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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 23.01.2011, 13:45   #21
Mike_S
Heiliggeborener
 
Registriert seit: 09.05.2010
Beiträge: 43
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Hallo Archimedes,

ich zitier Dich mal:
Zitat:
Ein Kommentar hat, wenn nicht nur Lobhudelei betrieben wird, doch immer die Absicht, das Gedicht zu verbessern. Das habe ich auch hier immer aus den Kritiken herausgelesen.
Wenn das Deine Maxime ist, behalte sie. Ich selbst liebe das Lobhudeln, wenn ich ein Gedicht klasse finde. Ich habe mich geradezu der Lobhudelei verschrieben.

Du siehst, es gibt auch andere Maximen. Ich schreibe mal: Jeder so, wie es ihm beliebt.

Nichts für ungut und
beste Grüße in die Bundeshauptstadt.
Mike S


P.S.: Da fällt mir noch was ein, wo wir schon über Art und Weise des Kritikübens schreiben.

Vokabeln wie Lobhudelei oder Verballhornung sind nicht nur antiquiert, es handelt sich auch um hässliche Wörter, die affektiert rüberkommen und zu nichts anderem taugen als ein gedankliches Erbrechen der Silben und Buchstaben der soeben konsumierten Wörter hervorzurufen. Derartige Hässlichkeiten sollten einfach nicht in einem Kommentar zu solch einem Kleinod stehen.
__________________
Ja, es waren Gedanken aus Sternenstaub, gezeichnet in der schnellen Zeit und doch ein Kosmos für die Ewigkeit.

Geändert von Mike_S (23.01.2011 um 13:49 Uhr)
Mike_S ist offline  
Alt 23.01.2011, 20:20   #22
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
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Hallo zusammen,

ich denke, jeder hat seine eigenen Maximen und das ist gut so.

Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn dem Autor eines Textes ein Lob zugesprochen wird, aber ebenfalls sind Verbesserungsvorschläge und auch Kritik hier erwünscht.

Ich zitiere mal:

Zitat:
Zitat von Archimedes
Ein Kommentar hat, wenn nicht nur Lobhudelei betrieben wird, doch immer die Absicht, das Gedicht zu verbessern. Das habe ich auch hier immer aus den Kritiken herausgelesen.
Was sagt das aus?
Ein Kommentar hat die Absicht, das Gedicht zu verbessern, wenn (also Konjunktiv) nicht nur Lobhudelei betrieben werden soll.
Was folgte auf diese Aussage?

Eine konstruktive Kritik, welche sich mit zwei Ausdrücken im vorliegenden Text auseinandersetzte und Vorschläge unterbreitete, die sogar der Autorin schlüssig und übernehmenswert erschienen.

Dort steht kein Wort davon, daß Lob nicht erwünscht oder erlaubt sei.

Der Begriff "Lobhudelei" mag zwar antiquiert sein, dennoch trifft er manchmal des Pudels Kern.
Auch wenn dieser Ausdruck meist negativ konnotiert wird, so scheint er doch angebracht, wenn ein vermeintlich gutes Kunstwerk nur oberflächlich betrachtet und zugunsten des Autors auf eine ehrliche und konstruktive Kritik verzichtet wird.
Mich als Künstler erfreut ein einfaches Lob auch, jedoch ist diese Freude meist nur von kurzer Dauer, da ich dann oftmals merke, daß sich der Kommentator gar nicht richtig mit meinem Text auseinandergesetzt hat.

Dann wollen wir uns diesem Kleinod jetzt einmal ausführlich widmen:


Hallo Medusa,


Zitat:
Januar in Berlin
Ein vielversprechender Titel

Zitat:
Die lärmende Großstadt wird still unterm Schnee,
Das Bild kann ich nicht ganz nachvollziehen. Seit wann wird eine lärmende Großstadt still unter dem Schnee? Die Geräusche verändern sich höchstens, werden dumpfer, vielleicht weniger aggressiv, aber unter Stille stelle ich mir was anderes vor.
Außerdem ist "unterm" kein besonders schönes Wort. Wenn auch in der Alltagssprache durchaus gebräuchlich, so sollte sich ein Dichter solcher Ausdrücke tunlichst enthalten. Wo bleibt die schöne Wortkunst?

Zitat:
das Grau wirkt verzaubert im Flöckchengestöber.
In der zweiten Zeile stört den Eindruck ganz erheblich die Verniedlichungsform des Wortes Flockengestöber. Bei Schneeflöckchen, Weißröckchen kann ich das noch reimbedingt hinnehmen, doch hier tut das keine Not, weil auch der Ausdruck Flocken ganz prima in die Metrik passt.
Zumal dieses "Flöckchengestöber" ja eine ganze lärmende Großstadt still unter dem Schnee begraben soll.

Zitat:
Viel zarter erscheint uns, was gestern noch gröber,
Was? Was erscheint uns viel zarter? Was war gestern noch gröber?
Diese Frage bleibt ungeklärt. Es ist, als tappe man im Dunkeln eines dichten Schneegestöbers.
Zudem lässt der unvollstänige Satzteil (was gestern noch gröber [war]) auch keine Zufriedenheit in der dritten Zeile aufkommen.

Zitat:
ganz langsam, gelassen, fließt weiter die Spree.
Was jene Zeile an dieser Stelle als Nebensatz soll, bleibt völlig unklar.
Der Bezug zum vorhergehenden Teilsatz lässt sich nicht herstellen, denn die Spree fließt ganz bestimmt nicht gelassen weiter, weil uns irgendetwas zarter erscheint, was gestern noch gröber (war).
Zumindest ist das nicht vorstellbar.


Zitat:
Berliner vermummen sich, halten sich warm,
Das sollten sie selbstverständlich auch tun bei solch einer Wetterlage.

Zitat:
die Kinder erobern die eiskalten Hügel,
Auch das ist sicherlich zeitweise zu beobachten.

Zitat:
verleihen der Himmelspracht duftige Flügel.
Ah ja.
Das klingt dermaßen reimgeschuldet und künstlich auf Lyrik gemacht, daß es schon fast wieder schön ist. Aber eben nur fast, weil selbst dem geneigten Leser der Vergleich hinken müsste, wenn der Himmelspracht duftige Flügel durch vermummte Berliner und auf Schneehaufen rumkrabbelnde Kinder verliehen werden soll.

Zitat:
All jenen die heute nicht frierend, nicht arm,
Was?
Wieder ein unvollständiger Satz, denn es fehlt das Verb.

Zitat:
zeigt Janus sein lächelndes, schönstes Gesicht.
Die Metapher Janus ist gut gewählt, die Bedeutung ist klar.
Nun zeigt er plötzlich sein zweites Gesicht aber nur jenen, die nicht frieren und nicht arm sind?
Das verstehe wer will, denn die Armen und Frierenden gehören doch auch zu der oben erwähnten Großstadt. Oder sind diese alle auch blind?
Denn die nächste Zeile lautet:

Zitat:
Taucht unsere Stadt in zartgoldenes Licht,
Welche aber wieder einen unvollständigen Satz beinhaltet. Obschon deutlich wird, wer hier gemeint ist, stört es doch sehr, wenn in einem Satz das Subjekt fehlt.

Zitat:
erfreut uns gar prunkvoll, lässt dampfend uns lachen,
Wer ist uns? Die Nichtfrierenden und Nichtarmen aus S2/Z4 ?

Zitat:
manch tolldreiste Sprünge und Rutscher entfachen ,
Dazu braucht es aber keinen Sonnenschein.

Zitat:
malt hochrote Nasen in jedes Gesicht
Das alle Leute eine (hoch)rote Nase vor Kälte bekommen, ist eine bloße Behauptung und beinhaltet nur ein Klischee, bedient sich also einer abgedroschenen Redensart und einem überanspruchten Bild, weil hier allen Personen (und Objekten s.u.) eine gemeinsame Eigenschaft zugeschrieben werden soll.
Zitat:
Zitat von Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 1970.
Klischees sind vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.
Das gilt ebenso für die folgende Aussage:

Zitat:
und kriecht durch die Kleidung, denn keine ist dicht.
Was auch den abschließenden Höhepunkt der Winterbetrachtung eines Januartages in Berlin darstellt.


Auch wenn das Ganze metrisch und reimtechnisch einwandfrei in (nicht klassischer) Sonettform dargestellt ist, kann es nicht über die inhaltlichen Mängel hinwegtäuschen. Die teilweise unvollständigen Sätze tun das Übrige, so daß als abschließendes Fazit eine Gedichtzeile als Zitat hier angeführt werden möchte:

Zitat:
ganz langsam, gelassen, fließt weiter die Spree.

Sorry, Medusa, ich hätte dein Werk gar nicht erst kommentiert, doch konnte ich der Aussage, dieses sei ein Kleinod, hier ganz und gar nicht zustimmen, vor allem, da schon wesentlich Besseres aus deiner Feder geflossen ist, so daß mich fehlende Stringenz und Reflektion in dem vorliegenden Text hier doch sehr überraschten und geradezu zum Widerspruch der o.a. Aussage aufforderten.



Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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