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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 08.01.2012, 12:11   #1
Galapapa
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Liebe Stimme,
wieder mal bin ich überwältigt von der Mühe, die Du Dir gemacht hast bei Deinem Kommentar zu meinem Gedicht. Ganz herzlichen Dank dafür, natürlich auch fürs Lob!
Deine Deutung und Interpretaion zu den einzelnen Strophen trifft, wie fast immer, den Nagel auf dem Kopf, wie man so treffend sagt.
Die erste und ganz große Liebe (klingt etwas abgedroschen, doch es fällt mir nichts Treffenderes ein) vermag manche Menschen so tief zu ergreifen und zu formen, dass sie ihr Leben lang nicht mehr wirklich davon loskommen, dass alles Nachfolgende nur noch eine zweitklassige Kopie dieses Glanzpunktes sein kann. So ergeht es hier dem lyrischen Ich, das, ohne die Schuld genau zuordnen zu können, eben dieses "Besondere" verloren hat und nie darüber hinwegkommen wird.
Zwar versinkt es nicht in Depression und Schwermut, doch kommen immer wieder diese Momente des Erinnerns und des Leidens in sein Leben.
Einzig in der zweiten Strophe würde ich von Deiner Interpretation leicht abweichen: Es ist vermutlich nur das eine alte Lied mit seinen vielen dunklen Strophen, das immer wieder anklingt, weniger eine vielfach wiederholte Schuld. Dennoch ist natürlich auch Deine Lesart möglich.
Danke auch für Deine kritischen Hinweise! Es ist in der Tat ein etwas älterer Text und man kann sich noch so dagegen anstemmen mit lyrischer Sprache und dichterischer Freiheit: Inversionen sind und bleiben unschön.
Dein Vorschlag mit dem Doppelpunkt gefällt mir, weil er am wenigsten verändert. Ich werde den Doppelpunkt also übernehmen; danke!
Beim "Lächeln im Traum" allerdings erlaube ich mir, leise Zweifel anzumelden: Ist das wirklich eine Inversion?:
Zitat:
Im Traum hab ich dein Lächeln oft gesehen
Ich finde eher, dass das Wort "oft" mit unterschiedlicher Wirkung hier an verschiedenen Stellen stehen kann:
Oft hab ich im Traum...
Im Traum hab ich oft dein...
Im Traum hab ich dein Lächeln oft gesehen.
In der letzten Version liegt eine besondere Betonung auf "oft" nach meinem Empfinden, eine Inversion sehe ich hier gar nicht.
Aber vorsicht, ich bin ein Schwabe! Ich kann zwar Hochdeutsch, aber prägen wird einen diese Wurzel immer. Da ist es halt manchmal doch das Teller auf dem der Butter liegt.
Nochmals danke, auch fürs Ausgraben!
Mit herzlichen Grüßen an Dich!
Galapapa
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Alt 26.01.2012, 21:08   #2
Dana
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Lieber Galapapa,

wie konnte ich übersehen? Stimme sei Dank.

Es ist nicht die einstige und einzige Liebe, die hier berührt - denn von "so einer" wissen viele zu berichten und zu dichten.
Mich faszinieren hier das gewählte Wort und der gesetzte Vers.
An die Oberfläche tritt keine erdrückende Trauer. Das lyr. Ich gibt Herbstgedanken preis. Für mich bedeutet das, es hat ohne diese Liebe ein Leben gelebt und ist immer noch mittendrin.

Das lyr. Ich lässt "Revue passieren" und der Leser ist von der Achtung und Bewahrung sehr angetan.

Ganz besonders hier:

Zitat:
Zitat von Galapapa
Die Tränen ließen stets dein Bild vergehen,
und deine Lippen blieben mir verwehrt.

Bald zieht der Winter durch die leeren Tage,
der mit der Kälte um Vergessen wirbt,
bedeckt die Seele mit der bangen Frage,
ob mit dem Warten einst die Liebe stirbt.
Eine Liebe, die nicht mehr ist, warum auch immer, muss nicht geleugnet werden. Sie war zu ihrer Zeit und darf erinnernd ge- und bewahrt sein.

Dieses demonstrative Leugnen, oft niedermachen - nur um der neuen Liebe zu zeigen, dass sie jetzt die einzige ist, überzeugt mich nicht. Im Gegenteil, da stellt sich bei mir ein seltsames Gefühl ein.

Ich neige meist zu bildlichen Vergleichen. Niemanden stört es, wenn man von Häusern, Gärten, Autos und was weiß ich was berichtet, die man hatte.

Ich weiß, darum geht es in deinem Gedicht nicht und es hat niemand so kommentiert. Es sind nur Gedanken, die mir im Zusammenhang kommen.

Dein Gedicht ist schön und ehrlich.
Die gewählte Rubrik unterstreicht, dass es nicht um nachträgliche Wehmut geht, sondern um schöne, unvergängliche Erinnerungen.

Irgendwie habe ich das Gefühl, zu wenig gelobt und zu viel eigene Sicht eingebracht zu haben.

Gern gelesen, kommentiert und nachträglich froh über die Entdeckung deines Gedichtes.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 27.01.2012, 11:51   #3
horstgrosse2
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@Galapapa

Zitat. „und meine Schuld fällt wie ein welkes Blatt.“

Wolltest du wirklich diesen Sinn?
Oder: und meine Schuld hängt wie ein welkes Blatt.
Fazit:
Gelungen, Beifall.
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Alt 27.01.2012, 12:49   #4
Galapapa
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Liebe Dana,
es freut mich, dass der Text, der mir selber schon weider aus den Augen verschwunden war, doch noch mehr Beachtung gefunden hat und ich danke Dir für Deine Gedanken dazu und Dein Lob!
Zitat:
Irgendwie habe ich das Gefühl, zu wenig gelobt und zu viel eigene Sicht eingebracht zu haben.
Hast Du sicher nicht! Dein Kommentar zum Gedicht ist sehr treffend und verständnisvoll.
Die Basis für die Ausdrucksweise ist der große zeitliche Abstand zwischen dem Geschehenen und den dargestellten Gedanken. Daher fehlt die "erdrückende Trauer". Was geblieben ist, das sind Erinnerungen und die Gewissheit, dass diese ganz besonderen Gefühle etwas ausgelöst haben, was für immer Bestand haben wird.
Eine Liebe, die so tiefe Spuren in der Seele zieht, wird auch nie verleugnet werden können, wird das lyrische Ich wohl auch nie verleugnen wollen. Ganz ohne Wehmut werden diese Erinnerungen also auch nie sein.
Danke, Dana, für diese treffenden Worte zu einem Text, in dem eine Menge Herzblut steckt!
Mit herzlichen Grüßen an Dich!
Galapapa

Hallo horstrosse2,
auch Dir lieben Dank für Deinen Beifall, den ich zu schätzen weiß!
Zitat:
und meine Schuld fällt wie ein welkes Blatt.
Ja, ich wollte genau das ausdrücken.
Der große zeitliche Abstand, der besonders in der 2. Strophe zum Ausdruck kommt, hat die Gedanken um eigene Schuld bedeutungslos gemacht; sie fällt mit der Zeit ab und es bleiben die Erinnerungen an etwas Schönes, Bedeutungsvolles.
Ob die "Liebste" jemals vergeben kann oder nicht spielt dabei keine Rolle.
Ich geb Dir allerdings insofern Recht, als Dein Vorschlag das Gleiche aussagen würde; ein welkes Blatt ist für die Pflanze auch bedeutungslos geworden.
Hat mich sehr gefreut, mal wieder einen Kommentar unter einem meiner Texte zu lesen!
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 17.02.2012, 06:04   #5
horstgrosse2
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@Galapapa

Moin, manchmal bin ich Krümelkacker, da musst du durch, grins.
Zitat:
„und meine Schuld fällt wie ein welkes Blatt.“

Pass auf, Zitat eine Strophe eher:“ Sag, Liebste, kannst du jemals mir vergeben,
den bitt‘ren Kelch, aus dem wir beide tranken“
Dieses „Bild“ anders übersetzt heißt: „Ihn quälen Fragen, bittere Fragen, richtig??

Wenn du jetzt mit ja Antwortest wäre:“ und meine Schuld fällt wie ein welkes Blatt“, ein Paradoxem.
Also, quälende Fragen trägt man eigentlich lang mit sich herum, ein ganzes Leben? Keine Ahnung.
Deshalb mein erster Vorschlag:“ und meine Schuld hängt wie ein welkes Blatt.“
Jetzt würde ich sagen, dass ist es auch nicht richtig getroffen.

Vielleicht:
Und meine Seele kaut an diesem Blatt
Und meine Seele zagt mit diesem Blatt

Hm, vielleicht bin ich auch im falschen Zug eingestiegen, grins.
Tschüss.
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Alt 17.02.2012, 10:27   #6
Galapapa
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Hallo Horstgrosse2,
s'ist besser, wenn man Krümel kackt,
bevor so ein Problem versackt.
Glaub mir, ich bin froh, dass Du Dich nochmal gemeldet hast. Nur so kann ich diese Geschichte klären:
Also, der "bittre Kelch" bezieht sich nicht auf quälende Fragen, die sich das lyrische Ich stellt, sondern ist eine Metapher für ein für beide Seiten unangenehmes Ereignis. Hier ist es das Ende der Beziehung und die Trennung.
Das lyrische Ich hat einen Anteil an Schuld für sich akzetiert aber eben diese Schuld wird mit den Jahren immer unbedeutender für beide bis sie gar keine Rolle mehr spielt in den Erinnerungen, die beide haben. Genau das wiederum soll das fallende, welke Batt aussagen.
Mit den "quälenden Fragen" sitzt Du also tatsächlich im falschen Zug.
Es geht hier um wehmütige Erinnerungen an eine Zeit der Liebe, wobei die Wehmut immer mehr durch die Gewissheit geprägt wird, dass es kein Zurück mehr gibt.
Wenn Du es jetzt mal aus diesem Blickwinkel betrachtest, dann müsste auch die Metapher des fallenden Blattes für Dich einen Sinn machen.
Es ist schwierig, diese Gedanken nachzuvollziehen, vielleicht auch gar nicht möglich für einen Außenstehenden. Solltest Du diesen Eindruck haben, dann folge ich Deinem Vorschlag und häng das Blatt wieder hoch.
Vielleicht kann man hier allzuleicht aufs falsche Gleis kommen?
Danke, dass Du Dich nochmal gemeldet hast!
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Geändert von Galapapa (17.02.2012 um 10:32 Uhr)
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