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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 11.05.2014, 11:22   #1
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Erich Kykal,

depressive Schübe sind etwas Schreckliches für die Betroffenen.
Ich hatte eine alte Tante, die nach dem Tode ihres Mannes in schlimmen Depressionen fast versunken ist. Der einst lebenslustigen Frau kam plötzlich jegliche Lebensfreude abhanden und ich glaube fast, sie ist letztendlich auch daran zugrunde gegangen.
So wie du es beschreibst, muss es wohl auch ihr ergangen sein. Als Außenstehender ist es sehr schwer, sich in einen solchen Menschen hineinzuversetzen. Wir haben damals alles getan, um ihr wieder ein wenig Lebensmut zu vermitteln, doch deine Zeilen sagen aus, warum das schließlich nicht gelingen konnte. Wer in einem solch tiefen Loch steckt, braucht viel eigene Kraft, um sich daraus zu befreien. Diese Kraft hatte sie wohl nicht mehr.
Sehr gelungen ist der Ozean aus ungeweinten Tränen. Dieser Ozean muss auch in ihr getobt haben, denn wir haben sie niemals weinen gesehen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
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Alt 11.05.2014, 16:06   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Narvik!

Mein Beileid von wegen der Tante! Ja, man muss sehr intensiv "noch" leben wollen, um da rauszufinden. Das Nicht-weinen-Können ist typisch für Depression: Solch ein Ausdruck von Emotion wäre viel zu lebendig für das innere Sterben, das einen befallen hat. Tragend, überragend und alles andere begrabend ist nur die dumpfe, wesenlose, sinnlose Gegenwart einer undefinierbaren Lebenswunde, durch die einem jegliche Freude und jeglicher Antrieb unweigerlich entrinnt. Wie ein am Sein Erfrierender, der nicht sterben kann, treibt man erstarrt in einer kalten inneren Leere.

Das Gedicht entspricht meiner eigenen Erfahrung, spiegelt wider, wie es mir erging. Ich bin froh, nicht mein ganzes Leben so verbringen zu müssen, aber ich muss immer damit rechnen, dass mich mal wieder so ein Schub heimsucht - umso kostbarer die Momente, in denen man die Süße der Welt zu schmecken vermag...

Vielen Dank für deine Gedanken und Eindrücke!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 11.05.2014, 19:00   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy :)

Gestern habe ich Dein Gedicht gelesen und ich war innerlich tief berührt.
Du beschreibst in 3 S. die Depression. Depression geht weit über eine (normale)Traurigkeit hinaus.

Besonders die 2te S. sagt es:

Ein Sog greift nach den schemenhaften Bildern,
die wie geronnen lagen in der Zeit,
verwirbelt ihren Sinn und trägt sie weit
nach jenem Ort, den keine Worte schildern.
<---

Du hast für einen Zustand Worte gefunden. Wenn man in diesem Zustand ist gibt es ja kaum Worte.
Du sagst das auch hier in den Kommentaren. Manchmal ist der Zustand so schlimm, das fremde Hilfe notwendig wird.


Noch nachdenklich
sy
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Alt 11.05.2014, 21:12   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Sy!

Danke für deine Gedanken! Ich denke, man muss es erlebt haben, um es zu verstehen. Es gibt eben kein "warum", keinen logischen Grund, keine Erklärung, die den Zustand begreifbar macht oder gar wegargumentiert.

LG, eKy
__________________
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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