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TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Hi Koko!
Das Gedicht gefällt mir gut, obwohl es unkonventionell getaktet ist, eigentlich eher dem Rhythmus seiner Sprache folgt, als die Sprache einem Rhythmus folgen zu lassen. Dennoch ist ein Takt erkennbar - leider nicht ganz durchgehalten. Ich sehe eine Frau, die liebt, durch eine klirrende Winternacht schleichen, um einen heimlichen Blick auf den geliebten Menschen zu erhaschen, den sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht sehen darf, oder der sie nicht sehen soll. Je nach Optimismuslevel sieht der Leser in ihr eine heimlich Verliebte oder eine (zu Unrecht?) Verstoßene, die nicht loslassen kann. S1 klärt uns allerdings bei genauem Lesen darüber auf ("zu lange in einem Dort"), dass sehr wahrscheinlich letzteres zutrifft. Jedenfalls ist das Haus dunkel, sie kann ihn nicht sehen, während ihr die Kälte, die ihr in die Zehen kriecht, bewusst wird - ein schönes Sinnbild für die emotionale Kälte, die sie in diese Einsamkeit verstieß. Hier meine Tipps: Fast blau gefroren starrte Kann ein Baum "blau frieren"? Das Bild funzt nicht für mich, sorry. vorm Haus der Baum, als ob er harrte auf eine, die zu lange fort in einem Dort war, das sie doch nur narrte. Sie klopfte, sah den Zaun, sah sich. Durch matte Scheiben fiel kein Licht hinaus. Welch Graus, Das wirkt eher karrikierend/persiflierend, sowas würde ich selbst im "verschwurbeltsten" Gedicht nicht verwenden! verweigerte ihr sein Gesicht. Der Frost bepochte ihre Zehen, das grobe Lehen einer falschen Freiheit. Fernab von aller Zeit Diese Zeile erscheint mir rythmisch unpassend. verwisperte im Baum ein Flehen. Mögliche Version: (Hebungsschema 4-4-4-2-4) Beinah wie hartgefroren starrte vorm Haus der Baum, als ob er harrte auf eine, die zu lange fort in einem Dort war, das ihr Hoffen nur noch narrte. Sie klopfte, sah den Zaun, sah sich. Durch matte Scheiben fiel kein Licht in ihre kalte Welt hinaus. Das dunkle Haus verweigerte ihr sein Gesicht. Der Frost bepochte ihre Zehen, der Schatten und das grobe Lehen für eine ungeliebte Freiheit. Fern der Zeit verwisperte im Baum ein Flehen. Du weißt, ich muss zwanghaft alles nach Regelmaß takten (zumindest habe ich es geschafft, die Auftakte zu ignorieren! ![]() Sehr gern gelesen. ![]() LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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