21.04.2017, 21:42 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Die Diagnose
Die Diagnose
Im Grunde hatte er es schon gewusst, doch trotzdem hat der Arzt ihn aufgeregt; er warf sich lautstark vor ihm in die Brust und hat die Zweifel – fast – hinweggefegt. Dann hat die Frau ihn einfach nur gepflegt, in liebevoller Selbstverständlichkeit; sein Widerstand hat langsam sich gelegt und schließlich war er für den Weg bereit: Der Styx ist jederzeit zu nahe und noch weit.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
22.04.2017, 00:51 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Thomas,
ist sehr berührend Dein Text, man spürt ein wenig die eigene Ohnmacht gegenüber dem Schicksal. Die letzte Zeile würd ich noch ein wenig anpassen, vielleicht: Der Styx ist jederzeit ganz nahe und meist auch so weit. War nur ein Versuch um die die Ambivalenz noch ein wenig anzupassen und zu verschleifen. Gern gelesen Deine Zeilen. Beste Grüße mallarme |
22.04.2017, 10:04 | #3 |
TENEBRAE
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HI Thomas!
Mallarme weiß nicht, dass wir beide Dichter sind, die großen Wert auf sauberen Takt legen. Seine letzte Zeile wäre natürlich überlang. Zum Ende hin ist das zwar nicht so tragisch, aber es bleibt eben Geschmackssache. Auch mir gefällt das Gedicht sehr - und hoffe zugleich zutiefst, es möge nicht autobiographisch sein ... Zugleich berückend wie verstörend ist der lapidare, unaufgeregte Stil, der den Ablauf schildert. Irgendwo zwischen schicksalsergeben und niedergeschlagen entrollt sich hier ein Lebensende, wie es jeden treffen kann. Gerade das macht es auch beängstigend und zugleich unwiderstehlich. Die Conclusio fasst es gekonnt zusammen: Der Tod ist immer gleich um die Ecke - und wird doch so gern verdrängt. Man beschäftigt sich in der heutigen Gesellschaft nicht mehr gern damit. Er ist nicht mehr Teil des Lebens, sondern ungeliebte Unausweichlichkeit, eine Art aufgezwungene Perversion, mit der man sich nicht mehr abfinden will - aber muss. Eine Konsequenz des westlichen Denkens vom Wert des Individuums: Da wir jeden Menschen als einzigartig - und damit auch als einzigartig wertvoll - erkennen, will sich derjenige, der dies auch zur eigenen Person verinnerlicht hat, sich nicht mehr mit dem Ende abfinden, mit der Sinnlosigkeit aller gesammelten Erfahrung und Lebensweisheit, die unwiederbringlich verloren geht - vor allem, wenn man gebildet ist und sich schwertut, noch an ein Leben "nach dem Tode" zu glauben. Aus dieser Zwickmühle gibt es allerdings kein Entrinnen - außer es gelingt irgendwann tatsächlich, den menschlichen Geist dauerhaft in dieser Realität zu konservieren - für uns ist das allerdings hypothetisch, zu unseren Lebzeiten wird es diesen Durchbruch sicher nicht geben, und wenn, könnte wohl kaum ein Normalsterblicher sich das leisten. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (22.04.2017 um 11:20 Uhr) |
22.04.2017, 10:19 | #4 |
heimkehrerin
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Ein in seiner Geradlinigkeit und "Wahrheit" sehr berührender Text, lieber Thomas,
der noch lange bei mir nachhallt (nicht zuletzt auch, weil er persönliche Erinnerungen nach oben holt). Du beschreibst den (nicht bei jedem immer abgeschlossenen) Prozess der inneren Verarbeitung solcher Schicksalsschläge in all seinen Phasen - bis hin zum "befreienden" Ende. Und das sehr eindringlich, weil völlig ohne Wortschnickschnack oder Pathos. Das macht dein Gedicht auch so start. Sehr gern gelesen! Lieber Gruß, fee
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x x x x x x x x "Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst, ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat. Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.” ― Peter Stamm, Agnes |
22.04.2017, 12:13 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Ihr Lieben,
Es ist nicht autobiographisch, sondern die inhaltliche Idee entsprang aus einer Stimmung verbunden mit Überlegungen über die Form. Erich hat alles so schön analysiert, dass ich gar nicht wusste, was hinzuzufügen sei, aber dann hat Fee doch noch die treffende Beobachtung des "befreienden" Endes hinzugefügt. Zusammen mit der spontanten Reaktion von mallarme macht mich das sehr froh. Herzlichen Dank und liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
23.04.2017, 22:24 | #6 |
Slawische Seele
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Lieber Thomas,
ein guter und starker Text. Ich bin ob der Kürze zutiefst beeindruckt, weil darin ein Thema enthalten ist, das man unendlich besprechen, diskutieren und philosophieren kann. Und doch gilt immer der letzte Vers. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
24.04.2017, 11:14 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe Dana,
herzlichen Dank für deine positiven Worte, sie bestätigen mich auf meinem Weg. Liebe Grüße Thomas
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