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Dana 01.02.2010 19:31

Zigeunerromantik
 
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Bunte Zirkuswagen, geschmücktes Viergespann
von Freiheitsdrang getrieben, so kamen sie stets an.
Belegten alle Zäune mit Federbett und Topf
und waren nur Zigeuner mit rabenschwarzem Schopf.

Gerade angekommen mit Pferd und Peitschenknall
schon wehten lange Röcke der Frauen überall,
um Gaben zu erbetteln für Oma, Kind und Pferd
und stolze Männer wachten auf Abruf am Gefährt.

Sie konnten Karten legen für ein Suppenhuhn,
gesproch'ne Zauberformeln hatten mit Glück zu tun.
Für Silbermünzen tanzten die Kinder aus dem Stand,
auf nackten, flinken Füßen, es wirbelte der Sand.

Wir Kinder huschten nur und standen unter Bann,
das Fremde ängstigte und zog uns magisch an.
Unheimliche Geschichten schwängerten leis die Luft,
Einheimische und Zugvolk getrennt durch eine Kluft.

Wir wichen erst zurück, wenn einer mit uns sprach,
sobald er sich entfernte, liefen wir ihm nach.
Ein Zauber lag darin, die Angst mit Spaß bezielt,
sein Augenzwinkern funkte, er hätte nur gespielt.

Lodernde Lagerfeuer haben die Nacht erhellt,
ihre Musik und Lieder, wie nicht von dieser Welt.
Der Wald hat sie verschlungen mit Wagen, Kind und Tand
nur wehmutsvolle Weisen ziehen noch durch das Land.
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Chavali 01.02.2010 22:22

Liebe Dana,

dein im Paarreim gehaltenes Gedicht holpert an manchen Stellen ganz schön.
Aber vielleicht soll das ja auch die rumpelnden Zigeunerwagen darstellen ;)

Ja, wenn ich auch Zigeuner aus meiner Kindheit nicht kenne - die Zirkusleute kamen uns auch immer
irgendwie total toll vor.
Ein bisschen unheimlich, ein bisschen verwegen, ein bisschen romantisch und ganz und gar fremd.
Voller Neugier und dennoch gebührender Abstand - so hielten wir es auch.

Der Inhalt mag mir sehr gut gefallen - um das Fließen der Sprache solltest du noch einmal über den Text gehen.
Nur mal ein Beispiel:

Zitat:

Gerade angekommen mit Pferd und Peitschenknall
wehten die langen Röcke der Frauen überall,
um Gaben zu erbetteln für Oma, Kind und Pferd
und stolze Männer wachten auf Abruf am Gefährt.
xXxXxXxxXxXxX
XxxXxXxxXxXxX
xXxXxXxxXxXxX
xXxXxXxxXxXxX

Hm....komisch, obwohl das hier ganz gleichmäßig aussieht, ruckelt es beim Sprechen.
Wahrscheinlich muss man sich erst einlesen :)

Also, das war mein erster Eindruck.

Lieben Gruß,
Chavali

Dana 03.02.2010 20:52

Liebe Chavali,
das hast du sehr gut erkannt - es sind die holpernden Wagen auf unebenen Dorfstraßen ;) - danke dafür.:)
Die wehenden Röcke werde ich "reparieren" - gerade kommt mir eine Idee.

Ich habe die Zigeuner als Kind erlebt und bis heute als Romantik pur in Erinnerung behalten.
Unvorstellbar welche Temperamente da aufkreuzten. Kleidung, Betten und Tücher total bunt. Frauen und Kinder rannten geschäftig auf Dorfstraßen, kamen in die Häuser. Die Kinder tanzten und sangen auf Kommando.

Dein Kommi hat mich sehr gefreut.

Liebe Grüße
Dana

Andere Dimension 04.02.2010 09:45

Hallo Dana,

ein schönes...stimmungsvolles Gedicht- man spürt...sie sehr dich die Zigeuner beeindruckten:)

Bei den Silben hast Du eine Unregelmäßigkeit drin und wechselst gelegentlich von 13 auf 12 Silben

Wir Kinder huschten nur und standen unter Bann

Wir Kinder huschten und standen unter ihrem Bann

das Fremde ängstigte und zog uns magisch an

das Fremde angstigte, doch es zog uns magisch an


Wir wichen stets zurück, wenn einer mit uns sprach

So wichen wir stets zurück, wenn einer mit uns sprach


schon wehten lange Röcke der Frauen überall) hier stimmt die Silenzahl....aber ich würde trotzdem " und schon wehten die Röcke der Frauen überall" schreiben...

schon wehten die Röcke wie beim Zigeunerball wäre auch eine Option


Gerne gelesen dein schönes Gedicht!

Viele Grüße
A.D.

Dana 09.02.2010 20:45

Hallo Andere Dimension,

Zigeunerträumer unter sich.;)

Danke für dein schönes Lob.
Ich habe einige Veränderungen vorgenommen, jedoch die Silben lasse ich unausgezählt. Die Lesart "schluckt" die überflüssigen einfach weg.
(Das brachte mir mein alter Onkel bei, der sich mit Dichtung beschäftigt und fachlich gut auskennt.)

Du hast mich mit deinem "Zigeunerjunge" überhaupt daran erinnert, wie sehr sie mich Jahr um Jahr beeindruckt haben. Nur darum habe ich es gepostet, es ist schon etwas älter.
Wenn du wüsstest wie schön die Zigeunerweisen klingen, die ich in meiner Mutterprache noch kenne und oft singe.
(Leider wird mein Gesang nicht so gewürdigt, wie ich ihn höre.:( Seit meiner Kindheit wird mir bescheinigt, ich könnte die Melodie nicht halten.
Ich singe unverdrossen weiter und bringe andere zum Lachen. Was will ich mehr.:D)

Liebe Grüße
Dana

ruhelos 11.02.2010 11:59

hallo dana,

ich kann gar nicht so schnell antworten, wie du Gedichte schreibst.;), aber bei diesem bezaubernden und zugleich fröhlichen Gedicht darf ich es auf keinen Fall versäumen, meinen Senf dazuzugeben. Der Paarreim erscheint mir sehr passend, da es sich hier um ein frohes und besonders in Kinderaugen aufregendes Thema geht (die Zigeuner und die Zirkuswelt). Es ist dir gelungen das Zigeunervolk und ihre Wirkung auf ihre Umwelt treffend zu verdichten. Besonders Kinder zieht diese für sie fremde Welt an, genau wie du schreibst:

Wir Kinder huschten nur und standen unter Bann
das Fremde ängstigte und zog uns magisch an.

So ist es wohl. Irgendwo zwischen Faszination, Zurückhaltung, Befremdung und Ängstlichkeit, aufgrund der anderen Lebensweise, bewegen sich die Gefühle ihnen gegenüber. Diese Zwiespältigkeit und auch das Leben dieser Menschen hast du formschön verdichtet. Großes Lob von mir!

Viele Grüße
ruhelos

Dana 15.02.2010 19:13

Liebe ruhelos,
es sind aber nicht nur neue Gedichte - ich schöpfe aus Vorräten.;)
Danke für dein schönes Lob und - die Faszination war es, die bis heute lebendig ist, wenn ich an diese Zeiten denke.
Es waren noch die "echten Zigeuner", die sich teilweise über Winter in den Dörfern eingemietet haben.
Bei uns wohnte einst ein Zigeunerbaron, der das Haus nie ohne glanzpolierte hohe Stiefel verließ. Er sang abends mit seiner Frau. Kinder waren nicht dabei.
Vielen Dank nochmals,
liebe Grüße
Dana

Falderwald 05.03.2010 09:36

Liebe Dana,

dein Gedicht erinnerte mich sofort an das Lied "Zigeunerjunge" von Alexandra.
Vielleicht hat es dir auch Pate für den Text gestanden.

Auf jeden Fall beschreibst du die Zigeunerromantik hier wirklich schön aus den Augen eines Kindes.

Diese Menschen haben eine ganz eigene, fast schon magisch anmutende, Lebensart, die immer wieder ein gern verwendetes Thema für Gedichte und Geschichten liefert.
Kaum einem Volk haften so viele Geheimnisse und Mythen an, wie den lebenslustigen Zigeunern, die ausgelassen und fröhlich durch die Welt ziehen, um die Menschen einfach mit ihrem Dasein zu erfreuen.
Die meisten Zigeuner sind Naturtalente und begeistern die Menschen alleine schon durch ihr ausgelassenes Auftreten.
Eine besondere Faszination üben sie auf die Kinder aus.

Das hast du alles schön in deinem Gedicht beschrieben.


Gerne gelesen und kommentiert. .. .:)

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana 18.03.2010 19:44

Lieber Faldi,

Alexandras "Zigeunerjunge" stand Pate für meine "echten" Erinnerungen.;)

Ja, ich habe versucht, die damalige Kindersicht zu verdichten. Alles war darin: Spannung, Abenteuer, Angst und unendliche Neugier.
Die Zigeunerjungen sahen gut aus. Sie waren so ganz anders, als unsere Klassenkameraden. Sie lachten, sie tanzten und blieben doch geheimnisvoll, denn gemeinsame Spiele fanden nicht statt. Sie hielten Abstand.
Ein Grund mehr, für uns Mädchen, sich unsterblich zu verlieben. Wir nahmen jeden Blick, jedes Lächeln wahr und verstanden darin eine Gefühlserwiederung.:o

Welche Vorstellung, einfach mit zu ziehen. Keine Schule, keine Pflichten, nur Tanz und Gesang.
Herrlich bunte und naive Fantasien - denn es gab nicht den kleinsten Kontakt.

Danke für deinen schönen Kommi.

Liebe Grüße
Dana


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