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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 09.02.2009
Ort: im kalten schleidener tal
Beiträge: 1.011
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hm, Feirefiz, das seh ich nicht ganz so...
weder engländer noch amerikaner scheinen in der lage zu sein, vernünftige, zeitgemäße technische produkte zu erzeugen - beherrschen aber mit ihrer sprache das wirtschaftsdenken, sehen sich also als herren der welt. mir schwant immer mehr, dass wir diesem einseitig orientierten denken nicht wenig von unserer derzeitigen weltfinanzkrise verdanken. schopenhauer, der sechs sprachen fließend beherrschte, weist überzeugend darauf hin, dass sehr viele übersetzungen nicht wirklich präzise sind, weil in den unterschiedlichen begriffen unterschiedliche geister regieren. es ist ein unterschied, ob ein denken von bentham und den englischen positivisten oder aber von kant oder schopenhauer beeinflusst ist. natürlich: es gibt auch beispiele genug, wo ein fremdsprachlicher begriff sinnvoll sein kann, z.b. "Sport" - "Leibesertüchtigung" - das bezieht sich dann aber eher auf unverfängliche, wenig komplizierte begriffe. vor kurzem hörte ich bei wdr5 einen interessanten beitrag dazu, wie gefährlich es ist, eine LEBENDE sprache als metasprache zu benutzen - der in dieser sprache geborene wird immer im vorteil sein. der von dir zu recht geschmähte breitmäulige knallfrosch luther ist übrigens der zerstörer der ehemaligen metasprache latein... liebe grüße norbert |
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#2 |
MohnArt
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
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Leute, Leute- eine ganz nette Diskussion ist ja hier losgetreten worden.
Erst mal, Medusa finde ich Dein Gedicht sehr spannend zu lesen und ich gebe Dir in vielen Punkten recht. Wir haben eine sehr schöne Sprache- die auch wiederum unser Denken beeinflusst, ja- die Einfluss auf den ganzen Menschen in seiner Erscheinung und Tätigkeit hat. Andererseits können wir uns bestimmten Wörtern, gerade in der Technologie nicht entziehen, da gibt es Begrifflichkeiten die in der ganzen Welt verstanden werde. Was mich allerdings maßlos auf die Palme bringt, kann man bei der Deutschen Bahn sehr gut beobachten. Da heußt doch glatt der ICI Bahnhof in Limburg, Railport. Außerdem brauch man Tickets, denn Fahrkarten gibt es nicht mehr und manche üblen Scherze mehr. Auch der Kaffe aus Togo macht hier ungeahnte Karriere, da steht dann auf dem Schild vor der uralt eingesessenen Bäckerei Kaffe to go, auch noch klein und getrennt geschrieben, ohne das aus davor. ![]() Jetzt werden auch schon ganze Wörter ausgelassen. ![]() Aber das ist es ja leider, was wir machen, machen wir gründlich. So gründlich, dass andere über uns lachen. Frag mal einen Engländer oder Amerikaner was ein Handy ist. Er wird hilflos mit der Achsel zucken. Ja, vielleicht prädestiniert uns die Deutsche Grammatik zu solcher Gründlichkeit. Vielleicht! Aber Dein Gedicht will ich hier loben. Liebe Grüße, Klatschmohn |
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#3 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.012
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![]() Liebe Medusa,
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. © auf alle meine Texte
Geändert von Chavali (15.05.2009 um 16:01 Uhr) |
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#4 |
Gesperrt
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Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
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Zunächst an euch alle zusammen:
Keineswegs wollte ich eine solche Diskussion lostreten! Dieses Thema wurde oft genug bedichtet, zuletzt durch Cyparis' Elisionen, die für dieses Gedicht meine Muse war. Lieber Feirefiz, Dein Kommentar und meine Antworten haben sich überschnitten, darum erst jetzt meine Rückmeldung. In diesem Gedicht geht es nicht um das Hochjubeln der deutschen oder das In-den-Boden-Treten anderer Sprachen. Mir und anderen Dichtern, die sich dieses Themas angenommen haben, geht es um die Vernachlässigung unserer Sprache. Dass jede Sprache lebt, ja leben muss, ist mir bekannt, das macht sie lebendig; dass einige Anglizismen nur durch lächerliche Verdeutschungen ersetzt werden können, selbstverständlich auch. Die meisten "Übernahmen" haben eine lange Geschichte, kannst Du mir eine Geschichte der neuen Anglizismen erzählen? In diesem Sinne liebe Grüße, Medusa. Liebe Seeräuber-Jenny, Deinem zweiten Beitrag stimme ich von Herzen zu! Liebe und dankbare Grüße, Medusa. Lieber Norbert, das ist pseudo-kosmopolitisches Imponiergefasel um Weltläufigkeit zu demonstrieren und einfachste Aussagen mit einschüchternden Anglizismen zu verbrämen, da muss ich gar nicht Schopenhauer zitieren. Für mein Empfinden wird Ausgrenzung bzw. Einschüchterung betrieben. Wer nichts mehr versteht, ist "out". Herzliche Grüße, Medusa. Liebe Klatschmohn, ich zitiere Voltaire (1737): "Verwendet nie ein Wort, wenn es nicht drei Eigenschaften hat: Es muss notwendig, es muss verständlich und es muss wohlklingend sein"; Thomas Mann: wahrte die ..... "aktive Treue zur deutschen Sprache, dieser unverlierbaren Heimat, die ich mir ins Exil genommen...... Im Gegenteil wurde mein Tun mehr und mehr zur versuchenden Lust, alle Register des herrlichen Orgelwerks unserer Sprache zu ziehen....." Ich weiß nicht, was ich dem hinzu fügen könnte. Ich teile Deine Verwirrung auf Bahnhöfen, Backshops etc. Irgendwann verstehen wir die Welt nicht mehr. Herzliche Grüße, Medusa. Liebe Chavali, ich verdamme Nichts und Niemanden! Mundart (Slang) ist etwas ganz anderes, das sollte und muss gepflegt werden! Ich sehe auch unsere Sprache nicht als die schönste und beste von allen. Jede Sprache hat ihre Kultur. Nur unsere Sprachkultur geht allmählich "den Bach runter"! Machen wir was draus und hüten wir das, was davon noch übrig geblieben ist. Herzliche Grüße, Medusa. Noch ein paar allgemeine Bemerkungen: Wer mir Deutschtümelei oder gar eine Hexenjagd auf Anglizismen vorwirft, ist völlig daneben. Dies wäre hinterweltlerisch und einfach albern. Mich stört der Anglo-Firlefanz! Es gibt sehr praktische und schöne Importe, nur leider werden es allmählich zu viele! |
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#5 | |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Medusa
Zitat:
Das war doch mal ein Happy End ![]() Reinhard |
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#6 |
Gesperrt
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
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Lieber Reinhard,
vielen lieben Dank fürs "Happy End", Du hast mich verstanden; es geht einzig um die Affenliebe zu den Anglizismen. Ich pussel, übrigens mit Feirefiz, meinem schlimmsten Kritiker! an einer besseren S2Z1; ein wenig ist schon geändert, ganz passend ist sie noch immer nicht. Bewahren wir Geduld ![]() Ich danke Dir herzlich, Medusa. |
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#7 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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"is doch egahl ob ich alles richtig schreibe darauf kommt es einem Künstler garnicht an. die Hauptsache ist es kommt cool rüber und hat einen Sinn.
Wer meine gedichte nich verstet, soll sich vom Acker machen. Von mir gibt es schon ein Buch und keiner hat sich über Feler aufgeregt. Bleip locker, ey." Das meinst du, nicht wahr? Liebe Medusa, ich habe dich verstanden, wohl verstanden. Trotzdem finde ich den gesamten Faden spannend und gut, zumal er auch zur Klärung deines Anliegens beigetragen hat. Ich lese in keiner Zeile, dass du ganz speziell "deine Sprache" (die deutsche Sprache) hochjubeln willst oder ihr gar eine Weiterentwicklung absprichst. Es geht um die Sprache, derer wir uns von Geburt an verständigen und beobachten müssen, dass sie arg vernachlässigt wird, indem einige eigentlich nur zu bequem sind, ein paar Regeln zu lernen und diese anzuwenden. Ich verurteile niemanden, der nicht gut schreiben und reden gelernt hat. Ich werde aber böse, wenn gerade jene vehemt darauf bestehen, dass es nix macht, wenn sie so schreiben. Die Hauptsache, man weiss um was es get. Ein fehlendes Komma kann eine Aussage völlig falsch 'rüberbringen, nur als Beispiel. Aber auch darum geht es nicht ausschließlich. Es müsste erlaubt bleiben, auf Fehlerchen hinzuweisen, die durchaus versehentlich passiert sind. Damit werden Sprache und Schrift gepflegt und trotzdem niemand diskriminiert. Über die Zeilen, die dir Kopfschmerzen bereiten, denke ich noch nach und melde mich wieder. Ansonsten sprichst du mir aus dem Herzen. Liebe Grüße Dana Eine der schönsten und deutlichsten Sprachen windet sich traurig in dumpfdrögen Brachen, lassen wir fröhlich mit Dampfplauder brämen - sollten uns sprachlicher Einführe schämen! Vielleicht nicht die Königin unter den Sprachen, muss dennoch nicht winden in Dumpfheit und Brachen im fröhlichen Dampfgeplauder sich brämen. Wir sollten für solches Verhalten uns schämen. (Ich weiß, es ist nicht gerade cool. ![]()
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#8 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ahoi Medusa & Feirefiz,
hier mal ein Änderungsvorschlag für S2 Z1: "Eine der schönsten und geistreichsten Sprachen" Denn das ist die deutsche Sprache! Da unsere Sprache nur als eine der schönsten bezeichnet wird, nicht als die schönste, erhebt die Zeile nicht den Anspruch auf Ausschließlichkeit und klingt deshalb auch nicht deutschtümelnd. Liebe Grüße Seeräuber-Jenny Geändert von Seeräuber-Jenny (17.05.2009 um 18:35 Uhr) |
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#9 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo ihr lieben Dichter
auch ich habe mir eine Strophe einfallen lassen, nur um die Richtung aufzuzeigen, in die ich ein solches Gedicht weisen lassen würde. Es ist doch so, dass wir als Deutsches Volk, durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg und so viele andere Dinge, für die wir im Zuge der Globalisierung mitverantwortlich sind, darunter der Niedergang einiger nativer Kulturen und ihrer Sprache, nicht nur stolz auf unsere Sprache sein können. Dass unsere Kultur und Sprache, nicht mehr die ist, wie sie vor einigen Jahrzehnten noch gewesen sein mag, hat viele Ursachen. Ich denke, dass es viele, viele andere Sprachen gibt, die der unsrigen das Wasser reichen können. Deshalb weniger Pathos: Sie ist gewachsen mit unserer großen Kultur doch verliert sich, weil sie viel Schlechtes erfuhr. Doch all das Schöne, das sie auszudrücken vermag sollten wir pflegen an jedem einzelnen Tag Dies wäre mein Ansatz Es geht mir nur um den Inhalt. Die Form wird sich daraus ergeben Lieben Gruß reinhard |
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#10 |
Bernhardverdreher
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Liebe Diskussionsteilnehmer! Edit: Huch? wieso den so distanziert, Feirefiz? Is wohl irgendwie reingeflutscht, also, Lieb Eiländer!:
Ich möchte am Ende dieses wirklich interessanten Meinungsaustausches auch noch etwas versönliches loswerden: Zunächst: Medusa, dein Gedicht war mal wieder, für mein Empfinden, perfekt gereimt, und ausgezählt ![]() Dennoch, möchte ich noch mal auf das Thema zurückkommen: Es wurde viel von Sprachvernachlässigung gesprochen. Ich weiß genau, was ihr alle meint und auch mir kräuseln sich dabei Ohren und Augen. Kleiner Gedankensprung: In den USA gilt die Sprache der African Americans unter der mehr oder weniger gebildeten weißen Bevölkerung als objektiv falsch. Sie ist ein Stigma. Obama mag morgens mit seinen Beratern den sog. "fist bump" abziehen, aber er wird sich hüten zu sagen: "Ain´t got no money". (DAS wahrscheinlich sowieso...) Dabei wird aber vergessen, dass es sich TATSÄCHLICH um eine Sprache mit eigenen grammatikalischen Regeln und Ausdrucksmöglichkeiten handelt. Die o.g. doppelte Verneinung zB wird *regelmäßig* angewendet. Auch vieles, was uns in unserem Alltag falsch erscheint, folgt Regeln. Wir dürfen eben nicht vergessen, dass Sprache so etwas wie ein ganz schnödes Werkzeug ist - unnützes wird abmontiert, unpraktisches abgeschliffen. Einige Handwerker haben ihr Werkzeug eigenhändig verziert. Versteht ihr was ich meine? Wir hier im Forum sprechen eine Sprache, die andere unter Umständen nicht verstehen. Aber auch wir würden eine Neuköllner Clique schwer verstehen können. Unsere Sprache ist nicht verständlicher, wichtiger, "schöner", deutlicher, reicher als die der anderen. Der Prekären Sprache (oh, Mann... ![]() An uns selbst merken wir oft, dass wir die Fähigkeit besitzen sozusagen "stufenlos" von Dialekt ins Hochdeutsche umzuschalten. Beim Bewerbungsgespräch wird man sich einer seriösen Sprache bedienen, im Alltag vielleicht schon den einen oder anderen Vokal verschleifen und am Tresen breit quatschen. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir mehrere Sprachen beherrschen! Hinzu kommen nämlich noch: Fachsprachen, die wir zB im Beruf anwenden, Hierarchiesprachen, die wir immer verwenden, ob wir wollen oder nicht!, die Mutter-Kind-Sprache, die intimen Sprachen. PLUS: Jene Sprachen die aus "F´pissdisch, duopfa" , "bleip ma locker" und "lol, rofl, omg" bestehen. Sprache ist fest mit der Realität des Sprechers verknüpft. Worte mit bestimmten Inhalten, Gefühlen, Bezügen. Sie können meiner Ansicht nach, für sich genommen, nie mangelhaft, immer nur angemessen sein. Darauf bezog sich eben das Beispiel "cool". Bitte, bitte, nehmt es mir nicht übel, aber mir fällt einfach kein besseres Wort fürs coolsein ein. ![]() Ausschlaggebend ist nur die Fähigkeit zwischen den Sprachen zu wechseln. Und genau DAS und NUR DAS fehlt dem einen oder anderen... Sprachen sind, was sie sind. Deshalb hatte ich sie mit Schwerkraft verglichen. Und deshalb bleibe ich dabei: ALLES ist eine Bereicherung im Sinne des Annehmens anderer Realitäten. Liebe Jenny, ich finde deinen Änderungsvorschlag sehr gut! Denn so bleibt die Aussage erhalten und die Sprache erscheint nicht mehr allzu deutlichst gebildetst ![]() Liebe Dana deinen Vorschlag finde ich auch sehr gut, bevorzuge aber die "Ein-Wort-Änderung". Ähm, öh...... tja, also..... das letzte Wort hat natürlich Medusa! ![]() Liebe Grüße F***ingfiz
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Hören Sie, bleiben Sie stehen und hören Sie: dieses Gekläff! (Th.B.) Alle meine Texte unterliegen der freien Verfüg- und Kommentierbarkeit
Geändert von Feirefiz (17.05.2009 um 12:39 Uhr) |
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