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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 03.11.2014, 02:15   #1
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Hi Nachteule,

Zitat:
Das werte ich so, dass du selbst stochern willst, bevor sich es sagen, du aber erst wissen willst, was ich zum Rest sage. Richtig?
Richtig! Vor allem hatte ich gehofft, noch ein paar Kommentatoren hellhörig zu machen. Dann will ich die Katze mal aus dem Sack lassen. Wie ich bereits angedeutet hatte, fand ich die Negation der "Wiederkehr" im Rahmen des wiederkehrenden Reimes besonders interessant. In Deiner Antwort an Erich bestätigst Du meine Vermutung:


Zitat:
weil schon feststeht, dass das lI beide erlösen wird. Es bittet nur um Unterstützung. Ich denke hier eher an einen Tod durch Selbstmord oder Sterbehilfe, darum hat es ja genug Zeit, sich zu verabschieden. Dass das rauskommt ist mir zwar nicht so wichtig, zumal es ja auch nur in einem kleinen Wort angedeutet wird, als dass es mich stören würde, dass es nicht rauskommt, aber wichtig genug, dass ich es nicht in "dass" ändern wollte. Es will unterstützt werden, während es den Entschluss zu Ende führt.
Nachdem ich nun weiß, dass ich den Lilienvers genau nach Deiner Intention gedeutet habe und, was schade ist, mit meinen Andeutungen sonst keinen mehr neugierig machen konnte, komme ich jetzt zu dem verteufelt guten Konzept, das ich hier sehe.

Das LI möchte seinem (jetzigen) Leben ein Ende setzen, um einem unerträglichen Zustand (aus seiner Sicht für beide Partner) zu entkommen. Vermutlich geht es um eine schwere unheilbare Krankheit. Damit bekommt das Werk auch einen sehr aktuellen Bezug.

Das "Gefieder" deute ich als Hinweis auf den Phönix, der aus seiner Asche zu neuem Leben erwacht, d.h. das LI glaubt an ein Leben nach dem Tod. Dadurch bekommt die Titelidee ihren Doppelsinn. Das LI wird nicht (in dieses Leben) zurückkehren. Die ständige Wiederholung der Nichtwiederkehr legt aber nahe, dass es sehr wohl eine Wiederkehr, nur eben nicht in dieses Leben an der Seite des LD, geben wird.

Dass Du dem Leser diese Möglichkeit nicht aufdrängst, sondern nur dezent im Hintergund mitschwingen lässt, gefällt mir besonders. Du zwingst niemanden zu dieser Sichtweise, hast aber alle Indizien dafür ins Konzept gepackt, sowohl in die Form, als auch in die Metaphern. Chapeau!

Sprachlich hast Du für mein Empfinden gut nachgearbeitet, so dass für mich nur noch eine Kleinigkeit übrig bleibt:


Zitat:
Und sei es dir auch noch so sehr zuwider,
Es gibt doch keine rettende Souffleuse;
Jedoch, ich kehr zu keiner Zeit mehr wieder.
Hier könntest Du vielleicht das doppelte "doch" in V2 ersetzen. Vielleicht: "Du findest keine rettende Souffleuse" oder: "Es gibt sie nicht, die rettende Souffleuse" o.ä.

Es war hochinteressant, mich mit Deiner Villanelle zu beschäftigen, und ich finde sie sehr gelungen.

Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2014, 15:26   #2
Nachteule
geehrt und gefiedert
 
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Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
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Hallo Claudi,

Zitat:
Richtig! Vor allem hatte ich gehofft, noch ein paar Kommentatoren hellhörig zu machen.
Hat wohl nicht so geklappt. XD Kenne ich ja von der Ode.

Zitat:
Das LI möchte seinem (jetzigen) Leben ein Ende setzen, um einem unerträglichen Zustand (aus seiner Sicht für beide Partner) zu entkommen. Vermutlich geht es um eine schwere unheilbare Krankheit. Damit bekommt das Werk auch einen sehr aktuellen Bezug.
Genau richtig. Ich erinnere mich an die Krankheit meinter Tante, an deren Ende sie damals nicht mehr wollte, dass die Kinder sie sehen, damit sie nicht mitleiden müssen, wenn sie nicht sogar dafür ins Hospiz wollte. (Wobei das nichts mit dem Gedicht zu tun hat) Daher bin ich der Meinung, dass die Einschätzung richtig ist, dass ein schwer Kranker glaubt, dass auch seine Angehörigen leiden. Und es ist ja eine Art des Leides, seine lieben leiden zu sehen und jeden Tag etwas mehr verabschieden zu müssen.

Zitat:
Das "Gefieder" deute ich als Hinweis auf den Phönix, der aus seiner Asche zu neuem Leben erwacht, d.h. das LI glaubt an ein Leben nach dem Tod. Dadurch bekommt die Titelidee ihren Doppelsinn. Das LI wird nicht (in dieses Leben) zurückkehren. Die ständige Wiederholung der Nichtwiederkehr legt aber nahe, dass es sehr wohl eine Wiederkehr, nur eben nicht in dieses Leben an der Seite des LD, geben wird.
Das Gefieder sollte in der ersten Ebene ein kleines Augenzwinkern sein, in Richtung "Eule schreibt Gefieder statt Haare". Aber in der zweiten Ebene ^^

Zitat:
Dass Du dem Leser diese Möglichkeit nicht aufdrängst, sondern nur dezent im Hintergund mitschwingen lässt, gefällt mir besonders. Du zwingst niemanden zu dieser Sichtweise, hast aber alle Indizien dafür ins Konzept gepackt, sowohl in die Form, als auch in die Metaphern. Chapeau!
In manchen Fälle ist man durch dezentes Setzen von Ideen besser unterwegs, glaube ich. Ich habe in meiner Kurzgeschichte "Fernreise als Kurztrip" glaube ich so viele Zeichen, dass keiner sie alle gefunden hat, aber dennoch die meisten verstanden haben, was ich sagen will.

Zitat:
Sprachlich hast Du für mein Empfinden gut nachgearbeitet, so dass für mich nur noch eine Kleinigkeit übrig bleibt:
Da übernehme ich deinen Vorschlag doch gerne! Ist mir scheinbar nicht aufgefallen...
Und ich glaube bei S5V1 schreibe ich besser "die Schmerzen fressen sich durch meine Glieder". Dann habe ich diesen Aufprall von Schmerz und frisst nicht...

Danke für deinen schönen Kommentar und deine erfreuliche Sichtweise! (Auch für das, das ich nicht extra zitiert habe. )

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule

Geändert von Nachteule (07.11.2014 um 21:31 Uhr)
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Alt 07.11.2014, 16:55   #3
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
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Zitat:
Da übernehme ich deinen Vorschlag doch gerne!
Freut mich!


Zitat:
Und ich glaube bei S5V1 schreibe ich besser "die Schmerzen fressen sich durch meine Glieder". Dann habe ich diesen Aufprall von Schmerz und frisst nicht...
Ja, das finde ich auch besser. Dann fällt auch das Adjektiv "schwach" raus. Ohne das wirken die fressenden Schmerzen m.E. intensiver.

LG Claudi
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Alt 10.11.2014, 14:52   #4
Nachteule
geehrt und gefiedert
 
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Hey,

Wenn das "schwach" noch drin wäre, wäre es vielleicht so eine Art Gegensatz zum starken "Fressen"... Aber egal, ich bin (vorerst ) damit zufrieden.

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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Alt 14.11.2014, 21:33   #5
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
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Hallo nochmal,

Zitat:
Wenn das "schwach" noch drin wäre, wäre es vielleicht so eine Art Gegensatz zum starken "Fressen"... Aber egal, ich bin (vorerst ) damit zufrieden.
ja, die Frage ist nur, ob dieser Gegensatz dem Vers guttut, oder ob er ohne diese zusätzliche Info nicht besser dasteht. Als Leserin hätte ich ihn lieber ohne das Adjektiv und würde deshalb auch als Autorin darauf verzichten. Aber das ist vermutlich Geschmacksache. Ich finde "die Schmerzen fressen sich durch meine Glieder" einfach perfekt.

LG Claudi
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Alt 15.11.2014, 10:43   #6
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
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Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Hallöchen ihr beiden Gourmetköche
da wird ja noch immer abgeschmeckt und dezent nachgewürzt.
Ich hab immer wieder mal neugierig reingeguckt hier... eure Arbeit war sehr konstruktiv, die Liebe zum Detail hat sich gelohnt und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. Respekt.
Ein schönes WE und hG von
Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
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Alt 05.12.2014, 22:26   #7
Nachteule
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Hallo ihr beiden,

warum es so lange dauerte könnt ihr ja im einen oder anderen Beitrag nachlesen. Sorry dafür! Dafür streikt mein Internet grad dauernd. Ich hoffe, für den Beitrag reicht es... sonst muss ich in den Keller noch einen Eimer holen... -.-

Zitat:
ja, die Frage ist nur, ob dieser Gegensatz dem Vers guttut, oder ob er ohne diese zusätzliche Info nicht besser dasteht. Als Leserin hätte ich ihn lieber ohne das Adjektiv und würde deshalb auch als Autorin darauf verzichten. Aber das ist vermutlich Geschmacksache. Ich finde "die Schmerzen fressen sich durch meine Glieder" einfach perfekt.
Gegensätze können sehr viel bewirken. Im positiven wie im negativen, da hast du recht. Sie können auch gut Distanzen darstellen, die man sonst nicht sehen würde. (Wobei man schwarz-weiß-Malerei vermeiden sollte)
Aber mit der jetzigen Version bin ich auch zufrieden.

@Lailany
Ja, ich glaube auch, dass es sich gelohnt hat, noch ein paar Kleinigkeiten zu ändern. Darum habe ich auch nach einem Kommentar drüben bei uns noch eine weitere Kleinigkeit im Gefiedervers geändert.

Danke fürs nochmalmelden!

nächtlicher Gruß, gutes nächte und carpe noctem
Nachteule
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