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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 09.10.2014, 17:10   #1
Chavali
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Standard Wach auf!

Zeit, die sinnlos du verloren hast,
liegt wie schwere Steine auf Papier.
Zeit war stets ein ungeliebter Gast,
totgeschlagen wurde sie von dir.

Seelenlos liegt sie auf deinem Weg,
ausgeblutet durch den Mord an ihr.
Ihre Augen - welch ein Sakrileg! -
starren blicklos wie ein totes Tier.


Wach auf und wehre dich!
Beleb die tote Zeit!
Es ist schon längst soweit!




inspiriert von Erich Kykals Wider die Trägheit
__________________
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (12.10.2014 um 18:17 Uhr)
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Alt 10.10.2014, 17:05   #2
ginTon
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Hi chavilein,

ich denke es geht in dem Text, um den Menschen und seine ihm gegebene
Zeit. Ähnlich wie den Ausdruck Carpe diem könnte ich mir das vorstellen...
Außerdem kristallisiert sich heraus, dass der Mensch seine Zeit nicht durch
Gier etc. vertun sollte und sie lieber anderweitig investieren müsste, denke
ich mal.

Ich habe jetzt Erich Kykal sein Werk nicht gelesen, deins hier gefällt mir
aber richtig gut

In Strophe 2 tendiere ich zu:
Zitat:
Augen, blicklos, sind ein Sakrileg
deiner Zeit, vertan in stummer Gier.
gerne gelesen.. liebe Grüße ginnie
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Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 10.10.2014, 19:27   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi!

Es ehrt mich, dass du mich als Inspirationsquelle empfindest!

Das Gedicht gefällt mir gut, besonders die beiden Vierzeiler sind sprachlich wohlgesetzt und lyrisch gelungen. Durch die betonten Auftakte wirken sie dynamisch und fordernd, geradezu anklagend. Das Bild von den schweren Steinen auf Papier ist stark, aber man muss nachdenken, inwiefern es für verlorene Zeit stehen kann. Es wirkt wie ein intuitives Bild, jenseits logischer Erklärbarkeit, aber es wirkt.
In S2 ist von stummer Gier die Rede, aber es wird nicht herausgestellt, worauf sich diese bezieht. Denn die Zeit wurde ja "totgeschlagen", wie in S1Z4 zu lesen ist, was impliziert, dass der Angeklagte eher auf der faulen Haut lag. Gier passt nicht zu diesem Bild. Hier wäre eine Erklärung dieser Wortwahl im Text von Nutzen, vielleicht durch einen dritten Vierzeiler?
Auch die Formulierung des Satzes selbst gibt Rätsel auf: Ein "Sakrileg deiner Zeit" bedeutet, dass ebendiese Zeit sich eines Sakrilegs schuldig gemacht hat, was dem restlichen Inhalt zuwiderläuft. Richtig müsste es heißen, dass es sich um ein Sakrileg AN deiner Zeit handelt. Also sind die blicklosen Augen ein Sakrileg AN deiner Zeit. Aber inwiefern können Augen ein Sakrileg sein? Und wessen Augen? die des Angesprochenen? Sinnbildliche Augen der vertanen Zeit?
Sorry, aber aus diesen beiden Zeilen (S2Z3,4) werde ich nicht recht schlau.
Ansonsten sehr gelungen!

Zeit, die sinnlos du verloren hast,
liegt wie schwere Steine auf Papier.
Zeit war stets ein ungeliebter Gast,
totgeschlagen wurde sie von dir.

Seelenlos liegt sie auf deinem Weg,
ausgeblutet durch den Mord an ihr.
Augen, blicklos, sind ein Sakrileg
deiner Zeit, vertan in stummer Gier. Leerstelle zuviel nach dem Komma.

Wach auf und wehre dich! Ab hier unbetonter Auftakt. Absicht?
Beleb die tote Zeit!
Es ist schon längst soweit!


Gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2014, 10:05   #4
Chavali
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Servus Erich,

der letzte Abschnitt ist absichtlich (natürlich ) in unbetonten Auftakten gehalten.
Das soll die Aussage potenzieren, vor allem durch den Wechsel des Sprachrhythmus.

Dass du die letzten beiden Zeilen der zweiten Strophe als nicht recht schlau werdend empfindest,
kann ich gut nachvollziehen - irgendwie kommt nicht so richtig raus, was ich sagen wollte,
denn Gier ist tatsächlich eher ein aktives Wort, wobei doch eher die Passivität
angeprangert werden sollte.
*grübel*
Jetzt muss ich überlegen, wie ich das besser hinbekomme, auch im Hinblick auf Sakrileg, das in erster Linie
reimgeschuldet ist, wobei es sinngemäß doch ganz gut reinpasste.

Wer eine Idee hat - immer her damit

Was die Augen betrifft, sollen es sinnbildliche der vertanen Zeit sein.

Abgesehen davon bescheinigst du dem Text
Zitat:
Ansonsten sehr gelungen!
das freut mich sehr! Danke dafür und für deine Einwände, die immer nachdenkenswert sind.
Zitat:
Es ehrt mich, dass du mich als Inspirationsquelle empfindest!
Ja desöfteren.

Lieben Gruß,
Chavi



edit:

huch ginnie
du warst ja auch noch da!

Danke für deine Interpretation. Freut mich, wenn es dir gefallen hat.
Deine Idee für Strophe 2 hatte ich zunächst übernommen, aber wie sich herausgestellt hat,
werde ich wohl noch einmal ändern müssen.


Dir auch liebe Grüße!
chavi
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Geändert von Chavali (11.10.2014 um 10:09 Uhr)
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Alt 11.10.2014, 12:04   #5
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

wie gefiele dir dies:

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starren blicklos wie ein totes Tier.



LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2014, 18:19   #6
Chavali
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Zitat:
Zitat von eKy
wie gefiele dir dies:

Seelenlos liegt sie auf deinem Weg,
ausgeblutet durch den Mord an ihr.
Ihre Augen - welch ein Sakrileg! -
starren blicklos wie ein totes Tier.
Ja, das ist es! Wunderbar, Erich, vielen Dank.

Schon geändert


LG Chavali

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Alt 13.10.2014, 12:41   #7
juli
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Standard Liebe Chavali :)

Jeder sollte seine Lebenszeit so sinnvoll nutzen wie nur möglich. Doch es ist allzu menschlich, das Zeit vertan wird, um sich selbst der Nächste zu sein.

Dein Gedicht ist gelungen, es macht nachdenklich und wach. Ich finde besonders die zweite Strophe spitze.

Liebe Grüße sy
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Alt 14.10.2014, 08:54   #8
Chavali
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Liebe sy,

natürlich gehören Relax-Zeiten auch zum Leben - und das so manches Mal ganz ausführlich

Dieser Text entstand durch Erich Kykals Wider die Trägheit
das mich inspirierte.
Von daher wollte ich niemanden dazu auffordern, seine Zeit in Hektik zu verbringen

Danke für deine Rückmeldung

Lieben Gruß,
Chavali
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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2014, 15:23   #9
Chavali
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Hallo Blacky,

der Text hat einfach eine Form, die mir passend erschien. Auf jeden Fall könnte man noch ein zweites Terzett
dazuschreiben.
Oder aus dem Terzett einen Vierzeiler machen

Vielleicht fehlt ja tatsächlich noch so eine Art Resümee oder Conclusio...
Aber ich lass das erstmal so.
Meistens reflektiere ich nach einiger Zeit meine Texte. Manchmal ist dabei schon eine Überarbeitung
herausgekommen....

Danke für deine Überlegungen und die lobende Rückmeldung!

LG Chavali



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