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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 28.04.2011, 10:26   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Leute!

Wow, schön zu sehen, dass meine Argumente mehrheitstauglich sind! (Sorry, LyTau)
Ein wenig möchte ich auch noch dazu sagen. Ich pflichte Faldi ebensosehr bei, wie er mir, nur ein Satz von ihm ist mir aufgefallen, wo er sagt, es ginge mit dem Tod ja keine Information verloren. Das sehe ich anders.
Auf rein stofflicher Basis mag es zutreffen - der Sternenstaub wird weiterexistieren, zumindest bis zur Begegnung mit einem schwarzen Loch. Was darin geschieht, entzieht sich noch weitestgehend unserer Erkenntnis.
Was jedoch sehr wohl verlorengeht - sieht man die Welt auf naturwissenschaftlicher Basis - ist all das individuelle Wissen des Einzelnen, seine Erlebnisse und Erfahrungen, die er mit den zur Verfügung stehenden Mitteln doch nur sehr bruchstückhaft (wenn überhaupt) und eindimensional weitervermitteln und beständig machen kann. (ZB Bücher, Aufzeichnungen, Filme,...)
Das ist der einzige "wunde" Punkt in meiner Weltsicht:
Die Tatsache, dass mit meinem Tod all die mühsam über Jahrzehnte angesammelte Reifung und Erfahrung obsolet wird, so als hätte mein Leben an sich nie genug Bedeutung haben KÖNNEN, um ein Weiterbestehen meines Wissensschatzes - wie groß auch immer - als individuelles Bewußtsein zu rechtfertigen.
Ich weiß, der Denkansatz an sich ist verkehrt - das Universum gibt es ja nicht WEGEN uns! Eingedenk dieser Neigung zu anthroprozentrischer Weltsicht muss ich dennoch sagen, dass es mich ein wenig stört, wenn dem Universum alles quasi "wurscht" ist.(Unzulässige Personifizierung - ich weiß...)
Und dabei hat es noch nicht mal irgendwas falsch gemacht!

Tja, gar nicht so leicht zu ertragen, all dieses Wissen! Dennoch möchte ich nicht wieder "dumm" sein! Wer sich offenen Auges dafür entscheidet, lieber in "höhere Ärsche" zu kriechen, sprich zu "überlegenen Wesenheiten" zu beten, weil er um jeden Preis an eine "bewußte Schöpfung" glauben will, erkennt nicht, dass er dies aus ebendem gerade beschriebenen Grunde tut:
Er kann die Vorstellung nicht ertragen, dass ALLES eigentlich keine Rolle spielt, dass jedes Bemühen letztlich umsonst ist - wir als Tröpfchen im Ozean spielen nicht wirklich irgendeine Rolle - außer der, die wir uns eben selber beimessen! Und da tut die Sendung irgendeines Gottes (IHR seid die Auserwählten, MEIN heiliges Volk im heiligen Land usw...) eben gut und enthebt den einzelnen leichthin seiner ethisch/moralischen Verantwortlichkeit. Schublade zu und fertig!

Seit der Aufklärung tragen die Glaubensbüttel aller "Weltirrtümer mit Kirchenbaurecht" schwer daran, dass man augenscheinlich ein moralisch einwandfreies und geistig gesundes Leben OHNE Kirche und Priester führen kann. Verzweifelte Versuche des nachträglichen "Einbaus" moderner Erkenntnisse (ZB "Intelligent Design") sind bestenfalls krude, unlogisch und für Gebildete nur lächerlich! Aber das wäre eine eigene "Vorlesung" wert!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (26.05.2018 um 21:40 Uhr)
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Alt 28.04.2011, 11:16   #2
Falderwald
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Moin Erich,

vielleicht habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt, was ja auch kein Wunder bei der Komplexität des Themas ist, weil wir hier die Dinge lediglich oberflächlich tangieren können.

Selbstverständlich ist es mir bewusst, daß mein Intellekt, also mein Indviduum, mit Eintritt des Todes verlustig geht.
Die Einheit und intakte Ganzheit ist natürlich lebensnotwendig und wenn diese nicht mehr gegeben ist, spielt diese Existenz im weiteren Ablauf des Geschehens keine aktive Rolle mehr.

Was jedoch feststeht, ist, daß ich bin.
Das kann nicht mehr aufgehoben und rückgängig gemacht werden, denn meine Existenz ist die einzige Realität, derer ich mir bewusst sein kann, ganz nach dem Motto: Cogito, ergo sum.

Die Frage nach dem Grunde meiner Existenz, also warum es gerade mich "erwischt" hat, stellt sich hier gar nicht, sondern es gilt lediglich festzustellen, daß ich existiere.
Alleine diese Möglichkeit meiner Existenz beweist schon, daß ich ein Teil des Ganzen bin und zwar ein unverzichtbarer Teil des zugrunde liegenden Systems, ich bin nicht mehr weg zu denken, so wie auch jedes andere Individuum in seinem ursprünglichsten Sinn.

Es geht auch nicht darum, ob sich in ein paar Jahren noch irgend jemand, also ein Mensch, an mich erinnert, die Menschheit ist ja nicht maßgeblich, sondern nur darum, daß dieses "Konstrukt Ich" ein real existierender Teil der Gesamtheit der Dinge darstellt und somit als ganz individuelles Muster in diesem verbleiben wird.

Leider kann ich das z. Zt. noch nicht besser ausdrücken (ich arbeite daran ), aber das meinte ich damit, daß keine Information je verloren geht.

Vielleicht konnte ich damit zum besseren Verständnis meiner Ansicht beitragen.


Liebe Grüße

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 28.04.2011, 13:28   #3
LyTau
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Lieber Erich,

Zitat:
eKy: Seit der Aufklärung tragen die Glaubensbüttel aller "Weltirrtümer mit Kirchenbaurecht" schwer daran, dass man augenscheinlich ein moralisch einwandfreies und geistig gesundes Leben OHNE Kirche und Priester führen kann.


Das nennst du geistig gesundes Leben?... Die psychiatrischen Kliniken, psychiatrischen und psychologischen Praxen sind doch seit Jahrzehnten ü b e r f ü l l t, platzen aus den Nähten .... griiiiiens

Übrigens, mit der christlichen Religion und mit "den Irrtümer im Kirchbaurecht" ist es bedeutend komplizierter...
spätestens seit dem Jahr 1054...

ganz lieb zwinkernd
LyTau

Geändert von LyTau (28.04.2011 um 18:00 Uhr)
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Alt 29.04.2011, 06:55   #4
Erich Kykal
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Hi, Tau!

Nun, ich sprach auch eher von Einzelschicksalen (ganz lieb zurückgrins)!
Dass viele Menschen dieser Welt ohne Hilfe nicht gewachsen sind, ist eine Tatsache, deren Akzeptanz ich jederzeit voraussetze.
ICH würde mich NIE einem Psychodoc anvertrauen - ich löse Probleme eigenständig (mit wechselndem Erfolg...) aus Prinzip.

Hi, Faldi!

Was du sagst, ist mir klar - ich pflichte bei. Was mich nur eben stört, ist die Endlichkeit an sich: Wozu sich schulen, wozu reifen und wachsen, wenn das Ergebnis keine Rolle spielt: Es wird zu Nichts!
Wer logisch extrapoliert, muss sich dieser Frage stellen!
Der Trost in der Annahme eines "Nachlebens" welcher Art auch immer wird dann rasch sehr verlockend - genau deshalb hat der Mensch Religionen erfunden und "glaubt" so gern und verzweifelt! Hauptsache, all das Angesammelte, das "Ich" geht nicht verloren!
Ansonsten müsste man ja an der Welt verzweifeln. Genau das ist der Punkt!
Mit Wurschtigkeit kommt man da irgendwann nicht weiter, nicht drüber weg, egal, welche philosophischen Tiefgründigkeiten man vorschiebt (wobei ich niemandem was unterstellen will bezüglich seiner Ehrlichkeit zu sich selber).
Ich suche noch...

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (26.05.2018 um 21:42 Uhr)
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Alt 29.04.2011, 07:36   #5
LyTau
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Moin eKy,
aus deiner Antwort ist ersichtlich, du möchtest mit Nachdruck etwas kritisieren ("die Irrtümer im Kirchbaurecht"),
wovon du offensichtlich keine Ahnung hast. Sonst könntest du auf meinen o.a. Satz reagieren:
Zitat:
lyTau: Übrigens, mit der christlichen Religion und mit "den Irrtümer im Kirchbaurecht" ist es bedeutend komplizierter...
spätestens seit dem Jahr 1054...
Diese Tatsache nehme ich verständnisvoll grinsend zur Kenntnis.

liebe Grüße
LyTau
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Alt 29.04.2011, 11:07   #6
Hans Beislschmidt
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Hey,

... um mal beim Naturwissenschaftlichen zu bleiben. Was denkt ihr über Leibnitz und die Monadentheorie? Ist Geist nicht auch eine Form von Energie, welche dem Energieerhaltungssatz unterliegt? Was ist wenn diese Energie beweisbar wird? Das wäre doch so, als wenn man einem Atheisten per Einschreiben eine Art Gottesbeweis schicken würde mit Rückantwort.

Ich weiß, ich mache es mir als Agnostiker leicht. Wenns zu was gut sein soll, dann nehme ich’s gelassen zur Kenntnis. Also wozu die Neugierde? Wir werden es noch früh genug erfahren.

Gruß vom Hans
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chorch chorch
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Alt 30.04.2011, 00:21   #7
Falderwald
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Moin Erich,

ich denke, das Problem liegt woanders.
Wir können nur in endlichen Begriffen denken, weil wir in der Zeit existieren, welche die Abfolge alles Geschehens darstellt. Mit diesem "Bild" vor Augen scheint eine Unendlichkeit nicht vorstellbar.
Jedoch ist die Zeit nur relativ, wie Einstein theoretisch darlegte, und hängt vom ebenfalls relativen Standpunkt eines Beobachters ab.
Die Raumschiffgeschichte ist uns allen klar. Wenn ein Astronaut 20 Jahre mit (annähernder) Lichtgeschwindigkeit unterwegs wäre und zur Erde zurückkäme, so wären dort Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende vergangen, wohingegen er nur subjektiv um 20 Jahre gealtert wäre.
Das hat mich aber auf einen anderen Gedanken gebracht.

Angenommen wir hätten so leistungsfähige Teleskope, daß wir auf die Oberfläche eines Planeten schauen könnten, der in tausend Lichtjahren Entfernung von unserem Sonnensystem um seinen Stern kreist.
Weiterhin angenommen, dort existierten Lebensformen, so wie wir sie kennen und wir könnten diese Wesen beobachten, wie sie dort lebten und sich bewegten.
Doch was sähen wir da?
Sähen wir nicht das Licht, welches tausend Jahre zu uns unterwegs war und somit die Vergangenheit?
Wahrscheinlich wären diese Wesen längst tot und wir beobachteten nur die "Aufzeichnung" eines Zeitabschnitts.
Dieses aber jedoch völlig real und live zu diesem, für uns aktuellen, Zeitpunkt.

Der Astronaut, der heute startete, kehrte also, selbst erst um 20 Jahre gealtert, in einer fernen Zukunft wieder zur Erde zurück, der Blick durch unser Teleskop aber brächte uns die Bilder der Vergangenheit eines weit enfernten Ortes, die tausend Jahre zurückliegen.

Somit könnte man sich eventuell einen Beobachter vorstellen, der "unseren Zeitstrahl" von außen anschaute und somit einzelne Ausschnitte desselben einer genaueren Betrachtung unterziehen könnte.
Und siehe da, er würde feststellen, das sich alle Dinge genau in ihrer Zeit, an ihrem Ort und im entsprechenden Zustand befänden.
Und das wäre genau so und nicht anders, egal wie oft er sich denselben Zeitabschnitt auch vornähme.
Somit bleibt eine Endlichkeit auch rein relativ, denn wenn jemand stirbt, hört für denjenigen diese bekannte Welt einfach auf zu existieren, nichts weiter.
Wenn dies der Fall ist, fällt er aus Raum und Zeit, weil er gegenstandslos wird und damit in die Unendlichkeit, also das Nichts.
Das Nichts aber ist Nichts und bleibt es auch, dementsprechend also auch zeitlos und somit dürfte ein Tag der Existenz auf dieser Erde unendlich länger dauern, als ein Verweilen im Nichts.
Vor dieser Endlichkeit ist mir eigentlich nicht bange.

Deine Frage nach dem "wozu sich schulen, wozu reifen und wachsen" geht doch eigentlich synonym mit der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Stellt sich diese Frage wirklich?
Ist es nicht viel mehr so, daß ein jeder von uns mit seinem Leben auf seine Art fertig werden muss?
Mir erscheint es sinnlos, sich auf ein "Danach" vorzubereiten, weil, egal wie dieses "Danach" aussähe, all unser hier angesammeltes Wissen und alle Erfahrungen keinen Wert mehr besäßen, weil alle Erkenntnisse außer Kraft gesetzt sind. Das ist alleine schon durch den Körperverlust gegeben.
Entweder du existierst als (körperlose) Seele irgendwo weiter (unwahrscheinlich), oder du wirst zu einem anderen Zeitpunkt an irgendeinem Ort wiedergeboren (eine diskutierbare Möglichkeit) oder du fällst ins Nichts (wahrscheinlich, s.o.).
In allen Fällen nützte dir dein hier erworbenes Wissen gar nichts mehr. Als körperloses Wesen wäre alle bekannte Physik außer Kraft gesetzt, wenn du wiedergeboren würdest, müsstest du dich erst einmal in die "neue Gesellschaft" einleben und von vorne anfangen und im Nichts zählte sowieso nichts mehr, weil dort eben nichts vorhanden wäre und du selbst zu nichts würdest.
Lernen tue ich also hier, und zwar nur für mich und entsprechend meinen Fähigkeiten und persönlichen Eigenschaften und Neigungen, denn ich bin ein neugieriger Mensch, der sich ihm alle bietenden Möglichkeiten nutzt, um zu erfahren, wobei ich mich selbstverständlich einer selbstauferlegten Moral und Ethik unterwerfe, indem ich das so tue, daß ich anderen damit keinen Schaden zufüge. Ich habe ja die freie Wahl.

Ich bin noch nicht einmal ein Atheist im eigentlichen Sinne der Bedeutung, weil ich nämlich gar nicht weiß, was unter dem Begriff "Gott" eigentlich zu verstehen ist, so daß ich in diesem Sinne überhaupt keine Aussage über seine (Nicht)Existenz treffen kann.
Ein Atheist begeht nämlich den Fehler, dass er die Aussage „Es gibt Gott“ als sinnvoll oder universell beantwortbar akzeptiert.


Ich werde nur ständig und überall mit solchen Hirngespinsten konfrontiert.
Das Lustige daran ist nämlich, daß nicht einmal die "wahren Gläubigen" erklären können, was unter dem Begriff "Gott" zu verstehen sei.
Aber so ist es halt mit ihnen, sie glauben eben, was ihnen in den Ritualen an ihren Kultstätten erzählt wird.
Das ist vergleichbar mit kleinen Kindern, die an den Osterhasen und den Weihnachtsmann glauben...


Moin Hans,

erst einmal sollten wir uns darauf einigen, daß Leibniz' Monadentheorie nicht den Naturwissenschaften, sondern seiner Philosophie, also der reinen Geisteswissenschaft entsprungen ist und zwar aus seinem idealistischen Weltbild heraus.
Leibniz war zwar auch Naturwissenschaftler, jedoch ist die benannte Theorie auf keinen Fall empirisch nachweisbar und von ihm in seiner Rolle als Philosoph aufgestellt worden.
Das ist ein ganz wichtiges und entscheidendes Merkmal.
Leibniz charakterisiert die Monaden als metaphysische, beseelte Punkte oder metaphysische Atome, die keine Ausdehnung besitzen und somit keine Körper sind und aus denen sich letztlich alles Wahrnehmbare im Universum zusammensetzt.
Damit werden sie sozusagen zu spirituellen Atomen, die ewig, unzerlegbar und einzigartig sind.
Weiterhin behauptet er, daß Geist, Seele und Leib nicht grundsätzlich verschieden seien, sondern nur einen entsprechenden Entwicklungsstand der Monaden darstellten.
Er geht dabei sogar so weit und verwirft den absoluten Charakter von Raum und Zeit, denn Raum und Zeit werden in seiner Metaphysik als Ordnungsbeziehungen zwischen Entitäten (alles Existierende) der materiellen Welt verstanden.
Die ganze Sache aber hat einen Haken.
Damit diese Monaden sich nicht willkürlich zusammensetzen, bedarf es eines Gottes, der ihnen eine koordinierte Wirkung sichert.
(Was jetzt alles freilich nur sehr vereinfacht dargestellt ist.)
Somit hat er sich zwar bemüht, die Einheit der Welt nachzuweisen und die in ihr wirkenden Gesetzmäßigkeiten aufzudecken, wird aber quasi schon von Kant in der "Kritik der reinen Vernunft" widerlegt, da Kant die Monaden nicht mehr als metaphysische, sondern nur noch als physische und somit seelenlose Punkte erklären kann, nämlich als raumerfüllende Sphären mit anziehender und abstoßender Kraft.
Somit bleibt Leibniz' Monadentheorie eine reine metaphyisische Hypothese, die weder bewiesen, noch verifiziert ist, weil die Bedingung, unter der sie gültig sein soll vorgegeben ist, was in diesem Falle ein steuerndes, höchstes notwendiges Wesen voraussetzt.
Womit wir wieder beim Thema wären...

In kann dieser Theorie nach meinem jetzigen Wissensstand nichts abgewinnen.

Frage beantwortet?


Liebe Grüße

Falderwald


PS:

@ Hans

Wenn eine Frau fragt, ob sie das rote oder das blaue Kleid anziehen soll, dann antwortet ihr der Agnostiker: Liebling, du siehst in jedem Kleid hinreißend aus, es ist aber nicht auszuschließen, daß du in dem anderen besser aussiehst...
Das schmeichelt zwar der Frau, hilft ihr aber letztendlich nicht weiter.
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2011, 10:39   #8
Hans Beislschmidt
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Hey Faldi,

Ganz so einfach mache ich es mir nicht. Die Naturwissenschaften nähern sich in ihrer Weiterentwicklung auch der Philosophie an und versuchen das Nichts zu entschlüsseln (siehe auch Teilchenbeschleuniger in Cern und Claudio Maccone).

Der Monadentheorie kann ich persönlich auch nichts abgewinnen aber bei der Frage nach dem roten oder dem blauen Kleid, würde ich antworten: - was du drunter trägst, ist wichtig, Liebling. Das würde dann schon weiterhelfen.

Gruß vom Hans
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Alt 01.05.2011, 14:16   #9
Erich Kykal
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Hi, Faldi, Hans!

Wenn ich als naiver "philosophischer Laie" auch noch was dazu sagen darf:

Alles in der Welt liebt einfache Erklärungen, sogar jene, die komplexer Geistesleistung fähig sind. Meist ist es dann ja auch simpel, sodass man sich fragt, warum man nicht schon früher drauf gekommen ist!
Worauf ich hinaus will: Man kann zig interessante und hochkomplexe Theorien erdenken und vor sich her schieben - irgendwie kommt's einem doch immer so vor, als "fehlte" da noch was.
Letztendlich läuft unser Sein auf folgendes hinaus: Wenn ich mich zwicke, tut's weh!
Versteht ihr, was ich sagen will? All diese schwirrenden Ideen um den Urgrund allen Seins sind toll, keine Frage, aber letztlich werden wir von den Gesetzen simpler Materie zu dem reduziert, was wir - meines Erachtens - letztlich auch sind: Materie, die denken gelernt hat, also sozusagen "über sich hinausgewachsen" ist!!!
Dass wir da nun ab und an des Denkens zuviel tun, ist offensichtlich. Anstatt für das Wunder unserer "Menschwerdung" einfach nur dankbar zu sein, müssen wir immer gleich alles erklären wollen! Dem geistigen Stand unserer Entwicklung entsprechend erschienen dann eben die sich ablösenden Erklärungsmodelle, von "Alles ist voller Götter und Geister" über "Es gibt viele Götter, und sie wohnen auf dem Olymp, oder Walhalla, oder sonstwo" bis hin zu "Es gibt nur einen Gott, und er erschuf die Werlt in 6 Tagen (woher man ausgerechnet DAS wohl so genau weiß...?)".
Ich denke, es wird Zeit für den nächsten logischen Schritt! Den "ollen PAPA", den sich die armen Waisenkinder auf der Erde ersehnten, haben sie lang genug um alles angebettelt, um das sie sich lieber von Anfang an selbst hätten kümmern sollen! Geistige Unmündigkeit ist ein Fluch, kein Privileg, das sogar eine Steinigung oder eine Lebendfeuerbestattung lohnt!
Soviel dazu!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 01.05.2011, 22:34   #10
Falderwald
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Servus Erich,

ich verstehe, worauf du hinaus willst, kann dir aber hierbei nicht ganz zustimmen:
Zitat:
All diese schwirrenden Ideen um den Urgrund allen Seins sind toll, keine Frage, aber letztlich werden wir von den Gesetzen simpler Materie zu dem reduziert, was wir - meines Erachtens - letztlich auch sind: Materie, die denken gelernt hat, also sozusagen "über sich hinausgewachsen" ist!!!
Beim ersten Teil dieser Aussage sind wir gleicher Meinung. Es gibt wirklich toll(dreist)e Ideen um den Urgrund allen Seins, doch sie bleiben, was sie sind: menschliche Ideen. Diese reifen oft zu Idealen und manchmal dann auch zu Dogmen, wobei wir wieder bei den Religionen angelangt wären.
Der zweite Teil trifft meines Erachtens nicht ganz zu.
Wenn wir Menschen auf diesem Planeten alleine wären, könnte ich dem zustimmen. Jedoch gibt es auch noch Tiere und Pflanzen, die ebenfalls Lebensformen darstellen und somit neben dem denkenden Menschen eine Sonderstellung zur bloßen Materie, also der unbelebten, einnehmen.
Ich will den Tieren und Pflanzen auf gar keinen Fall einen Verstand und ein Bewusstsein absprechen, denn irgendwie müssen sie ihre sinnlichen Wahrnehmungen auch umsetzen können, eine Vernunft im menschlichen Sinne hingegen besitzen diese Lebewesen nicht (was keine Wertung darstellen soll).
Da jedes Lebewesen mit bestimmten Instinkten ausgestattet ist, muss es seitens der Natur schon ein Konzept gegeben haben.
Das Hauptmerkmal, welches alle Lebewesen gemeinsam besitzen, ist der Geschlechts- oder Fortpflanzungstrieb, denn jedes Lebewesen ist bestrebt, seine Art zu erhalten.
Ob es sich bei einer Spezies nun um ein Zufallsprodukt oder ein Experiment der Natur handelt, ist dabei völlig unerheblich, denn was zählt ist lediglich die Existenz derselben.
Die Natur hat Möglichkeiten kombiniert und wird diese auch immer weiter ausprobieren (wahrscheinlich nicht nur auf unserer Erde).
Da dieser Fortpflanzungstrieb aber gegeben ist, zeigt dieses nun den Willen der Natur, die einmal erschaffene Spezies auch so lange wie möglich zu erhalten und wird diese, wenn nötig, sogar verändern, um sich z.B. an neue Bedingungen anzupassen, was freilich nicht immer gelingt, da solche Veränderungen im Muster eines Lebewesens eine lange Zeit beanspruchen, so daß plötzlich auftretende Veränderungen der (Umwelt)bedingungen nicht schnell genug kompensiert werden können.
Aber stets ist die Natur bestrebt, das einmal aus ihr Hervorgegangene zu erhalten.

Und doch bleibt letztlich immer noch die Frage offen, was das Leben überhaupt sei.
Ist es eine Art Energie, die einen Körper belebt und wenn, woraus besteht diese? Was hält den Kreislauf in einem Organismus aufrecht, was hält sein Herz am Schlagen und die anderen notwendigen Organe funktionsfähig, solange sie nicht beschädigt sind?
Es geht hier nämlich nicht alleine um die Fähigkeit, abstrakte Gedankenmuster zu entwerfen, sondern erst einmal um das Phänomen Leben an sich.
Den Menschen als bloß denkende Materie zu bezeichnen, ist mir daher zu wenig und zu einfach.
Belebte Materie könnte ich hingegen durchaus akzeptieren, wobei wir aber wieder beim Anfang wären und der Frage, was dieses "Belebung" eigentlich ist, aus welchen Komponenten sie sich zusammensetzt und welcher Bedingungen (jetzt nicht die Umwelt) es dafür bedarf.

Die nächste Frage wäre, existiert (außer mir) überhaupt etwas und wenn, liegt dem ein Sinn zugrunde?

Alle existierenden Dinge nämlich sind Objekte, die ein Subjekt benötigen, um sie wahrzunehmen.
Ohne Augen keine Bilder, ohne Ohren keine Töne usw.
Nun haben wir Menschen die Eigenschaft, mit einem höheren Bewusstsein für diese Dinge ausgestattet zu sein, die sich im abstrakten Denken widerspiegelt, womit sich aber für uns ungeahnte Dimensionen eröffnen und damit zu ständig neuen Problemen und Fragen führt, weil wir bislang nicht alles entschlüsseln konnten und zwar genau das, was sich außerhalb unserer sinnlichen Wahrnehmungen noch im Verborgenen abspielt.
Und das da noch etwas sein muss, liegt auf der Hand, denn es ist uns bisher nicht gelungen, auch nur die einfachste Lebensform künstlich herzustellen.

Dies alles wird weiterhin aber erst einmal metaphysisch bleiben und somit alle schönen Theorien diesbezüglich rein spekulativ.
Wir können lediglich nach dem Ausschließungsprinzip vorgehen und somit das Problem einkreisen.
Ob wir jemals dahinter kommen werden, bleibt fraglich.
Dem Menschen jedoch vorzuwerfen, daß er immer gerne alles erklären möchte, halte ich nicht für sinnvoll, denn unsere Fähigkeit zum abstrakten Denken fordert uns geradezu heraus, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Wir sollten dabei lediglich auf dem Boden der Tatsachen bleiben und uns nicht durch irgendeinen mystischen und magischen Hokuspokus dazu verleiten lassen, für alles eine Erklärung liefern zu können.

Ich stelle mir vor, mit einem Raumschiff zu einem erdähnlichen Planeten zu fliegen und dort eine steinzeitliche menschliche Zivilisation vorzufinden.
Diese Wesen könnten sich das nicht erklären und würden mein Schiff, meine Waffen und meine Ausrüstung als etwas Übernatürliches ansehen, weil es so etwas in ihrer Natur und damit in ihrer Vorstellung einfach nicht gibt und somit auch mich als übernatürliches Wesen oder eine höhere Macht bezeichnen, weil ich diese Dinge besitze und Macht über sie habe. Könnten wir es diesen Wesen verübeln?

Und genau so verhält es sich mit einem großen Teil der Menschheit auch, wenn es um unerklärliche Dinge geht.

Was es braucht, ist Aufklärung und Bildung, doch solange Religion an öffentlichen Bildungseinrichtungen gelehrt wird, ist kaum damit zu rechnen, daß sich so schnell etwas verändert.
Ich sage, Religion gehört definitiv nicht in die Schulen und sollte durch praktische Philosophie ersetzt werden. Sollen sie Religion in ihren eigenen Einrichtungen praktizieren und lehren, so daß jeder die freie Wahl hat, dies zu tun oder zu lassen.

Ich weiß, das sind Wunschgedanken, denn die Gehirnmanipulation ist gewollt, schließlich dient die Religion ja auch den meisten Staaten als moralisches Grundgerüst und hat sich zudem als praktikabel erwiesen, weil sich immer noch viele dazu berufen fühlen, ihren obskuren Kult (z.T. mit allen dazugehörigen ritualisierenden Handlungen) schon den jüngsten Menschen nahe zu bringen.

Was daraus entstanden ist, sehen wir ja heute, denn das Thema Religion und Gott bleibt ja nicht nur auf das Christentum beschränkt.


Liebe Grüße

Falderwald
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