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Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
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Hallo fee, hallo Erich,
ihr gestattet, daß ich euch gemeinsam antworte? Also erst einmal bin ich jetzt ein wenig verblüfft, daß der Text so positiv von euch bewertet wurde, denn ich hatte insgeheim schon die Befürchtung, daß meine Wahl der Metaphern diesmal zu "kryptisch" gewesen sei. Umso erstaunter war ich, als fee mir hier eine Interpretation geliefert hat, die meine Absichten entlarvte. Das ist keinesfalls deinen Kommentar abwertend, Erich, denn bisher hat jeder, dem ich den Text vorgetragen habe, den Begriff der "Feuerratten" hinterfragt. Der Text entstand am 27.10.2009, 19:50 Uhr, MEZ und ich habe den ganzen Tag intensiv daran gearbeitet, quasi für vier Sätze. Ich wusste, was ich sagen, was ich beschreiben wollte, doch es sollte keine spezielle Situation ersichtlich werden, sondern allgemeiner gehalten sein und einen Spielraum für Interpretationen und Fragen lassen Es war nicht ganz einfach, diese Bilder gegenüber zu stellen, ohne dabei die Sprache, den Satzbau, die Metrik oder den Reim zu vergewaltigen. Und das Sonett ist ja noch stärker an Formalitäten gebunden, zumindest wenn man die klassische Form zugrunde legt. Deshalb freue ich mich auch über das Lob aus berufenen Mündern ganz besonders, wenn das Formale, der Inhalt und die Art und Weise der Darstellung als stimmig empfunden werden. Wer kennt sie nicht, die (Feuer)Ratten, die sich auf alles und jeden stürzen, die ausgehungert über jede Art von Nahrung herfallen, die Seuchen und Verderben mitbringen. Und Ratten sind sogenannte Zivilisationsfolger, befinden sich also immer im Schlepptau des Menschen. Und jeder Mensch hat sein ganz persönliches Gefolge, nämlich die sogenannten Feuerratten, die sich auf ihn stürzen, wenn er eine unpopuläre Entscheidung trifft, einen anderen Lebensweg wählt oder sonst irgendetwas tut, was nicht in das normale Bild passt. Sie zerreißen sich die Mäuler, prophezeien, daß das sowieso nicht gut geht, lassen kein gutes Haar an einer Sache und warten nur darauf, daß ihr Opfer einen Fehler macht, um dann mit Säure zu spritzen, die dann noch zusätzlich brennt und ätzt. Und wenn es soweit erst einmal gekommen ist, dann hat ihr Opfer keine Chance mehr, sich aus dieser Falle zu befreien. Im Gegensatz dazu stehen die Wölfe. Sie halten zusammen, jagen gemeinsam, sind frei und ungebunden und nur ihrem Rudel verpflichtet. Es sind wilde Hunde, un(be)zähmbar, sie respektieren und achten einander und kennen ihren Stellenwert für die Gesellschaft. Im Optimalfall besteht ein Wolfsrudel aus dem Elternpaar, dem Vorjahreswurf und dem aktuellen Nachwuchs, wobei sich die "Halbstarken" mit um die jungen Tiere kümmern. Die Eltern sind dominant und es gibt keine Kämpfe um die Rangordnung, wie aus Studien an gefangenen Wölfen stets behauptet wird. Jene Studien gehen an der Realität vorbei, da diese Rudel stets gemischt wurden und kein Verlassen der Gruppe möglich war, wie es in der Natur aber der Fall ist. Wölfe sind nicht falsch, sie sind stets konsequent und singen gemeinsam ihre Lieder. Im übertragenen Sinne kann man das auch mit Kameradschaft, Freundschaft oder sogar Liebe und Familie umschreiben. Das sind die Leute, die am Ende zueinander halten, die sich die Treue halten und gemeinsam "heulen" können. Strophe eins ist einleitend und LI/LW erkennt die Feuerratten, die an ihm nagen, weil sich etwas geändert hatte. Die Hoffnungen jener, die nichts Gutes wünschten, verbrannten mit der Zeit und mit ihnen wuchs die Selbstsicherheit. In Strophe zwei kommt die Erkenntnis, daß sie sich schon fast verloren glaubten, im Alltag gefangen waren und nun die letzte Möglichkeit gegeben sahen, den schlechten Gefühlen und der Angst zu entkommen. Also wurden diese bestattet. Eine (geplante) Änderung in der Lebensführung ist immer das größte Hindernis, denn es wird begleitet von neuen Ängsten und Sorgen. Wie wird es weitergehen, was wird morgen sein, wenn ich das vertraute Terrain verlasse? Mit diesen Erkenntnissen gewappnet, fiel es in Strophe drei nicht schwer, einen neuen Weg zu beschreiten und für Trauer und Selbstmitleid bot sich gar keine Gelegenheit. Denn ein Ziel der Feuerratten ist es immer wieder, ihren Opfern ein schlechtes Gewissen zu machen. Doch diese "Trauerfeier" war verdorben und es blieben trotzdem die treuen Wölfe übrig, die verstehen wollten und konnten. Und was war letztlich schon Weltbewegendes passiert? Es hatte sich etwas geändert in der Gesellschaft von verschiedenen Menschen. Kein Unglück, keine Naturkatastrophe, wie ein Sturm, der die Welt aus den Angeln hebt, nur ein paar persönliche Schicksale waren davon betroffen. Die Welt aber, wie sich in Strophe vier herausstellt, steht nach wie vor auf den festen Säulen der Liebe, der Zuneigung, der Freundschaft und der Treue. Und das neugebildete Rudel kann nun wieder gemeinsam seine Lieder singen. Soweit zum Inhalt... ![]() Wenn ich mir das jetzt noch einmal durchlese, dann gebe ich euch Recht, dieses "ab sofort" klingt wirklich zu abgehackt im Lesefluss. Leider passt z.B. "klagend oder klaglos mitzuheulen" nicht in die Syntax. Das wäre eine unkorrekte Doppelung, weil ich in Z2 dieser Strophe schon "um mit all jenen" das "mit" verwendet habe. Auch "von nun an" passt metrisch leider nicht als Ersatz an diese Stelle. Ich hätte da aber eine Idee... Wie ich oben schon schrieb, hat dieser Text mit u.a. Befreiung und mit der Bestattung von Ängsten zu tun. Man könnte z.B. schreiben: um mit all jenen, die uns wirklich lieben, das Lied der Wölfe ohne Angst zu heulen. oder das Lied der Wölfe angstbefreit zu heulen. Was meint ihr? Oder habt ihr noch einen besseren Vorschlag auf Lager? Ich hoffe, ihr nehmt mir die gemeinsame Antwort an euch nicht krumm, aber ich hätte zu viel wiederholen müssen und ich glaube doch, auf alle eure Punkte ausreichend eingegangen zu sein. Vielen Dank für eure lobenden Kommentare, "ick fühle mir geschmeichelt" und habe mich sehr darüber gefreut... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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