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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 27.04.2011, 10:25   #1
LyTau
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Hallo Thomas,
dein Gedicht, das du uns pünktlich zur Osterzeit geschenkt hast, hat mich begeistert, denn die Bilder, die du in Worte gekleidet hast, sind nicht nur schön, sondern sie gehen auch in die Tiefe und sie berühren; denn dein Gedicht betrachtet und beschreibt eine existenzielle Glaubensbeziehung. In dem 1. Teil beschäftigt sich LyI mit den Gedanken an den Tod und versucht, eigene Vorstellungen zum Thema Tod in Worte zu fassen.

2.Teil, 1.Str. LyrI beobachtet einen Sonnenaufgang der sich aus dem Morgengrau erhebt und dieses Bild der Auferstehung Christi gleichsetzt. Ein wunderschönes Bild! Aus der Dunkelheit ins Licht. Aus der Unwissenheit in die Klarheit über den Lauf des Lebens.
Und mit diesem religiösen Bild wird eine jubelnde Hoffnung präsentiert: "Auch du wirst auferstehen"…denn nach dem Tod folgt: Das Licht, das ewige Leben. (2.Str. 2.Teil)

In der 3. Str. kommt LyrI zurück auf den Boden der Tatsachen, aber drückt aus, dass dieser Eindruck des neues Tages als ein Bild der Hoffnung und der Auferstehung, die gleichzeitig in Verbindung mit eigenem Schicksal verbunden ist, seitdem im LyrI immerwährend nachklingt.

Thomas, das sind einfach wunderschöne Bilder!

Was die Technik anbelangt: Du verwendest zwar Reim, aber mit ungleichen Zeilenlängen, was ich als passend und zeitgemäß betrachte und was mir persönlich auch oftmals mehr gefällt, denn durch die ungleichen Verslängen kann man dem Gedicht eine besondere Dynamik verleihen. Und das ist dir besonders in dem 2. Teil gelungen.
Trotzdem habe ich zwei Anregungen:
a) 2.Teil, 1.Z.: das Wort „kaltem“ würde ich in "stummen" umwandeln. Rein gefühlsmäßig, aus dem Bauch heraus, würde es mir besser ins Bild passen.

b) Und dann würde ich die Anfangsbuchstaben in den Zeilen nicht durchgängig groß schreiben, sondern nur dann, wenn es wirklich sein muss. Ich habe irgendwie das Gefühl, die Großbuchstaben am Anfang jeder Zeile behindern den Lesefluss. Ich zeige es dir anschaulich, was ich genau meine (ich habe auch einige Kommata reingestreut):

Ein langer Schlaf in sanftem Abendrot,
du merkst der Sonne Sinken kaum.
Auf glatter Fläche treibt dein Boot
in einen grenzenlosen Raum,
gewiegt von einem Zukunftstraum,
befreit von allem, was dich hat bedroht.
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.

II

Wie herrlich aus dem kalten Tod,
der Nebelnacht und Sorgen,
hebt in den zarten Morgen
die Sonne sich, in gold‘nem Rot.

Als ich sie heute früh gesehen,
da stieg mein Herz empor
und übersang der Vögel Chor
und sang mit hellem Freudenklang:
"Auch du wirst auferstehen!"

Ich komme mir als Schwärmer vor,
der wirre Zeilen schreibt.
Und dennoch bleibt
der Lobgesang mir lang im Ohr.



Sehr gerne gelesen und kommentiert: Ein Gedicht, das auch in mir lange nachklingen wird.

herzliche Grüße
lyTau

Geändert von LyTau (28.04.2011 um 10:05 Uhr)
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Alt 30.04.2011, 07:19   #2
Thomas
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Benutzerbild von Thomas
 
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Beiträge: 3.375
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Hallo LyTau,

herzlichen Dank für deinen einfühlsamen Kommentar, natürlich auch für die Kommas und die Anfangsbuchstaben. Besonders gefreut hat es mich, dass du gesehen hast, was mit dem lyrischen Ich in Verlauf des Gedichtes geschieht.

Nett, dass du darüber hinwegsiehst, dass ich "zwar" Reime verwende. Ich bin tatsächlich der nicht sehr "zeitgemäßen" Meinung, dass Reime in der Lyrik hilfreich sind, poetische Ideen auszudrücken. Alles was sich hinten reimt, ist beileibe kein Gedicht, aber ganz ohne Reime geht’s fast nicht. Oder anders ausgedrückt, nur wenigen ist das Sprachgefühl gegeben, um (wie Goethe) einen "Prometheus" zu schreiben.

Deine Kritik am "kalten Tod" ist treffend. Jetzt, wo du es sagst finde auch ich es zu abgegriffen und merke erneut, wie hilfreich es ist, wenn man über Gedichte sprechen kann. Aber "stumm" finde ich auch nicht sehr passend, weil ich hier ein Adjektiv brauche, was auch zu "Nacht" passt und möglichst ein "A" haben sollte, um die Vokalmelodie nicht zu stören. Nach einigem Nachdenken ist mit die Lösung "bang" eingefallen, "banger Tod" ist etwas überraschend und es gibt "bange Nächte", in denen man wach liegt, auch lässt es die Sorge anklingen, von der die Hoffnung befreit.

Viele Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2011, 10:15   #3
Falderwald
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Guten Morgen Thomas,

auch wenn deine Antwort an LyTau gegeben war, möchte ich kurz noch etwas einwerfen:

Der "bange" Tod trifft es überhaupt nicht.
Wieso sollte der Tod bang sein?

Der Tod ist ganz bestimmt nicht bang, das träfe höchstens auf den Menschen zu, der sich vor dem Tod fürchtet.
Der kalte Tod war auf jeden Fall besser gewählt, weil der Tod eben kein Gefühl beinhaltet, nicht wertet, sondern einfach eintritt und somit jedes Lebewesen irgendwann heimsucht (außer Johannes Heesters ).

Kalt ist hingegen "nur" eine Zustandsbeschreibung, doch bang bezeichnet eine Gemütsregung, die ich dem Tod an sich abspreche.

Diese Veränderung scheint mir also nicht logisch nachvollziehbar.


Liebe Grüße

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2011, 12:27   #4
LyTau
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Hallo Thomas,

"bang" passt auch m.E. (inhaltlich u. klanglich) nicht.

Wie wäre es mit: dem dunklen Tod...?

herzliche Grüße
LyTau
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Alt 01.05.2011, 09:23   #5
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Falderwald und LyTau,

Ich versuche das Argument von Falderwald zu verstehen und fühle mich etwas missverstanden. Dem Morgen geht doch die sorgenvolle Nacht voraus.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Bemerkung bezüglich der Reime in meiner Antwort an LyTau war selbstverständlich nicht persönlich gemeint. Ich habe nur die Gelegenheit genutzt, um einen für mich sehr wichtigen Punkt anzusprechen, der es mir lange Zeit verleitet hatte, mich überhaupt noch mit zeitgenössischer Poesie zu beschäftigen. Ich bin froh, dass mich das Eiland angeregt hat, es wieder zu versuchen.

Am besten lasse ich das "Unzeitgemäße Gedicht" jetzt liegen wie es ist und mache bei Gelegenheit einfache etwas Neues.

Viele Grüße
Thomas

Geändert von Thomas (01.05.2011 um 09:29 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2011, 12:57   #6
LyTau
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Hallo Thomas,
jetzt bin ich ein wenig verwirrt. Ich habe ja deine Antwort niemals persönlich auf mich bezogen.
Weil ich für den Vielfalt plädiere, denke ich, es wäre langweilig, eng und farblos, wenn auf der Welt
nur Poesie im Still von den Klassikern existiert hätte. Glücklicherweise lässt sich
die Kreativität nicht unter einen Hut stecken. Und das ist gut so.

Es ist keine schlechte Idee, wenn du jetzt das Gedicht sacken möchtest.
Nachdem man einen Abstand gewinnt, sieht man öfters einiges klarer.

Viel Schaffenskraft wünscht dir
LyTau

Geändert von LyTau (01.05.2011 um 13:41 Uhr)
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