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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 20.07.2011, 18:48   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
Standard Transzendenz

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Entspannt am Strand,
von links der See, von rechts der Blätter Rauschen,
als würden Bass und Bariton sich nähern ohne anzukommen,
weil dir die Sandburg windstill gaukelt, dass den Gesang ein eignes Element bestimmt.

Er steigt aus Tiefen auf
und wird in Höhen übertragen,
nur ab und an, wie im Sopran, durchbricht,
ein Laut des Vogels die Monotonie und fügt sich ein
zur Melodie.

Du scheinst im Schlaf,
jedoch die Hörfrequenz ist offen wie noch nie.
Des Schwanenpaares Flügelschlag stimmt kurz nur an
und zieht vorüber. Ein fernes Bellen wird ertränkt, mit ihm, protestgetarnt,
ein Möwenschrei.

Hoch über dir versinkt im Blau
des Fliegers Rotation und feiner noch stellst du dich ein,
bleibst frei im Tun und Wollen, bis losgelöst du selbst ein Teil des Wassers
und der Lüfte bist, der Sonne nah, ein Blatt im Wind;
zum freien Flug herausgeschält hat sich
ein Kind der Elemente.
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__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 23.07.2011, 13:43   #2
Stimme der Zeit
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Standard

Hallo, liebe Dana,


nanu? Noch keine Kommentare? Das erstaunt mich ein wenig. Aber einmal die "Erste" zu sein, ist auch nicht schlecht.

Ich möchte dieses Mal gerne zuerst auf den „technischen“ Aspekt eingehen, denn ich finde ihn sehr interessant.

Zum einen die „äußere Form“. Dabei assoziiere ich entweder Wellen am Strand oder (ebenfalls möglich) Wolken, die sich im Wasser „spiegeln“. Beide Bilder sind schön, jedes auf seine Art. Da Wellen bzw. Wolken nie völlig gleichförmig sind, variierst du durch die Zeilenumbrüche optisch deren unterschiedliche Ausformungen.

Insgesamt ist das Gedicht auf ein stringentes Metrum hin ausgerichtet, von ein paar Stellen abgesehen. Ich denke aber, dass sie gewollt sind.

In Strophe 1, Vers 4 macht mich das Komma darauf aufmerksam, dass der daktylische Versfuß nicht hier stünde, wenn der Zeilenumbruch anders gesetzt wäre.

In Strophe 2, wiederum Vers 4, „durchbricht“ im Sinne des Inhalts ein „Vogellaut“ die „Monotonie“ – mittels zweier daktylischer Versfüße. Er „folgt der Melodie“.

In Strophe 3, Vers 4 – siehe Strophe 1.

Und in Strophe 4, diesmal Vers 3, siehe Strophe 1 und „frei im Tun und Wollen“.

(Abgesehen vom „Laut des Vogels“ bestätigt mir die Interpunktion meine Vermutung, jedenfalls glaube ich das mal (optimistisch).)

Obwohl Form und Zeilenumbrüche mir ungewohnt erscheinen, kann ich einen Rhythmus finden, da dieses Gedicht ein durchgehendes Metrum hat. Das macht es „klangvoll“.

Außerdem hast du „Reime“ darin – Stabreime (Alliterationen), sehr stimmige Assonanzen und Metaphern. Dazu kommen noch weitere rhetorische Stilmittel wie z. B. die Anapher (von links, von rechts). Bei diesen beiden hier bin ich mir nicht ganz sicher, (bzw. ich weiß nicht, ob ich „trittsicher“ genug im Erkennen bin), aber ich denke, das ist eine Allegorie: „Er steigt aus Tiefen auf und wird in Höhen übertragen,“. Und das: „Bass und Bariton“. Zuerst dachte ich, Tautologie, aber hier gibt es „Unterarten“, also warf ich die Suchmaschine an. „Bass und Bariton“, das ist offenbar ein „Hendiadyoin“, wie z. B. „Mord und Totschlag“. (Also habe ich gleich selbst etwas dazu gelernt).

Jetzt aber von der Form (schön!) zum Inhalt.

Was bleibt mir da noch viel zu sagen, außer vielleicht: *Schwärm*? Das ist mein absoluter Ernst, du zeichnest hier wirklich schöne Stimmungsbilder, liebe Dana. Ich brauchte ein wenig „Überwindung“, um mich doch an die „Strukturanalyse“ begeben zu können. Dein Gedicht ist sehr, sehr schön geschrieben. Es wirkt an der „Oberfläche“ und auch, wenn ich in die „Tiefe“ gehe. Die "Sprache" ist wunderbar lyrisch, und deshalb hat sie mich auch "verzaubert".

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe und verträumte Grüße

Stimme
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Alt 24.07.2011, 18:51   #3
ginTon
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hallo dana,,

ein sehr schönes naturgedicht, welches du eingestellt hast, wobei ich den eingang des gedichtes, sprich die erste strophe, am besten finde:

Zitat:
Entspannt am Strand,
von links der See, von rechts der Blätter Rauschen,
als würden Bass und Bariton sich nähern ohne anzukommen,
weil dir die Sandburg windstill gaukelt, dass den Gesang ein eignes Element bestimmt.
das ganze Gedicht scheint so geschrieben worden zu sein, als würde der erzähler von aussen selbst, seine eigene sichtweise beschreiben:

Zitat:
Du scheinst im Schlaf,
jedoch die Hörfrequenz ist offen wie noch nie.
oder die vorstellung, wie jemand die welt wahrnehmen könnte, ist dargelegt worden..insgesamt ein sehr schönes werk

liebe grüße gin
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Schtjel Sam Abys Mje Uchiel!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 02.08.2011, 07:35   #4
Cebrail
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Hallo Dana,
ich kommentiere nicht sehr oft, vielleicht weil mir zur Zeit der Zugang zu manchen Zeilen nicht gelingen mag.
Doch lese ich immer wieder hier und bei diesen, deinen Worten, fühle ich mich endlich mal wieder angesprochen.
Hier beschreibst du ein Gefühl / Zustand und ich kann dem nachfühlen, mich hineindenken.
Du hast hier Sprache und Rhythmus in einen stimmigen Kontext gesetzt, welcher mich lächeln lässt.

Nun gut, den von Stimme der Zeit angesprochenen Daktylus kann ich so nicht finden, aber darum geht es mir auch nicht, vielleicht habe ich auch nur einen anderen Rhythmus ;-).

Ich finde hier, für mich, philosophische Ansätze und die besonders gelungene
Beschreibungen einer subjektiven Wahrnehmung.

Ich denke mich bei deinen Zeilen in einen dieser stillen Sommertage hinein.
Man sitzt einfach nur da und lässt die Szene auf sich wirken und gerade dieses „einfache“ dasitzen und beobachten, dieses besondere Gefühl, hast du für mich treffend umschrieben.

Auch dein Umgang mit der Sprache ist hier für mich nur als passend zu umschreiben.
Ich mag es einfach, wenn Wendungen wie „der Blätter rauschen“ oder „des Schwanenpaares Flügelschlag“ verwendet werden.

Sehr schöne inspirierende Zeilen, die ich sehr gerne gelesen habe.
Danke dafür
Cebrail
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© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
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Alt 09.08.2011, 21:16   #5
Dana
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Liebe Stimme,

du bist immer so wunderbar ausführlich und erkennst Dinge, wo man sich fast "gebauchpinselt" fühlt, so viel hineingelegt zu haben.

Nein, ich freue mich riesig über dein Erkennen.
Ich war tatsächlich allein am Strand, habe mir eine Sandburg für Windstille geschaffen und mich einfach fallen lassen.

Form und Breite sollen das Wellenspiel darstellen. Der Strand (Ostsee) liegt zwischen Meer und Wald. Ich hörte fast einen Sturm und doch war es windstill. Einmal burgbedingt und zum Zweiten, der Wind kam ablandig.

Es ist ein Versuch, Erlebtes, Gefühltes in lyrische Sprache zu übertragen, ohne die Augen zu öffnen.

Lieber ginTon,

Zitat:
Zitat von ginTon
das ganze Gedicht scheint so geschrieben worden zu sein, als würde der erzähler von aussen selbst, seine eigene sichtweise beschreiben:
schau mal, was ich oben schrieb. Ich freue mich über die eigene Sichtweise, ohne die Augen zu öffnen.

Alles, was ich nicht sah, ist so geschehen.

Lieber Cebrail,

gerade weil du nicht oft kommentierst aber in diesem Wellenspiel und Blätterrauschen gelandet bist, hast du mir ein großes Komliment gemacht.
Eine schöne einfühlsame Betrachtung deinerseits, die ganz meinem "Erleben" entspricht.
Ich habe ganz bewusst keinem "Laut" ein Auge geschenkt, sondern mich ganz auf die Wahrnehmung eingelassen - zuletzt war ich tatsächlich mittendrin.


Eure Rückmeldungen haben mich sehr, sehr gefreut. Kein Grund, um abzuheben, weiß ich wohl - aber ein wenig berauschend schon.

Vielen Dank und liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 10.08.2011, 08:51   #6
a.c.larin
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hallo dana,

deine halbschlafphantasie (so kann man es wohl nennen) lässt deutlich den alphawellenzustand erkennen, in den das LYRICH da abgedriftet ist.

was kann es bessereres geben im urlaub oder am wochenende?
erholung pur und auftanken für die seele!

das fühlt sich schon beim lesen verdammt gut an.
ich will sofort auch einen liegestuhl haben!

das ist endlich mal ein "sommerloch" , in dem man gerne verschwindet!

liebe grüße, träum noch weiter!
larin
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Alt 22.08.2011, 19:45   #7
Dana
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Liebe Larin,

abgedriftet passt.

Die Entspannung, Erholung und Stimmung kann ich immer noch abrufen.

Danke für das schöne Kompliment:

Zitat:
Zitat von larin
das fühlt sich schon beim lesen verdammt gut an.
Schade, man müsste es einwecken können und im Winter öffen.

Liebe Grüße
Dana
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