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Alt 20.05.2018, 20:44   #1
Thomas
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Lieber Laie,

wie das "die großen Dichter" gehalten haben, das weiß ich nicht. Aber Goethe zum Beispiel, der ein geniales Sprachgefühl hatte, hat sich sehr gründlich mit der Theorie auseinandergesetzt. So war für ihn das Werk "Versuch einer Deutschen Prosodie" von Karl Philipp Moritz (welches meiner Meinung nach heute noch sehr lesenswert ist, bei Amazon für etwa 20 Euro zu haben) die Ermutigung, die Iphigenie in jambische Form umzuarbeiten (nicht nur Lessings Nathan). Also: Wer kein Sprachgefühl hat, wird nie etwas wirklich Gutes schaffen, aber (meiner Meinung nach, und wohl auch Goethes Meinung nach) reicht Sprachgefühl alleine auch nicht aus.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Das "wie" hat nach dem Komma und am Zeilenanfang Ton, auch wenn dir es nicht so vorkommt.
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 20.05.2018, 20:55   #2
Laie
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Hi Thomas,

ok, das glaube ich dir. Goethe war ja in allem Dingen sehr wissenschaftlich in seiner Herangehensweise.

Zum "wie": Was genau ist der Grund für diese Betonung? Warum ist sie zwingend? Das würde mich interessieren.

Gruß,
Laie
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Alt 21.05.2018, 05:54   #3
Thomas
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Lieber Laie,

es wäre natürlich besser, wenn du es selbst herausfinden würdest. Wie sprichst du z.B.: "Wie sie sich entheben." Oder "Ich sehe natürlich, wie sie sich…" ?

Es ist aber nicht das Wort "wie" an sich. Da einsilbige Worte keine lexikalische Betonung haben, d.h. fast immer betont und unbetont sein können, ist erst einmal unklar, ob es Ton trägt. Die Betonung richtet sich vor Allem nach der "Umgebung" in der das Wort steht. Nun beginnt die zweite Zeile gleich mit fünf einsilbigen Worten. In dieser Umgebung wirkt beim Lesen vor allem das davorstehende Komma, bestärkt durch die (fast unhörbare) Pause des Zeilensprungs. Worte nach Pausen sind i.A. tontragend, was Sprecher bewusst zur Betonung nutzen, wenn sie monoton klingen wollen. Hinzu kommt die Wirkung der drei kurzen "i" am Zeilenanfang "wie sie sich", wäre der Vokal des zweiten Wortes lang, z.B. "wie schön sie" hätte das "wie" keinen Ton. etc.

Hinzu kommt, dass es die zweite Zeile ist. Du denkst beim Schreiben in Jamben, der Leser kann das nicht wissen und muss es beim Lesen erst herausfinden. Am Anfang ist bei ihm das jambische Metrum noch nicht gefestigt. Stünde die Zeile etwas weiter hinten, wäre die leichte Tonbeugung unproblematisch.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 21.05.2018, 09:48   #4
Laie
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Viele Dank, Thomas!

Deine Ausführungen helfen mir sehr. Ich werde deine Hinweise beherzigen. Ich habe eine Änderung vorgenommen. Das wie-Problem behebt es ganz gut, denke ich. Auch wenn es immer noch fünf einsilbige Wörter hintereinander sind. Für mehr reicht es aber im Augenblick nicht. Vielleicht mit etwas mehr Abstand zum Gedicht

Beste Grüße,
Laie
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Alt 21.05.2018, 13:44   #5
Thomas
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Lieber Laie,
das ist eine gute Idee.
Liebe Grüße
Thomas
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