums den Saal verlassen hätte. Hinterher, beim Gespräch mit dem "Autor/Komponisten", versuchten viele sogar, den Quatsch zu rechtfertigen oder ihm in vorauseilender Höflichkeit tieferen Sinn anzudichten - nur ganz wenige sagten frei heraus, dass sie all das für Blödsinn hielten: HURZ!!! DAS hat "moderne Lyrik" geschafft: Intelligente Menschen bezüglich des eigenen Geschmacks so zu verunsichern, dass sie bereit sind, eigentlich alles zu schlucken und für Kunst zu halten, was man ihnen als solche präsentiert! Vielleicht wird nun verständlicher, warum ich nicht sonderlich begeistert davon bin - oder von jenen, die dieser Form so betriebsblind nachrennen. Nun, wie auch immer ich es empfinde, zumindest erklärt es auch, warum heute kein Blatt mehr Lyrik druckt, ja warum selbst die klassische Lyrik völlig aus den Schullesebüchern verschwunden ist - zumindest bei uns in Österreich! Eine Schande! - Weil all das Gehurze moderner Lyriker den Menschen die Lust an der Lyrik gründlich ausgetrieben hat! Es ist wie mit der Musik: Die vergeistigten Musikusse schätzen ihre "moderne Klassik" oder atonale Musik als höchsten Genuss, als höchste Vergeistigung des musikalischen Gedankens - und bleiben so gut wie allein in ihrer kleinen subventionierten Welt! Die meisten Leute hören Pop im Radio, einfach, weil es gut klingt. Sie brauchen zum Tanzen keine philosophischen Hintergedanken - bloß geile Mucke. Schade, dass dies den abstrakten Musikanten nicht zu denken gibt - sie bringen lieber weiterhin Kakteen zum Singen oder binden sich Schellen an alle Extremitäten und zappeln damit auf dem Rücken herum wie verzweifelte Käfer, untermalt von Fabrikshallenlärm, der von klassischen Instrumenten erzeugt wird! ![]() Genau so ist es mit der Lyrik! Kaum einer kennt noch zu Herzen gehende Gedichte von tränentreibender sprachlicher Schönheit und harmonischem Wohlklang, weil fast jeder mit Lyrik nur noch das "moderne" Wortgeholze verbindet - und das interessiert eben kaum einen außerhalb des winzigen Konzeptbiotops, das sich diese "Dichter" und ihre verkopfte Klientel geschaffen haben! ![]() So, ich hoffe, das klärt die Lage! ![]() LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (08.02.2015 um 22:59 Uhr) |
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#3 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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sie ist leider grottenfalsch,
lb eKy, deine einschätzung. es gibt gute deutsch-sprachige lyrik - auch ganz moderne. sie ist sprachlich und literarisch überzeugend, nur keiner kennt sie. da sind wir leider nicht einer ansicht. aber dazu werde ich an anderer stelle noch mehr sagen. laß dich überraschen! lg w.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
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