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#1 |
Wortgespielin
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 665
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Hallo Thomas,
auch wenn du die Betrachtung von Metaphern auf die Poesie beschränken willst, so beschränkt sich die Poesie nicht auf die Betrachtung ihrer selbst, und schmort im eigenen Saft. Gedicht will doch gerade Außenwelt spiegeln und neue Welten schaffen. Poesie betrachtet die Dinge inkl. Menschen mit seinen Metaebenen, Religionen, Philosophie, etc.. Von daher ist die Betrachtung und die Bedeutung von Metaphern für mich zumindest nicht auf die kleine kunstfertige funktionelle und technische Erstellungsebene eines Gedichtes einschränkbar. Deshalb hatte ich die Überlegungen von Hannah Arendt in der Erwähnung von Aristoteles und Mathematik aufgegriffen. In der Quintessenz bin ich bei dir, und erachte die Verwendung von Metaphern auch als einen schöpferischen Prozess. Dieser liegt aber auch im gleichen Maße beim Rezipienten vor. Im kollektiven Bewusstsein und Erlebnis können so Götter geschaffen werden. Das war meine Brücke zur Religion. Wie bei allen Kommunikationsformen braucht es Sender und Empfänger, um das angestoßene Universum einer Metapher auf die Bedeutungsebene zu hiefen. Denn welche Kraft hat eine Metapher, wenn sie nicht verstanden und in Bilder umgesetzt wird. Wollte man sich jetzt nur auf die kunstvolle technische und funktionelle Verwendung von Metaphern in der Poesie beschränken, fallen mir sofort die Haikus ein, welche in ihrer Grundidee ausgerechnet solche Metaphern vermeiden. Sollte sich hier ein regionaler Mentalitätsunterschied von Verdichtungskunst offenbaren. ( Eastern vs. Abendland) Hätten ein Rilke, Busch, Goethe und Konsorten das Haiku nicht schon längst kunstvoll verdichtend mit Binnenreimen gebacken, um bei deinem Brotvergleich und Schöpfungsvergleich zu bleiben? Verbirgt sich hinter der Verwendung von Metaphern Bildungsstand und Kultur eines geschlossenen Denksystems? Versucht hier menschliche Hybris in den Schöpfungsprozess einzugreifen, während die Schöpfungskraft der Natur offensichtlich ohne Metapher arbeitet und auskommt. Und sollte sich Mensch als Teil dieser Natur begreifen, anstatt in anstrengenden Verdichtungsprozessen sein göttliches Schöpfungspotential auszuleben. Für einen Haiku- Puristen könnte Demut die Abkehr von der Metapher bedeuten. Ich will diese Gedanken nur in den Raum stellen und dir als Feedback auf deinen Text zurückgeben, da er zumindest solche Überlegungen bei mir angestoßen hat. Ich denke, dein Essay wollte aber viel eher auf die kunstvolle Verwendung von Metaphern in der Poesie hinaus, als über solche Grundsätzlichkeiten zu fabulieren. Das geht zumindest aus deiner Antwort hervor. Vielleicht schafft es der Text besser, solch eine Diskussion in Gang zu setzen, wenn er z.B. speziell auf Haikus eingeht, oder deiner theoretischen Betrachtung anschauliche Beispiele aus der Poesie folgen lässt. Da du sehr ausführlich auf die Überlegungen von Hannah Arendt eingegangen bist, wurden Akzente gesetzt, und für mich schon eine grundsätzliche Denkart vorgegeben. L.G.AZ |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe AZ,
wie ich dich verstehe, meinen wir ziemlich da gleiche. Ich will mich natürlich auf die Poesie beschränken, aber eine philosophische Diskussion würde ausufern. Trotzdem kurz: Die falsche Vorstellung von der Metapher hat auch Thomas Hobbesschrieb in Leviathan beschrieben: "To conclude, the light of human minds is perspicuous words, but by exact definitions first snuffed, and purged from ambiguity; reason is the pace; increase of science, the way; and the benefit of mankind, the end. And on the contrary, metaphors, and senseless and ambiguous words, are like ignes fatui; and reasoning upon them is wandering amongst innumerable absurdities; and their end, contention and sedition, or contempt." Auch über das Haiku kann ich jetzt nicht viel sagen, da es eine sehr umfangreiche Litaratur und sehr viele Meinungen gibt. Aber als Arbeitshypothese gehe ich davon aus, dass gerade das Haiku (wenn es ein wirklich gutes ist) nichts als Metapher in der konzentriertesten Form ist - sozusagen Metapher pur. Deswegen muss es sich auf die reine Beschreibung der für die notwendige, spannungsgeladene Bilderfolge (meist nur zwei, d.h. die kleinstmögliche Folge) der Metapher beschränken. Sobald ich das genauer darlegen kann, werde ich einen Anhang schreiben. Nochmals vielen Dank für deine Anregungen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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#3 |
Wortgespielin
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 665
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Hi Thomas,
was bist denn du für einer, willst die Bedeutung der Metapher in der Lyrik beleuchten, und lieferst uns mit Hobbes schon wieder den nächsten Staatsphilosophen par exelence. ![]() ![]() Deine Arbeitshypothese zu Haikus finde ich aber umso interessanter. Die Metapher wird ja immer gerne zur beliebten Streitfrage, über die ,,Vollkommenheit" eines Haikus. L.G.AZ Geändert von AAAAAZ (21.09.2014 um 19:39 Uhr) |
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#4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe AZ,
ich bin halt ein seltsamer Vogel, aber mit der Zeit habe ich mich an mich gewöhnt. Ok, es ist ein bisschen anstrengend... Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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