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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 09.10.2009, 10:00   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Ich werde Menschen nie verstehn!

Da wünschen sie, dass bunt erklinge
der vollen Erde Vielgestalt
im grenzenlosen Lied der Dinge,
und suchen dennoch ängstlich Halt
im Wollen, dass nur Einer singe!

Und Einem folgen sie in Chören,
nur wenig sind es, die sich sträuben,
als wollten sie Sein Schlaflied hören,
den wachen Geist sich zu betäuben,
um ihn mit Hoffnung zu betören!

So folgen sie Ihm nach und gehn
in Seinem Namen gern zugrunde,
und selbst im Tode weicht ihr Flehn
nach Ihm zuletzt aus ihrem Munde...
Ich werde Menschen nie verstehn!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (14.08.2014 um 17:52 Uhr)
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Alt 09.10.2009, 10:09   #2
Leier
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Lieber Erich Kykal,

hier steht der Inhalt über der Form, ungewöhnlich bei Dir.

Meine recht simple Antwort:

Weil sie ohne religiöses Gerüst nicht auskommen. Weil sie nicht in sich selbst ruhen.
Weil sie die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit nicht verkraften können.
Weil sie Eigenverantwortung ablehnen.
Und - pardon! - weil sie Schafe sind, die einen Leithammel brauchen. Und, und, und.

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 09.10.2009, 10:41   #3
a.c.larin
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ergänzend zu cyparis ausführungen, füge ich an:

weil sie im tiefsten grunde ihrer seele immer noch wie kleine kinder sind, die sich nach einem guten vater, nach einer guten mutter sehnen, so sehr, dass sies oft lange nicht bemerken , wenn sie schlecht "beeltert" werden......

liebe grüße,
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 09.10.2009, 12:49   #4
Erich Kykal
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Hi, Cypi ind Larin!

Eure Erläuterungen zum Warum klingen - wie soll ich sagen - irgendwie beinah herablassend, so als spräche der Allweise vom Gipfel seiner Weisheit über die niederen Gefilde der Kleingebliebenen tief unter ihm, von einem Treiben, über das er sich schon lange erhoben hat und mit dem ihn nichts mehr verbindet.
Ich weiß schon, dass es nicht so gemeint war - ich sage nur, dass es ein klein wenig danach klingt, wenn man es liest.

Der Text ist natürlich nur eine rhetorische Frage, mittels welcher der Autor nur die Fehler des Allzumenschlichen auf's Tapet bringen will, der Aufhänger sozusagen. Da ich weiß, dass ihr das wisst, stellt sich mir nur die Frage, warum ihr euch dennoch bemüßigt fühltet, mir darauf Antwort zu erteilen. Zwickt euch die Dummheit der Welt denn gar so sehr, dass ihr solch eine Gelegenheit zum Seitenhieb nicht verstreichen lassen konntet?
Ich kann's ja verstehen - deshalb habe ich ja auch das Gedicht da oben überhaupt erst geschrieben!

LG, eKy
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Alt 09.10.2009, 12:59   #5
Leier
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Lieber Erich Kykal,

wirklich, herablassend sollte das nicht klingen, denn ich selbst nehme mich von den Schafen nicht aus. So hochmütig bin ich nicht.
Die aufgezeigten Gründe gelten zuzeiten auch für mich!
Sonst hätte ich sie wohl nicht so schnell benannt.

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 09.10.2009, 13:07   #6
Erich Kykal
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G'schamster Verbeuger, Freundin meiner Seele!
Ebensowenig wollte ich belehrend wirken - eher augenzwinkernd, denn auch ich nehme mich selbst da natürlich nicht aus!

LG, eKy
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Alt 09.10.2009, 13:27   #7
a.c.larin
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liebe erich,

ich bin zutiefst verwundert und erstaunt, wie das , was ich, aus tiefster anteilnahme um die nöte meiner mitmenschen wissend, formuliert habe, in deinen ohren herablassend klingen konnte....?

da war kein (auch nur irgendwie gearteter) vorder-rück -oder seitenhieb von mir ausgegangen - wieso du also einen wahrgenommen hast, weiß ich nicht.

"kleine kinder" sind für mich nichts minderes - ich arbeite täglich mit ihnen und staune über ihre fortschritte , ihre weisheit, ihre intuition.
aber ich sehe auch ihre mühen und nöte und ( immer wieder und wieder ):
das versagen mancher eltern.
da wo "gute" beelterung fehlte, weint die seele des kindes oft noch ein leben lang...( auch in den bereits erwachsen gewordenen "kindern")

ich glaube , dass gerade das "kleine kind" in uns den schlüssel zur lösung seiner probleme in händen hält - nicht umsonst verbeugt sich die bibel in der weihnachtslegende gerade vor diesem und sagt : "so ihr nicht werdet wie die kinder....."

aber kinder werden manchmal ziemlich alleine gelassen.
und das, was in der kindheit alleine und auf sich gestellt war, sucht dann im späteren leben nach führung und annahme.....
so meinte ich das.

mir anderes zu unterstellen oder auch nur in dessen nähe zu bringen bedeutet, mich misszuverstehen.

mich dauert es jedes mal, wenn ich sehe, wie menschen in die irre gehen.
aber immer öfter kann ich nachvollziehen, warum es so kommt (ohne es deshalb gutheißen zu müssen)
manchmal kann ich etwas dazu beitragen, damit befreiung und mehr klarheit entsteht, manchmal auch nicht.

denn auch ich bin nur ein mensch - und mehr will ich gar nicht sein.


liebe grüße,
larin.
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Alt 12.10.2009, 10:33   #8
Erich Kykal
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Hi, larin!

Dieses schrieb ich im allgemein-philosophischem Sinne, keinesfalls in formalem!
Natürlich bist du stets alles andere als herablassend!
Ich meinte die Aussage an sich im Sinne dessen, dass wir (alle) immer gleich so genau Bescheid zu wissen glauben, obwohl uns doch klar sein sollte, wieviele verschiedene Einflüsse da herein- und zusammenspielen, gerade wenn`s um menschliche Schwächen und ihre "Beurteilung" geht.
Wir verallgemeinern, schubladieren und wissen (natürlich!) Bescheid und sagen dies auch, ob wir nun Zeugen waren oder nicht. Ich nehme mich da selbst auch nicht aus. Eure Antworten gaben also - wie eben beschrieben - sofort und in gutgemeinter, aber unvollkommener Überzeugung - eine Antwort, warum dies oder das aus EURER Sicht so sei. Und dies erschien mir - selbst oft genug so rasch und umfassend geurteilt habend - im philosophischen Sinne eben zu wenig hinterfragend, zu leichthin gesetzt.

Bitte nicht grollen. Es war - so gesehen - ungeschickt formuliert. Ich hoffe, diese Erklärung stimmt dich wieder milde!

LG, eKy
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Alt 12.10.2009, 15:24   #9
norbert
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hallo lieber poeterich,
ich finde in diesem zusammenhang schopenhauers gedanken interessant.
er behauptet, 5/6 der menschen sind eher etwas "dumpf" im kopf, haben einen hang zueinander hin, fühlen sich in der masse - je größer, desto besser - wohl und sicher. er nannte sie - den gepflogenheiten des relativ medienlosen 19. jhdts. entsprechend - die "kartenspieler", da sie sich im wirtshaus trafen, um beisammen zu sein, ohne sich mühsam über irgend ein komplizierteres thema unterhalten zu müssen: also spielten sie karten und freuten sich, wenn sie ein paar groschen gewinnen konnten, die "größeren" gedanken überließen sie gerne anderen...
das übrige 1/6 - dazu gehören wir sensiblen, komplizierten dichterseelen wohl eher - nimmt diese mehrheit eher mit schrecken und verängstigung wahr, fühlt sich dort fremd und verloren und sucht bzw. findet sicherheit eher in der schöpferischen einsamkeit, dem tiefen ergründen von künsten und wissenschaft. zum trost. in dieser gruppe sah schopenhauer jene, die letztlich zur wahren menschwerdung befähigt sind...
liebe grüße
schopenbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2009, 09:13   #10
Erich Kykal
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Hi, norb!

Heute wären diese Leutchen wohl "die Fernseher" oder so! Soviel zur sozialen Tragfähigkeit unserer Gesellschaft.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich nun ein "sensibler Dichter" bin oder mir nur aus sozialer Feigheit (Peter Pan - Syndrom) oder Gehemmtheit (Aspergersyndrom) diese Attitüde verpasst habe, um vor mir selbst rechtfertigen zu können, warum ich nicht unter die Leute gehe.

Im Grunde wurzelt es wohl aber am wahrscheinlichsten darin, dass ich nur wenige Menschen kenne, die mir etwas Interessantes erzählen könnten.
Oder dass ich Angst habe, verletzt zu werden ( Warum ich dann vor 15 Jahren in die Rockerszene gegangen bin? - Vielleicht, weil sie genauen Regeln folgt und so berechenbarer ist als andere Formen von "Wirklichkeit"?).

Wie auch immer, ich überlasse es lieber anderen, zu definieren, was ich in ihren Augen bin. Ich habe schon so genug damit zu tun, mit mir zu leben!

Und die "anderen"? Die "Masse"? Verallgemeinern wir da nicht etwas sehr? Extrapolieren wir da zuviel? Sind wir in dieser Art von raschem und revanchistischem Urteil nicht um keinen Deut besser als jene, die wir so leichthin praejudizieren?

Ich wagte die Frage - ich schrieb sie auf! Die Antwort finde sich jeder allein.
Außerdem war das Gedicht ohnehin eher als rhetorische Frage gemeint - unsere menschlichen Schwächen muss man keinem erklären, der hier schon eine Zeit lang gelebt hat! Interessant fand ich nur, dass jeder hier sofort nur allzu BEREIT war, eine - wie auch immer gerichtete - Antwort zu geben. DAS gibt mir zu denken, zumindest hinsichtlich UNSERES Selbstverständnisses...

Mal drübergrübeln!

LG, eKy
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