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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Häppchen Nummer 3
![]() 36. Der Schulmeister zu Breslau. In langweiligen Versen und abgeschmackten Gedanken Lehrt ein Präzeptor uns hier, wie man gefällt und verführt. 37. Amor als Schulkollege. Was das entsetzlichste sei von allen entsetzlichen Dingen? Ein Pedant, den es jückt, locker und lose zu sein. 38. Der zweite Ovid. Armer Naso, hättest du doch wie Manso geschrieben, Nimmer, du guter Gesell', hättest du Tomi gesehn. 39. Das Unverzeihliche Alles kann mißlingen, wir können's ertragen, vergeben; Nur nicht, was sich bestrebt, reizend und lieblich zu sein. 40. Prosaische Reimer. Wieland, wie reich ist dein Geist! Das kann man nun erst empfinden, Sieht man, wie fad' und wie leer dein Caput mortuum ist. 41. Jean Paul Richter. Hieltest du deinen Reichtum nur halb so zu Rate, wie jener Seine Armut, du wärst unsrer Bewunderung wert. 42. An seinen Lobredner. Meinst du, er werde größer, wenn du die Schultern ihm leihst? Er bleibt klein wie zuvor, du hast den Höcker davon. 43. Feindlicher Einfall. Fort ins Land der Philister, ihr Füchse mit brennenden Schwänzen, Und verderbet der Herrn reife papierene Saat. 44. Nekrolog. Unter allen, die von uns berichten, bist du mir der liebste, Wer sich lieset in dir, liest dich zum Glücke nicht mehr. 45. Bibliothek schöner Wissenschaften. Jahrelang schöpfen wir schon in das Sieb und brüten den Stein aus, Aber der Stein wird nicht warm, aber das Sieb wird nicht voll. 46. Dieselbe. Invaliden Poeten ist dieser Spittel gestiftet, Gicht und Wassersucht wird hier von der Schwindsucht gepflegt. 47. Die neuesten Geschmacksrichter. Dichter, ihr armen, was müßt ihr nicht alles hören, damit nur Sein Exerzitium schnell lese gedruckt der Student! 48. An Schwätzer und Schmierer. Treibet das Handwerk nur fort, wir können' euch freilich nicht legen, Aber ruhig, das glaubt, treibt ihr es künftig nicht mehr. 49. Guerre ouverte. Lange neckt ihr uns schon, doch immer heimlich und tückisch, Krieg verlangtet ihr ja, führt ihn nun offen, den Krieg. 50. An gewisse Kollegen. Mögt ihr die schlechten Regenten mit strengen Worten verfolgen, Aber schmeichelt doch auch schlechten Autoren mehr.
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Stimme der Zeit,
durch die Xenien von Schiller und Goethe hast du mich angeregt, selbst eine zu schreiben, obwohl die Distichen-From uns unklassischen Menschen nicht sehr geläufig ist. Freie Gedichte Amöbengleich fliesen die Texte in wortreichem Dunkel. Lassen sie Deutungen zu, ist die Bedeutung gering. Liebe Grüße Thomas |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Thomas,
ein sehr interessantes Epigramm, das du hier verfasst hast. Besonders gelungen finde ich den Bezug von "Deutungen" zu "Bedeutung", das gefällt mir sehr gut, aber auch das "wortreiche Dunkel". ![]() Allerdings ist ein kleiner Betonungsfehler darin - "Amöbengleich" betont sich xXxX. Es wäre aber leicht zu korrigieren, dafür müsste nichts geändert, nur ein wenig "umgestellt" werden: Gleich den Amöben fließen die Texte in wortreichem Dunkel. - XxxXxXxxXxxXxxXx Lassen sie Deutungen zu, ist die Bedeutung gering. - XxxXxxXXxxXxxX ![]() ![]() Jetzt hast du mich allerdings auch "angeregt", mir fiel auch eines ein: Wortschöpfungen Waren es Worte, die einstmals den ersten Dichter erschufen? War es ein Dichter, der einst erstmals die Worte erschuf? Liebe Grüße Stimme ![]() ------------------------------------------------------------- Häppchen Nummer 4 ![]() 51. An die Herren N. O. P. Euch bedaur' ich am meisten, ihr wähltet gerne das Gute, Aber euch hat die Natur gänzlich das Urteil versagt. 52. Der Kommissarius des Jüngsten Gerichts. Nach Kalabrien reist er, das Arsenal zu besehen, Wo man die Artillerie gießt zu dem Jüngsten Gericht. 53. Kant und seine Ausleger. Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung Setzt! Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu thun. 54. J—b. Steil wohl ist er, der Weg zur Wahrheit, und schlüpfrig zu steigen, Aber wir legen ihn doch nicht gern auf Eseln zurück. 55. Die Stockblinden. Blinde, weiß ich wohl, fühlen und Taube sehen viel schärfer, Aber mit welchem Organ philosophiert denn das Volk? 56. Analytiker. Ist denn die Wahrheit ein Zwiebel, von dem man die Häute nur abschält? Was ihr hinein nicht gelegt, ziehet ihr nimmer heraus. 57. Der Geist und der Buchstabe. Lange kann man mit Marken, mit Rechenpfennigen zahlen, Endlich, es hilft nichts, ihr Herrn, muß man den Beutel doch ziehn. 58. Wissenschaftliches Genie. Wird der Poet nur geboren? Der Philosoph wird's nicht minder, Alle Wahrheit zuletzt wird nur gebildet, geschaut. 59. Die bornierten Köpfe. Etwas nützet ihr doch, die Vernunft vergißt des Verstandes Schranken so gern, und die stellet ihr redlich uns dar. 60. Bedientenpflicht. Rein zuerst sei das Haus, in welchem die Königin einzieht, Frisch denn, die Stuben gefegt! dafür, ihr Herrn, seid ihr da. 61. Ungebühr. Aber, erscheint sie selbst, hinaus vor die Thüre, Gesinde! Auf den Sessel der Frau pflanze die Magd sich nicht hin. 62. Wissenschaft. Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt. 63. An Kant. Vornehm nennst du den Ton der neuen Propheten? Ganz richtig, Vornehm philosophiert heißt wie Rotüre gedacht. 64. Der kurzweilige Philosoph. Eine spaßhafte Weisheit doziert hier ein lustiger Doktor Bloß dem Namen nach Ernst, und in dem lustigsten Saal. 65. Verfehlter Beruf. Schade, daß ein Talent hier auf dem Katheder verhallet, Das auf höherm Gerüst hätte zu glänzen verdient.
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Geändert von Stimme der Zeit (12.12.2011 um 12:54 Uhr) |
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#4 |
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Liebe Stimme der Zeit,
stimmt, ich hatte es falsch im Ohr und habe mich beim klugen Herrn Wikipedia schlau gemacht. Im Deutschen ist das Distichon so, wobei die in Klammern gesetzten Silben ab und zu auch fehlen dürfen. X x (x) X x (x) X x (x) X x (x) X x x X x X x (x) X x (x) X / X x x X x x X Deine Version ist besser und es ist somit zwar keine Schiller-Goethe-Xenie, aber eine Thomas-Stimme-der-Zeit-Xenie geworden. Gleich den Amöben fließen die Texte in wortreichem Dunkel. Lassen sie Deutungen zu, ist die Bedeutung gering. Deine Xenie gefällt mir auch gut. Wenn sich auch andere beteiligen, entsteht im Schillersalon vielleicht sogar eine Runde Neue-Xenien. Liebe Grüße Thomas |
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#5 |
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Lieber Thomas,
das halte ich für keine schlechte Idee. Wie wäre es denn, wenn wir mit unseren beiden anfangen und, unabhängig von weiteren Beteiligungen, dafür einen neuen Faden eröffnen? Ein "Epigramm-Spiel" im Schiller-Salon, sozusagen. ![]() Was meinst du? Liebe Grüße ![]() Stimme ![]() ----------------------------------------------- Häppchen Nummer 5 ![]() 66. Das philosophische Gespräch. Einer, das höret man wohl, spricht nach dem andern, doch keiner Mit dem andern; wer nennt zwei Monologen Gespräch? 67. Das Privilegium. Dichter und Kinder, man gibt sich mit beiden nur ab, um zu spielen, Nun so erboset euch nicht, wird euch die Jugend zu laut. 68. Litterarischer Zodiacus. Jetzo, ihr Distichen, nehmt euch zusammen, es thut sich der Tierkreis Grauend euch auf; mir nach, Kinder! wird müssen hindurch. 69. Zeichen des Widders. Auf den Widder stoßt ihr zunächst, den Führer der Schafe, Aus dem Dykischen Pferch springet er trotzig hervor. 70. Zeichen des Stiers. Nebenan gleich empfängt euch sein Namensbruder; mit stumpfen Hörnern, weicht ihr nicht aus, stößt euch der Hallische Ochs. 71. Zeichen des Fuhrmanns. Alsobald knallet in G** des Reiches würdiger Schwager, Zwar er nimmt euch nicht mit, aber er fährt doch vorbei. 72. Zeichen der Zwillinge. Kommt ihr den Zwillingen nah', so sprecht nur: Gelobt sei J— C—! »In Ewigkeit« gibt man zum Gruß euch zurück. 73. Zeichen des Bärs. Nächst daran strecket der Bär zu K** die bleiernen Tatzen Gegen euch aus, doch er fängt euch nur die Fliegen vom Kleide. 74. Zeichen des Krebses. Geht mir dem Krebs in B*** aus dem Weg, manch lyrisches Blümchen, Schwellend in üppigem Wuchs, kneipte die Schere zu Tod. 75. Zeichen des Löwen. Jetzo nehmt euch in acht vor dem wackern Eutinischen Leuen, Daß er mit griechischem Zahn euch nicht verwunde den Fuß. 76. Zeichen der Jungfrau. Bücket euch, wie sich's geziemt, vor der zierlichen Jungfrau zu Weimar, Schmollt sie auch oft – wer verzeiht Launen der Grazie nicht? 77. Zeichen des Raben. Vor dem Raben nur sehet euch vor, der hinter ihr krächzet, Das Nekrologische Tier setzt auf Kadaver sich nur. 78. Locken der Berenice. Sehet auch wir ihr in S*** den groben Fäusten entschlüpfet, Die Berenicens Haar striegeln mit eisernem Kamm. 79. Zeichen der Wage. Jetzo wäre der Ort, daß ihr die Wage beträtet, Aber dies Zeichen ward längst schon am Himmel vermißt. 80. Zeichen des Skorpions Aber nun kommt ein böses Insekt, aus G—b—n her, Schmeichelnd naht es, ihr habt, flieht ihr nicht eilig, den Stich.
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Geändert von Stimme der Zeit (15.12.2011 um 05:42 Uhr) |
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Häppchen Nummer 6
![]() 81. Ophiuchus. Drohend hält euch die Schlang' jetzt Ophiuchus entgegen, Fürchtet sie nicht, es ist nur der getrocknete Balg. 82. Zeichen des Schützen. Seid ihr da glücklich vorbei, so naht euch dem zielenden Hofrat Schütz nur getrost, er liebt und er versteht auch den Spaß. 83. Gans. Laßt sodann ruhig die Gans in L***g und G**a gagagen, Die beißt keinen, es quält nur ihr Geschnatter das Ohr. 84. Zeichen des Steinbocks. Im Vorbeigehn stutzt mir den alten Berlinischen Steinbock, Das verdrießt ihn, so gibt's etwas zu lachen fürs Volk. 85. Zeichen des Pegasus. Aber seht ihr in B**** den Grad ad Parnassum, so bittet Höflich ihm ab, daß ihr euch eigne Wege gewählt. 86. Zeichen des Wassermanns. Übrigens haltet euch ja von dem Dr***r Wassermann ferne, Daß er nicht über euch her gieße den Elbstrom aus. 87. Eridanus. An des Eridanus Ufern umgeht mir die furchtbare Waschfrau, Welche die Sprache des Teut säubert mit Lauge und Sand. 88. Fische. Seht ihr in Leipzig die Fischlein, die sich in Sulzers Zisterne Regen, so fangt euch zur Lust einige Grundeln heraus. 89. Der fliegende Fisch. Neckt euch in Breslau der fliegende Fisch, erwartet's geduldig, In sein wäss'risches Reich zieht ihn Neptun bald hinab. 90. Glück auf den Weg. Manche Gefahren umringen euch noch, ich hab' sie verschwiegen, Aber wir werden uns noch aller erinnern – nur zu! 91. Die Aufgabe. Wem die Verse gehören? Ihr werdet es schwerlich erraten, Sondert, wenn ihr nun könnt, o Chorizonten, auch hier! 92. Wohlfeile Achtung. Selten erhaben und groß und selten würdig der Liebe Lebt er doch immer, der Mensch, und wird geehrt und geliebt. 93. Revolutionen. Was das Luthertum war, ist jetzt das Franztum in diesen Letzten Tagen, es drängt ruhige Bildung zurück. 94. Parteigeist. Wo Parteien entstehn, hält jeder sich hüben und drüben, Viele Jahre vergehn, eh' sie die Mitte vereint. 95. Das Deutsche Reich. Deutschland? aber wo liegt es? Ich weiß das Land nicht zu finden, Wo das gelehrte beginnt, hört das politische auf.
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#7 |
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Häppchen Nummer 7
![]() 96. Deutscher Nationalcharakter. Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens; Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus. 97. Rhein. Treu, wie dem Schweizer gebührt, bewach' ich Germaniens Grenze, Aber der Gallier hüpft über den duldenden Strom. 98. Rhein und Mosel. Schon so lang' umarm' ich die lotharingische Jungfrau, Aber noch hat kein Sohn unsre Umarmung erfreut! 99. Donau in B**. Bacchus, der lustige, führt mich und Komus, der fette, durch reiche Triften, aber verschämt bleibt die Charis zurück. 100. Donau in O**. Mich umwohnet mit glänzendem Aug' das Volk der Fajaken, Immer ist's Sonntag, es dreht immer am Herd sich der Spieß. 101. Main. Meine Burgen zerfallen zwar, doch getröstet erblick' ich Seit Jahrhunderten noch immer das alte Geschlecht. 102. Saale. Kurz ist mein Lauf und begrüßt der Fürsten, der Völker so viele, Aber die Fürsten sind gut, aber die Völker sind frei. 103. Ilm. Meine Ufer sind arm, doch höret die leisere Welle, Führt der Strom sie vorbei, manches unsterbliche Lied. 104. Pleiße. Flach ist mein Ufer und seicht mein Bächlein, es schöpften zu durstig Meine Poeten mich, meine Prosaiker auch. 105. Elbe. All' ihr andern, ihr sprecht nur ein Kauderwelsch. Unter den Flüssen Deutschlands rede nur ich, und auch in Meißen nur, deutsch. 106. Spree. Sprache gab mir einst Ramler und Stoff mein Cäsar, da nahm ich Meinen Mund etwas voll, aber ich schweige seitdem. 107. Weser. Leider von mir ist gar nichts zu sagen, auch zu dem kleinsten Epigramme, bedenkt! geb' ich der Muse nicht Stoff. 108. Gesundbrunnen zu ***. Seltsames Land! Hier haben die Flüsse Geschmack und die Quellen, Bei den Bewohnern allein hab' ich noch keinen verspürt. 109. P** bei N**. Ganz hypochondrisch bin ich vor Langerweile geworden, Und ich fließe nur fort, weil es so hergebracht ist. 110. Die **chen Flüsse. Unsereiner hat's halter gut in **cher Herren Ländern, ihr Joch ist sanft und ihre Lasten sind leicht.
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Häppchen Nummer 8
![]() 111. Salzach. Aus Juvaviens Bergen ström' ich, das Erzstift zu salzen, Lenke dann Bayern zu, wo es an Salze gebricht. 112. Der anonyme Fluß. Fastenspeisen dem Tisch des frommen Bischofs zu liefern, Goß der Schöpfer mich aus durch das verhungerte Land. 113. Les fleuves indiscrets. Jetzt kein Wort mehr, ihr Flüsse. Man sieht's, ihr wißt euch so wenig Zu bescheiden, als einst Diderots Schätzchen gethan. 114. An den Leser. Lies uns nach Laune, nach Lust, in trüben, in fröhlichen Stunden, Wie uns der gute Geist, wie uns der böse gezeugt. 115. Gewissen Lesern. Viele Bücher genießt ihr, die ungesalznen, verzeihet, Daß dies Büchelchen uns überzusalzen beliebt. 116. Dialogen aus dem Griechischen. Zur Erbauung andächtiger Seelen hat F*** S***, Graf und Poet und Christ, diese Gespräche verdeutscht. 117. Der Ersatz. Als du die griechischen Götter geschmäht, da warf dich Apollo Von dem Parnasse; dafür gehst du ins Himmelreich ein. 118. Der moderne Halbgott. Christlicher Herkules, du ersticktest so gerne die Riesen, Aber die heidnische Brut steht, Herkuliscus! noch fest. 119. Charis. Ist dies die Frau des Künstlers Vulkan? Sie spricht von dem Handwerk Wie es des Roturiers adliger Hälfte geziemt. 120. Nachbildung der Natur. Was nur Einer vermag, das sollte nur Einer uns schildern, Voß nur den Pfarrer und nur Iffland den Förster allein. 121. Nachäffer. Aber da meinen die Pfuscher, ein jeder Schwarzrock und Grünrock Sei auch an und für sich unsrer Beschauung schon wert 122. Klingklang. In der Dichtkunst hat er mit Worten herzlos geklingelt, In der Philosophie treibt er es pfäffisch so fort. 123. An gewisse Umschöpfer. Nichts soll werden das Etwas, daß Nichts sich zu Etwas gestalte, Laß das Etwas nur sein! nie wird zu Etwas das Nichts. 124. Aufmunterung. Deutschland fragt nach Gedichten nicht viel; ihr kleinen Gesellen, Lärmt, bis jeglicher sich wundernd ans Fenster begibt. 125. Das Brüderpaar. Als Kentauren gingen sie einst durch poetische Wälder, Aber das wilde Geschlecht hat sich geschwinde bekehrt.
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Häppchen Nummer 9
![]() 126. K**. Höre den Tadler! Du kannst, was er noch vermißt, dir erwerben; Jenes, was nie sich erwirbt, freue dich! gab dir Natur. 127. An die Moralisten. Richtet den herrschenden Stab auf Leben und Handeln und lasset Amorn, dem lieblichen Gott, doch mit der Muse das Spiel. 128. Der Leviathan und die Epigramme. Fürchterlich bist du im Kampf, nur brauchst du etwas viel Wasser; Aber versuch es einmal, Fisch! in den Lüften mit uns. 129. Luise von Voß. Wahrlich, es füllt mit Wonne das Herz, dem Gesange zu horchen, Ahmt ein Sänger, wie der, Töne des Altertums nach. 130. Jupiters Kette. Hängen auch alle Schmierer und Reimer sich an dich, sie ziehen Doch nicht hinunter, doch und ziehst sie auch schwerlich hinauf. 131. Aus einer der neuesten Episteln. Klopstock, der ist mein Mann, der in neue Phrasen gestoßen, Was er im höllischen Pfuhl Hohes und Großes vernahm. 132. B**s Taschenbuch. Eine Kollektion von Gedichten? eine Kollekte Nenn es, der Armut zulieb' und bei der Armut gemacht. 133. Ein deutsches Meisterstück. Alles an diesem Gedicht ist vollkommen, Sprache, Gedanke, Rhythmus, das einzige nur fehlt noch, es ist kein Gedicht. 134. Unschuldige Schwachheit. Unsre Gedichte nur trifft dein Spott? O schätzet euch glücklich, Daß das Schlimmste an euch eure Erdichtungen sind. 135. Das Neueste aus Rom. Raum und Zeit hat man wirklich gemalt, es steht zu erwarten, Daß man mit ähnlichem Glück nächstens die Tugend uns tanzt. 136. Deutsches Lustspiel. Thoren hätten wir wohl, wir hätten Fratzen die Menge, Leider helfen sie nur selbst zur Komödie nichts. 137. Das Märchen. Mehr als zwanzig Personen sind in dem Märchen geschäftig, Nun, und was machen sie denn alle? Das Märchen, mein Freund. 138. Frivole Neugier. Das verlohnte sich auch, den delphischen Gott zu bemühen, Daß er dir sage, mein Freund, wer der Armenier war. 139. Beispielsammlung. Nicht bloß Beispielsammlung, nein, selber ein warnendes Beispiel, Wie man nimmermehr soll sammeln für guten Geschmack. 140. Mit Erlaubnis. Nimm's nicht übel, daß nun auch deiner gedacht wird! Verlangst du Das Vergnügen umsonst, daß man den Nachbar vexiert?
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Häppchen Nummer 10
![]() 141. Der Sprachforscher. Anatomieren magst du die Sprache, doch nur ihr Kadaver, Geist und Leben entschlüpft flüchtig dem groben Skalpell. 142. Geschichte eines dicken Mannes. Dieses Werk ist durchaus nicht in Gesellschaft zu lesen, Da es, wie Rezensent rühmet, die Blähungen treibt. 143. Anekdoten von Friedrich II. Von dem unsterblichen Friedrich, dem einzigen, handelt in diesen Blättern der zehenmalzehn tausendste sterbliche Fritz. 144. Litteraturbriefe. Auch Nicolai schrieb an dem trefflichen Werk? Ich will's glauben, Mancher Gemeinplatz auch steht in dem trefflichen Werk. 145. Gewisse Melodien. Dies ist Musik fürs Denken! Solang' man sie hört, bleibt man eiskalt, Vier, fünf Stunden darauf macht sie erst rechten Effekt. 146. Überschriften dazu. Frostig und herzlos ist der Gesang, doch Sänger und Spieler Werden oben am Rand höflich zu fühlen ersucht. 147. Der böse Geselle. Dichter, bitte die Musen, vor ihm dein Lied zu bewahren, Auch dein leichtestes zieht nieder der schwere Gesang. 148. Karl von Karlsberg. Was der berühmte Verfasser des menschlichen Elends verdiene? Sich in der Charité gratis verköstigt zu sehn. 149. Schriften für Damen und Kinder. »Bibliothek für das andre Geschlecht, nebst Fabeln für Kinder«. Also für Kinder nicht, nicht für das andre Geschlecht. 150. Dieselbe. Immer für Weiber und Kinder! Ich dächte, man schriebe für Männer, Und überließe dem Mann Sorge für Frau und für Kind! 151. Gesellschaft von Sprachfreunden. O wie schätz' ich euch hoch! Ihr bürstet sorglich die Kleider Unsrer Autoren, und wem fliegt nicht ein Federchen an? 152. Der Purist. Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern, Nun so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht. 153. Vernünftige Betrachtung. Warum plagen wir, einer dem andern? Das Leben zerrinnet, Und es versammelt uns nur einmal wie heute die Zeit. 154. An **. Gerne plagt' ich auch dich, doch es will mir mit dir nicht gelingen, Du bist zum Ernst mir zu leicht, bist für den Scherz mir zu plump. 155. An **. Nein! Du erbittest mich nicht. Du hörtest dich gerne verspottet, Hörtest du dich nur genannt, darum verschon' ich dich, Freund.
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