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Alt 17.02.2013, 08:34   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Lebensfluss

Das Dasein scheint mitunter unbegehrt -
an Tagen, wie sie ungelebt verstreichen,
an Zielen, die wir nimmermehr erreichen,
bemessen wir der Dinge wahren Wert.

Doch sind wir hochgespült vom stillen Grunde,
begegnen uns Minuten, deren Lodern
die Seele aufwühlt aus dem kalten Modern,
und freudig greift sie in die volle Runde!

Wie selten sind die goldumglänzten Stunden,
da unser Alltag frischen Atem kostet
und unser Wille neuen Drang empfunden,

als wir erkannten, dass wir uns noch fühlen!
Wer sie verstreichen lässt, wird bald verrostet
am Grund des Lebens nach Vergangnem wühlen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (13.03.2013 um 17:35 Uhr)
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Alt 17.02.2013, 15:13   #2
Galapapa
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Hallo Erich,
Dein Gedicht beschäftigt sich mit Gedanken, die auch mich desöfteren umtreiben.
Mit dem Sonett hast Du eine treffende Form für diese Verse gefunden.
Lediglich an einer Stelle bin ich gestolpert: Im 2. Quartett, dritter Vers ist eine Silbe zuviel. Wenn Du dort das "...aus dem kalten Modern..." abänderen würdest in "...aus kaltem Modern...", dann, so meine ich, wäre der Rhythmus auch an der Stelle unauffällig.
Ja älter ich werde, umso mehr kreisen die Gedanken um, ich nenne es mal, "die Länge der Reststrecke", und auch ich habe irgandwann erkannt, dass ein sich Vergraben in Erinnerungen, Vergangenem und Verlorenem die schlechteste Lösung ist.
Mein Motto ist geworden: "Es ist nicht mehr viel; mach was draus!"
Besonders gefallen mir die letzten drei Verse der ersten Strophe.
"Tage, die ungelebt verstreichen", weiß Gott, davon gibt es viel zu viele.
Herzliche Grüße!
Galapapa
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Alt 17.02.2013, 15:59   #3
Erich Kykal
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Hi, Charly!

Die besagte Zeile ist völlig in Ordnung - ein fünfhebiger Jambus.
Deinen Einwand kann ich mir nur damit erklären, dass du versehentlich "aufgewühlt" anstatt "aufwühlt" gelesen hast.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 18.02.2013, 07:37   #4
Galapapa
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Hallo Erich,
Du hast natürlich vollkommen Recht. Ich bitte um Entschuldigung.
Ich habe es tatsächlich fertiggebracht, den Text mehrmals hintereinander mit dem gleichen Fehler zu lesen. Ich las "aufgewühlt" anstelle von "aufwühlt", was inhaltlich ja auch keinen Sinn macht.
Ich denke jetzt langsam mal über einen Platz im Pflegeheim nach...
Herzliche Grüße!
Galapapa
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Alt 18.02.2013, 11:56   #5
Erich Kykal
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Ach nöh, keine Sorge! Derlei ist mir auch schon passiert, darum kam ich ja auch gleich drauf. Also kein Grund, Demenz zu vermuten...ähhh...worüber sprachen wir grade????



LG, eKy
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Alt 09.03.2013, 18:43   #6
Dana
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Lieber eKy,

nicht nur dein Sonett spricht über den "Lebensfluss" - auch die Unterhaltung mit Galapapa - in die ich mich lebensfließend einreihe.

Ich finde dein Gedicht (wie alle deine Gedichte) tief sensibilisiert, hochgradig lyrisch und ernte wieder: "Das habe ich nur so vor mich hin gedichtet, denn ..."

Neulich, als ich zu meinen Eltern fuhr (ca. eine Stunde Fahrt), habe ich mein Zeitdenken verglichen. Mit 8 oder 9 Jahren versuchte ich mir vorzustellen, dass auch ich einmal 30 Jahre alt oder mehr sein könnte. Es schien mir damals fast unmöglich.
Heute ist alles "erreicht", trotz der Lichtjahre, und mir wurde bewusst, dass das, was nachbleibt, nichts mehr mit Lichtjahren zu tun hat. Es ist berechenbar geworden.
Das wurde auch Thema zwischen meinen Eltern und mir.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Wie selten sind die goldumglänzten Stunden,
da unser Alltag frischen Atem kostet
und unser Wille neuen Drang empfunden,

als wir erkannten, dass wir uns noch fühlen!
Wer sie verstreichen lässt, wird bald verrostet
am Grund des Lebens nach Vergangnem wühlen.
In dieser Diskussion gab es ein "Wenn und Aber" und ich war "viel zu jung" um zu beurteilen. Es schmeichelte nur bedingt.

Ich sende dir möglichst unverrostete Grüße mit großem Schaffensdrang nach der Pensionierung,
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 09.03.2013, 21:11   #7
Erich Kykal
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HI, Dana!

Für unsere Altvorderen werden wir immer die Kinder bleiben, die sie umsorgten und erzogen, um die sie bangten und die sie mit Stolz erfüllten! Alter und Reife der Kinder sind Gift für diese Erinnerungen, die ihnen lieb und teuer sind! Sehen wir es ihnen nach!

Vielen Dank für Lob und Lebenseinblick!

LG, eKy
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