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Alt 22.03.2014, 18:31   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Standard Das Lied der Steine

Wo fern der Zeit in eines Waldes Tiefen,
an eines Baches Murmeln ich erwachte,
wo manchen Tag mit Wundern ich verbrachte,
die in den unerklärten Räumen schliefen,

wo ich als Knabe spielte mit den Dingen
aus Zweig und Rinde in erdachten Kreisen,
in denen Helden weit wie Vögel reisen
und alle Taten, sind sie gut, gelingen -

dort schlafen graue, moosgefleckte Steine
auch heute noch in wilden Heidelbeeren,
und nie erwachend wachsen sie ins Reine,

in die Erinnerungen, die mich nähren
und mir ein Lied von Ewigkeit gewähren
im Chor mit winddurchrauschten Koniferen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 22.03.2014, 21:00   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.001
Standard

Servus Erich,

das Lied der Steine in einem einzigen Satz als Sonett komponiert!
Das nenne ich gekonnt und wie immer in einer wunderschön lyrisch-poetischen Sprache.

Danke für den dichterischen Leckerbissen am Sonnabendabend

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 22.03.2014, 23:30   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Chavi!

Danke für die Blumen! Nicht, dass ich es drauf angelegt hätte, alles in einem Satz durchzupeitschen... das habe ich selbst erst hinterher gemerkt.

https://www.google.at/search?q=stein...w=1600&bih=754

Einer von vielen Links zu den Steinschönheiten meiner Heimat, dem Mühl- sowie dem benachbarten Waldviertel.

LG, eKy
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Alt 24.03.2014, 14:40   #4
juli
Gast
 
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Standard Hallo eKy

Da ist Dir ein wunderschönes Gedicht gelungen.
Mir gefällt besonders:
dort schlafen graue, moosgefleckte Steine
auch heute noch in wilden Heidelbeeren,
und nie erwachend wachsen sie ins Reine,


Sehr sehr gerne gelesen.

LIebe Grüße von sy
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Alt 24.03.2014, 16:37   #5
Erich Kykal
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Hi, Sy!

Vielen Dank! Ich hoffe, der Link in meinem oberen Antwortkommi ist dir nicht entgangen. Er führt zu einigen Bildern von Steinformationen in meiner Gegend. (Gibt wesentlich mehr in diesem präkambrischen Rumpfschollengebirge!)

LG, eKy
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Alt 29.03.2014, 08:01   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

das Sonett gefällt mir ausnehmend gut, lässt es doch zwischen den Zeilen durchaus die Vergänglichkeit der eigenen Visionen und Träume erkennen, wohingegen die Steine ihr Lied scheinbar unendlich weiter singen werden.

Sie werden auch dann noch singen, wenn wir alle längst nicht mehr sind, doch sie werden die Erinnerung noch lange transportieren, die einst jemand an sie hatte.

Nicht auf ewig freilich, aber schon bis an den "Anfang des Endes der Ewigkeit".

Wenn man es so betrachtet, dann bleibt vielleicht ja doch etwas zurück...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 29.03.2014, 08:16   #7
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Eine romantische Vorstellung, die du da deutest, aber für die Physik ist so ein Findling nicht mal ansatzweise ewig - der hält keine Million Jahre!
Gemessen am Alter des Universums oder selbst der Erde ein Wimpernschlag, so ein Brocken!
Nein, "ewig" ist als - nicht eben wohldurchdachte - Vorstellung nur ein Sehnsuchtsseufzer in unserem Bewusstsein - aber genau dort darf das Wort bedeuten, was es soll, so wie die Terzette es letztlich beschreiben.

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Alt 29.03.2014, 08:44   #8
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

zwar stimme ich dir im eigentlichen Sinne bezüglich der Ewigkeit der Steine zu, ich muss dir aber leider insofern widersprechen, weil letzten Endes nichts verloren gehen kann.

Es können sich zwar Form, Struktur und Zustand verändern, die Materie an sich aber bleibt vorhanden. Wo soll sie auch hin? In Nichts auflösen kann sie sich nicht, denn sie ist ja nicht nichts.

Ich weiß, dass sind jetzt Wortklaubereien.

Ich meinte auch mehr, dass ein paar Millionen Jahre, und so lange halten Steine durchaus, doch im Gegensatz zur relativ kurzen menschlichen Existenz eine Ewigkeit sind.

Es bleibt eben alles relativ...


Liebe Grüße

Falderwald
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Alt 29.03.2014, 08:55   #9
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Stimmt, es ist Wortklaubererei, vor allem, wenn die eigentliche Definition des Gegenstandes, die Bedeutung des Wortes selber dabei verlorengehen.
Denn es mag stimmen, dass "nichts" verlorengeht, indes das, was wir landläufug als "Stein" bezeichnen, ist dann eben keiner mehr, zerfallen zu Staub oder sogar submolekularen Partikeln, per definitionem dann eben kein Stein mehr! Und darum geht es nun mal bei Begriffen, die einer bestimmten Substanz Rahmen und Form verleihen. Geht diese Form verloren, ist es für den menschlichen Bezug bedeutungslos, dass ihre Materie weiterexistiert.
Anderes Beispiel: "Wir sind alle Sternenstaub" - ein schöner Gedanke, dennoch finde ich keinen emotionalen Bezug zu den Partikeln, die, eben aus einer Sonne geboren, dereinst Teil meines Körpers sein werden.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (29.03.2014 um 08:58 Uhr)
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Alt 09.04.2014, 08:59   #10
Christian Wolf
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.12.2012
Ort: Deutschland
Beiträge: 149
Standard Danke für den Gedanken

Ich ging also in den Wald und wohin fällt mein Blick? Aufs Moos aufs Grün und lang vergessne Kinderträume, du hast meine Augen noch ein Stück weiter geöffnet, von Gestern auf Heute, das hat mir sehr geholfen, wieder einen Weg in die Poesie zu finden und dafür schätze ich deine Gedichte, als Stärkung und Hoffnungsschimmer, dass noch viele solcher Blumen blühen, die ich nur finden muss, diese Poeten, die noch nicht Konsum oder Avantgarde verfallen sind in dieser Zeit. Großes Lob, weil deine Gedichte mich erneut anregten, als ich gerade keinen Rilke oder Novalis im Gepäck hatte. So groß sind Sie, dass Sie tatsächlich aus dem Schulalltag heraus, wie diese großen Köpfe noch etwas in mir regen konnten, das ich abgestorben glaubte. Danke!
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