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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 21.11.2014, 01:00   #1
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Hallo Wolo,

es ist nicht mehr so einfach. Ich lese "schiebend" die Erstversion und die im Einzelnen korrigierte.
Doch davon abgesehen. Die Hommage beeindruckt zutiefst und ebenso dein Sprachgefühl. Die Kommentare bestätigen es.
Ich nehme hier die "Urversion", weil "ein Leben darben" sich für mich lyrisch und verständlich anfühlt - ich mag diese Aussage, zumal es um Welten geht, die der Autor in Unterscheidung verdichtet.

Bevor ich meine gedanklichen "Verbesserungen" einbringe, lasse erst mein Lob für ein Gedicht gelten, so wie es da steht. Die Wiederholung von ein bisschen ist sogar notwendig und betont.

Liebe Grüße,
Dana

Die Schaukel dort im Park - wie sehr
erinnert sie an meine alte Liebe
zu einer Welt, die, wenn ich sie beschriebe,
ein bisschen dunkler wär und doch nicht leer.

Ein bisschen nicht so kalt, voll Mitgefühl
mit jenen, die im Glanze der Maschinen
ein Leben darben, unter den Lawinen
verschüttet sind im Cyberworld-Gewühl.

Und trotzdem denk ich Wörter ohne Seele,
die zwar bei fremdem Schmerz gefühlvoll weinen,
sobald sie aber auf dem Schirm erscheinen,
ist mir, als ob darin die Zartheit fehle,

ein wenig weiche Haut, die Prise Glück,
ein Quäntchen Leidenschaft, ein Hüftschwung, Adern
mit Blut gefüllt... Jedoch, man soll nicht hadern,
ich schau erinnernd in den Park zurück.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2014, 12:43   #2
vedena
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von vedena
 
Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 181
Standard

Hallo Wolo,

das ist eine sehr gefühlvolle - ich möchte fast sagen - Ballade über Vergangenes, über andere Zeiten, die vielleicht nicht besser waren, aber mit mehr Nähe zum Menschen.
Dein Erzähler will nicht klagen, auch nichts verbessern, er stellt nur fest, dass Wörter und Erzähltes am Bildschirm (im Computerzeitalter) an Gewicht und Wärme verlieren.
Der hin- und herschwingende Rhythmus passt vortrefflich zum Bild der Schaukel im Park. Den letzten Vers finde ich wunderbar melancholisch und es bleibt ein eindringliches Bild zurück.

Es gibt sogar Studien, die beweisen, dass alles, was man am Bildschirm liest, weniger in Erinnerung bleibt, als das, was in einem Buch gelesen wird - sozusagen auch haptisch erfahren wird. - Das fiel mir beim Lesen deiner schönen Zeilen ein. Schon irgendwie interessant, weil man in der Straßenbahn kaum noch jemand mit einem Buch sieht, nur noch diese 'e-books'.

Ich hab dein Gedicht wirklich gern gelesen.

LG vEdenA
__________________
Mein Buch "Leitersprossen"

ISBN-10: 3853060501
ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN !
vedena ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2014, 15:30   #3
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hallo Wolo,

da hast Du was Feines gemalt und den Bildern mit den umarmenden Reimen einen angenehm weichen Rahmen gegeben. "Ein Leben darben" finde ich einfach wunderbar! Darauf würde ich auf keinen Fall verzichten, es sei denn, Du hättest eine noch geeignetere Fassung für dieses kleine Juwel im Auge. Hier finde ich es durchaus passend.

Das Spiel mit den "ein"- Konstruktionen finde ich sehr gelungen, weil es hier gleichermaßen als Strukturgeber und Weichzeichner dient. Es beginnt mit "zu einer Welt" und setzt sich mit

ein bisschen
ein bisschen
ein Leben
ein wenig
ein wenig
ein Quäntchen

fort, was ein weiteres Argument für das Beibehalten von "ein Leben darben" liefert.

Die Blechlawinen sehe ich auch als Verbesserung. Sie geben zusammen mit den Maschinen, dem Schmerz, den Adern und nicht zuletzt dem "Leben darben" einen schönen Kontrast zur Weichheit.

Die einzige Formuliereung, zu der ich Dir nichts Konkretes sagen kann, ist das "Jedoch" in S4V3. Mir scheint sie eine Spur zu hart, und ich würde wie Erich hier einen weicheren Übergang wählen. "Nun wohl" wäre nicht meine Sprache, bei mir liefe es eher auf "nun denn" oder "nun ja" hinaus. Hier würde ich ganz genau schauen, wie Du es sagen willst, denn gerade solche kleinen Schnipsel prägen doch sehr die persönliche Handschrift.

Wie Du siehst, bin ich recht angetan von Deinem Werk und habe mich gerne damit beschäftigt.

Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (24.11.2014 um 15:46 Uhr)
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2014, 12:18   #4
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hallo Dana

Danke für die psotivie Aufnahme des Textes. Ich würde gerne etwas davon an Frau Belli weitergeben, kennte ich sie.

s1: das „doch“ nimmt erstens den warmen, dunklen laut „und“ raus, zweitens bribgt es etwas ins spiel, was ich gerade nicht möchte, nämlich dass eine „dunklere“ welt auch leer und kalt sein könnte (obwohl du mit deiner lösung das nicht intendierst).

s2: Grossbuchstaben am Strophenbeginn kann ich nachfühlen. Sehe aber keine Dringlichkeit. Konsequent müsstest du das in s4 auch wollen.

s3: ein wenig möchte ich beibehalten aus schon genanntem Grund: Kupplung zwischen s3 und s4 wie oben s1/s2. eigentlich Weichheit auch, aus dem selben Grund. Und auch, weil es zum gesamten für mein Gefühl besser passt als Zartheit. Es ist physikalischer, kann auch das Licht meinen, das auf eine Sache fällt, objektiver, weniger nur das Auge des Betrachters mit einbeziehend.

s4 erinnernd ist nicht daneben gezielt. aber ich hätte gerne die zweifel mit drin, die das zurückschauen erst auslösen.

hallo vedena

Danke für deinen kleinen Exkurs zum Thema. Ich glaube, du hast das, was Frau Belli in ihrer Ansprache damals sagen wollte, ziemlich genau getroffen. Ich nehme das mal selbstgefällig als Zeichen, dass ich es einigermassen verständlich in meine Verse gepackt hatte.

hallo Claudi

und ich bin recht angetan von deinen vorschlägen zur änderung wie auch zur beibehaltung.
ich würde heute wohl auch blechlawinen wählen und am „ein Leben darben“ festhalten.
jedoch/doch sind mir aus der mundart vertrauter als das rhetorische „nun denn“ oder „nun wohl“. oben habe ich auf ekys Intervention hin „Nun wohl“ genommen. Auch, weil in der verbesserten Fassung in der nächsten Zeile ein doch folgt. „Nun denn“ passt mir nicht so, weil es klanglich mit den a‘s danach und in der Kombi deNN Man in meinen Ohren irgendwie scheppert.

Allen dreien einen schönen Gruss
wolo
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