Cybermobbing

[Thomas]

Liebe syranie,

Grenzen überschreiten, ja. Aber wo sind diese Grenzen? Wo werden überhaupt Grenzen gesetzt und Werte vermittelt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du damals mit "solch einen Gerät" genau das gemacht hättest, was du mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln (Kameras gab es ja schon) getan hättest. Es ist eine kulturelle Verschiebung von Grenzen, wenn heute dem Freund oder der Freundin statt Erinnerungsbildern, die das Gesicht zeigen, Bilder von allen möglichen Körperteilen geschickt werden. Wie ein gerade durch die Presse gehender Fall belegt, ist das ja auch nicht auf pubertierende Mädchen beschränkt. Wir regen uns zu recht über Verschleierung auf, aber wie gefährlich das Senken der öffentlichen Schamgrenze auf nahezu Null sein kann, belegt das von dir beschriebene Problem. Und wenn die technische Medien die Verbreitung und den Missbrauch von "Informationen" begünstigen, dann wäre es doch eigentlich angebracht, die Kultur (Ver- und Gebote allein bewirken nichts) des Umgangs mit "Informationen" zu fördern. Wir erleben das Gegenteil. Die Hauptleidtragenden solcher Fehlentwicklungen sind leider meist junge Menschen.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Smileys sind eigentlich überflüssiges Beiwerk.

Lieber Thomas,

Ich stimme dir zu. Die Bandbreite zwischen totaler Verhüllung und totaler Nacktheit ist sehr groß.

Das hier ist eine Definition die die Psyche betrifft:

Normalität ist ein statistisches Maß. Das durchschnittliche Verhalten der Mehrzahl einer Bevölkerung wird als normal bezeichnet. Ein Mensch gilt als normal, wenn sein Verhalten dem der Mehrheit entspricht. Das Maß des Normalen liegt außerhalb seiner selbst. Es wird ihm durch kollektive Bedingungen zugeteilt.

Die Werte der Gesellschaft sind fließend. Und wir bewegen uns in der Menge und müssen uns immer neu difinieren Junge Menschen suchen noch nach ihrer Mitte, Oder auch Erwachsene. So kann man schon manchmal stranden... Meist machen ja die Menschen das was ihnen von ihren Eltern vorgelebt wird.

Ich weiß da keine Lösung, wie man diese breite Spanne regulieren kann, ohne die Freiheit des Einzelnen einzuschränken. Sexualität, sollte für jeden etwas Besonderes eigentlich ein Geheimnis sein. Aber dieser ( Mittel)Punkt wurde für mich persönlich schon längst überschritten, dadurch das Bilder
" Informationen" zu Hauf um den Erdball wabern. Ich bin tolerant anderen gegenüber geworden und kann auch mit der Informationsflut leben. Eine gesunde Abgrenzung und wissen wer man ist, hilft dabei.

Junge Menschen nennen sich schon selbst " Generation Porno", wegen all ihrer Freizügigkeit. Sie geht mit diesem Thema mit einer Selbstverständlichkeit um, so daß ich nachdenklich werde. Aber das mag an meiner Erziehung liegen. Und an meinem Alter.

Danke für deine Worte, deine Meinung. Letztendlich ist mein Gedicht ein Klacks in dem Wirrwarr des Netzes, vielleicht auch für den Einen oder Anderen ein Strohhalm.

Ich für meinen Teil schätze die Würde des Menschen, auch wenn sie mal nicht in der " Mitte" ist.

Liebe Grüße sy

Danke nochmals

[Chavali]

Liebe sy,

du packst ein heißes Eisen an.
Eines, das die schöne neue Welt der Elektronik und Technik hervor gebracht hat.
Desöfteren wird man durch tragische Vorkommnisse an die schlimmen Auswirkungen erinnert,
die diese Form des Mobbings hervorrufen kann.

Du hast das sehr eindringlich in Gedichtform gebracht.

Ich habe auch all die Kommentare und Antworten gelesen und stimme dahingehend zu,
dass der Umwelt eines gefährdeten Menschen eine große Verantwortung zukommt.
Nicht jeder ist sich dieser Verantwortung bewusst - vielleicht auch deshalb, weil er schon selbst in der einen
oder anderen Form von diesem Virus der interaktiven Welt infiziert ist.

Es ist schwer, da etwas Allgemeingültiges zu finden.

Lieben Gruß,
Chavali

Liebe Chavali,

Leider ist es schwer zu erkennen, wer gefährdet ist und sich zu viel in die interaktive Welt verstrickt hat. Weil PC, Kameras und Handys Alltagsgegenstände geworden sind. Derjenige der in einen Sog des Mobbings hineingerät isoliert sich innerlich. Für Außenstehende ist so ein Leiden schwer zu erkennen.

Gewalt ist meist auch ein physischer Akt. Der Mensch von seinem Körper her weiß eigentlich dass Gewalt Kraft bedeutet. Und eine kleine Bewegung mit dem Finger reicht schon um Finsteres auszulösen. Das steht in keinem Verhältnis. Das Bewusstsein etwas Schlimmes hervorgerufen zu haben ist nicht da. Es ist ein komplexes Thema.

Und der Weg vom Opfer zum Täter ist auch nur ein Mausklick weit weg.

Das Thema ist kein Leichtes. Danke das du mir hier geschrieben hast.


Letztendlich hilft Medienkompetenz, ( für junge Menschen) gezeigt von Eltern oder in der Schule. Und das sich die Menschen kennen und sich nah sind. Dann werden Veränderungen am ehesten wahrgenommen. Es gibt auch Hilfen von den Suchtberatungsstätten, auch für Erwachsene. Wenn Verwandte oder Freunde sehen, das sich jemand verannt hat, unbedingt Hilfe holen. Was auch immer:Freunde, Hausarzt, Frauenarzt, Pfarrer, Pastor, Psychologe, Beratungsstellen....

Doch eine Garantie, dass so etwas nicht mehr vorkommt gibt es nicht.

Liebe Grüße sy