Thema: !KRIEG!
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Alt 19.06.2015, 20:03   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ich stimme dem Inhalt deines Sonettes vollkommen zu.
Auch zahlen meist diejenigen die Zeche, die letztlich das Mittel der Gewalt ablehnen, weil sie denjenigen gegenüberstehen, die sie praktizieren.
Da ist die Hemmschwelle auf der anderen Seite beträchtlich niedriger.

Aber mal ehrlich, war dies nicht zu allen Zeiten so?
Früher haben sie jemanden am Baum in deinem Vorgarten aufgeknüpft oder dich direkt in den Krieg geschickt.
Heute schicken sie dir per Medien die Bilder ins Haus und in so vielen Filmen nehmen wir den Tod von Menschen als Unterhaltung in Kauf. Weg ist der Bösewicht.

Freilich sind die beschriebenen Szenarien die großen Tragödien des realen Lebens, aber ich befürchte, dass diese Dramen solange andauern, wie es Menschen gibt, die bereit sind, für ein schwammiges Ideal in den Tod zu gehen.

Aber der Text hat recht. Ich denke zwar oft an jene unglücklichen Menschen, die in Krisengebieten leben müssen, aber so "richtig" mitfühlen kann ich nicht. Ich bekenne mich schuldig, wahrscheinlich bin ich zu teilnahmslos, faul und bequem geworden.
Auf der anderen Seite, was soll ich machen?
Viele Situationen im Leben erlauben es mir auch gar nicht, ständig wie das Leiden Christi durch die Welt zu laufen, weil ich immer an all dieses Leid denken muss.

So hat mich dein Sonett auch ein wenig nachdenklich gemacht, weil es dort getroffen hat, wo üblicherweise das Gewissen sitzt.
Aber für das Elend auf dieser Welt kann es gar kein Mitgefühl geben, das groß genug wäre, um alles aufzunehmen.

Der Text hat mir in diesem Sinne sehr gut gefallen.

Übrigens ist in Zeile drei des zweiten Quartetts eine Hebung zuviel. Nicht dass es sonderlich stört, aber es ist aufgefallen.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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