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Alt 15.09.2014, 09:53   #2
AAAAAZ
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Hallo Ralf alias Thomas,

schön, den Begriff der Metapher so schön erklärt zu bekommen, und das alles fast ganz ohne Metapher.
Mit einem Sprachdidakten unterhielt ich mich unlängst über die Frage, welche Sprache aus seiner Sicht am besten geeignet sei für Wissenschaft und Kommunikation im Hinblick auf Genauigkeit. Er hielt sie aus sprachwissenschaftlicher Sicht alle für gleichwertig, und das, obwohl eine englische Gebrauchsanweisung um ein Drittel kürzer ist, und ein Shop im Wortbild nicht das auszudrücken vermag wie ein Lebensmittelgeschäft. Obwohl einem Eskimo scheinbar differenziertere Ausdrucksweisen für den Aggregatzustandes des Schnees zur Verfügung stehen. Differenzierter betrachtete der Sprachdidakt hingegen die Sprache in der Poesie. Ob nun Sprache das Denken wiederspiegelt, oder ob es die mit ihr verbundenen Bilder sind, wäre eine eigne Betrachtung wert. Metapher erzeugen jedoch Bilder.
In der Aufklärung im Sinne von Aristoteles werden die Metaebenen vermieden, um der Klarheit zu dienen. Ähnlich einem Haiku wird der puristischen Bilderstellung und Auffassung des Rezipienten die größere Bedeutung beigemessen, um seinem unvoreingenommenen Blick und seiner eigenen Subjektivität den größten Raum zu bieten. Die Anatomie bedient sich bei der Beschreibung des Ohrs zwar eines Amboss, einer Schnecke und eines Paukenröhrechens, bleibt aber immer im direkten Vergleich. Die Metapher ist hier fehl am Platze. Die Bild- Verarbeitung mit Hilfe von Metaphern ist eben eine ganz andere.
Andersherum lassen sich aber indirekte Beweise und logisches Denken wie in der Mathematik nicht ohne ,, Nebendenkblasen" erstellen. Selbst Religionen müssten sich in ihrer gesamten Ausprägung wie eine große Metapher begreifen, im kläglichen Versuch das Leben zu ordnen und zu erklären. Was ist Kunst? Wenn es denn keine Metapher fürs Auge sein will, oder Musik?
Du hast den Begriff nicht so weit gefasst, und Metapher im Sinne einer sprachlichen Ingredienz verstanden, welche wie Knospen in unseren Köpfen aufgehen und ein Feuerwerk entstehen lassen kann.
Der Unterton kann mit der Metapher direkt mitgeliefert werden. Die Moral kann z.B. darin eingepackt werden, ohne den Zeigefinger des Schreibers zu zeigen. Metaphern sind daher auch Stilmittel der nicht- Eindeutigen. Sie sind die Mittel der Feiglinge, die sich nicht in den Raum stellen, und Tacheles sprechen können. Juristisch kaum anfechtbar, und trotzdem wird ihre Botschaft mit gesendet, subkutan quasi.
Metaphern sind Blendwerk, die zu einer guten Show dazugehören. Jeder weiß, dass sie Verstärker sind, und viele lassen sich von ihnen in die gewünschte Bahn und in ihren Bann ziehen. So erst kann Kunst genossen werden, man muss sich nur drauf einlassen und sich fallen lassen. Ein Verstärken, Verschönern, Kaschieren, Verklären und Verzaubern der sinnlich wahrnehmbaren Welt. Und im Rahmen der Kunst natürlich ein wahrer Kunstgriff.
Metaphern haben etwas mit dem ursprünglich Erklärten zu tun, schaffen aber gleichzeitig eine neue Bedeutungsebene und eine neue Welt.
Wertfrei betrachtet können solche Metaphern einem tierisch auf den Senkel gehen, oder sie mögen Ausdruck höherer Weine sein. Am besten ist immer noch, wenn der andere kapiert, was ihm sein Gegenüber gerade sagen wollte.
Das alles sei ergänzend angemerkt. Ich halte es für gut, solche selbstverständlichen Stilmittel ab und zu auch mal in den Mittelpunkt zu rücken. Lieben Gruß,
AZ

Geändert von AAAAAZ (15.09.2014 um 15:31 Uhr)
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