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Satire Zipfel Für Zyniker und andere Fieslinge

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Alt 07.03.2017, 11:48   #1
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heimkehrerin
 
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Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Man riet mir ernstlich, nüchterner zu schreiben,
zu schwülstig überladen sei mein Dichten,
zu negativ, beladen von Gewichten
der Inhalt, den die Zeilen übertreiben.

Ich solle bei moderner Sprache bleiben,
um offen klare Worte aufzuschlichten,
geradeaus wie Stämme hoher Fichten,
durch die man wandelt, ohne sich zu reiben.

Wie wäre Lyrik mir gefühlsbereinigt
und seelenloser, wenn ich dem willführe!
Wer wahre Schönheit mit Gemeinem steinigt,

erhebt den Leser nicht, verschließt die Türe
zu Klang und Tiefe, und sein Stammeln peinigt
des Lauschers Ohr mit humpelnder Allüre!

Hach ja, lieber Erich,

das erinnert mich doch an so manche eher gruselige Erfahrung, die ich als (gar nicht mal so ganz) frischgebackene Lyrikforen-fee seinerzeit machen "durfte" (nicht hier auf dem Eiland!!!). So gut wie alles, was du hier als Ratschläge anführst, habe ich ziemlich genau so auch von irgendwelchen selbsternannten Lyrikforen-Größen seinerzeit als "einzig wahre Dichtkunst" eingetrichtert bekommen (natürlich immer Hand in Hand mit sehr rigorosen Abkanzelungen meiner Gedichte, mit denen ich offensichtlich ihre empfindsamen Ansprüche an "gute Lyrik" beleidigte).

Wenn man da nicht den entsprechenden Dickkopf oder das nötige Selbstvertrauen mitbringt, kann man schon ins Wanken geraten. Und ich kann mich auch beim besten Willen an keinen einzigen solchen Kommentar erinnern, wo auch nur ansatzweise versucht worden wäre, das behutsam und halbwegs wohlwollend zu erläutern. So, dass man sich eingeladen fühlt.
Da war schon eher das Gefühl, man hatte denen da was "zugemutet" mit seinem garstigen Geschreibsel und müsse nun dafür gradestehen (aber nicht allzu grade und auch das nicht allzu lange...ich glaube, das Kleiner-machen und Auf-die-Knie-zwingen angesichts einzig wahren Expertentums auf diesem Gebiet war das eigentliche Ziel und Programm).

Heute kann ich darüber nur noch grinsen. Damals hatte ich zum Glück zwar den nötigen Dickkopf (wie alle hier, die mich schon länger kennen, sicher wissen ), aber verunsichert und vor allem viel von der Freude genommen hat es dennoch. Und das, obwohl ich für mein Empfinden ohnehin schon "nüchtern" schreibe.

Ich kann mich auch erinnern, dass es total verpönt war (und in solchen Kreisen vermutlich auch noch immer ist), persönliche Befindlichkeiten oder Gefühl an sich in Gedichten zu transportieren. Igittigitt! "Befindlichkeits-Lyrik! Pfui-Bäh!" Sowas will keiner. Da reibt zu viel und bleibt womöglich ungut haften.

Klar, die Grenze von "genau richtig" zu "zuviel des Guten" ist schon mal leicht überschritten und etwas Distanz zu den eigenen Texten schadet auch nicht - aber man kann es auch in die andere Richtung übertreiben. Es gibt erschreckend viel gefühlsüberladene Schwullstlyrik - keine Frage! Aber es gibt auch genau so erschreckende "Moderne Lyrik" - nur nicht in ähnlich großer Zahl, weil ja elitär und so...

Gut möglich, ich bin einfach wirklich nicht "gebildet" genug, um diese Art von Lyrik zu verstehen. Aber ich muss ja auch nicht. Solange ich mir nicht einbilde, es besser zu wissen und andere ähnlich belehren zu müssen... überhaupt: ich kann dieses "So und nicht anders gehört das gemacht! Und ICH muss es ja wissen, denn..." nicht leiden. In keinem Lebensbereich, wo es um Freude am Tun geht. Wenn mein Nachbar an der Staffelei neben mir eine große Freude mit seinen naiv gemalten Landschaftsbildern hat, dann ist das doch schön! Nur, weil ich selbst mit naiver Malerei nix am Hut habe und eher die klassische Moderne mag, heißt das ja noch lange nicht, dass ich etwas besser kann oder verstehe.

Und ich muss auch nicht überall raushängen lassen, falls ich mal wirklich meine, etwas besser zu wissen. Ich bin da gänzlich lehr- und wettbewerbsbefreit - und je älter ich werde, um so freier werde ich. Auch wenn es darum geht, ob und wievielen gefällt, was ich schreibe oder male. Ich tue es für mich, ich freue mich über jede Auseinandersetzung mit meinen Texten und ich genieße vor allem den Austausch und die Inspiration, die ich durch das Lesen der Gedichte anderer finde. Und dann finde ich besonders spannend, wenn diese Gedichte so ganz anders gemacht sind als meine eigenen.

Aber egal wie man es dreht und wendet und in welche Richtung man nun tendiert - für mich ist IMMER wichtig, dass ich Gefühl und Seele in und zwischen den Zeilen lese. Und das geht bei jeder Form von Lyrik - vorausgesetzt, es ist etwas davon vorhanden.

Du siehst, lieber Erich, ich habe das "Gemeine" also eher im Sinne von "wenig nett" interpretiert als im Sinne von "gewöhnlich". Aber das geht beides ohnehin oft Hand in Hand. So rein menschlich betrachtet.

Schreib du, bitte, weiter, wie es dich am glücklichsten macht. Aber bei dir mach ich mir da ohnehin keine Sorgen. lol

Lieber Gruß,
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Alt 07.03.2017, 14:13   #2
Erich Kykal
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Hi Fee!

Ich wurde zwar von Beginn an viel gelobt, aber eben nicht nur. Und manche Kommentatoren habe auch ich so erlebt wie du - herablassend und elitär, mit Fremdwörtern und Fachtermini um sich werfend, um nur jeden wissen zu lassen, wieviel besser sie Bescheid wussten als alle andern!

Allerdings bin ich ebenso dickköpfig wie du und schreibe, wie es MIR Freude macht und punktum! Ebenso wenig klebe ich an Regeln und Normen, ich experimentiere mit Formen, egal wie sehr sich die Puristen und Lyrikpharisäer aufplustern.

Einzig wenn etwas gegen meine innere "Melodie" geht, bin ich etwas verstimmt, wenn mein Rat nicht angenommen wird, aber nicht wegen "Autoritätsverlust" oder so - das ist mir herzlich wurscht! - sondern weil ich es schade finde um ein ansonsten gutes Gedicht!

Deshalb mache ich auch immer nur "Vorschläge" und werde nicht müde, dies zu betonen, und wenn ich kritisiere, sage ich klipp und klar, dass es in stilistischen Fragen meine persönliche Ansicht ist, die ich höflich darlege, keine Abkanzelung.

Und dennoch gibt es welche, die erleben mich ebenso herablassend und arrogant wie jene, die einst ich erlebte. Ich bin dann immer einigermaßen erstaunt, denn ich vergesse, dass man mit den Jahren hier zwangsläufig einiges mitbekommt, was man zu wissen dann automatisch bei anderen voraussetzt, und wenn man dann mit diesen Fachbegriffen um sich wirft, kann es schon sein, dass man schulmeisternd und elitär rüberkommt.

Zudem ist dies ja ein stark eingeschränktes Medium. Ohne sichtbares Mienenspiel weiß der Leser nie, unter welcher emotionalen Prämisse man einen Satz geschrieben hat - und ein und derselbe Satz kann durchaus völlig unterschiedlich interpretiert werden, wenn sich der Leser den Schreiber mit einem böse verkniffenen oder mit einem wohlwollend lächelnden Gesicht dabei vorstellt - oder einem zynisch feixenden! Die Smileys helfen ein wenig...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (06.03.2018 um 16:42 Uhr)
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Alt 07.03.2017, 14:29   #3
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Zudem ist dies ja ein stark eingeschränktes Medium. Ohne sichtbares Mienenspiel weiß der Leser nie, unter welcher emotionalen Prämisse man einen Satz geschrieben hat - und ein und derselbe Satz kann durchaus völlig unterschiedlich interpretiert werden, wenn sich der Leser den Schreiber mit einem böse verkniffenen oder mit einem wohlwollend lächelnden Gesicht dabei vorstellt - oder einem zynisch feixenden! Die Smileys helfen ein wenig...
Stimmt, lieber Erich!

Das macht die Sache definitiv nicht einfacher.
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Alt 02.04.2017, 15:28   #4
Erich Kykal
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Hi Fee!

Umso wichtiger, zivilisiert miteinander umzugehen. In manch anderen Foren vermisse ich - zumindest nach subjektivem Empfinden während meiner Präsenz - diese Grundhaltung!
Dort scheint jeder leicht beleidigt und unterstellt anderen sofort, oft sogar präventiv, unlautere Motive oder absichtlich bemäntelte Metaebenen im Gesagten, so als sei jeder, der dort schreibt, per se darauf aus, alles um sich herum zu erniedrigen und zu entblößen, nur weil er Dinge sagt, die seiner Meinung nach gesagt sein sollten. Selbst wenn das höflich und wertneutral geschieht, kommt immer mindestens einer sofort an und nörgelt: "Spielst du damit jetzt auf mich an oder was!?" - so als würden dort alle nur drauf warten, sich gekränkt fühlen zu können, um augenblicklich mit voller Härte zurück- oder allgemein um sich schlagen zu dürfen!
Dort scheint man das Schlimmstmögliche jeder Aussage grundsätzlich für den Normalzustand und das heimliche Ziel des Sprechers zu halten - ein ständiger Eiertanz zwischen erbosten Kombattanten und verletzten Eitelkeiten ...

So, genug "off topic" - zurück zum Thema "Verschwurbelt".

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 04.04.2017, 15:43   #5
Hans Beislschmidt
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Hey Eky,
es ist keine Übertreibung aber wenn mir nach ergötzlicher Sprache ist, schau ich schon öfters mal in deinen roten "Riesenwälzer". Und dabei ist es auch egal welche Seite ich aufschlage, denn sie sind alle wunderbar verschwurbelt und genau deswegen lese ich darin.
Hab ich auf themenorientierte Lyrik (die gibt zwar auch bei dir) Lust, lese ich allerdings wen anderen.
Gruß vom Hans
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chorch chorch
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Alt 04.04.2017, 18:01   #6
Erich Kykal
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Hi Hans!

Vielen Dank für die liebe Werbung!

Dabei gibt es jetzt schon drei Bücher von mir, das vierte ist unterwegs (kommt Ende Mai oder so).

Verschwurbelt würde ich meine Lyrik im Grunde nicht nennen, das geschah hier in Reaktion auf jemanden, der diesem "klassischen" Stil solches pauschal unterstellte.

Es ist Reimlyrik mit Schwerpunkt auf schöner, runder, fließender Sprache - ganz meins eben!

LG, eKy
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