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Alt 17.08.2014, 22:39   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Wieso? - Weil zB genau dies mir passiert ist: Ohne erklärendes Vorwort habe ich den Text missinterpretiert und einen entsprechenden Kommi geschrieben, den ich mir bei entsprechender Klarstellung so hätte sparen können, bzw. ganz anders geschrieben hätte!

Ich werde aber diesbezüglich nicht weiter nachhaken - es ist nicht wirklich wichtig, und du scheinst grade deine drolligen 5 Minuten zu haben...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (27.08.2014 um 17:56 Uhr)
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Alt 27.08.2014, 17:20   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ich wollte erst einmal ein paar Nächte darüber schlafen und dann den Text noch einmal für mich neu bewerten, bevor ich dir eine Antwort auf deine letzte Replik gebe.

Ich glaube, es ist zu einem Missverständnis zwischen den einzelnen Antworten und Erwiderungen gekommen.
Noch immer bin ich davon überzeugt, dass die Aussage in diesem Text ohne zusätzliche Erklärung auskommt.

Ein direkter Bezug zu einer anderen Begebenheit ist hier nicht gegeben, zu diesem Text wurde ich lediglich durch eine Aussage inspiriert.
Du weißt ja selbst, durch was man alles inspiriert werden kann. Bilder, Naturbetrachtungen, Nachrichten und Medien, Gefühle usw...
Diesmal war es (wieder) eine Aussage, welche die Vorlage gab.

Du hast den Text nicht missinterpretiert, du hast ihn nur in deiner Weise auf dich bezogen.

Hier geht es doch gar nicht um die Dichterseele selbst, auch wenn der Titel das auf den ersten Blick so vermittelt.
Er handelt doch davon, was von der Lyrik im Allgemeinen erwartet wird:

Schöngeistigkeit, Ästhetik, gewählt gesetzte Worte usw...

Gegen diese Art der schönen Lyrik ist überhaupt nichts einzuwenden, da gibt es wundervolle Gedichte, unter anderem aus deiner Feder, aber das ist eben nicht alles und diese Seite zeigt eben nur eine Seite, denn die Welt ist nicht nur ästhetisch, nein, sie ist manchmal grauenvoll, unschön, wild und unromantisch.

Die Intention dahinter war, mit diesem Sonett ein kleines Fanal zu setzen, dass man eben von der Lyrik nicht immer nur das "Schöne" erwarten soll, weil die andere Seite auch ihre Existenzberechtigung hat.
Sie ist ja real und jederzeit zugegen. Warum sollte man das Hässliche als Dichter also nicht auch beschreiben und zum Ausdruck bringen dürfen?
Und das völlig ungeschminkt und unromantisch.

Darum ging es hier und ich finde, nach Abstand betrachtet, würde ich diese Zeilen noch immer ohne Zusatz auch in einem Buch genau so veröffentlichen.

Niemand muss sich diesen Schuh anziehen und keiner muss sich als Dichter angegriffen fühlen, er darf ja so sein, wie er es für richtig hält.

Doch sollte es nicht von allen Dichtern erwartet werden. Es gibt diesbezüglich keinen Standard, der einen Dichter zum wahren Dichter macht.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 27.08.2014, 17:56   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 4.893
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lieber falderwald,
natürlich hast du, technisch betrachtet , wieder ein astreines sonett geschrieben.
inhaltlich entnehme ich ihn, dass dir manche texte zu süßlich sind und dass du an dichter den anspruch stellst sozial -oder (wie auch immer) kritisch unterwegs zu sein.

stimmt haargenau.
den anspruch kann man haben.
man kann ihn aber auch nicht haben. und zum teil aus sehr gutem grunde, wie ich noch ausführen werde.

aber aus der tatsache, dass jemand diesen anspruch nicht hat ( sondern einen anderen) oder einfach nur nicht so schreibt, bereits zu schließen, dass eine solche person die scheußlichkeiten der welt einfach ausblendet, halte ich für eine unterstellung.

von schönen dingen zu schreiben bedeutet nicht, für hässliche dinge blind zu sein.

z.b.könnte ja eine person in einem altersheim für schwer demente, kranke menschen arbeiten und jeden tag von krankheit und tod umgeben sein. und dann würde diese person vielleicht zum ausgleich schreibenderweise sich mit einem anderen bereich des lebens beschäftigen wollen.
wer kann/will immer den tod vor augen haben?
wem kann es nützen, immer nur auf probleme fixiert zu sein?
blendet man dann nicht irgendwann mal die positiven seiten der realität aus? ( oder verliert den bezug zu ihnen?)

manchmal ist schreiben einfach psychohygiene - ich denke, das ist legitim und sollte nicht diffamiert werden.

oder jemand schreibt humorgedichte ( weil er möglicherweise in seinem übrigen leben gar nicht so viel zu lachen hat, vielleicht selber schwer krank ist, schmerzen hat, von armut bedroht ist, keine arbeit findet). ist der dann deswegen allein schon oberflächlich? humoristen werden manchmal ganz gerne als das abgetan.

daher: vorsicht vor verallgemeinerungen!

flapsig daherreden kann nämlich jeder.
und das zeugt auch nicht gerade von genügend differenziertheit und tiefgang.

im übrigen kann ich dir verraten: ich halte den musikantenstadel samt seinen liedtextlichen erscheinungsformen auch nicht aus und stürze auf die fernbedienung, sobald ich ihn versehentlich eingeschaltet habe.

last but not least: sex mit dem menschen, der mir auf erden am nächsten steht, ist doch keine so üble sache!
das hat die liebe onanie doch wahrlich nicht verdient, dass du sie zum schimpfwort machst!
und das sperma als DEN lebensspender schlechthin sollten wir uns überhaupt in großen ehren halten! ( solange die menschheit noch zeugungsfähig ist und die in die gewässer eingeleiteten hormone dieses noch zulassen)

ganz liebe grüße (und sei nicht allzu zornig - das hilft nämlich auch nicht weiter)
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (27.08.2014 um 18:11 Uhr)
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Alt 27.08.2014, 21:55   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Servus larin,

warum beziehst du das auf mich?

Zitat:
inhaltlich entnehme ich ihn, dass dir manche texte zu süßlich sind
Wo steht denn das im Text?

Ich widerspreche doch keiner deiner Ausführungen und ich habe auch schon mehrfach geschrieben, dass auch die "süße" Form der Lyrik ihre Daseinsberechtigung besitzt.

Es geht hier einzig und allein um die Anspruchshaltung an die Lyrik.

Der Text beaschreibt doch nicht die Dichterseele, sondern dass, was von einer "wahren" Dichterseele verlangt wird.

Und das kann es doch nicht alleine sein.
Wir leben nicht in einer schönen Welt. Diese Welt ist ein einziger Kampf ums Überleben.
Und das ist nicht nur auf den großen Kosmos, sondern auch auf den Mikrokosmos bezogen.

Wer das Schreiben als "Psychohygiene" braucht, wird doch hier überhaupt nicht diffamiert. Der kann dies doch tun.

Es geht auch nicht um die Dinge, denen ein Mensch von Berufs wegen ausgesetzt wird, auch geht es nicht um Psychologie, sondern ausschließlich darum, was der Leser im allgemeinen von einem "wahren" Dichter erwartet.

Vielleicht liest du meine letzte Antwort an Erich und überdenkst noch einmal deine Ausführungen.

Und niemand ist zornig, das wird in diesen Text hineininterpretiert und genau das ist es, was mir zu schaffen macht.

Denn hier ist noch nicht einmal ein "Lyrisches Ich" eingebaut, sondern es bleibt auf der rein unpersönlichen Gesprächsperspektive.

Willst du denn die Unmoral und die Hässlichkeit in der Welt verleugnen? Die kannst du nicht einfach wegreden, also darf, nein muss sie auch von dem, der es kann, erwähnt werden.

Nochmal:

Es geht nicht um den Schreiber, es geht um die landläufige Erwartungshaltung an diesen.

Zitat:
das hat die liebe onanie doch wahrlich nicht verdient, dass du sie zum schimpfwort machst!
Für mich ist das zwar nur ein billiger Ersatz, aber zum Schimpfwort habe ich sie trotzdem nicht gemacht.
Aber du kannst sicher sein, dass es auch Leute gibt, die dir diese Praxis zum Vorwurf machen würden.

Zitat:
und das sperma als DEN lebensspender schlechthin sollten wir uns überhaupt in großen ehren halten! ( solange die menschheit noch zeugungsfähig ist und die in die gewässer eingeleiteten hormone dieses noch zulassen)
Genau diesen Lebensspender, der das Leben möglich macht, das selbst die Hormone ins Gewässer leitet.
Das ist irgendwie paradox.

Zitat:
daher: vorsicht vor verallgemeinerungen!
Wo ist hier eine Verallgemeinerung? Der Text spricht all jene an, welche von einem Dichter nur Schönes erwarten.
Also eine ganz spezielle Gruppe.
Zitat:
flapsig daherreden kann nämlich jeder.
und das zeugt auch nicht gerade von genügend differenziertheit und tiefgang.
Genau, da sind wir ja dann ganz einer Meinung.

Zitat:
oder jemand schreibt humorgedichte ( weil er möglicherweise in seinem übrigen leben gar nicht so viel zu lachen hat, vielleicht selber schwer krank ist, schmerzen hat, von armut bedroht ist, keine arbeit findet). ist der dann deswegen allein schon oberflächlich? humoristen werden manchmal ganz gerne als das abgetan.
Und was hat das jetzt mit meinem Text zu tun? Wo findest du den Bezug dazu denn?

Zitat:
von schönen dingen zu schreiben bedeutet nicht, für hässliche dinge blind zu sein.
Wo steht das hier geschrieben?

Zitat:
aber aus der tatsache, dass jemand diesen anspruch nicht hat ( sondern einen anderen) oder einfach nur nicht so schreibt, bereits zu schließen, dass eine solche person die scheußlichkeiten der welt einfach ausblendet, halte ich für eine unterstellung.
Auch das steht nirgendwo geschrieben.

Also Unterstellungen kann ich hier genug finden, nur nicht in meinem Text, das ist das Problem.


Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema und den Kommi und ich sende dir ganz unzornige und

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2014, 10:53   #5
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Lieber Falderwald :)

Lieber Falderwald,

Wenn der Dichter / Texter nur aus der Position des Betrachtenden schreibt, nimmt er scheinbar nicht wirklich Teil am Leben und an der Gesellschaft teil.

Ich behaupte, jeder ist Teil der Gesellschaft, und wenn ein Dichter das Talent hat, die Schönheit der Welt mit seinen Augen, Ideen und Sinnen dem Leser näher zu bringen, dann ist es gut so. Doch ebenso gerne mag ich das Hinterfragen, das Herausfordern und Nachdenkliche in der Dichtung.

Dein Gedicht hier soll aufrütteln, man soll darüber nachdenken welchen Standpunkt habe ich eigentlich? Und das ist auch gut so. Ich meine so viel Vielfalt an Dichtern und Textern wie möglich ist gut.

Liebe Grüße von einer nachdenklichen
sy
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