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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
ich lese alle deine Gedichte und erfreue mich an den meisten, auch wenn du es nicht merkst, weil ich viele davon nicht kommentiere. Dieses hier hat ein kleines Problem. Wenn etwas Ärgerliches der Anlass für ein Gedicht ist, dann lässt man es am besten ein Weilchen liegen, bis es auflockert und vielleicht sogar eine Satire daraus wird. Deine Hybris ist etwas zu schwer geraten. Aber sie trifft, wie man an den Kommentaren sehen kann, einen interessanten Punkt, der mich auch seit geraumer Zeit umtreibt. Das Problem lässt sich nicht technisch lösten. So bin ich z.B. gegen eine Aufteilung des Forums nach Gedichtformen – die Aufteilung nach Inhalten, wie lustig, ernst, etc. ist kompliziert genug. Ein Forum ist ein Forum und lebt von Unterschieden. Wenn ich in die Einkaufspassage gehe, gefällt mir auch nicht jede Nase, es ist eben ein öffentlicher Platz. Das von dir in deinem Gedicht angesprochene Problem entsteht vor allem, weil sehr unterschiedliche Ansprüche an Poesie gestellt werden. Von diesem Gesichtspunkt aus, versuche ich für mich eine Antwort zu finden. Einen derartigen Versuch habe ich unter dem Titel 'LyrikChat' im 'Virtuellen Schiller Salon' eingestellt, weil der dorthin besser passt. Betrachte ihn bitte als Kommentar zu deinem Gedicht, obwohl der Text nicht als Antwort darauf geschrieben wurde. Liebe Grüße Thomas |
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#2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, liebe Leute!
Weil das Detail vielleicht ein wenig untergegangen ist in den letzten Kommis: Das Gedicht beschreibt ironisch in quasi ZWEI Ebenen einen Inhalt: Auf Ebene 1 beschwert sich ein Dichter lautstark über all den "Müll" in den Foren und die offensichtliche Hybris jener Untalentierten, dass sie es wagen, sich hier umzutun. Damit spricht er vielen sicher aus der Seele. Die Metaebene zeigt die Hybris dieses Poeten, mit der er darüber richten zu dürfen glaubt, was Lyrik zu sein hat und was nicht. Aber auch das erscheint irgendwie verständlich, bedenkt man die Ergüsse von Schreibtätern, die offenbar nicht einmal einer korrekt formulierten Sprache mächtig sind, geschweigedenn der Rechtschreibung und richtigen Zeichensetzung! Beide Ebenen greifen eng ineinander, die Übergänge sind fließend - wie eben bei der "Bewertung" von Texten auch. Man kann alle Themen "stockehrlich" aus der eigenen Sicht heraus kommentieren - dann wird man nicht allzu beliebt sein in den Foren! Das andere Extrem: Es allen recht machen wollen und immer lobend schreiben, ist auch keine Lösung: Man kommt verlogen rüber, selbst wenn man aus psychologischer Sicht nur freundlich sein und "positiv verstärken" wollte. Man muss eben von Fall zu Fall entscheiden, wie man sich stellt. Wie gesagt, ich schweige mich zumeist aus, wenn mir etwas nicht behagt, aber das geht eben auch nicht immer: In Fällen extremer Ablehnung MUSS ich meinem Ärger auch mal Luft machen dürfen, sonst platzt mir der Hals! Mir geht es in punkto Lyrik ähnlich wie Faldi: Strukturprosa ist mir ein rotes Tuch, besonders das sinnfrei aus dem Unterbewussten Abgetropfte bringt mich in Rage! Wenn es dann noch voller semantischer Fehler ist, voller Schlampereien und überkandidelter optischer Effekte, ist der Greuel perfekt! Von Haikus halte ich ebenso wenig: Das mag im Japanischen funtionieren oder auch nicht - im Deutschen ist mir dieser Telegrammstil mit Silbendiktat ein Graus! Das Allerschlimmste für mich ist aber, wenn ich feststellen muss, dass der "Dichter" nicht mal einen richtigen Satz formulieren kann! Korrekter Satzbau ist mein Liebstes - wenn jemand den aus offensichtlichem Unvermögen vergewaltigt, sehe ich rot! Am lustigsten wird es, wenn ich mir mal Mühe gebe und so ein Gedicht korrigiere, und der Angesprochene dann stur auf seinen Fehlern beharrt, weil er "ganz genau wüsste, dass das so geht" oder weil er sich auf die vielgeprügelte "künstlerische Freiheit" beruft und sie so zu einem Totschlaginstrument im Interesse seiner Unfähigkeit herabwürdigt. Da hört sich für mich der Spaß auf! Aber wie fee so richtig sagte: Für die Gunst derer, die unserem Stil gewogen sind, müssen wir das, was uns ärgert, in Kauf nehmen. Dafür, dass wir gelesen und kommentiert werden, ist ein Preis zu bezahlen. Und dazu gehört eben auch, dass wir uns wie soziale Wesen benehmen und höflich bleiben, auch wenn uns die Galle hochkommt, oder dass wir eben zu vielem schweigen, wenn das, was wir sagen würden, anderer Gefühle verletzt. Aber über einen Text zu lügen, nur um guten Wind zu machen - das könnte ich nicht! Wenn ich ihn schon bearbeite, dann mit Pro UND Kontra! Das beinhaltet aber auch, dass man eben ab und zu mal Gedichte kommentiert, für die man NUR Pro oder NUR Kontra findet! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (20.08.2014 um 11:10 Uhr) |
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#3 |
Wortgespielin
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 665
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Hallo Erich,
Welch Inseldenken der Glückseligen. So wie du hinter korrekter Sprache stehst und dem sauberen Umgang mit Form und Metrik fröhnst, so sind auch deine Gedichte, wenigstens die, die ich bisher gelesen hatte: perfekt und tadellos in Form und Inhalt. eins, setzen. Zum Glück fanden die einst so sorgsamen ziselierten Striche im begabten Albrecht Dürer ihren Meister. Zum Glück gab es eine Weiterentwicklung mit den Tüpfeltechniken eines Vincent v.Goghs, in der Formensprache der Expressionisten bishin zu den modernen Meistern. Aus Sicht eines Perfektionisten des Mittelalters mag eine solche Entwicklung eine Zumutung bedeuten und einem Frevel an der hohen Kunst gleichkommen. Die götzenhafte Anbetung des Chaos. Ein solcher Perfektionist hätte sicher auch darüber nachgedacht, in welchem Umfeld sich (s)eine Meisterlichkeit noch erhalten ließe. In solch einem Forum bliebe er zumindest immer unangefochten Meister, Form- und Tonangebend, und Maßstab aller Dinge. Wenn ich auf lyrische Veranstaltungen gehe, ist für mich übrigens nichts langweiliger, als in einem gleichförmigen Rythmus und Wortgeschwurbel in die Müdigkeit geritten zu werden. Wie erfrischend und befreiend ist da der Wechsel in die auflockernde Verdichtung eines vers libre, die nicht metrisch organisiert wurde. Wohl bemerkt, ich liebe beide Formen, auch das Spiel mit den Formen, oder ein Cross-over von Klassik und Moderne. Die Pyramiden müssen nicht mehr gebaut werden. Wie wohltuend ist das kurzweilige Kurzgedicht z.B. ein Haiku, welches sich nicht mit seiner aufgeplusterten Wortwahl wohlfeil den absolut perfekt glattgezogenen Scheitel bestaunen und beklatschen lässt, welches bescheiden und unaufgeregt einfach nur Bilder in mir anstößt. Muss ich erschlagen vor einem aufdringlichen Meisterwerk stehen und ,,boah" ausrufen ,,das ist ja Wahnsinn", ,, wie hat der das hingekriegt", oder soll es mich schlichtweg berühren, oder mir vielleicht noch unbekannte Sichtweisen eröffnen. Soll es radikal sein, und mit Konventionen brechen, soll es eingefahrenes Denken infrage stellen dürfen. Die Vorstellungen und die Bedürfnisse des Betrachters gehen da sicher weit auseinander. Die unkonventionellen Dada- Gedichte oder die emotionalen Metaebenen von gutgemachten Rap- Gedichten mit ihren komplizierten Beats haben ebenfalls ihre unnachahmlichen Meister gefunden, und schaffen es, etwas in mir anzustoßen. Ein wenig Horizont- Erweiterung würde deinen perfekten Gedichten m.Ea sicher nicht schaden. Aber das ist nur eine Außensicht. Von daher kannst du jeden Stümper genauso als Chance betrachten, der seine Welt noch nicht so ganz verdaut hat und seine Formen und Antworten erst noch finden muss. Aber auch, wenn du bei dem bleibst, was du machst, ist es gut. Es ist dann eben ein perfekter Kykal, und die Überraschung hält sich in Grenzen. AZ |
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#4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Geschätzte 5malA+Z!
Ich habe meine persönlichen Abneigungen in punkto Lyrik genannt, ohne sie anderen als allgemeines Werturteil diktieren zu wollen. Keinesfalls will ich versuchen, damit missionieren zu gehen! Andere dürfen fehlerhafte Syntax, sinnbefreites Blabla und Telegrammgedichte meinethalben gerne toll finden - ich bin da eben nicht dabei. Wenn mich das "mittelalterlich" und "engstirnig" macht in anderer Augen - sei's drum. Ich schreibe nicht, um die Welt zu beeindrucken, sondern um - zumindest hier - zu tun, was mir Spaß macht. Und das scheint genau das zu sein, was dich "einschläfert" und langweilt: Ich kann mir eben kaum gute Lyril OHNE gleichförmigen Rhythmus vorstellen. Tja - so verschieden sind die Geschmäcker! ![]() Ich schreibe eben nicht für jene (lyrischen Adrenalinjunkies?), für die jedes neue Gedicht mindestens eine literarische "Überraschung" oder eine moralische Ohrfeige sein muss, damit es Geltung haben darf - ich schreibe nur für mich, und wenn das jemand anders gefällt, umso besser. Natürlich genieße ich das Lob meiner Leser (wer würde das nicht?), aber wesentlich sind mir eben nicht schmetternde Sozialkritik oder bannende Aussage, sondern Sprachpflege und Sprachschönheit. Darin ist Rilke mein ewiges Vorbild. LG, eKy, "altmodischer" Freund der Sprache
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (20.08.2014 um 19:05 Uhr) |
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#5 |
Wortgespielin
Registriert seit: 18.07.2014
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Beiträge: 665
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Hallo eKy,
dass du mich da nicht missverstehst. Dein kunstvolles Dichten schätze ich sehr, sonst hätte ich vielleicht auch nicht das Bedürfnis, gerade zu diesem meinen Kommentar abzugeben. Es hebt sich einfach von deinen ansonsten tollen Sprachkünsten für mich zu sehr ab, und zwar inhaltlich. Ich empfinde dich weder als mittelalterlich oder gar engstirnig, und ich weiß gar nicht, wer so etwas behaupten könnte. Deine Gedanken werden klug, klar und kunstvoll verschnürt an den Mann/ Frau gebracht und sind ein Genuss, ohne Frage. Das kann/ muss durchaus als Tradition im Sinne rilkischer Sprachpflege und Schönheit gewertschätzt werden. Eine Albernheit, ein schräger Witz, ein agitatorisches oder gar provokantes Gedicht, ein Eperimentieren, etwas Gewagtes oder ein Ausbrechen aus der Form sind bei diesem Bekenntnis nicht zu erwarten. Aber warum auch, wenn dir nicht der Sinn danach steht, und du dich deinem Stil verschrieben hast. Andererseits diskreditiert das Vokabularium in deinem Gedicht und dem nachfolgenden Thread schon ein klein wenig den ,,Andersgläubigen", auch wenn du mit ,,deinen persönlichen Abneigungen in punkto Lyrik" anderen Kollegen ,,kein allgemeines Werturteil diktieren willst" oder ,,keinesfalls versuchen willst, damit missionieren zu gehen!" z.B.: ,,Unverstand "... ,,Ein Schwallen toter Zeilen in den Foren"... ,,so musenlos erscheinen manche Toren"... ,,und glauben Dichter sich dabei, die Narren!" ,,was an Gewölle solchen Mägen sich entringt," die ihren Teil von Welt nur schlecht verdauen? ,,Blindheit"...,, Eitelkeit"...etc. Auch wenn die fehlerhafte Syntax, sinnbefreites Blabla oder Schlampereien in die Nähe von ,,Telegrammgedichten" gerückt werden oder wenn von ,,lyrischen Adrenalinjunkies" gesprochen wird, hebt es damit die eigene Vorliebe in den Olymp. ,,Ich kann mir kaum gute Lyril OHNE gleichförmigen Rhythmus vorstellen"....schreibst du, ( natürlich ohne ein allgemeines Werturteil abgeben zu wollen). Ich kann nicht umhin, aus dem Gedicht und dem was du in dem Faden dazu schreibst eine gewisse Despektierlichkeit oder vielleicht sogar Arroganz abzuleiten, gegenüber Kollegen, deren Arbeit jenseits von deinen Vorlieben angesiedelt sind. Solch ein Urteil mag einem Könner der Materie und einem alten Hasen vielleicht billigend zugestanden werden, lässt mich aber aufhorchen, wenn ich an die Querdenker und Anfänger, an die Experimentierfreudigen oder auch Ahnungslosen denke. Schlampig gemachte Gedicht oder lieblose Flüchtigkeiten stoßen mir ebenfalls unangenehm auf, dürfen aber nicht in einem Atemzug in den Kontext zu anderen lyrischen Spielarten gebracht werden, um sich über diese auszulassen, oder sich gar darüber zu erheben, das ist einfach unseriös, und lässt eine gewisse Eitelkeit und Respektlosigkeit durchschimmern. Da du eigentlich wenig provokant unterwegs bist hat dein ansonsten so souveräne Stil zumindest für eine kleine Überraschung bei mir gesorgt, dem nicht unwidersprochen dieser Kommentar geschuldet ist. Auch mit dem erklärenden Aufdröselversuch in eine 1. Ebene und eine Metaebene kann dein Gedicht nicht bei mir punkten. Das kommt konstruiert rüber und überzeugt mich nicht. Ansonsten lese ich gerne in deinen anderen Gedichten weiter LG, AZ Geändert von AAAAAZ (20.08.2014 um 22:18 Uhr) |
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#6 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Hi, AAAAAZ!
Ich gebe zu, manchmal bin ich wertend, zumindest für mich, und denke beim Tippen hier nicht daran, dass andere meine Zeilen zum Vorbild nehmen könnten. Manchmal, nach dem "Genuss" besonders schwachsinniger Dichtversuche (nach meinen persönlichen Maßgaben), bin ich verärgert und frustriert und will meinem emotiomalen Ungleichgewicht Luft machen! Auch hat sich die Schale meines Zorn durchaus nicht nur über Reimloses ergossen, ich meinte auch mies geschriebenes Gereimtes! Ich gebe gern zu, dass ich im Lauf der Jahre ca. ein Dutzend wirklich gelungene und gute reimlose Gedichte gelesen habe, die mir ein echter Genuss waren. Kommt aber vergleichsweise selten vor. Nur als Beispiel für meine Sturheit: Faldi hat ja hier gepostet, dass er meine Vorlieben weitgehend teilt, dass er aber von namhaften Dichtern des vollständigen Eindrucks halber auch jene Texte gelesen hat, die sich nicht reimen. Ich habe das nicht über mich gebracht - nicht mal bei meinem so vergötterten Rilke! Erst 10 Jahre nach meinem Erstkontakt mit seinem Werk habe ich mir - ein einziges Mal - die Duineser Elegien und seine anderen "Ungereimtheiten" mühselig gleichsam abgerungen: Es war genauso furchtbar für mich wie erwartet und befürchtet! Reimloses von anderen Poeten habe ich mir erst gar nicht zugemutet, nicht mal von denen mit Literaturnobelpreis! Das hat mich übrigens auch verdrossen: Dass die gute alte Kunst scheinbar keines Preises mehr würdig ist in den Augen der Literaturbenoter! Und Poetry-Slams: Ein Horror! Meist minutengetaktetes Dahingehudel ohne vertiefenden Ausdruck, Sprachschmelz und jene Geduld, die gute Lyrik zum Vortrag braucht und verdient! Ach, ich komme schon wieder ins Lamentieren! Also ja: Ich habe mich "deutlich" ausgedrückt, um mir Erleichterung zu verschaffen. Das war politisch unkorrekt, keine Frage. Aber weißt du was? - Ich hab's trotzdem genossen! ![]() Das war erlösend und reinigend. Jetzt kann ich wieder eine Weile "zivilisiert"... ![]() ![]() LG, eKy
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#7 |
Wortgespielin
Registriert seit: 18.07.2014
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Hallo eKy,
muss trotzdem nochmal nachhaken, denn den Ärger oder gar Frust kann ich gar nicht nachvollziehen. Stellen sie doch dein eigenes Strahlen und Können überhaupt nicht in Abrede oder infrage, im Gegenteil. Erfreue dich daran, dich auf der anderen Seite zu wähnen, und der wahren Sprachkultur zu dienen! Steht dahinter also eine echte Aufregung? Doch noch einmal zu den verschiedenen lyrischen Stilen: Ein Carl Orff beleidigt doch auch nicht das tonale Selbstverständnis und den musikalischen Kosmos eines J.S.Bachs oder eines L.v.Beethovens. Hier geht es lediglich um lyrische Ästhetik, und es ist eigentlich müßig darüber zu diskutieren. Dein Spaß daran sei dir trotzdem vergönnt. Deine Position ist festgelegt, und diese ist dir auch unbenommen. Wenn Kunst neben der Abbildung einer inneren Wirklichkeit den Rezipienten berühren, bewegen oder verändern kann, und zu einer eigenen Sprache findet, hat sie nach meinem Verständnis genau das, was Kunst im Wesentlichen haben soll. Würden Gedichte nur noch auf perfekte Formen getrimmt , zum Erhalt einer Sprachkultur und - ästhetik, laufen sie mEa Gefahr, genau daran zu verarmen. Gäbe es z.B. nur Kykals, suchte ich mir eine andere Insel mit einem breiteren Interessengemenge, obwohl ich deine Gedichte schätze. Wenn sich hier nur dem Frust über untalentierte Mitdichter Luft verschafft wurde, die orthografische und inhaltliche Fehler machen, was solls. Wir leben nunmal in einer herrlich unperfekten Welt, die uns gerade auch deshalb genügend Themen und Stoff zu bieten hat. Und wenn wir wirklich etwas daran ändern wollten, müssten wir in die Bildungspolitik gehen, anstatt hier nachts rumzudichten und gefrustet zu lamentieren. Dabei kommen dann vielleicht auch orthographisch bessere Ergebnisse zustande, über die wir in hybrider Lust keine Zornesschalen mehr ausgießen müssen. LG AZ Geändert von AAAAAZ (21.08.2014 um 07:59 Uhr) |
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#8 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Hi, AAAAAZ!
Dass wir uns nicht missverstehen: Ich toleriere es ja - ich habe nur nachhaltig zu Protokoll gegeben, dass sowas für mich persönlich einer Sprachvergewaltigung gleichkommt. Die Mittel "moderner" Lyrik erscheinen mir allenthalben ungeeignet, einen Leser tiefer zu berühren - zumindest ergeht es mir so, vielleicht, weil ich sehr musikalisch bin. Vielfalt hin oder her, das Problem ist folgendes: Wenn ich ein Gedicht anklicke, kann ich ja noch nicht wissen, ob es ein gereimtes oder reimloses Werk ist. Wie schnell auch immer ich in letzterem Fall wieder wegklicke, ich kriege stets ungewollt noch was von dem Werk mit, da ich ein "Überblicksleser" bin. Und schon hab ich den Ärger weg! Wenn da so Sachen stehen wie: Am pln vorn Fenster im Abendlict wir - im Clinch ...Vergesen. dann frage ich mich ernstlich, wie jemand das als Kunst bezeichnen kann, als lyrische Großtat noch womöglich! (Vom offensichtlichen Unvermögen, sich korrekter Rechtschreibung zu befleißigen, ganz zu schweigen...) - Daher mein Ärger! Das ist bestenfalls "Sprachbastelbuch für Anfänger", aber nichts von sprachlicher Wertigkeit oder vertiefender Aussage. Für mich eben. Wenn ich also immer und immer wieder auf solche Konstrukte gestoßen werde, wen wundert es, dass mir irgendwann das Mütchen überkocht!? Ich hab nix gegen "Vielfalt" - solang mir ihre nichtswürdigsten Auswüchse nicht ständig unter die Nase gerieben werden! ![]() Ich habe schon einmal vorgeschlagen, das Forum grundsätzlich in zwei Bereiche zu teilen: Mit - oder ohne Reim/Takt, aber offenbar wäre das zuviel Aufwand, und/oder irgendein "moderner" Dichter mit inhärentem Minderwertigkeitskomplex könnte sich unter Umständen ausgegrenzt fühlen... Dabei wär's mir egal, wenn die reimlose Abteilung sogar mehr Leser fände als die gereimte - solang nur ICH nicht dauernd über diese verwirrten Satzbauzombies stolpern muss! ![]()
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