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Alt 07.08.2012, 20:59   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

und weil frauen angeblich gerne das letzte wort haben wollen - hier ist meines - und zwar zu diesem bild:

47 - AM STRAND (Winslow Homer, 1875) ---> zum Bild

Noch einmal Knabe sein und nichts zu wissen,
als tagzuträumen vor dem Horizonte,
der endlos schien und alles werden konnte,
so wie man selber auch. Ach, wie vermissen

wir jene ungebundnen, freien Stunden
mit guten Freunden in des Sommers Licht.
Was haben wir an großer Zukunft nicht
uns damals vorgestellt, verloren und gefunden.

Noch einmal Kind sein und die Zeit vergessen,
die uns veränderte und so bezwang.
Wem solch ein lichter Augenblick gelang,

vermag allein die Wehmut zu ermessen,
die manchem vor dem Bilde widerklang,
in dem drei Knaben auf dem Stein gesessen.

da ich gerade vom strandurlaub zurückgekommen bin, kann ich nur eines sagen: das gedicht ist perfekt!
genau so fühlt es sich an, genau so kann man empfinden, genau so bin auch ich dort gesessen ( nur, ohne großen hut und ohne lange hemdsärmel - und natürlich hab ich mir auch nicht gewünscht, noch mal ein kleiner junge zu sein....).
der blick in die schier endlose weite des meeres - der hat etwas überaus entspannendes, träumerisches....
und wenn man dann auch noch ein bisschen was erfahren hat über die geschichte dieses meeres, über die geologische vergangenheit des bodens, den man da beschreitet und die unglaublich langen zeiträume bedenkt, die der ozean schon zeit hatte, um das land zu formen.....

egal wie groß oder alt wir auch werden: vor dem ozean bleiben wir alle klein.

schönes bild, wunderbares gedicht! danke!
ich träume noch weiter......

lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 08.08.2012, 19:11   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Larin!

Gerne ließe ich dir das letzte Wort, indes, es wäre unhöflich, einen so netten Kommi nicht zu beantworten!
(Das tröstet, nachdem einer bei YouTube mein Gedicht "An eine namenlose Hure" unter anderen beleidigenden Frechheiten als "pathetischen Schwachsinn" bezeichnet hat - die Pest über diesen unreifen "Ahab"!!!)
Vielen Dank also für dein "Träumen"!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 24.08.2012, 21:50   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
Standard Nr. 13

Servus Erich,

ich denke, hier wird man immer wieder gerne fündig.

Ich sollte mir wohl langsam eine Liste anlegen, um einen Überblick zu erhalten, welches Sonett ich schon kommentiert habe...

Nun gut, diesmal habe ich mir Sonett Nr. 13 ausgesucht, also "Bäume und Unterholz", vom gleichnamigen Bild des Malers Vincent van Gogh inspiriert.

Zitat:
Von ferne dringt der Lichtung zartes Glühen
an die Verborgenheit der schwarzen Erde,
als werfe sie ein selbstbewusstes Mühen
ins grüne Dunkel, dass es heller werde.
Ich finde die Stimmung des Lichtes hier sehr schön eingefangen.
Die kleine Lichtung im Zentrum des Bildes ist tatsächlich die am hellsten erleuchtete Fläche.
Der Blick aus dem dunklen, belaubten Wald, wo kein Sonnenstrahl den Boden trifft, ist sehr treffend in diesem ersten Quartett dargestellt.

Einzige Anmerkung: Ein "un"bewusstes Mühen wäre mir aus philosophischer Sicht lieber gewesen, weil es die Objektivität unterstrichen hätte, die etwas verloren geht, weil das "Selbst"bewusste Mühen dem beschriebenen Ding m. E. eine menschliche Eigenschaft verleiht.
Aber das ist wirklich nur ganz am Rande erwähnt und soll jetzt nicht in eine Diskussion ausarten.

Zitat:
In ranken Garben drängen junge Gerten
in unerklärter Sehnsucht nach dem Himmel,
und wie ein Traumgebilde wilder Gärten
trägt stille Lebensgier das Blattgewimmel.
Auch diese Quartett ist sehr stimmig zum Bild gestaltet.
Es gibt tatsächlich keine dickeren Stämme dort, fast alles junge Bäume die in gegenseitiger Konkurrenz Ast- und Zweigwerk zum Licht heben wollen.
Auch die "un"erklärte Sehnsucht ist hier genau richtig (s.o.), ein kleiner eigener Kosmos, in dem diese Lebewesen nach der für sie wichtigen Energie des Lebens streben.

Zitat:
In zarten Zweigen atmet ein Gewicht,
als ob sie wispernd ein Geheimnis wüssten,
das sie der Sonne einst verraten müssten.
Das erste Terzett ist eine sehr schöne Einleitung zur Interpretation dieses Bildes.
Bleiben die beiden Quartette noch beschreibend und die Stimmung einfangend, taucht hier zum ersten Mal die Idee auf, die ein Gedicht ausmacht.
Hier ist es das Geheimnis der Zweige, deren Laub im Wind raschelt, was sich anhört wie ein Wispern, als wollten sie sich der Sonne mitteilen.

Zitat:
Noch tun sie's nicht und hüllen sich in Schweigen,
und doch kommt manchmal über sie ein Licht,
als dürften sie's in Schattenspielen zeigen.
Das ist ein wunderbarer Abschluss, denn sie dürfen ihr Geheimnis nicht verraten, zumindest nicht an den, der ihre einzige Sprache, nämlich die Schattenspiele im Licht nicht verstehen kann.

Das rundet den Gesamteindruck dieses Gedichtes sehr elegant ab und gibt ihm etwas Traumhaftes mit. Eben so, wie es einem Betrachter einer solchen Szene in einem schönen Tagtraum ergehen könnte.

Auf die Form brauchen wir hier nicht näher einzugehen.
Ein lupenreines Sonett ist es durch das verwendete Reimschema natürlich nicht, aber ich akzeptiere deine im Vorwort erklärende Einstellung diesbezüglich und kann darin auch bei dieser Menge von Sonetten keinen Widerspruch entdecken.
Diese Stimmungen muss man erst einmal einfangen und da sind Abweichungen von der Norm auch eine interessante Abwechslung, die auch klanglich halten, was sie versprechen.

Das hat mir gut gefallen, eines schönes und passendes Gedicht für diese wunderbare Bild.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 24.08.2012, 23:59   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!

Wie schön, dass du dich wieder hier umschaust. Und bei solch einem Kommi kann man schon mal gar nicht meckern - vielen Dank für die Blumen!!!

Um ehrlich zu sein: Ich kannte, als ich den Zyklus begann, fast nur Rilkesonette, und der hielt sich auch nicht an die Regeln bezüglich Reimschema. Ich kannte es nicht anders. Bei den ersten 20 Sonetten war es also tatsächlich Zufall, ob ABBA oder ABAB.
Erst dann erfuhr ich von den Sonettregeln im engeren Sinne, und die restlichen Sonette ließ ich dann auch dem Schema ABBA folgen. Mich in den Vier- und Dreizeilern auf jeweils 2 Reime zu beschränken, habe ich aber nicht dezitiert angestrebt - das hätte meine Sprache in Melodie und Aussagekraft doch zu sehr eingeschränkt. Nur ein- oder zweimal ist mir dies gelungen, soweit ich mich entsinne. Im endgültigen Buch werden die Sonette noch mal gemischt, sodass ein homogenerer Eindruck entsteht und sich die Schemata regelmäßiger abwechseln. Das Vorwort ist bereits für das Buch gedacht und soll meinen kleinen "Lapsus" elegant kaschieren. Nebenbei stehe ich aber auch dazu, denn was einem Rilke recht war, sollte mir billig sein!

LG, eKy
__________________
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