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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 27.12.2009, 02:23   #1
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

eine fabelhafte Idee hattest du da!

Zitat:
Die Glocken klingen laut zum Weihnachtsfeste,
ein Stern blinkt hell wie eine Leuchtreklame.
Ein Fettfleck ziert das Abendkleid der Dame,
ein Rotweinklecks des Hausherrn weiße Weste. -- gut formuliert (Satzbau).

Am Christbaum glimmen letzte Kerzenreste,
darunter liegt ein Kind. Wie war sein Name?
Es ist längst tot, zu schwach war Vaters Same
und jung zu sterben sicherlich das Beste.

Im Garten raucht der Sohn eine Zigarre, -- grenzwertig: "eine" betont man üblicher Weise "eine" (Xx), hier verlangt das Metrum aber, es "eine" (xX) zu betonen; das ist hier aber noch okay, finde ich.
stiert in die Nacht und denkt dran, wie sie wachten, -- normaler Weise würde man das "stiert" betonen; hier verlangt das Metrum, das nicht zu tun. Ist auch etwas grenzwertig, aber auch noch im Bereich des tolerablen, wie ich finde.
er und sein Freund, stets griffbereit die Knarre, -- hier ist das "er" im natürlichen Sprachrhythmus zu stark und der Jambus betont den Vers eher seltsam.

gemeinsam über Herrenwitze lachten.
Jetzt liegt er unterm Gras in Leichenstarre.
Und bald geht es erneut hinaus zum Schlachten.
Meine Meinung: ein bischen bügeln und das Teil ist glatt wie Seide; ist ja im Grunde genommen nur eine kleine Falte.
An sich finde ich es wie gesagt klasse.

LG,
Abraxas
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Alt 28.12.2009, 20:32   #2
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

danke für deine nützlichen Tipps. Habe noch ein bisschen am Text gebügelt, ich glaube, jetzt sind die letzten Fältchen raus.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 29.12.2009, 00:08   #3
Abraxas
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Hallo,

jup, eigentlich einwandfrei.

Zitat:
stiert in die Nacht und denkt an die durchwachten
Dieser Vers ist nun entweder total elegant, oder in sich unpassend.
Einerseits richtig pfiffig, den Leser durch die erstmalige benennung der Nacht, danach beim Lesen von "durchwachten" einen Rückschluss auf "Nacht" -> Nächte machen zu lassen. Andererseits wäre es grammatisch exakter, wenn zuvor statt "Nacht" ohnehin "Nächte" stünde; da man aber nicht in die Nächte stieren kann, hat sich das ohnehin erledigt. Das kann man aber auch einfach unter künstlerischer Freiheit verbuchen und gut.

Gute Arbeit!


LG,
Abraxas
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Alt 29.12.2009, 13:06   #4
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

aye, künstlerische Freiheit, aber eben noch nicht vollkommen. Nun, mit dem ersten Terzett bin ich noch nicht ganz zufrieden. Ich grüble, aber bisher ist mir nichts Besseres eingefallen. Über Anregungen würde ich mich freuen.

Ich möchte dir recht herzlich danken, dass du mein Sonett mit Rat und Tat begleitest.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 29.12.2009, 13:42   #5
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

gerne doch.

Das erste Terzett?

Zitat:
Im Garten kaut der Sohn auf der Zigarre,
stiert in die Nacht und denkt an die durchwachten
mit seinem Freund, stets griffbereit die Knarre,
Vielleicht gefällt dir:

Im Garten kaut der Sohn auf der Zigarre,
bedenkt der Nächte Schatten, der durchwachten,
mit seinem Freund, stets griffbereit die Knarre,


Da hätteste sogar noch ne Metapher drin für möglicherweise erlebte, üble Dinge.


LG,
Abraxas

Geändert von Abraxas (29.12.2009 um 13:46 Uhr)
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Alt 29.12.2009, 14:50   #6
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

Zitat:
bedenkt der Nächte Schatten, der durchwachten,
Das geht leider nicht, weil "durchwacht" sich meines Erachtens auf die Schatten beziehen würde. Aber ich fürchte, von "stiert in die Nacht" werde ich mich verabschieden müssen. Habe nun die zweite Zeile geändert.

Zitat:
Im Garten kaut der Sohn auf der Zigarre
gedenkt der vielen Nächte, der durchwachten,
mit seinem Freund, stets griffbereit die Knarre,
Besser so?

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 29.12.2009, 15:41   #7
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

Zitat:
Das geht leider nicht, weil "durchwacht" sich meines Erachtens auf die Schatten beziehen würde.
Ja, das war auch so gewollt. "Schatten" stünde hier als Metapher für die in den besagten Nächten durchlebten (üblen) Erlebnisse der beiden. Das würde also durchaus ebenfalls gut zum Kontext passen.

Deine Idee lässt diese Metapher weg und stellt den (ursprünglich gewollten?) ausschließlichen Bezug zu den "Nächten" her.

Beide Verse sind in meinen Augen gut, passend und daher natürlich auch ohne weitere Bedenken einsetzbar.

Ich bin allerdings ein Freund von Text, der sich einem nicht beim ersten Blick sofort offenbart und gebe einer guten Metapher in einem Gedicht mehr Priorität, als direkten Aussagen. Das finde ich lyrischer bzw. lyrisch eleganter. Und als Leser kitzelt mich sowas auch mehr, als "Klartext" es tut.

Dieses Werk ist aber dein Baby und ich bin hier "nur" Kommentator. Also nimm den Vers, der dir am besten gefällt. Hübsch ist das Baby so oder so!


LG,
Abraxas
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Alt 29.12.2009, 22:21   #8
Seeräuber-Jenny
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Edit:

Ahoi Abraxas,

zwar gefallen mir die "Schatten" der Vergangenheit als Metapher sehr gut, doch sprachlich wäre es nicht korrekt. "Durchwacht" würde sich ja auf die Schatten beziehen, und es gibt keine durchwachten Schatten. Ich versuche mich ja in meinen Gedichten möglichst wenig rätselhaft auszudrücken.

Allerdings hast du recht, dass gerade im klassischen Sonett möglichst starke Metaphern verwendet werden sollten. Der "Klartext" wirkte allzu simpel.

Nun habe ich eine Lösung gefunden, die weniger erzwungen wirkt und auch auf die Schatten hindeutet.

Zitat:
Im Garten kaut der Sohn auf der Zigarre,
stiert in die Nacht - die Nacht, in der sie wachten,
er und sein Freund, stets griffbereit die Knarre,

gemeinsam über Herrenwitze lachten,
jetzt liegt er unterm Gras in Leichenstarre.
Und bald geht es erneut hinaus zum Schlachten.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (30.12.2009 um 02:20 Uhr)
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Alt 30.12.2009, 00:12   #9
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

Zitat:
zwar gefallen mir die "Schatten" der Vergangenheit als Metapher sehr gut, doch sprachlich wäre es nicht korrekt. "Durchwacht" würde sich ja auf die Schatten beziehen, und es gibt keine durchwachten Schatten.
Genau das ist ja der Kniff daran. Wenn man eine Metapher deutet, bezieht man sich auf das, was hinter der Metapher steht; sie ist lediglich Symbol.
Natürlich gibt es de Facto keine durchwachten Schatten. Hier wären ja auch nicht wortwörtlich Schatten gemeint, sondern das, wofür die Schatten stehen, sonst wär es keine Metapher, sondern einfach nur irgendein Wort. Verstehst du das? Und deshalb wäre es lyrisch definitiv "korrekt" - als Metapher eben.

Die Verse, wie sie in deinem letzten Post stehen, empfinde ich übrigens als Rückschritt. Statt sie so zu wählen, würde ich an deiner Stelle eine der beiden vorherigen Ideen bevorzugen, also entweder:

Zitat:
Zitat von Abraxas
(ge-)bedenkt der Nächte Schatten, der durchwachten,
oder:

Zitat:
Zitat von Seeräuber-Jenny
gedenkt der vielen Nächte, der durchwachten,

"stiert in die Nacht - die Nacht, in der sie wachten," ist zwar auch ganz gut, aber birgt wieder das kleine Betonungsproblemchen bei "stiert in", natürlicher Sprachrhythmus und so - deswegen Rückschritt.


LG,
Abraxas
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Alt 30.12.2009, 10:09   #10
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

ich werde das Gedicht nun vorläufig lassen wie es ist. "Stiert" mag nicht metrisch sein, doch passt es zu der unheimlichen Szenerie dieser Nacht, die allgegenwärtig ist.

Das "Gras" in der letzten Strophe hatte mir auch noch nicht so gut gefallen. Heute fällt draußen Schnee, und so kam ich auf die Idee, "Schnee" draus zu machen. Der passt besser zum Tod und zur Leichenstarre.

Nochmals Danke.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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