Moin zusammen,
bevor das "Rätsel" aufgelöst wurde, hatte ich sofort auf diese Zeile getippt, denn hier gibt es die einzige Ausnahme im gesamten Text:
versprechen sich dem Kommen
den im Lichte
Zitat:
Zitat von wolo
Nun aber zur Metrikfrage.
Ich meine, dass die folgende Zeile:
versprechen sich dem Kommenden im Lichte,
ins Kapitel Variation des 5-hebigen Iambus gehört. Wir haben:
xXxx x x Xxx x Xx
|
Dieser Meinung bin ich allerdings nicht.
Bei obigem Metrikschema ist zunächst einmal eine Silbe zu viel:
xXx
x x x Xxx x Xx
Dann wüsste ich auch nicht zu sagen, wo geschrieben steht, dass ein einsilbiger Begriff wie "sich" im Jambus oder im Trochäus nicht betont gelesen werden kann/darf. Das wäre mir gänzlich neu.
Selbstverständlich betone ich hier das "sich", das ergibt sich schon durch den natürlichen Sprachrythmus.
Es mag ja sein, das "sich" keine gleich starke Betonung wie vorher "spre" und danach "Kom" hat, aber ganz sicher wird es stärker betont als "chen" und "dem".
Zudem stünde diese Silbe als unbetonte in der Mitte von drei unbetonten und würde alleine deshalb im Jambus schon den betonten Akzent auf sich ziehen.
Das geht in der alternierenden Lyrik auch gar nicht anders.
Das ist auch nie anders gewesen und das haben sich schon die alten Dichter hier und da zunutze gemacht:
Goethe: "Es gilt wohl nur ein redli
ches Bemühen"
Heine: "In dieses lieblos frosti
ge Gemüt"
Rilke: "ein Unterschlupf aus dunkel
stem Verlangen"
usw. usf...
Dasselbe gilt dann allerdings auch hier:
"versprechen sich dem Kommend
en im Lichte"
So funktioniert alternierende Metrik.
Und davon würde ich mich auch keinen Deut abbringen lassen.
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald