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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 26.10.2014, 02:38   #1
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Sommervogel Meuterei auf der Insel

Getöse dringt aus der Kommandozelle.
Ein Unglücksrabe kreist und bringt die Kunde:
'Der Häuptling wünscht sich eine Villanelle!'

Sogleich erbreche ich die Frikadelle,
die Brocken gehn am Tischbein vor die Hunde.
Getöse dringt aus der Kommandozelle.

Gedränge an der Frustabladestelle,
die Botschaft ist bereits in aller Munde:
'Der Häuptling wünscht sich eine Villanelle!'

Schon schlängelt sich die erste Flüchtlingswelle
zum Pier. Die Fähre geht in einer Stunde.
Getöse dringt aus der Kommandozelle.

Wo finden wir die Nelle auf die Schnelle?
Mein Magen dreht noch eine Ehrenrunde.
Der Häuptling wünscht sich eine Villanelle.

Da kommt die Chefin, schwingt die Suppenkelle,
mir deucht, sie ist mit uns, dem Volk, im Bunde.
Getöse dringt aus der Kommandozelle -
der Häuptling wünscht sich keine Villanelle.

Nachlese:
Die Neumöblierung der Kommandozelle,
zwei Dellen in des Häuptlings Dauerwelle,
ein Gratiskurs zum Thema 'denk mal Kunde' -
war sie das wirklich wert, die Villanelle?

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Originalversion der S 2:

Schon übergebe ich die Frikadelle,
das Tischtuch geht ein zweites Mal zugrunde.
Getöse dringt aus der Kommandozelle.

Grund für die Änderung: Z2 nimmt Bezug auf eine Formulierung in der sapphischen Odenstrophe der Userin Claudi.

Originalversion von S 4:
Zum Hafen strebt die erste Flüchtlingswelle,
die Fähre sticht in See in einer Stunde.
Getöse dringt aus der Kommandozelle.

Aufgrund der leichten Inversion in Z2 geändert.
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (30.05.2020 um 17:55 Uhr)
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Alt 26.10.2014, 13:02   #2
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Liebe Lai,

das ist ja eine abgefahrene Geschichte um das Verwirrspiel Villanelle - keine Villanelle.
Da muss erst die Chefin ein Machtwort sprechen - wie immer

Hat absoluten Schmunzelcharakter
Und formell perfekt ist sie auch, dessen bin ich mir sicher.

Die Nachlese ist wohl das Fazit aus der ganzen Sache. Und alles wegen einer Villanelle


Frikadellengrüße mit Blume
Chavi



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 26.10.2014, 16:27   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Lailany :)

So ist das nun einmal, wenn ein Chef eine Villanelle wünscht.

Besonders gefällt mir der Reim Villanelle / Frikadelle.

Bei dieser Form kann man immer so schön wiederholen. Damit kann man nachdrücklich etwas sagen. Dir ist es humorvoll gelungen.
Die Nachlese finde ich klasse!

Sehr gerne gelesen sy
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Alt 26.10.2014, 18:57   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Lai!

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... Ich muss Faldi bei Gelegenheit nach seinen Dellen fragen - aber ich glaube nicht, dass Dana wirklich so rabiat die Suppenkelle schwingen würde, Villanelle hin oder her!

Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2014, 13:42   #5
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard

Liebe Lai,

deine Villanelle über die Villanelle hast du sicher nicht auf die Schnelle geschrieben. Dafür ist sie zu gut, und wie genial sich der rote Faden durch die Pelle zieht, gelle?

Eine humorige und geniale Frikadelle - äh, Villanelle! Ich bin begeistert!

Lieben Gruß
Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2014, 17:48   #6
Carmen Dior
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

liebe Lailany,
sehr gute Arbeit, wobei die Schreib-Idee schon der Knaller ist

Gut gemacht

LG von der Carmen
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Alt 27.10.2014, 22:00   #7
Nachteule
geehrt und gefiedert
 
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Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
Standard

Hallo Lailany,

kann sein, dass du etwas bei den Gedichten des letzten Mals geklaut hast? Zumindest habe ich den Eindruck, das Tischtuch seit dem letzten Monat nicht in der Wäsche war.
Der Unglücksrabe, der diesmal kein Unglück hat, sondern Unglück verkündet gefällt mir auch. Hat das Humorige, das es für die Rubrik braucht.

Zitat:
Zum Hafen strebt die erste Flüchtlingswelle,
die Fähre sticht in See in einer Stunde.
Getöse dringt aus der Kommandozelle.
Hier hast du leider zwei Inversionen drin. Ohne den Reim zu zerstören lassen die sich aber leider nur schwer rausholen.
Ich könnte mir
"Im Hafen steht die erste Flüchlingswelle,
die Fähre startet schon in einer Stunde."
vorstellen. Ich weiß aber nicht, ob ich damit selbst zufrieden bin... Das nimmt dem zweiten Vers nämlich das nautische...
Aber du kannst ja selbst entscheiden und meine Vorschläge sind ja auch meist als Denkanstöße gedacht.

Zitat:
Wo finden wir die Nelle auf die Schnelle?
Mein Magen dreht noch eine Ehrenrunde.
Der Häuptling wünscht sich eine Villanelle.
Bezieht sich das Nelle hier auf die Villanelle? Wen ja, warum fehlt dann das "Villa"? Sonst würde mich der Schlagreim etwas stören...

Dass du am Schluss, quasi als Conclusio, den Wiederholungsvers veränderst, finde ich ganz gelungen, obwohl ich nicht weiß, ob die form das erlaubt.

Allerdings erinnere ich mich noch an den Chatmarathon, dessen Ende darauf hinweist, dass die Hosenverhälntisse in der Eilandfamile dann doch etwas anders gelagert sind.

Was mir gefällt ist, dass du die Satzzeichen der Wiederholungen änderst. Habe ich bei anderen Wiederholungsgedichten auch gerne gemacht.

(Das Reimschema in deinem Nachtrag hast du etwas verdreht. )

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule

Geändert von Nachteule (27.10.2014 um 22:06 Uhr)
Nachteule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2014, 05:38   #8
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
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Beiträge: 945
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Liebe Kommentatoren,

Chavi,
tja, wo gemeutert wird, fliegen Schöpfkellen, Mortadellen, sowie Frikadellen an den unmöglichsten Stellen. Dass es dabei zu Terrorwellen kommt und es obendrein die Hunde aus allen Ecken bellen, liegt an der Natur der Sache.
Gehört alles zum regen Inselleben.

sy,
besonders Suppenkellen eignen sich gut für 'nachdrückliche' Aussagen. Sind genauso brauchbar wie Nudelhölzer, oder Bratpfannen. (Insiderwissen.)
Ja, ich musste sogar eine Nachlese anhängen, denn ich war so in Fahrt, dass mir 6 Strophen nicht ausgereicht haben.

Eky,
dass Dana eine olympische Goldmedaille im Kellenschwingen hat, wusste ich bis vor kurzem gar nicht. Und Faldi hat Dellen? Da bindest Du mir aber jetzt eine Beere auf.
Anwesende sind bei meinen Texten immer ausgenommen. Ähnlichkeiten oder Bezugnahmen auf bekannte Personen sind natürlich rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

Sid,
ich hab, zu meinem eigenen Erstaunen, die Villanelle wirklich ruck zuck rausgehauen. Schon beim Sammeln von Reimwörtern ergab sich der Rohbau, zum Feinschliff hatte ich dann genügend Muße. Normalerweise wird mir die Zeit immer zu kurz, bin ich doch ein recht langsamer Geselle, doch diesmal schwammen sie nicht weg, die Felle.

Carmen Dior,
ich mag eigentlich Strophenformen mit Wiederholungen nicht, die können ganz schön dröge sein. Freut mich sehr, wenn ich es knallen lassen konnte.

Nachteule,
die Tischtuch-Zeile war ganz bewusst und als zusätzlicher kleiner Insider-Gag angedacht, den die, die Claudis Odenstrophe kennen, sicher als solchen erkannt haben. Der Hinweis darauf liegt ja in der Formulierung, dass das "Tischtuch ein 2.mal zugrunde geht".
An Ideen gebrichts mir wahrlich nicht und darum werd ich diese Zeile gleich ändern.

Was mir schon recht oft passiert, ist, dass ich den Satzbau der englischen Grammatik verwende. Als Inversionen würd ich meine beiden Sätze nicht bezeichnen. DAS wär mir dann doch selbst aufgefallen, denn bei denen gruselts mir regelrecht.
Dein Vorschlag: Die Fähre startet schon in einer Stunde...
hat doch exakt denselben Satzbau wie mein: Die Fähre sticht in See in einer Stunde.

Worauf sich die 'Nelle' bezieht, da kann jeder Leser seiner Phantasie freien Lauf lassen. Vllt eine Dame? Eine Pflanze? Eine inseleigene Spezies?

Ob die Form eine Abänderung erlaubt, das weiß ich nicht. Ich seh das auch nicht sooooooo bierernst. Sollte sich ein Experte melden und belegen können, dass mein Text aufgrund dieser Abweichung keine Villanelle sei, dann nehm ich das k raus und gut is.

Die Hosenverhältnisse der Eilandfamilie!!! ROFL... diese Formulierung gefällt mir. Das Insiderwissen diesbezüglich fehlt mir, aber wir Dichter leben ja in, von und mit unseren blühenden Phantasien.

Meine 6 Strophen sind ein abgeschlossener Text, der mit allen Vorschriften für eine Villanelle konform geht und die 7. Strophe nicht braucht.

Die ist als Gag und zusammenfassendes Nachwort angedacht, explizit als 'Nachlese' ausgewiesen und somit den Regeln der Strophenform nicht unterworfen.

Seid alle herzlichst bedankt für Euren Besuch und Eure wohlwollenden Kommentare. Freut mich sehr, wenn Euch meine olle Nelli gefallen und ein Schmunzeln entlockt hat.

Liebe Grüße an Euch von Lai
__________________
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (28.10.2014 um 23:15 Uhr)
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2014, 06:39   #9
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Liebe Lai,

Zitat:
das Tischtuch geht ein zweites Mal zugrunde.
vielen Dank für die Ehre, die Du mir in Deinem Werk zuteil werden lässt. Lese ich da etwa einen Anflug von Eulenneid? Hättste vielleicht besser ä Pärle Saide übers Deckle verspritzen sollen? Nenene, ändern kommt gar nicht in Frage! Die Bezugnahme ist ja offensichtlich, und ich freue mich sehr darüber!

"Frustabladestelle" ist der Hammer und trifft den Nagel auch noch thematisch auf den Kopf!

Zu den Inversionen, gegen die ich ja auch eine ausgeprägte Aversion habe, kann ich nur sagen: So lange das Prädikat auf Platz zwei steht, ist alles halb so wild! Diese Art Inversion, bei der nur Subjekt und Objekt vertauscht sind, fällt bei mir nicht in die Kategorie der Nogos und die meine ich nicht, wenn ich immer so angewidert reagiere. Aber vielleicht fällt Dir ja trotzdem noch was anderes ein.

Die Veränderung des Refrains in der Schlusszeile finde ich grandios! Normalerweise halte ich nichts von Veränderungen der wiederkehrenden Zeilen, weil gerade der genaue Wortlaut in der Wiederholung die Substanz ist, von der diese Strophenform lebt. Aber genau diese Wortsequenz hat der Leser bei Dir ja im Ohr. Du wendest den Trick ein einziges Mal und exakt an der richtigen Stelle an und verkehrst die Aussage mit Hilfe eines einzigen Buchstaben ins Gegenteil. Klasse!

Jetzt haben wir also auch dieses Wiederholungsding im Kasten, und Deine Villanelle hat mir wirklich Spaß gemacht!

Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (28.10.2014 um 07:29 Uhr)
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2014, 22:43   #10
AAAAAZ
Wortgespielin
 
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 664
Standard

zwei Anregungen:

Schon übergeb' ich mich mit Frikadelle

- dann passt auch dein Tischtuch zu Grunde Gehen,

oder: Sie geht zerlegt am Tischbein vor die Hunde

- mein Magen dreht noch mal die Ehrenrunde

LG AZ
AAAAAZ ist offline   Mit Zitat antworten
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