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#7 | |||||||||||||||
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
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Hallo Thomas,
erst einmal danke ich dir, daß du dich bemüht hast, einen relativ verständigen Kommentar zu hinterlassen, trotz der wohl gegenteiligen Meinungen und ich werde mich bemühen, eben so verständig darauf einzugehen. Zitat:
Was ist Gott-Bashing? Ich habe diesen Begriff noch nie gehört und musste mich dementsprechend informieren. Wenn ich das jetzt richtig übersetze, dann heißt das: Die öffentliche Beschimpfung Gottes in Form verbaler Gewalt ist die durch den Säkularismus, der Trennung von Religion und Staat, verursachte Kehrseite des Fundamentalismus', also der Ideologie oder der Weltanschauung, die mit radikalen und intoleranten Mittel durchgesetzt wird. Nun gut, das möchte ich als Meinungsäußerung durchaus akzeptieren, jedoch habe ich dazu noch eine Frage: Wieso soll das eine Kehrseite sein? Ich für meinen Teil bin jedenfalls sehr froh über den Säkularismus, denn diesem haben die heutigen Autoren ihre Meinungsfreiheit zu verdanken, welche zu klerikalen Zeiten undenkbar gewesen wäre. Für mich zählt als Dichter nur eines: Ich rede so, wie mir der Schnabel gewachsen ist, denn ich bin ein freier Dichter. Und darin bin ich sogar durchaus Fundamentalist, denn die Kunst muss frei bleiben. Darüberhinaus kann sich verbale Gewalt eigentlich nur gegen Menschen richten, einem Tier oder einem Gegenstand würde dies nicht das Geringste anhaben können und einem Gott schon mal gar nicht. Zitat:
Zudem dieser Kommentar sich ansonsten in keiner Weise inhaltlich mit dem Text auseinandergesetzt hat. Zitat:
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Er ist nichts anderes als eine im Stile eines bewusstes Pamphlets verfasste Streitschrift, die sich überspitzt und sehr wohl polemisch zu einem religiösen Thema äußert. Und da steckt noch viel mehr dahinter, wie ich später in meiner Interpretation beweisen werde. Sozusagen meine poetische Idee. Zitat:
Über den Text oder einen Teil meiner Antwort an Stimme der Zeit? Aber ich gehe gerne einmal darauf ein und zitiere Freund Wikipedia: Zitat:
Somit fällt es mir schwer, die Begriffe Glaube und Aberglaube zu trennen. Ich habe nämlich bisher nicht herausfinden können, wer von den o. a. den wahren Glauben besitzt. Zitat:
Mal davon abgesehen, daß einige der oben Genannten nur Philosophaster aber keine Philosphen waren, allen voran dieser Windbeutel Hegel, betrachten wir jetzt einmal drei von ihnen stellvertretend. Platons gesäuberter Idealstaat beinhaltete die Idee von einer ganz klaren Strukturierung der Bürgerschaft, die in Handwerker- und Bauernstand, den Stand der Wächter und den der Philosophenherrscher gegliedert war. Frauen und Männer sollten nach ihren Fähigkeiten die gleichen Arbeiten verrichten. Was hätte der sich über z. B. das Christentum amüsiert, mit seiner Scheinmoral und frauenfeindlichen Einstellung, der hat schon damals nicht an Götter geglaubt. Kant hatte Glück in seiner Zeit unter der Herrschaft vom alten Fritz und musste nach dessen Tod wieder höllisch aufpassen, was er schrieb, weil sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II., der dicke Taugenichts, spirituell angehaucht war und sich einem Orden anschloss, der sich von Gott beauftragt fühlte, Millionen von Seelen vor dem Bösen zu retten. Und wer Kants Kritik der reinen Vernunft (1. Auflage) gelesen hat, der weiß, daß diese Schrift dem christlichen Glauben endgültig die Existenzgrundlage entzogen hat. Kant gab sich in seinen Schriften zwar ziemlich humorlos, jedoch hätte er meinen Text wahrscheinlich so verstanden, wie er gemeint war. Und nun kommen wir zu Schopenhauer. Nun, der hat mich zum Teil zu diesem Text inspiriert, denn er hat schon Anfang des 19. Jahrhunderts das unrühmliche Ende des Christentums vorhergesagt und die Moral dieser Religion gründlich widerlegt und begründet dargelegt als das, was sie ist, nämlich eine sklavische Moral, die auf Belohnung und Strafe aufbaut und somit sämtlichen menschlichen sogenannten positiven Handlungen, die aufgrund dieser erfolgen, den ihr zugrunde liegenden egoistischen Charakter zugewiesen, der ihr auch zusteht. Ein hartherziger Charakter, der gibt nicht, weil er Not lindern will, der macht das zu seinem eigenen späteren Vorteil. Natürlich sind nicht alle so, das wollen wir erwähnen, aber die meisten schon. Schopenhauer hätte sich höchstens darüber erregt, daß seine Name in einem Satz mit dem o. a. Windbeutel erwähnt worden wäre. Zitat:
Wir können gerne darüber an anderer Stelle ausführlich diskutieren. Zitat:
Zitat:
Es ist nicht einzusehen, warum nicht auflösbare Begriffe zwingend positiv gewendet werden sollten. Ein nicht auflösbarer Begriff beinhaltet nur eine einzige von unendlich vielen Möglichkeiten. Wollen wir der Lyrik einen Maulkorb anlegen? Zitat:
Warum? Weil zum größten Teil hier persönliche Ansichten als ein Allgemeinbild ausgegeben werden, die keiner näheren Betrachtung standhalten können, zumindest aus meiner Sicht. Was war denn hier noch mal das Thema des Textes? Haben wir das schon einmal irgendwo in diesem Faden erörtert? Und wer bitte bestimmt, was eine angemessene Auseinandersetzung mit diesem Thema ist? Zitat:
Aber ich werde jetzt einmal ein paar Intentionen zu meinem Text verraten: Vor kurzem bin ich kultig abgesoffen in einer dieser Hinterhofspelunken. Dort habe ich den lieben Gott getroffen, der glaubte noch an sich und ist betrunken der Kellnerin ins Dekolleté gesunken. Zunächst befindet sich mein Protagonist im zwielichtigen Milieu kultischer Handlungen und trifft dort auf den lieben Gott, der völlig vereinsamt und herabgekommen sein tristes Dasein fristet, weil niemand außer ihm selbst mehr an ihn glaubt. Weil ihm durch den Unglauben die Existenzgrundlage entzogen wurde, hat er sich vor lauter Verzweiflung betrunken und ist der Kellnerin in den Ausschnitt gefallen. Im Nu war diese Dame hell erleuchtet wie eine schrille Neonlichtreklame. Dann hat sie wie ein Wasserfall gebeichtet und mimte während der Bestandsaufnahme die unbefleckte Unschuldsanschmiegsame. Diese schien jedoch durchaus von ihm angetan gewesen zu sein, etwas von seinem göttlichen Zauber war wohl noch vorhanden, so daß sie sofort für ihn entbrannte. Sie hat ihm dann ganz nach Ritual ihr ganzes Leben gebeichtet und sich als die Unschuld vom Lande ausgegeben. Momentelang geriet der Herr ins Wanken, als wäre er sich nicht so recht im Klaren, dann rülpste er und sprach halb in Gedanken, er könne doch mal wieder so verfahren wie damals schon vor zwei Mal tausend Jahren. Das widerum erweckte eine Idee in ihm, denn vielleicht könnte es ja gelingen, so wie vor zweitausend Jahren, wieder einen neuen Kult zu erschaffen. Wenn's damals geklappt hat, warum heute nicht? Es wäre vielleicht ein Ausweg aus dieser traurigen Lage. Gesagt, getan, sie zogen ab aufs Zimmer und hauten dort gemeinsam auf die Tonne. Man hörte sie: Mein Gott, bist du ein Schlimmer! Danach erklärte sie entzückt vor Wonne, sie ginge jetzt ins Kloster und würd' Nonne. So kam es schließlich, wie es kommen musste, denn von nichts kommt bekanntlich nicht und so schickte er seinen heiligen Geist ins Rennen, der das wohl auch anscheinend sehr gut machte, denn die Kellnerin hatte er schließlich damit überzeugt und für sich gewonnen. Der Herrgott kam verklärten Blickes wieder zurück und setzte sich in meine Nähe. In seinem Bart hing noch ein buntes Mieder, dann kratzte er sich mit der dicken Zehe und plötzlich roch es so, als ob er blähe. So eine heilig-geistige Ejakulation verbraucht bei einem solch alten Herren auf jeden Fall eine Menge Energie, so daß er sich erst einmal setzen musste, um neue Kraft zu tanken. Die Überreste waren zwar noch nicht ganz beseitigt, doch nach einem Kratzen und einer befreienden Flatulenz kam er vor lauter Verklärung wieder zu Sinnen. Dann fragte er, ob ich die Dame kenne. Ich sagte ja, aus der Cafeteria. Ob ich ihm denn auch ihren Namen nenne, er lüde mich auch ein zur Pizzeria. Ich flüsterte, sie heißt, verdammt, Maria. Anscheinend hatte er vergesen, die Kellnerin nach ihrem Namen zu fragen und sprach meinen Protagonisten darauf an. Dieser erstarrte vor Ehrfurcht und nannte ihm ihren Namen, den er nach Erkennen der Sachlage und der Bedeutung nur noch flüstern konnte. Schon wieder roch's nach Bohnen und nach Linsen mit Knoblauch und auf seinem religiösen Gesicht erschien ein zärtlich breites Grinsen als er verkündete, er würde uns vom Bösen und allen Sünden noch einmal erlösen. Der Herr quittierte dies mit einer weiteren befreienden, aber äußerst übelriechenden Flatulenz. Seinem gütigen Antlitz entfloss ein seliges Lächeln und es schien nach diesem glückseligen Erlebnis sein Ansinnen zu sein, die Menschen noch einmal großmütig von allem Bösen zu erlösen. Noch einmal will ich euch den Heiland geben, versprach er unter circa drei Promille. Dann fing er an ihm Raum umher zu schweben und rief: Ich bin der Herr, das ist mein Wille! Doch leider nahm Maria stets die Pille. Er wollte ihnen tatsächlich noch einmal einen Heiland schicken, doch leider haben sich die Zeiten heutzutage geändert, denn die moderne Empfängnisverhütung verhinderte das Schlimmste. (Jetzt weiß man übrigens auch, warum sein Stellvertreter hier auf Erden jedwede Empfängnisverhütung weiterhin ablehnt und verbietet.) Und so bleibt das Ganze eben bei einem göttlichen Versuch. In diesem Text symbolisiert die traurige und heruntergekommene Gestalt dieses eingebildeten Gottes den unrühmlichen Niedergang einer ganzen Religion. Er unternimmt hier einen letzten verzweifelten Versuch, diesen Kult wieder aufleben zu lassen, was aber, wie im Text beschrieben, zum Scheitern verurteilt war, da die heutigen Menschen (bei uns), eben spätestens seit Kant, aufgeklärte Menschen sind, wenn sie es denn nur wollten. Das ist hart für einen solch alten Mann und besitzt bei aller Komik einen tragischen Hintergrund. Die Metaphern sind sorgfältig und gezielt gewählt. So stehen z. B. die Hinterhofspelunken für diese Traumtänzerpaläste, also Tempel und Kirchen, in denen die ritualisierten Kulte an ein geistiges Hirngespinst vollzogen werden, an denen sich die Gläubigen mit Hilfe von Weihrauch und -wasser und an dem dummen Geschwätz der Pfaffen berauschen können. Die Kellnerin verkörpert die heilige Jungfrau Maria und die moderne Hure Maria Magdalena in ein und derselben Person. Des Herren Flatulenzen sind absolut passend, bezeichnen sie doch die geistige Diarrhoe, die diese Geistlichen ständig zu quälen scheint. Und stinken müssen sie auch, weil im Namen dieser Religion so viel Ungerechtigkeit geschehen ist, was die Keller ihrer Tempel mit verwesenden Leichen und Missbrauchsopfern vollgepflastert hat. Und dieser Herrgott mit seinem seligen Grinsen im Gesicht, der die Scheinheiligkeit in Person ist, die arme Seelen vor dem Bösen erretten will, stellt nichts anderes als organisierte Menschenfängerei dar, mit dem Zwecke, diese letztendlich in ein versklavtes und kontrolliertes Dasein zu führen. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, die sich aus lauter Wundern und Dogmen zusammensetzen - ein einträgliches Geschäft mit der Gut- oder besser Leichtgläubigkeit der Menschen, eben die Philosophie für das gemeine Volk. Kultig ist dieser Text alle Male, trashig auch, Ironie und bitterer Zynismus blicken ebenfalls hindurch und das alles in vollständigen und stringenten Sätzen, eingebettet in Metrik und Reim und der modernen Sprache angepasst. Die Idee dahinter ist wohl auf den ersten Blick nicht für jeden direkt erschließbar, dafür müsste man nämlich bereit sein, sich auch ausführlich mit dem Text auseinanderzusetzen. -------------------- Die Menschen sind nicht in der Lage einen Regenwurm zu machen, aber sie machten sich tausende von Göttern. Es wäre daher interessant zu erfahren, wie sie es ohne den lieben Gott geschafft haben, 198.000 Jahre auf diesem Planeten zu überleben. Auf jeden Fall waren die Erfinder dieses Kults gerissen genug, um diesen zur richtigen Zeit ins Leben zu rufen und somit den von Natur aus abergläubischen Menschen den größten Bären aller Zeiten aufzubinden, der sich hartnäckig wie die tolldreistesten Sagen in den Köpfen einiger Menschen bis heute erhalten hat. Ein Luftschloss mit einem Geist als Herrscher und einem dunklen Verlies voller Dämonen und Teufel im Keller. Und was mich am meisten anwidert ist, daß in unseren ach so modernen und zivilisierten Gesellschaft dieses ekelhafte geistige Surrogat einer verlogenen und menschenfeindlichen Moral schon unseren Kindern in den Schulen eingetrichtert wird. Und das im Land der Dichter und Denker. Wenn erwachsene Menschen an solche Hirngespinste glauben, dann kann man ihnen nicht helfen, daß aber unsere Kinder schon mit diesen verlogenen Dogmen und der daraus resultierenden Scheinheiligkeit verseucht, ja geradezu vergiftet werden, ist unerträglich und gehört verurteilt. Religionsunterricht hat an Schulen und anderen öffentlichen Bildungsanstalten nichts zu suchen, denn das hat rein gar nichts mit Bildung zu tun, sondern behindert höchstens freie Geister in ihrer Entfaltung. Das einzige was wir der christlichen Religion vielleicht zu verdanken haben, ist, daß sie uns wahrscheinlich bisher den Islam erspart hat. Das aber vollbringen ja jetzt unsere konservativ/liberalen Politiker, allen voran der Grüßaugust aus Hannover, der den Islam einen Teil von Deutschland nennt, Hand in Hand mit den linken Gutmenschen. Der Hammer aber ist, daß dieser heilige Bimbam, dieser Popanz in Rom, der ehemalige Hauptinquisitor kurz nach seiner Ernennung zum Oberscheinheiligen 800 neue Exorzisten eingestellt hat. Wen will der denn verarschen, diese traurige Gestalt? Aber so wie die Menschen ihre Götter erschaffen haben, so schaffen sie sie auch eines Tages wieder ab. Das hat sich zu allen Zeiten so ergeben und ist hier nur noch eine Frage der Zeit. Bis dahin gilt: Null Toleranz und Kampf an allen Fronten gegen die geistige Verdummung und Versklavung der Menschheit, für die Freiheit des Geistes und des Indviduums und eine bewusste Entscheidung für das Leben. Jeder bewusst freiwillige und achtsame Schritt, der das Leben eines Käfers verschont, ist als moralisch-ethische Handlung höher einzustufen, als eine sogenannte gute Tat aus religiösen Gründen, denn das erste zeugt von Achtung vor dem bestehenden Leben, das zweite von selbstsüchtigen und egoistischen Motiven in der Hoffnung auf eine eingebildete Belohnung nach dem Leben. Liebe Grüße Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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