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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 07.05.2011, 09:20   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Hallo Thomas,

du kannst die Tränchen wieder wegwischen, denn im Grunde handelt es sich hier um eine ganz simple Angelegenheit.

Ein wenig Bauernstolz ist auch angebracht, weil sich gerade in seinem unumkehrbaren Weg die Einwegartigkeit der Evolution vom Simplen zum Komplexen zeigt. Das verhält sich genau so wie bei einem irreversiblen physkalischen Prozess, nach dessen Ablauf der ursprüngliche Zustand unmöglich wieder hergestellt werden kann.

Der schlaue Bauer wird sich die aufgeworfene hypothetische Frage also gar nicht erst stellen, sondern sich die objektiven Gesetze einfach zu eigen machen, weil ihm die Natur seine Rolle schon zugedacht hat und ihm somit diese Möglichkeit als Subjekt bereits gegeben ist, wenn er denn seine Chance mit Hilfe des eigenen Intellekts zu erkennen und zu nutzen weiß.
Da die Kraft dazu nur in ihm selbst steckt, reicht es völlig aus, um seine eigenen Fähigkeiten zu wissen, dieselben einzuschätzen und dementsprechend einzusetzen, weil ein Glaube an ein, wie auch immer geartetes, religiöses Dogma lediglich eine ideelle Wunschvorstellung bleibt.
So mancher ist schon beim Beten verhungert, weil er seine Hoffnung auf das Eingreifen einer höheren Macht gesetzt hat.

Da kann man ihm nur wünschen, daß er wenigstens glücklich das Zeitliche gesegnet hat.


Liebe Grüße

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 07.05.2011, 14:35   #2
LyTau
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hallo Thomas,

ich beglückwünsche dich zu diesem Gedicht. ...und zu deinem anschließenden Kommentar...

Ales anderes wurde ja bereits gesagt.
Gerne und mit Vergnügen gelesen.

Herzliche Grüße
LyTau

P.S.: Ich habe dein Gedicht jetzt unter einem wissenschaftlich-philosophischen Aspekt strukturiert, damit die Figuren optisch besser sichtbar sind. Hat Spaß gemacht...

Wie gut ist doch die Wissenschaft,
die uns, mit unsrer Geisteskraft
gestattet, alles zu erkennen
und "wahr" von "falsch" genau zu trennen!
Das Universum, wie man weiß,
besteht ja nur aus Schwarz und Weiß.
Der Raum ist metrisch funktional,
diskret skaliert, orthogonal
in Felder unterteilt und eben:
achtmal Acht soll’s davon geben.10

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Auch weiß man heut, dass jedes Feld
nur einen Quantenstein enthält,
der fermionisch angeregt,
den Quantenfeldzustand belegt,
sodass kein zweiter Stein sodann,
in diesem Feld bestehen kann.
Und wenn die Steine sich versetzen
geschieht das immer nach Gesetzten.
Ob Läufer schräg, ob Türme grade,
und auch die König-Turm-Rochade, 10

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sind physikalisch gut erkannt,
genau vermessen und benannt,
sogar das Quantensprunggebaren
des Springers ist bekannt seit Jahren.
Der Bauern stetes Vorwärtsziehen
erzeugt gerichtet Entropien,
wodurch der Zeitpfeil sich erklärt
und das nichts bleibt und ewig währt.
"Wie gut ist doch die Wissenschaft,
wie groß ist unsrer Geisteskraft, 10

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die alle Daseinsfragen meistert
die Welt entgöttert und entgeistert!"
So denkt zufrieden unser schlauer
und philosophisch kluge Bauer.
Nur glaubt er manchmal, dass er spürt,
wie eine Hand ihn sacht berührt
als gäb’s da jemanden der denkt
und seine Züge sinnvoll lenkt.
Doch "Sinn", sieht er bald wieder ein,
muss physikalisch "Unsinn" sein.
Man zieht und schlägt und wird geschlagen.
Und weiter gibt es nichts zu sagen. 12

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Geändert von LyTau (07.05.2011 um 16:09 Uhr)
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Alt 07.05.2011, 16:24   #3
a.c.larin
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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nun muss ich doch noch etwas ergänzen:

bei aller begabung fürs philosophische, eines vergisst unser schlauer bauer: dass es um ihn selber bei diesem spiel gar nicht geht!

auch wenn ihm der seltene fall gelingt, sich irgendwann einmal zur dame zu mausern - im grunde ist er nur kanonenfutter im ränkespiel kontrahenter könige - ihres zeichens die unfähigsten auf dem ganzen brett, denn außer davon rennen oder sich hinter anderen figuren verstecken können diese "chefs" gar nichts!

und wie immer die sache letzlich endet: es ist und bleibt ein spiel von sieg und niederlage, dem in vielen fällen ein gröberes gemetzel vorausging - ob das nun "gottgewollt" war oder nicht......

dann schon lieber domino....
lg,larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2011, 21:26   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Falderwald,

Die Wandlung des Bauern in die mächtige Dame als in ihm schlummerndes Potential zu sehen, ist eine poetisch schöne Idee, Jeder könnte und kann diese in seiner besonderen Weise umsetzten. Ist doch gut.

Viele Grüße
Thomas

Hallo LyTau,

Vielen Dank für da Lob und die Analyse, welche, wie ich verstehe, den sehr vorsichtig vorgetragenen Vorschlag enthält, das Gedicht doch in Strophen zu gliedern. Ich habe nochmals ernsthaft nachgedacht und verschieden Optionen probiert, aber ohne massive Änderungen (die ich nicht mehr vornehmen will) wird daraus kein Strophengedicht.

Vielen Dank und viele Grüße
Thomas

Hallo a.c.larin,

du hast recht, aber es geht mir nur darum, dass es außer der Ebene der objektiven Gesetze noch eine andere gibt, die man nicht wissen, sondern als Subjekt nur erahnen kann. Und wer kann sich anmaßen zu sagen, was "gottgewollt" ist und was nicht?

Viele Grüße
Thomas

Geändert von Thomas (08.05.2011 um 21:32 Uhr)
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