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Minimallyrik und Aphorismen Alles was kurz und schmerzlos ist

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Alt 29.12.2014, 11:05   #1
Bodo Neumann
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Registriert seit: 14.12.2014
Beiträge: 351
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Guten Tag miteinander,

ich will mich an dieser Stelle mal in meiner Rolle als "eingeklimperter Gewohnheitsalternierer"* äußern.

Zunächst sei darauf hingewiesen, dass der Begriff, den du (Claudi) hier benutzt, nicht hundertprozentig passend ist. Wenn ich dich richtig verstanden habe, schließt du in die "Leierfraktion" sicher auch die Verse ein, die vollständig in Daktylen geschrieben wurden. Und die kann man ja schlecht als alternierend (in der eigentlichen Bedeutung) bezeichnen.

Aber mir ist schon klar, was du sagen willst. Und ich stimme dir gerne zu - allerdings bedingt. Sorry.

Denn es gibt sowohl bei den "metrisch glatten" als auch bei sogenannten freien Versen sehr gelungene Werke und ebenso den allergrößten Schrott.

Bei den metrisch glatten besteht große Leiergefahr ab einer gewissen Länge und vor allem dann, wenn auf andere Stilmittel (Enjambements, Binnenreime, inhaltliche Überraschungen) verzichtet wird und die Endreime vorhersehbar sind. In diesem Fall - ab in die Tonne, egal wie sauber die Metrik ist.

Bei allem, was Claudi über die Ästhetik und die Möglichkeiten eines freien Versmaßes sagt, gebe ich ihr Recht, wenn(!) der Bruch im Metrum, die sperrige Zäsur, die Verkürzung des Verses usw. bewusst verwendet wurde, um beim Leser eine bestimmte Wirkung auszulösen, die den Inhalt unterstützt. Wenn das gelingt, stimme ich ein helles Hallo an - denn das ist ganz großes Kino - ein Genuss für jeden Leser.

Und jetzt mein großes ABER: In gefühlt 90 % der Fälle (in Internetforen) werden freie Verse benutzt, weil man es nicht besser kann. Und in diesen Fällen täte den Versen ein einheitliches Versmaß schneller gut als ein Berufen auf die hohe Kunst freier Verse.

Aus dem wenigen, was ich bisher von Claudi gelesen habe, habe ich den Eindruck, dass sie ein ziemlich gutes Gefühl für den Bruch der Rhythmen gefunden hat - ich selbst traue mich noch nicht so recht ran, vielleicht kommt die Zeit noch...

Eine These, die mir gerade in den Kopf kommt, ist, dass man die Möglichkeiten der freien Verse erst dann richtig zu nutzen weiß, wenn man sich vorher ein sicheres Rhythmusgefühl angeeignet hat. Aber da gibt es vielleicht auch Ausnahmen - ja, ich denke, die gibt es sicher. Das sind Leute, die auch im Alltag eine hochentwickelte Sprache benutzen und es verstehen, das Wesentliche einer Sache auszudrücken.

Entschuldigt bitte die ausführliche Diskussion hinter einem so kleinen Werk - es bot sich eben hier an.

Gruß
Bodo

*sehr hübscher Terminus übrigens
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2014, 16:59   #2
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Liebe Lai,

Deine Überarbeitung sieht jetzt schon besser aus. Den Fresssmiley weiter nach oben zu rücken und mit einem weiteren Spondeus zu stützen, war schon mal eine gute Idee. Da ist allerdings noch Luft nach oben. Vor allem in den letzten Versen wirst Du ziemlich eintönig. Schau Dir mal diese schönen langen Wörter an:

Rezeptetauscher, Rosinentätschler

Diese beiden beschreiben exakt die gleiche rhythmische Figur: xXxXx und die Hobbyköche sind ihnen bis auf den fehlenden Auftakt gleich. Wenn es Dir gelingen würde, sowas wie die Herdspezialisten XxxXx (der Fuß kommt Dir bekannt vor?) doppelt zu bringen, wäre es etwas anderes. Lange Wörter, die gleichmäßig alternieren sind eigentlich noch ungünstiger für eine lebendige Versbewegung als Einsilber. Ansonsten ist die Idee schon gut. Ich probiere es mal etwas kecker:


Boss, hör mal, der Herd ruft:
nicht kleckern, klotzen, Gourmetkoch!
Schenk uns zum Fest, am besten sofort,
den Fresssmiley, so frech und so smart
wie du, Boss! Danke und prost!


Vielleicht leckst Du ja doch nochmal Blut? Lass Dir Zeit! Ich will Dich gar nicht drängen.


Hi Bodo,

soweit ich sehe, gehen wir völlig konform. Vermutlich kamen meine Eindrücke nur deswegen etwas einseitig rüber, weil ich sie nicht ausführlicher beschrieben habe. Ja, grob gesehen, zähle ich auch regelmäßige Daktylen zu den alternierenden Maßen. Die können genauso leiern, aber darum ging es hier gar nicht, sondern nur um den Gewöhnungsfaktor, der manchmal das Umschalten in eine andere Gangart erschwert.


Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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