Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 03.05.2012, 17:39   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard Der motivlose Dichter

Der motivlose Dichter

Motive gibt es wirklich viele,
für gute oder schlechte Ziele,
Motive die zu Bildern werden
mit Frauen oder schönen Pferden,

Motive für die Wahlkampfreden,
schön griffig, kurz und gut für jeden,
und auch im Krimi sind Motive
sehr wichtig für die Detektive.

Denkt einer philosophisch tief,
dann sucht er nach dem Leitmotiv
für sich und alles, was die Welt
im Innersten zusammenhält.

Allein der Dichter braucht das nicht,
denn dadurch, dass er schreibt und spricht
ist er erst in der Welt daheim,
machst so auf alles sich 'nen Reim.

Angeregt durch 'Wald- und Wiesenpoet' von fee
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2012, 18:39   #2
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

Zitat:
Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
denn dadurch, dass er schreibt und spricht
ist er erst in der Welt daheim,
machst so auf alles sich 'nen Reim.

soso, lieber thomas,

du gehst also dem motiv des motivs etwas genauer nach. feine sache.
der schluss, dass der poet also entwurzelt wäre, würde er nicht wissen, was er be-schreiben sollte oder könnte, ist schon etwas gruselig, hat aber sicherlich ein körnchen tiefer wahrheit.

dieses gefühl von "nicht-heimat" außerhalb der eigenen wortwelt ... muss der dichter tatsächlich alles durch be-schreiben sich erst zu eigen machen? ist das sein motiv? "sich einen reim auf das zu machen", was einem tagtäglich so begegnet und einen berührt, ist immens wichtig. das sehe ich auch so. jeder macht das. nicht jeder aber in demselben grad und vor allem nicht jeder in gedicht-form. vielen genügt, sich ihre eigene lebensphilosophie zurechtgelegt zu haben irgendwann und dann wird nach dieser dahingelebt (und manchmal fährt die eisenbahn drüber - man beharrt darauf, dass alles schon irgendwie in dieses eigene weltbild gepresst und gepasst werden muss und kann....).

was also steckt dahinter, dass doch die meisten dichter ihre welt-beschreibungen öffentlich machen "müssen"? ich frag mich das öfter, weil ich es ja an mir selbst auch so beobachte. dieses motiv des "in den raum rufens", damit ein echo kommt, um zu hören, wie dieses ausfällt, ist ja schon tief in mir. nicht nur auf das dichten bezogen. ticken alle dichter so? ist es das?

du siehst - viele fragen stößt dein text an. und ich wälze sie auch diesmal wieder gerne ein wenig hin und her. danke.


lieber gruß,

fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
fee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2012, 17:57   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

@ fee
Zitat:
der schluss, dass der poet also entwurzelt wäre, würde er nicht wissen, was er be-schreiben sollte oder könnte, ist schon etwas gruselig, hat aber sicherlich ein körnchen tiefer wahrheit.
aber so ist es wohl, denn: was wäre eine laus ohne ihren wirt?

ich denke, das problem ist ein allgemein menschliches : wir machen uns alles durch sprache zu eigen. erst, was wir durch einen begriff erfassen können, wird uns gedanklich zugänglich.
und so erobern wir uns allmählich die welt.
dichterlinge tuns halt in einer metrisch - klanglich-reimtechnisch - rhythmisch von ihnen nachgestalteten welt.

ich denke aber, dass ich auch so existieren würde - zumindest hab ich meine vorforums -zeit nicht inexistent verbracht, wie mir ja manche fotos nachweisen....

Zitat:
vielen genügt, sich ihre eigene lebensphilosophie zurechtgelegt zu haben irgendwann und dann wird nach dieser dahingelebt
gegenfrage: nach welcher lebensphilosophie sollte man denn dahinleben, wenn nicht nach der eigenen?

dass sich philosophien so schwer ändern, liegt wohl daran, dass sie zumeist mit erfahrungen verknüpft sind, die sich nicht verändern lassen.
neu bewerten könnte man diese vielleicht - aber das ist mitunter ein sehr mühevoller und langwieriger lernprozess, dem oft auch tiefenpsychologsche hindernisse im wege stehen.....

ich denke so: wer sich ändern will, der ändert sich auch!
dem veränderungsdruck, der einem durch andere auferlegt wird, setzt man oft aus gutem grunde widerstand entgegen! wer will schon, dass an einem bloß herumgedoktert wird?

das "in- die -welt" rufen ist einfach der wunsch des menschen nach resonanz.
auch der beste partner der welt ( so man ihn hätte) schwingt nicht zu hundert prozent auf der eigenen ebene! ( die restlichen 97, 5 prozent muss man sich anderswo besorgen! )


@ thomas,
(verzeih , dass ich dich jetzt erst drannehm),
mit oder ohne reime: zuerst mal muss der dichter als mensch in sich selber daheim sein (oder zumindest auf dem wege dahin)
vielleicht ist das ja sein hauptmotiv, um zu schreiben?

warum schreibe ich?
einfache antwort: mir macht das reimen einfach spaß!
es klingt gut, es ist musik in meinen ohren, es ist lebensfreude pur.
(manchmal auch nur spannungsabbau)
motivlos sein? kenn ich nicht! die welt ist voller motive.
das mir zu den motiven gerade nichts einfällt: das ja.
( eben weil mal keine zeit ist, weil ich zu müde bin, oder weil ich grade keine lust habe, gedanklich stromlos bin)

aber das hab ich längst gelernt zu akzeptieren wie es ist.
schließlich regnets ja auch nicht jeden tag - und trotzdem ist immer wetter!

und so ists auch mit der dichtung.
die welt ist voller motive - und trotzdem muss nicht immer alles belabert werden! ( weder von mir noch von sonst wem)

mancher sonnenuntergang darf und sollte völlig kommentarlos im dunkel der nacht verschwinden dürfen!
ihn mit einem anderen menschen schweigend zu genießen - ist das nicht vielleicht das allerschönste motiv?
zur sprache gehört nämlich auch das beredte schweigen.

und in diesem sinne
halt ich jetzt mal die klappe!

liebe grüße -be motivated!
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2012, 21:49   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe fee, liebe larin,

eure beiden Kommentare ergänzen sich so schön, dass ich gar nichts mehr zu sagen weiß, außer: Vielen Dank!

Liebe Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
An die Dichter Erich Kykal Denkerklause 18 31.12.2011 09:26
An den Dichter Friedhelm Götz Ein neuer Morgen 2 27.12.2011 18:43
Dichter, macht dichter! a.c.larin Stammtisch 2 26.12.2011 14:43
Ein Dichter Walther Finstere Nacht 2 02.04.2011 11:34


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:45 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg