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Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.986
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Servus Erich,
du bist momentan aber sehr hartnäckig... ![]() Ich antworte dir jetzt mal mit der ungeliebten Zitateversion, sonst ist es wieder schwer einen Bezug zu den einzelnen Sinnabschnitten zu erhalten. ![]() Zitat:
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Zitat:
Bevor ich einen Text veröffentliche, wird er von einer anderen person gegengelesen und nur wenn meine Intentionen ersichtlich waren, dann kommt er auch hier rein. Zitat:
Ich habe tausende Gedichte gelesen, wo ich erst einmal um einige Ecken schauen musste, um mich den wahrscheinlichen Intentionen des Autors anzunähern. Die "Du-Form" kann irgendjemanden oder alle ansprechen, den Erzähler mit eingeschlossen. Das ist an dieser Stelle völlig irrelevant. Setz für das "Du" dort einen Menschen, der sich gerade in einem Jammertal befindet, setz es für ein Neugeborenes, was all das Leiden, das das Leben mit sich bringt, noch vor sich hat, setz es ganz allgemein für alle oder den Erzähler selbst, der sein Spiegelbild anspricht, setze Fantasie. ![]() Zitat:
Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemand, dessen Leben weitergeht, nur Glück und Zufriedenheit erlebt. Fast sicher wird das Leben einige harte Schicksalsschläge mit sich bringen, die Leid, Trauer, Schmerzen, Ängste etc. auslösen. (Schopenhauer: Manchmal ist das Nichtsein dem Sein vorzuziehen) Das ist weder orakelhaft, noch ist es eine Weissagung, das ist a priori eine sehr wahrscheinliche Schlussfolgerung und bildet hier die These in diesem Sonett. Dafür ist das Sonett da, egal wie gewagt diese These auch sein mag. Zitat:
Natürlich begleitet das Schicksal (aber nicht dieses) jeden Menschen auf seinem (weiteren) Lebensweg. Hier ist es wieder völlig irrelevant, ob er vorher schon einen hatte oder alles noch vor ihm liegt. Das ist immer noch in die Zukunft gerichtet. Und den Schlägen des Schicksals kann niemand ausweichen, es trifft jeden auf seinem Weg einmal, das lässt sich nicht schönreden oder gar wegreden mit schönen Worten, sondern das ist so: Du kannst das Schicksal nicht verändern, das kann ich nicht, er, sie, es auch nicht, wir können das nicht, niemand kann das. Zitat:
Und die Metapher "Geländer" als Vorrichtung, die zum Schutz vor Absturz und zum Festhalten dient, sollte ja eigentlich nicht erklärt werden müssen: Verzweifelt suchst du Halt an den Geländern der Hoffnung, doch der Augenblick ist wichtig, denn deine Welt ist eine Welt von Blendern. Zitat:
Und wofür wird an dieser Stelle eine "Katharsis", also ein Sichbefreien von psychischen Konflikten und inneren Spannungen durch emotionales Abreagieren, benötigt? ![]() Was sagen denn die Zeilen wirklich aus? Wenn du verzweifelt bist und du suchst Halt in der Hoffnung, dann pass auf, dass du das a) im richtigen Moment und b) mit dem nötigen Augenmaß tust, denn die Welt ist voll von Geländern, die sich dir zeigen, aber keinen sicheren Halt bieten und damit nur Geländerblender sind. Zitat:
"denn deine Welt ist eine Welt..." Und das betrifft deine Welt ganz genauso wie meine oder unser aller Welt. Zitat:
Und wie bitte soll man bei unendlich vielen Schicksalen jetzt auf eine spezielle Art einer Blickwinkelveränderung eingehen? Letztendlich wird hier auch kein Allheilmittel angepriesen, sondern lediglich die Möglichkeit aufgezeigt, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten und dabei vielleicht eine andere Sicht darauf zu bekommen. Zitat:
Aber um dein Beispiel aufzugreifen: Man könnte vielleicht tatsächlich jemandem, der am Garb seiner Mutter steht sagen, jetzt ist sie wenigstens erlöst von ihren schweren Leiden oder in meinem oder deinem oder unserem Herzen wird sie weiter leben. Und außerdem traue ich es dem Durchschnittsleser durchaus zu, dass er die Metapher der angebotenen "Blickveränderung" für sich und sein eigenes Schicksal selbst interpretiert. Was soll ich ihm den da hineinreden? Zitat:
Du lässt dich nicht von deiner einmal gefassten Meinung abbringen und bist in keiner Weise bereit, den Blickwinkel zu verändern. Dann sieh es doch einfach als Schulung deiner Fantasie als Leser. ![]() Zitat:
Mein persönlicher Eindruck ist aber, dass du in diesem Fall nicht bereit bist, dich intensiv mit meinen Ausführungen zu diesem Text zu beschäftigen, denn er ist eben keine leichte Hausmannskost, die auf dem Buffet serviert wird, sondern einer, den man sich erarbeiten muss, weil er den Leser eben nicht mit der Nase direkt auf die Umstände stößt. I. Quartett: These: Das Leben wird beschissen, so oder so wird das Leid einen einmal einholen. Man weiß um andere schlimme Orte und Zustände, doch glaubt manchmal, dass jene im Vergleich dazu noch wesentlich besser sind und wünscht sich dahin. II: Quartett: Antithese (als Gegnüberstellung) Man kann aber seinem Schicksal und dessen Schlägen nicht ausweichen, weil es immer anwesend ist, es lässt sich nicht leugnen, verneinen oder mit einem Zauberwort verbessern. I. Terzett Wer nun verzweifelt ist, sucht sich Halt in der Hoffnung. Wenn man diesen Halt sucht, kommt es auf den richtigen Augenblick und das rechte Augenmaß an, denn die Welt bietet scheinbar viele Lösungsmöglichkeiten für Probleme, von denen die allermeisten aber untauglich sind und die nur Hilfe vorblenden. II: Terzett Hier das Fazit: Entscheidest du dich für die falsche Möglichkeit, bist du festgelegt und somit ist deine Sichtweise eingeschränkt und verblendet. Wer aber etwas verändern möchte, sollte zunächst einmal seinen Blickwinkel verändern, damit auch die Perspektiven gesehen werden können, die vorher nicht da waren und sich somit durch das Einbeziehen einer anderen Betrachtungweise sich auch neue Aspekte eröffnen lassen. Das kann nicht schaden und ich lasse mich auch nicht davon abbringen, dass dies richtig ist. Ich gebe dir ein praktisches Beispiel: Da ist jemand, der lebt in einer glücklichen Beziehung. Vorher hatte er eine sehr unglückliche und sie ist für ihn zu einem bösen Trauma geworden. Anstatt immer nur mit negativen Gefühlen an diese zu denken, denn das belastet ihn ja auch in der neuen Beziehung, betrachtet er seine alte Beziehung jetzt anders. Er sieht darin nun einen Teil des Weges, den er beschritten hat, um ihn dahin zu bringen, wo er jetzt ist. Jetzt ist alles gut. Also war dieser Teil des Weges notwendig und eine Voraussetzung dafür und das ist das Gute daran. Der miese Weg liegt hinter ihm und war ein Mittel zum Zweck. Trauma beendet. So ist das Leben... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#2 |
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Neuer Eiland-Dichter
Registriert seit: 25.08.2014
Beiträge: 19
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Ich wage es mal, mich in diese fachliche Unterhaltung mit einem kleinen, schauen Kommentar einzumischen:
Lieber Falderwald, ein wunderschönes Sonett! Ich würde jetzt gern noch irgendwas fachkundiges sagen, aber mir fällt nichts ein. Ich bin beeindruckt. Jana
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#3 |
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Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.986
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Hi Jana,
ich freue mich, dass es dir so gut gefällt, das liest man immer gerne. ![]() Das "Fachkundige", so glaube ich, ist hier gar nicht so wesentlich, denn ich denke, wir zwei wissen, wie ein Sonett beschaffen sein sollte. Mir wäre es aber noch wichtig, zu erfahren, ob der Text alleine verständlich ist oder nur unter zu Hilfenahme der hier getätigten Erläuterungen. Das wäre interessant... ![]() Vielen Dank für die lobende Rückmeldung... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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#4 |
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Wortgespielin
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 665
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Hallo Falderwald,
habe den Dialog nur kurz überflogen. In der Lesart verstehe ich das LD in einem inneren Monolog zu sich stehend, im ,,Augen Blick" auf der Schwelle zur Einsicht, jemand der für sich Bilanz zieht. Einen moralischen Duktus kann ich diesem Text nicht abgewinnen. Zumindest steht das nicht im Vordergrund. Es sind eher diese Einsichten, die jedes normale Leben bestimmen. Der Text ist leicht verständlich. Er hat bisher in einer Welt der Verblendungen gelebt und weiß, dass wirkliche Veränderung nur mit Änderung der Sicht einhergeht. Ob Wesenszüge wie: optimistisch/ pessimistisch, misanthropisch, philanthropisch, misstrauisch / vertrauend etc. sich durch reine Sichtveränderung und Ratio beliebig in ihr Gegenteil verschieben lassen, wage ich zu bezweifeln. Der grundsätzlichen Haltung ist ein jahrelanger ,,Lernprozess" vorausgegangen, und der Kehrtwendung folgt oftmals ein kraftraubender Umlernprozess mit Rückschlägen. Mit dem Augenblick ist es da oft nicht mehr getan. Eine Saulus/ Paulus Nummer ist immer getragen von nagenden Selbstzweifeln, die irgendwann schleichend zu diesem Perspektivenwechsel führen (Grundmotiv Leid). Aber für ein sich wieder Klarmachen was eigentlich schon längst jedem klar ist, ist dein Gedicht prima und gut formuliert. gerne gelesen. AZ. |
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#5 |
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Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.986
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Hallo AZ,
vorab mal eine Frage: Ist es recht, wenn ich deinen Nicknamen so abkürze? Die 5 "A's" sind mir irgendwie zu lang. ![]() Jetzt fällt mir ehrlich gesagt ein Stein vom Herzen, denn Erich hat mich mit seiner Analyse schon ein wenig verunsichert. So unterschiedlich sind die Lesarten und ich bin froh, dass du schreibst, der Text sei leicht verständlich. Deine Interpretation trifft meine Intentionen zum größten Teil, wobei ich aber auch bewusst einen Interpretationsspielraum hier eingeräumt habe. Es kann durchaus der innere Monolog sein, aber umgekehrt könnte es auch nach außen hin gerichtet betrachtet werden, so als würde irgendjemand irgendeinem anderen etwas über sich und seine Einsichten mitteilen. Nicht mal als Rat oder Tipp gemeint, sondern lediglich das Aussprechen einer Erkenntnis, die er für sich gewonnen hat. Es sollte auf keinen Fall moralisierend daherkommen, was dein Kommentar ja auch bestätigt, denn es ist die Einsicht, die jemand für sich gewonnen hat. Ob das richtig oder falsch ist, steht hier gar nicht zur Debatte, denn wie du wieder richtig formulierst, sollte es eigentlich jedermann klar sein, dass ein Perspektivenwechsel die Situation nicht verschlimmern wird, weil sich durchaus neue Erkenntnisse durch andere Blickwinkel ergeben können. Bei den Wesenszügen stehe ich voll an deiner Seite. Schon der alte Schopenhauer hat gesagt, dass ein Charakter sich niemals ändern werde. Zwar kann er zu neuen Einsichten und Erkenntnissen gelangen, aber sein wahres Wesen ändern, kann er nicht. Ich sag mal so, wer vorher mit vollem Eifer ein Saulus gewesen ist, der wird nachher mit demselben Eifer auch ein Paulus (gewesen) sein. ![]() Vielen Dank für deine Gedanken zu diesem Thema... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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#6 |
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Wortgespielin
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 665
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Die Abkürzung meines schönen Vornamens geht schon in Ordnung, mach ich ja selbst. AZ
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#7 | |
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Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Faldi,
meistens lasse ich deine Gedichte bewusst zuerst von anderen Mitgliedern kommentieren, um nicht vorzugreifen. Wir "zensieren" unsere Gedichte zwar nicht gegenseitig, doch sind sie uns oft vor dem Posten bekannt oder gar vertraut. (Das ergibt sich durch Nähe, Unterhaltung und nicht selten durch einträgliche und unendliche Diskussionen. Diese müssen nicht direkt ein Gedicht betreffen, sie kreisen und umkreisen aber das Thema. )Der Augen Blick erschließt sich mir darum leichter, wenn nicht gar selbstverständlicher. Ein sehr gutes Sonett, das Einsicht, Einkehr und der Augen Blick(e) sehr schön reflektiert. Z.B. hier: Zitat:
Es geht einzig darum, den Blick auf die eigene Welt zu richten und daran zu reifen, zu wachsen um tatsächlich oder evtl. verändern zu können. Ich habe es hier im Forum schon öfter geäußert: Das (eigene) Leben betrachte ich wie ein kleines selbtgeschaffenes Universum. Ein Universum mit allem Naturreichtum, mit allen Naturkatastrophen (wobei nicht alles naturgegeben sein muss ) - und es liegt an mir, wie ich die Dinge sehe. Ich habe oft die Wahl, ob ich über die Blender in ein Jammertal falle oder über ein "Wurmloch" blendfrei bestehe.Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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